Der Politik- und Gesellschafts-Thread (Teil 2)

Ohne mich da groß eingelesen zu haben in die Thematik - aber alleine schon das Wort „wählen“ sollt Automatismen da eigentlich schon mal prinzipiell ausschließen. Wozu sonst noch wählen lassen…

2 „Gefällt mir“

Einerseits steht jeder im Parlament vertretenen Fraktion ein Ausschussvorsitz zu. Andererseits wählen die Fraktionen die Vorsitzenden aufgrund des Vorschlags der jeweils begünstigten Gruppierung; bei der Konstituierung des Parlaments werden die Posten erstmal personenungebunden unter den Fraktionen nach einem bestimmten Schlüssel aufgeteilt. Und da konnten die Vorschläge der AfD noch nie die notwendige Zahl an Ja-Stimmen erzielen, auch in mehrfach wiederholten Wahlgängen nicht. Dies und den daraus resultierenden Streit konnte man seit dem Einzug der AfD in den Bundestag wiederholt verfolgen. Die Argumente waren auf beiden Seiten jedesmal dieselben. Es ist gut, dass dieser Streit nun entschieden ist. Bei der Wahl der Stellvertretung des Bumdestagspräsidiums war es übrigens auch jedesmal dasselbe. Natürlich gab es beiderseits auch mal Überlegungen zu einer möglichen Deeskalation, von der man immerhin sich strategische Vorteile erhoffen mochte, etwa die Vermeidung eines Märtyrerstatus. Aber weder gelang es der AfD-Fraktion hinreichend gemäßigte Personen kandidieren zu lassen. Noch waren es jemals mehr als wenige einzelne Abgeordnete der anderen Fraktionen, die sich zu einem solchen Zugeständnis durchringen konnten.

1 „Gefällt mir“

Söder in Söder Manier - für mich auch wieder total daneben:

Das Thema Exen und Abfragen fand ich auch schon zu meiner Gymnasialzeit eines der lästigsten und nervigsten Themen (die mündlichen Abfragen hatten teilweise echt sadistische Züge wo „Opfer“ von manchen da speziell veranlagten Lehrern reihenweise genüsslich bloßgestellt wurden vor der Klasse) überhaupt, das trotz eigentlich fast immer bester Noten (die dadurch aber natürlich gerade immer gefühlt gefährdet waren) den Schulalltag einem total versaut hat mit diesem offensichtlich völlig unnötigen/sinnfreien Dauerstress, den das erzeugt hat.

Aber klar, einen Söder interessieren da natürlich wissenschaftliche Erkenntnisse null - ihm hat’s nicht geschadet da kann das gefälligst so bleiben wie es ist.

Denn das ist ja eh immer das Beste - alles beim alten Scheiss lassen wies ist. Wir in Bayern sind ja eh die tollsten in D und eigentlich auf der ganzen Welt, wieso sollten wir da je was ändern müssen?

PS: Als einzige im Artikel findet der Philologenverband Söders Machtwort gut - aber ja, sehr überraschend bei fast 200 Jahre altem „Verein“, dass die lieber weiter Angst und Schrecken verbreiten wollen, bisschen Macht ausspielen muss schon sein…

PPS: Beide Eltern sind Lehrer bei mir, eine generelle Lehrerphobie aber sicherlich nicht gegeben wie man da ansonsten vielleicht jetzt raushören zu meinen könnte. Meine „Schulerfahrung“ war overall klar positiv - das spezielle Thema hier aber sicherlich eines ohne das die Zeit wesentlich besser noch in Erinnerung wäre…

