Der FC Bayern und Katar

@918: Jetzt mal knallhart aus FCB-Geschäftssicht argumentiert, Advocatus Diaboli.

  1. Geschäftsbeziehungen zu Katar sind in Deutschland erlaubt und versehen sogar mit höchsten staatlichen Weihen (Gas), warum also sollten wir als FC Bayern uns da zurückhalten? Wir brechen kein Gesetz und keine internationale Konvention.

  2. €25 Mio. pro Jahr zahlt uns kein anderer auch nur annähernd, wir brauchen jeden Cent im Kampf mit den Großen! €10 Mio. pro Jahr haben oder nicht haben macht einen Unterschied!

  3. Geschäftsbeziehungen sind Geschäftsbeziehungen, keine Moral-Transmissionsriemen. Wir sind ein im Wettbewerb stehender Fußballverein, keine Vorfeldorganisation der UN. Das Thema Weltverbesserung ist bei anderen besser aufgehoben.

  4. Wenn wir mit Katar Geschäfte machen, haben wir immerhin noch eine kleine Chance, im Land positiven Einfluss zu nehmen. Ohne Geschäftsbeziehungen geht das prinzipiell nicht.

  5. Unser geldwerter Vorteil besteht nicht nur aus dem Ärmelsponsoring. Wir kriegen in Katar auch Zugang zu vergünstigten Trainingslagern unter exzellenten Bedingungen und Zugriff auf vergünstigte Flüge mit Qatar Airways. Das muss man in die Rechnung einbeziehen.

  6. Durch unser gutes Verhältnis und unsere engen Beziehungen zu Katar haben wir mehr politisches Gewicht im europäischen Fußball. Al-Khelaifi ist ein Powerbroker in der UEFA, ECA. Wir sind eng an seiner Seite.

  7. Unter dem Strich haben wir durch die Geschäftsbeziehung zu Katar einen positiven Netto-Nutzen. Wir haben mehr geldwerte Vorteile, als wir durch vergraulte Fans und Sponsoren Nachteile haben. Wen außer ein paar hundert Ultras interessiert schon Katar?

Grundsätzlich keine schlechte Idee, aber eine Markterweiterung in die USA kostest erstmal Geld, statt welches zu bringen, wie jede gewöhnliche Investition. Und wenn man sich die USA wirklich ernsthaft als Markt erschließen wollte, könnte man dafür jede zusätzliche Millionen aus Katar eigentlich nur allzu gut gebrauchen, oder nicht? Außerdem, wenn’s um einen Sponsortausch geht, kann der FCB ja kein amerikanisches Unternehmen zwingen, bei sich als Sponsor einzusteigen, schon gar nicht in der finanziellen Größenordnung von Qatar Airways + Trainingslager.

7 „Gefällt mir“

@Alex

Zu den Punkten 1-5
Da kann man schwer widersprechen, all diese Punkte waren sicherlich der Grund, warum man überhaupt das Qatar Sponsoring gemacht hat. Ob nun gezielt angestrebt, oder aus der qatarischen Verzweiflung heraus, Einfluss zu gewinnen, ist letztlich egal. Der Business Case war zu gut, kaufen lässt man sich, und Geld stinkt nicht.
Die Frage ist eben jetzt, ob die positiven monetären Aspekte wirklich noch so gelten wie damals, und das darf man zumindest aus business Sicht bezweifeln weil die vielen Nebengeräusche eben einen negativen Effekt auf das Image und die Marke haben (habe leider bisher weder bei Brand finance noch sonst wo etwas dazu gefunden, bin da auch kein Experte, aber die Leute die sich da auskennen, sagen mir, das spätestens jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit ein negativer Effekt eintreten wird. Das wird der FCB insbesondere Hainer aber sehr gut evaluieren können.

Zu Punkt 6
Das sehe ich nun überhaupt nicht. Außer dem Schulterschluss bei der Superleague hat doch Khelaifi in fast allen Dingen eine andere Auffassung und handelt auch danach.Ich kann nicht erkennen, das wir da in irgend einer Form Einfluss haben oder nehmen können. Im Gegenteil ich befürchte, der sieht es eher so, ihr bekommt unsere Kohle, also haltet die Klappe und lasst uns machen. Und genau hier ist mMn die wesentliche Sollbruchstelle.

Zu Punkt 7:
Deshalb bezweifle ich das die Rechnung, die 2015-2022 richtig war und aufgegangen ist, zukünftig noch so gilt

Zu USA:

Mir würde eine Strategie gefallen, einen US Investor hereinzuholen, der im US Sport franchise etabliert ist und über lange Jahre erfolgreich und seriös gearbeitet hat. ZB die Hunt Family, die uns im Gegenzug den FC Dallas überlassen.

Oder man macht einen Deal mit EB, verkauft Anteile und erhält im Gegenzug deren Clubs in Salzburg und NY. Man hätte zwei Farm Teams, eines um die Ecke, und ein Bein in der MLS/US Markt. RB könnte das Qatar Sponsoring übernehmen, natürlich nicht am Ärmel.

