Der KICKER und Alisha Lehmann - eine Medienkritik (aber nicht nur)

Deine Kritik teile ich. Wobei ich den Kicker schon ewig nicht mehr lese und mich seine „Expertise“ überhaupt nicht interessiert. Aber andere halt schon, und um die Wirkung bei denen geht es Dir ja. Möglicherweise ist die übrigens gar nicht so enorm; wie man hört, ist dort die Chefredaktion abgeschafft worden nach großen Umsatzeinbußen.

Ob die Lehmann-„Berichterstattung“ ideal geeignet ist, um das Medienverhalten zu skandalisieren, weiß ich nicht. Sie macht ihr Ding ja schon geraume Zeit, das ist alles legitim. Dass die beiden Themenfelder medial miteinander vermischt werden, dürfte ein Teil des Konzepts sein, denn die Chance, Aufmerksamkeit - die wertvollste Ressource überhaupt - zu generieren, verschlechtert sich dadurch vermutlich nicht. So gesehen betreibt der Kicker, ob wir’s mögen oder nicht, damit wahrscheinlich sogar ihr Geschäft. Insofern waren meine seit gestern unternommenen Versuche, mich in einen gewissen Empörungsmodus hinein zu steigern, nicht ganz so erfolgreich, wie ich zunächst gedacht hatte. Das ist die eine Ebene.

Generell ist Deine Kritik an Kicker und in zweiter Linie der NZZ - was ist aus der bloß geworden - allerdings völlig berechtigt. Denn dass Lehmann davon evtl. profitiert - was mein Mitgefühl herunterdimmt -, ändert ja nichts am journalistisch betrachtet falschen Fokus der Texte.

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Das ging mir beim Schreiben zuerst genauso.

Zumal sich Lehmanns Geschäftsmodell auch mit eher sexistischen Kopiloten im Kicker erfolgreich weiterdreht - auch bad Promotion is Promotion.
Ich hab mich schon schelmisch gefragt, ob Lehmann nicht insgeheim dem Kicker eine lange Dankes-Nase dreht, wenn ihre Follower-Zahlen weiter steigen. Und ja - sie wird einst finanziell sanft fallen, wenn s nix wird mit der EM oder ihrer weiteren Profikarriere. Da hat @mingamia natürlich recht.

Das ist auch mein Punkt: Unabhängig von meiner persönlichen Bewertung von Lehmanns Content -
Wenn ich als Journalist einen Artikel promote, der zu 85% sexistische und beleidigende, frauenfeindliche Kommentare nach sich zieht, dann kann ich mich nicht hinstellen und „Uuupsi“ sagen.
Natürlich bin ich dafür mitverantwortlich.

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Bis zu einem gewissen Grad jedenfalls. Ich befürchte, diese Reaktionen erfolgen (vielleicht nicht in der Menge) auch ohne solche Steilvorlage.

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Völlig richtig.
Umso mehr ist es Aufgabe eines verantwortungsbewussten Journalismus (wie ich ihn beim MSR erlebe), dagegen zu steuern und diese Mechanismen offenzulegen.
In den Kommentaren von MSR auf Instagram habe ich solche Kommentare noch nicht gefunden!

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Gut zu wissen! Dieses Spielfeld betrete ich nicht.

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Ebenfalls Sorry, aber ich reagiere bisweilen empfindlich, wenn man eine Meinung mit ordentlich argumentativem Hintergrund als kompletten Quatsch abqualifiziert, nur weil man diese Meinung nicht teilt - oder sie vielleicht auch etwas unterkomplex wahrnimmt.
Falls letzteres der Fall ist, empfehle ich einfach nochmal den gesamten Kontext inclusive der von @Gratschifter, mir und anderen genannten Argumente durchzulesen, um zu verstehen, warum es eben kein guter Sportjournalismus ist, die spezifisch sportliche Frage nach einem Nominierungskriterium mit einem Exkurs in Business-Fragen (wie du es genannt hast) zu verbinden.
Und zu deiner letzten Frage:
Der KICKER selbst hält sich seit seines Bestehens ja sogar zugute, immer sachlich und kompetent über Sport zu berichten, ohne in boulevardeske Gefilde abzudriften. Geschweige denn Sexismen und fragwürdige Narrative zu bedienen oder zu stützen. Daher ist die von mir geäußerte Kritik vielleicht nichts, was Beifall findet oder im selben Maße geteilt wird, aber ganz sicher kein kompletter Quatsch.
Solltest du diese Analyse nicht teilen, wäre es auch denkbar, dass du - was ja ebenfalls erwähnt wurde - die zugrunde liegende Thematik jenseits der Person Alisha Lehmann gar nicht wahrnimmst:

Nun, ich halte das Thema Sexismus im und gegenüber dem Frauenfußball für sehr groß, und ich wundere mich - oder sollte ich mich gerade nicht wundern? - immer wieder, mit welcher Nonchalance und welchem Desinteresse man als Mann über diese Mechanismen hinwegzulesen pflegt.

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Häääääääää???

Sorry - ich bin untröstlich für den Mia-Dreher. Korrigiere umgehend.
Very much peinsam.
Und very much sorry.