3 „Gefällt mir“

Meinst du nicht, dass die sadistisch veranlagten Lehrer auch ohne Exen und Abfragen genug Möglichkeiten fänden, um ihre Schüler zu quälen?
Wir haben an unserer Schule vor ein paar Jahren beschlossen, im ersten Halbjahr statt 2 Stegreifaufgaben eine Kurzarbeit zu schreiben. Der Termin ist bekannt, der Lernstoff erstreckt sich über ca. 5 Unterrichtsstunden.
Im zweiten Halbjahr dürfen die Lehrer entscheiden, was sie machen wollen. Ich mache das in Absprache mit meiner Klasse und hatte durchaus schon Jahre dabei, in denen sich die Mehrheit die Stegreifaufgaben wünschte.
Die Lehrer, die Stegreifaufgaben ohne die geringste Ankündigung aus heiterem Himmel raushauen dürften mMn immer seltener werden.
Alternative Formen der Leistungsmessung finden ohnehin verstärkt Einzug in den Schulalltag.
Ich finde es gut, wenn man als Lehrer aus verschiedenen Bausteinen wählen kann. Und deshalb finde ich es auch gut von Söder, dass er ein angedachtes Verbot bestimmter Formen der Leistungsmessung abräumt.
PS: es dürfte kaum jemanden geben, der in der Lehrerschaft so unbeliebt ist, wie die im Artikel zitierte Frau Fleischmann vom BLLV, die sehr häufig als Totengräberin der einst sehr angesehenen und etablierten Hauptschule bezeichnet wird und zwar quer durch alle Schularten.

Das war natürlich nur ein Extrembeispiel - aber ja, so ne quasi öffentliche Hinrichtung, das gab’s eben nur beim „Ausfragen“ bei manchen natürlich extrem unbeliebten Lehrern, die ebenso natürlich Null repräsentativ für die gesamte Lehrerschaft - schwarze Schafe gibt es überall…

Aber wie gesagt - ich empfand (und die Zeiten sind bei mir 30 Jahre her, dass noch so genau alles in Erinnerung zeigt doch schon wie nervig und einprägsam das war) diesen Dauerstress quasi in jeder (bis auf paar Fächer wo’s sowas generell nicht gab/geben kann) Stunde entweder ne Ex (die damals eben sehr wohl völlig unangekündigt waren) sich einzufangen oder persönlich abgefragt vor allen werden zu können (und das wohlgemerkt alles als eigentlich Musterschüler - wie müssen sich da Mitschüler gefühlt haben, die sich nicht so leicht taten) empfand ich als total nervtötend und eben genau wie da beschrieben wird in dem Artikel als Runterziehen von vielen ansonsten positiven Aspekten der Erfahrung als Schüler.

Und damit eben genau so kontraproduktiv wie es Studien heutzutage aufzeigen, daß es overall klar eher wirken soll…

PS: und ja, das mit dem Zugrunde richten der ehemaligen Hauptschule, davon kann meine Mutter, bis vor kurzem Leiterin einer Haupt/Mittelschule ein Lied singen. Und dabei sucht man heutzutage ja händeringend nach Facharbeitern, die eben im Schnitt früher viel eher von einer Hauptschulausbildung und im Anschluss Lehre generiert wurden - ein Weg, den man aber offensichtlich immer unattraktiver hat werden lassen…

3 „Gefällt mir“

Notengebung ist ja ein durchaus interessantes Thema. Es kann - wie in Dänemark in unteren Klassen - funktionieren, ganz auf Noten zu verzichten.
Wenn man so etwas aber ad hoc einführen würde, dann könnte ich mir vorstellen, dass einige Jahrgänge ziemlich auf der Strecke bleiben. Ich kann mich da ans erste Coronajahr erinnern. Da hatten wir in Bayern ab Ende Mai 2020 noch ca. 2 Monate Schule in Präsenz (sogar in Kleingruppen), durften aber keine Leisungsnachweise erheben und es war klar, dass niemand zu einer Pflichtwiederholung verdonnert werden kann. Ergebnis: es blieb fast nichts Hängen bei vielen Schülern, weil sie wussten, dass zeitnah nichts abgeprüft wird.
Es ist im Übrigen auch - und das ist ein Vorteil von schriftlichen Tests egal ob angekündigt oder nicht - ein ziemliches Problem andere Formen der Leistungsmessung so zu bewerten, dass es zu keinen Beschwerden kommt. Referate sind in dieser Hinsicht oft ein Drama. Es kommt halt immer wieder vor, dass das mühsam erarbeitete gemeinsame Familienprojekt in Wirklichkeit ein ziemlicher Schmarrn war. Inhaltlich schlecht, katastrophaler Vortrag und trotzdem Erwartungen ohne Ende vonseiten der Schüler und der Eltern und dann kann man als Lehrer zwar einen Beobachtungsbogen ausfüllen, aber das überzeugt oft auch nicht.