Ich liebs wie du n Wespennest siehst, und mit Schwung draufhaust.

Prinzipiell finde ich die Idee aber nicht schlecht mit RB zu kooperieren, da die scheinbar die einzigen im deutschsprachigen raum sind, die einen ordentlichen, funktionierende sport’konglomerat’-Infrastruktur aufziehen können.

Und da mateschitz jetzt nicht mehr ist, fallen die Moralischen Aspekte was dessen Weltanschauung angeht nicht mehr so ins Gewicht.

2 „Gefällt mir“

Perfekt geschildert! „Kosten-Nutzen-Abwägung“ nennt sich das im geschäftsdeutsch.

Ähnliche 5-7 gute Gründe wirst Du dafür finden, dass wir seit 30 Jahren Waffen an Saudi-Arabien liefern, 17% von VW an Katar verkauft haben und etliche wirtschaftlich-industrielle Kooperationen mit Dubai unterhalten.

Und dann noch der allen gemeinsame Punkt 8: „Wenn wir es nicht machen, macht es ein(e) Andere(r).“
Moralischer Relativismus at its finest!

In diesem Gesamtkontext dann seitens Politik und Medien plötzlich alles auf den Fußball abwälzen zu wollen, ist Doppelmoral und Scheinheiligkeit vom Allerfeinsten.

Die mMn in diesem Kontext sinnvoll zu führende Diskussion müsste folglich in die Richtung „wieviel Globalisierung wollen und brauchen wir und wo gibt es Grenzen für die globale Expansion“ gehen. Dieses Thema ist für den Fußball aber viel zu groß.

Volle Zustimmung!

Touché!

Ich sehe nicht, dass alles auf den Fussball abgewälzt wird. Im Gegenteil werden doch momentan auch die Themen diskutiert, die Du hier angerissen hast.

Und dass es rund um die WM und die Gastgeber (Qatar und FIFA) einiges zu besprechen gibt, war und ist ja der gemeinsame Nenner von so ziemlich allen Fussballinteressierten (ausser der Handvoll Leute, die die WM an Qatar vergeben haben).
Ich finde es schiesst weit über das Ziel hinaus, wie dieser Tage alles an Kritik als Scheinheiligkeit betitelt und somit kassiert wird.

2 „Gefällt mir“

Natürlich kann das ganz und gar nicht Sinn und Zweck der Sache sein. Mir ging es um das Wort „alles“: Debatten, die seit 20 Jahren nicht ernsthaft geführt worden waren, entluden sich nun in Katar so heftig, dass die Spieler für das Nichttragen einer verbotenen Binde kritisiert wurden. Diese Art von Doppelmoral greife ich an - keinesfalls die Kritik an sich.

3 „Gefällt mir“

Wenn dem wirklich so ist, dann sollten wir uns schon fragen, warum Qatar (Airways) denn bereit ist, uns so viel mehr als der nächste Mitbewerber zu zahlen. Bekommen die ausser dem unmittelbaren Werbeeffekt noch etwas anderes von uns? Oder warum ist ihnen sonst der Bayern-Ärmel so viel wert?

Und wenn man selber bei solchen Partnern die Hand aufhält, hat man auch kein Recht mehr, das Gebaren von PSG & Co. zu kritisieren. Die machen ihre Bilanzen ja eben FFP-konform, indem sie durch völlig überhöhte Werbeverträge ihrer Eigentümer bzw. deren Staatsunternehmen bezuschusst werden.

3 „Gefällt mir“

Servus zusammen,

aktuell sorgt das Thema Qatar im Zuge der WM für Aufsehen. Doch auch rund um den FC Bayern gibt es seit geraumer Zeit genügend Diskussionsstoff bezüglich der Sponsoring-Aktivitäten hinsichtlich der Partnerschaft mit Qatar Airways. Das wisst Ihr besser als jeder andere! :yum: Ich suche hinsichtlich meiner Studienarbeit explizit FC Bayern-Fans, die zu diesem Thema Stellung beziehen. Die Umfrage dauert nicht länger als 10 min und geht relativ schnell zum Durchklicken. Eure Meinung würde mir sehr weiterhelfen. Link: Survey WICHTIG: Am Ende der Befragung bitte folgenden CODE angeben: 212201.

Ansonsten zählt Eure Stimme nicht! Schonmal Danke im Voraus!!! :handshake:

Es wäre super, wenn Ihr mir mit einem Like signalisieren könntet, dass Ihr teilgenommen habt. :+1:

#miasanmia

4 „Gefällt mir“

Wieso sollte RB ein Wespennest sein?

Die haben hervorragend in der F1 und im Fußball gearbeitet. Sie haben eben selbst professionelle Strukturen geschaffen, die weitestgehend nachhaltig funktionieren und erfolgreich sind, ohne die enormen Investitionen zu tätigen, die andere gemacht haben/machen. Sie könnten es, machen es aber nicht in der Größenordnung.