2 „Gefällt mir“

Entschuldigt bitte meine Unwissenheit, aber was zum Henker sind „Exen“? Das Wort höre ich heute zum ersten Mal.

5 „Gefällt mir“

Ex ist die Kurzform von Extemporale und auch unter dem Namen Stegreifaufgabe bekannt.
Es ist ein schriftlicher Leistungsnachweis, der nicht vorher angesagt wird. Dauer ist maximal 20 Minuten und der Stoff bezieht sich auf die letzte Unterrichtsstunde.
Sie zählen in der Gewichtung einfach, also weniger als Schulaufgaben, die mindestens 1 Woche vorher angekündigt werden müssen und deutlich mehr Lernstoff beeinhalten.
Heute sieht es in der Realität so aus, dass Schüler pro Halbjahr im Schnitt mit 2 solcher Stegreifaufgaben rechnen müssen. Eine große Anzahl von Lehrern gibt den Schülern einen „dezenten“ Hinweis, dass sie sich gut für den nächsten Tag vorbereiten sollen.
Problem: Schulaufgaben und Kurzarbeiten stehen in der Regel in einem schriftlichen Plan, den die Eltern - sofern sie am schulischen Werdegang überhaupt interessiert sind (anderes Thema) - kennen. Somit können sie ihre Kinder zum Lernen anhalten. Bei einer Stegreifaufgabe wissen die Eltern nicht Bescheid und die Schüler haben die verständliche Tendenz, lieber nicht zu lernen, weil man ja vielleicht umsonst gelernt haben könnte.

1 „Gefällt mir“

Auch noch nie gehört, aber Bayern schert da mal wieder aus der Reihe.

Ich kannte es als Kurzkontrolle, Leistungskontrolle oder simpel Test.

2 „Gefällt mir“

Föderalismus im Bildungswesen. Da sind die unterschiedlichen Bezeichnungen für Leistungsnachweise nur eine Fußnote.
Da hätte schon lange gegengesteuert werden sollen.
Jetzt haben wir eine Schere, die kaum zu beheben ist.
Bei der Abschlüssprüfung zur mittleren Reife ist das Mathe-Niveau in Berlin vergleichbar mit dem Niveau, das Realschüler in Bayern am Ende der 7. Klasse haben.
Ein Umzug innerhalb Deutschlands ist somit oft ein riesiges Problem, weil die Kinder teilweise einfach nicht über den Wissensstand verfügen wie ihre neuen Klassenkameraden.

2 „Gefällt mir“

Ja, aber wie willst du dann bayrischen Eltern beibringen, dass sich das Niveau an Berlin angleichen muss? Weil andersrum kann es nicht funktionieren.

Natürlich wird sich mit Händen und Füßen dagegen gesträubt den Föderalismus im Bildungswesen abzuschaffen, wenn das bedeuten würde derartige Privilegien wie „Hat ein Abitur aus Bayern oder Sachsen“ aufgeben zu müssen.

Bei Studienfächern mit NC ist es eher kein Privileg, wenn man das Abitur in Bayern oder Sachsen machen musste.
Ich habe ja gesagt, dass die Schere mittlerweile zu weit auseinanderklafft, um das Niveau einigermaßen anzugleichen.
Wieso kann es eigentlich nicht funktionieren, dass man die Bundesländer, die weniger gut abschneiden, dazu verpflichtet, sich an den Spitzenreitern zu orientieren? Man lässt ihnen weiterhin freie Hand ihr Bildungswesen an die Wand zu fahren.
Edit: und das liegt mMn nur zu einem geringen Teil an unterschiedlicher finanzieller Möglichkeiten der Bundesländer.

2 „Gefällt mir“

Vielleicht weil das auch unangenehme Fragen aufwerfen würde? Aber klar, es sollte immer so sein, dass man sich am Branchenprimus orientiert.

1 „Gefällt mir“

Nicht alles was Bayern macht, ist erstrebenswert:

Eine Studie hat die Bildungsgerechtigkeit in den Bundesländern verglichen. Bayern ist Schlusslicht, wenn es um gleiche Chancen auf Bildungserfolg geht – unabhängig der Herkunft.

Was ich damit sagen möchte: Auch das Schulsystem der einzelnen Länder zu bewerten und in eine Tabelle zu stecken, wird dem Thema nicht vollumfänglich gerecht.

2 „Gefällt mir“

Hier eine kleine Erklärung für die niedrigen Zahlen an Gymnasiasten in Bayern:
In Bayern endet die gemeinsame Schulzeit aller Kinder eine Jahrgangs nach der 4. Klasse Grundschule. Zur Auswahl stehen die Mittelschule (früher Hauptschule genannt, die man normalerweise 9 Jahre besucht und mit dem sog. Quali abschließt), die Realschule (Schulzeit 10 Jahre und Abschluss mit der Mittleren Reife) und das Gymnasium (mittlerweile wieder Abitur nach der 13. Klasse). Wer auf welche Schule geht, entscheiden die Eltern UND die Noten. Um das Gymnasium besuchen zu können, muss man in den drei Fächern Deutsch, Mathematik und Heimat- und Sachunterricht (HSU) einen Gesamtschnitt von 2,33 oder besser haben. Für die Realschule darf der Schnitt schlechtestenfalls 2,66 sein. Wer diesen Schnitt nicht erreicht (also 3,0 oder schlechter aufweist) hat noch die Möglichkeit, an einem dreitägigen Probeunterricht (also einer Aufnahmeprüfung) für die gewünschte Schulform teilzunehmen. Schafft man diesen Probeunterricht nicht, ist der Besuch der Mittelschule vorgeschrieben. Ein Wechsel der Schulart ist aber - gewisse Noten vorausgesetzt - nach jedem Schuljahr möglich. Ein Schüler, der an der Mittelschule gestartet ist, kann durchaus im Laufe seiner Schullaufbahn noch auf einem Gymnasium landen.
Anders als in manche anderem Bundesland ist es somit in Bayern nicht möglich, dass ein Kind nur aufgrund des Elternwillens aufs Gymnasium oder die Realschule wechselt. Das geht nur, wenn gewisse Vorleistungen erbracht wurden (entweder in der 4. Klasse oder im Probeunterricht). Das schränkt die Zahlen an Gymnasiasten schon einmal ein.
Ein weiterer Grund ist der noch immer eher elitäre Ruf, der Gymnasien in Teilen der Bevölkerung gerade in ländlichen Gegenden, vorauseilt. Zudem haben Gymnasien den Ruf, dass sie sehr viel fordern und die Schüler eher Nummern sind und nicht so sehr als Menschen gesehen werden. Und hier kommt die Realschule ins Spiel. Viele Eltern entscheiden sich gerade auf dem Land bewusst für diese Schulform, obwohl ihre Kinder locker den Notenschnitt von 2,33 fürs Gymnasium geschafft hätten. An meiner Schule haben wir jedes Jahr weit über 50% Fünftklässler mit einer Gymnasialeignung. Die Eltern schicken ihre Kinder aber bewusst zu uns, weil der Weg dort einfach weniger anstrengend ist. Es gibt (außer man wählt ab der 7. Klasse den Sprachenzweig mit Französisch) keine 2. Fremdsprache und keinen Pflichtunterricht am Nachmittag und auch sonst ist das Niveau niedriger. Aber: mit einem erfolgreichen Abschluss an der Realschule und einem Schnitt von 3,33 oder besser in Deutsch, Mathematik und Englisch kann man auf die Fachoberschule (FOS) gehen und dort entweder 2 oder 3 Jahre bleiben. Nach 3 Jahren hat man die Möglichkeit das allgemeine Abitur zu erwerben und gleichberechtigt alles zu studieren, was auch Schüler vom Gymnasium studieren können. Optional macht man nach der Realschule eine Lehre und geht dann auf die Berufsoberschule (BOS), die man nach 2 Jahren mit dem allgemeinen Abitur abschließen kann. Manche gehen 2 Jahre auf die FOS oder 1 Jahr auf die BOS und studieren dann an einer Fachholschule (FH).
In Bayern dürfte die Quote der Studenten an FH und Universität, die ihre Hochschulreife nicht über das Gymnasium erworben haben, mittlerweile bei ca. 50% liegen. Und nicht wenige davon sind keine Spätstarter, bei denen erst im Laufe der Jugend der Knopf aufgegangen ist, sondern solche, die sich nach der vierten Klasse bewusst für diesen Weg und gegen das Gymnasium entschieden haben.
Ich denke, dass diese beiden Aspekte wesentlichen Einfluss darauf haben, dass in Bayern in absoluten Zahlen weniger Schülerinnen und Schüler ein Gymnasium besuchen, als in anderen Bundesländern.
Wenn man - wie die im Artikel zitierte Studie - einzig und allein die Anzahl an Schülern am Gymnasium als Maßstab nimmt, schneidet Bayern schlecht ab. Ich teile da eher die Einschätzung der bayerischen Bildungspolitik, dass es nicht das Ziel sein kann, möglichst viele Schüler aufs Gymnasium zu bringen und dann immer weiter mit dem Niveau herunterzugehen, nur damit man möglichst hohe Quoten von Abiturienten hat.
Ob der Weg der Trennung nach 4 Jahren richtig oder falsch ist, kann man mMn nicht absolut beantworten. Manche Kinder würden sicherlich davon profitieren, wenn sie noch länger gemeinsam unterrichtet würden. Andere Kinder werden dagegen in ihrer Entwicklung eher gebremst, wenn sich die Lehrkräfte noch länger verstärkt um schwächere Schüler kümmern müssen. Seit die Anzahl der Kinder, die an der Grundschule gar kein oder nur wenig deutsch sprechen, immer größer wird, ist das Niveau dort verständlicherweise niedriger geworden, da für mehr Differenzierung die Lehrer fehlen. Somit profitieren gerade die besseren Schüler mMn davon, wenn sie ab Klasse 5 in einer von Niveau her höheren Schule besser gefördert und auch gefordert werden. Eines ist nämlich festzustellen. Viele Fünftklässler müssen erst einmal lernen, dass man lernen muss, um Erfolg zu haben. Wer zu den besseren Schülern einer Grundschulklasse gehört, ist es gewohnt, dass durch permanente Wiederholung, die für die schwächeren Schüler nötig ist, irgendwann das Thema verstanden wurde, ohne dass man daheim etwas lernen müsste. An der neuen Schule, egal ob Realschule oder Gymnasium müssen sie sich umstellen. Wenn der Wechsel erst nach der 6. Jahrgangsstufe oder gar noch später (wie von manchen Wissenschaftlern gefordert) erfolgen würde, wäre mMn die Umstellung noch schwieriger, weil sie dann während der Pubertät erfolgt, wo ohnehin schon genug andere Probleme auf die Schülerinnen und Schüler warten.

3 „Gefällt mir“

Morgen geht es in Brandenburg um alles … war beruflich da:

Ab 20:00 Uhr war die Straße am Luisenplatz wegen Überfüllung gesperrt. Potsdam bekennt Farbe.


6 „Gefällt mir“

Als ich meine Schulzeit hatte wurde in Bayern nach der 4. Klasse nur die Gymnasiasten (damals auch mit Limit 2,33 wenn recht in Erinnerung) „aussortiert“ und dann nach der 6. nochmal in Real/Hauptschule gesplittet.

Daß dann aber später schon alle wichtigen Entscheidungen nach der 4. Klasse (viele sind halt zB auch sowas wie Spätzünder) fallen müssen und es da wegen so winzigen Unterschied (eine oder zwei 3en statt 2er) dann ins oberste, mittlere oder unterste „Regal“ (natürlich wohl unpassender Ausdruck bei so sensibelen Thema) geht - ich konnte das absolut NIE nachvollziehen wo da der Sinn liegen soll und sowohl von meiner Mutter (wie schon erwähnt bis vor Kurzem Hauptschulleiterin) und 2 Cousins, die beide Gymnasiallehrer, wurde diese skeptische Sichtweise eigentlich immer total bestätigt, daß in der Tat extrem fragwürdig…

Gibt’s da hier (vor allem natürlich vom Experten @willythegreat, aber gerne auch anderen Laien zum Thema wie ich selber) Meinungen zu?

1 „Gefällt mir“

Meine Haltung dazu ist recht ambivalent. Ich finde eure Posts dazu durchaus interessant, muss aber eines gestehen:
Die viel interessantere Frage für mich ist die, was man eigentlich unter Leistung verstehen soll. Schließlich soll ein Notenschnitt genau darüber Auskunft geben, nicht wahr? Ich bin aber der Meinung, dass genau die Fähigkeiten, die einem im Leben weiterhelfen oder die wichtig wären, um nicht nur sich selbst, sondern auch der Gesellschaft eine Stütze zu sein, an der Schule nicht ausreichend gelehrt werden. In manchen Bereichen nicht mal auftauchen. Und zwar an allen Schulen.
Außerdem würde ich gerne die Gewichtung der einzelnen Fächer völlig neu aufstellen. Und einiges mehr.

Schon klar, dass ich damit ein richtiges Fass aufmache. Und meine Aussagen sind natürlich sehr allgemein. Aber ich will nicht konkreter werden, ohne angefragt zu werden.
Nur musste ich das klar machen, um zu begründen, warum ich die detaillierte Frage nach der passenden Übergangsphase für eine zu vernachlässigende halte, solange wir immer noch vor allem eine Horde egomanischer Zombies heranzüchten.
(Der letzte Nebensatz ist außerordentlich polemisch, völlig überspitzt. Es gibt keine Zombies. Aber er verdeutlicht, in welche Richtungen ich denke.)

3 „Gefällt mir“

Also bei mir rennste da mit allem Gesagten (und das trotz oder gerade wegen doppeltem Lehrerkind?) total offene Türen ein.

Hier in UK ist zB. etwas nicht nur erlaubt, sondern sind wir auch kurz davor (und planen das schon weit über ein Jahrzehnt) bei unserem Sohnemann selber zu starten: Homeschooling!

Was natürlich so gut wie nix damit zu tun haben muss was da in der Pandemie mit dem Begriff verunglimpft wurde in Deutschland. Aber natürlich trotzdem etwas ist was in D nun wirklich jenseits des Vorstellbaren wohl ist daß man gewillten Eltern sowas anvertrauen könnte/dürfte :wink:

PS: apropos Fächer:

In UK kannste auf College Level (also was bei euch die Kollegstufe Gymnasium) aus satten 80 Fächern deine A Levels aussuchen! Da könnte ich mir noch am ehesten vorstellen meinen Sohnemann nochmal dem britischen Schulsystem (mit 16 wären wohl auch die übelsten Auswüchse der Pubertät überstanden) anzuvertrauen wenn er denn dann nochmal Bock auf sowas hätte. Gleichzeitig gibt es dort zu mehreren wichtigen entry points standardisierte Tests, so daß auch eine Rückkehr ins normale Schulsystem problemlos möglich wäre…

2 „Gefällt mir“

Die Entstehung der aktuellen Lösung mit der Aufteilung auf 3 Schularten nach der Grundschule ist auch ganz interessant. Die Entscheidung hierfür fiel übrigens Ende des 20. Jahrhunderts, also haben alle hier, die in Bayern vor dem Jahr 2000 ihren Abschluss gemacht haben, noch das von @Ibiza beschriebene System mit Entscheidung für oder gegen Gymnasium nach der 4. Klasse und Entscheidung für Hauptschule oder Realschule nach der 6. Klasse erlebt.
Die treibende Kraft dahinter war im Übrigen der bpv, also der Verband der Gymnasiallehrer. Warum? Da gegen Ende des 20. Jahrhunderts der Ruf der Hauptschule in der Bevölkerung immer schlechter wurde (es geisterte oft der Begriff „Restschule“ herum), entschieden zahlreiche Eltern nach der 4. Klasse, ihr Kind aufs Gymnasium zu schicken, wenn der Schnitt passte, von vornherein aber mit dem Ziel, dass das Kind nach der 6. Klasse Gymnasium auf die Realschule wechselt und man so dem Kind 2 Jahre an der Hauptschule „erspart“. Die Gymnasien waren nicht gerade davon begeistert, dass man die Kinder dort nur „zwischenparkt“.
Ein weiteres Probleme das alten Systems war, dass einige Hauptschulen alles dafür taten, um übertrittswilligen Schülern in der 6. Klasse den Übertritt zu verbauen, indem sie z.B. unverhältnismäßig schwere Tests schrieben, um die Schnitte zu drücken, so dass die Schüler an der Hauptschule bleiben mussten.
Die Realschulen selbst waren anfangs gegenüber der Neuerung gar nicht so begeistert. Gerade ältere Lehrkräfte (und die Kollegien an den Realschulen waren Ende des 20. Jahrhunderts im Durchschnitt deutlich älter als heute mit vielen Lehrkräften Ü50 oder Ü60)) waren beim Gedanken daran, jetzt plötzlich „kleine, wuselige“ Fünftklässler unterrichten zu müssen, nicht so begeistert.
Gegen die Pläne der bayerischen Regierung (damals war übrigens die Tochter von Franz Josef Strauss Kultusministerin; der Name Hohlmeier passte mMn ganz gut zu ihr :wink:) gab es übrigens ein Volksbegehren, das diese Reform verhindern wollte. Zu einem Volksentscheid kam es allerdings nicht, weil es nicht gelang, die erforderlichen 10% der Bevölkerung zu mobilisieren. Etwa 5% der bayerischen Wahlberechtigten, also etwa 500.000 von damals fast 9 Millionen Wahlberechtigten waren offen gegen das neue System. Der Rest der Bevölkerung fand die Idee zumindest nicht so schlecht, dass sie für eine andere Lösung unterschrieben hätten.
Meine persönliche Meinung zu dem Thema ist zwiegespalten:
Ich sehe durchaus, dass eine Entscheidung so früh ziemlichen Druck auf Eltern und Kinder ausübt. Andererseits erlebe ich bei einigen Kindern in meinem persönlichen Umfeld auch, dass sie ihre Grundschulzeit richtiggehend „hassen“, weil sie im Unterricht nicht wirklich gefordert werden und das Tempo sehr langsam ist. In Gesprächen mit Kollegen oder auch Eltern aus anderen Bundesländern werde ich eher in meiner Meinung bestätigt, dass das bayerische System im großen und ganzen mehr Vorteile aufweist als Nachteile. Wenn in manchen Bundesländern nur der Elternwille und nicht die Noten den Übertritt entscheidet und dann in der 5. Klasse Gymnasium 3/4 der Kinder offensichtlich überfordert sind, kann mMn etwas auch nicht stimmen. Da die Schulen aufgrund der Budget-Regeln (jeder Schüler wirkt sich auf die Anzahl an erlaubten Lehrkräften an einer Schule aus) versuchen, die Schüler irgendwie an der eigenen Schule zu halten, kann man sich vorstellen, was das für das Niveau an vielen Schulen bedeutet.
Aussagen wie „eigentlich sollten wir von einem angehenden Abiturienten schon erwarten können, dass er in ganzen Sätzen schreibt, aber das wird er an der Uni schon noch lernen“ sind in solchen Gesprächen wirklich gefallen. Der Kollege stammte übrigens aus Berlin.

2 „Gefällt mir“