Im Fußball sind sie eigentlich die ersten gewesen, mit der Idee des Multi Club Systems, mit der Talentförderung. Das hat ja vorher in der F1 schon gut geklappt. Dort bilden sie überwiegend eigene Fahrer und Ingenieure aus, anstatt die Top Leute einzukaufen.

Ich könnte mir vorstellen, das jetzt die Zeit gekommen ist wo sie sich jeweils auf ein Team konzentrieren, RB Racing und RBL.

NY und Salzburg wären mMn sehr interessante propositions. Beide sind Self sustainable.

Ein Hoch dotierter Sponsoring Vertrag mit dem FCB würde für RB den gleichen Marketing Effekt haben, ohne Eigentümer der Clubs sein zu müssen.

Vielleicht kann man ja mit RB auch eine gemeinsame NFL franchise gründen?

Es gibt da viele interessante Ansätze.

Hallo @HorstMohammed, nun, hinter vorgehaltener Hand und nur unter uns beiden wäre meine selbstverständlich vollkommen abseitige Spekulation die, dass diese Spendierfreudigkeit im Zusammenhang mit der WM 22 stehen könnte, Stichwort lieb-Kind-machen im deutschen Fußball, goodwill einkaufen u. ä. Die Doku von Jochen Breyer und Julia Friedrichs fand ich in dieser Beziehung sehr aufschlussreich. Du musst sehen: Für Katar, money is no object. Aber die WM 22 ist alles. Da zahlt man gerne auch mal €10m pro Jahr über den Durst, und sei es auch nur für einen noch so indirekten und marginalen Einfluss auf den Weltfußball. Am Ende rechtfertigt selbst ein minimaler angenommener Imagegewinn gigantische Ausgaben. In dieser Frage verläuft die Grenznutzenfunktion des Geldes für Katar vermutlich fast schon parallel. :slightly_smiling_face:

Nö. Hat man nicht. (Im Sinne von: Ich stimme dir zu.)

Was war denn an der Breyer Doku aufschlussreich?

Mir nicht. Ich schätze deine ausgeprägte Nerdigkeit, wenn es um Clubs, Investitionen und Zukunftsperspektiven geht, aber vor allem im Abstrakten, als Gedankenspiel und um sich darüber aufzuregen, zur Unterhaltung, oder um Geldflüsse in europäischen Fußball zu analysieren.

Aber würdest du wirklich einen Investor bei den Bayern sehen wollen? Wirklich? Ernsthaft? Einen Hunt aus Dallas oder so? Bei den Bayern?

Ich … irgendwie nicht.

Ich bin eigentlich ganz froh, dass die Bayern mit AAA als soliden, berechenbaren und nicht zu Sperenzchen neigenden Minderheitseignern ganz konservativ und langweilig aufgestellt sind. Das darf von mir aus gerne so bleiben.

Die Idee, dass die Bayern sich um ein Farmteam bemühen sollten, finde ich allerdings verlockend. Das bietet Chancen vielfacher Art. Wenn ich im Management des Clubs etwas zu sagen hätte, würde ich Gedankenspiele in diese Richtung anregen und forcieren.

4 „Gefällt mir“

Die Aussage des Wespennests bezog sich nicht auf die Firma RB allgemein, sondern eher auf die Tatsache, dass RB von deutschen Fußballfans-auch hier im Forum - als das ultimative Böse angesehen wird.

Ich weiß nicht, ob der Konzern tatsächlich bereit wäre, sich jetzt zu fokussieren. Ich denke dass durch mateschitz’ Tod auch erstmal eine Art Konsolidierungsphase begonnen hat.

@Alex

Warum sollte Hunt nicht 1-2% der Anteile übernehmen im Gegenzug wir den FC Dallas (mehrheitlich) übernehmen? Hunt hätte bei uns nichts zu sagen, wir aber den Einstieg im Wachstumsmarkt MLS!

Kahn hat ja mehrmals betont wie wichtig neue Wege sind um neue Einnahmenquellen zu erschließen.

Wo sollen die denn herkommen? Mit den AAA Konstruktion ist man offensichtlich glücklich, die Einnahmen im Top Sponsorenbereich deshalb limitiert. TV Einnahmen sind limitiert.
Stadioneinnahmen sind limitiert, AA Ausbau offensichtlich nicht möglich oder feasible.
Real renoviert nicht nur das Bernabeu sondern baut ein gigantisches Einkaufszentrum mit Casino, modernste Logen und die Möglichkeit das Bernabeu multipel für Sport und andere Entertainment Events zu nutzen.

Das erneuerte Bernabeu ist genau wie das London Stadium in jeder Hinsicht Lichtjahre der AA enteilt.

Also wo siehst Du denn die neuen Einnahmequellen?

Think big

Am Anfang 1-2% und am Ende ‚Think Big‘

Aber sonst geht’s dir gut?

1 „Gefällt mir“

@918: Gut, über 1, 2 oder 5 % - von mir aus auch 10 - im Rahmen von 50+1 können wir gerne reden. Ich dachte, du warst gedanklich schon ein paar Schritte weiter, also bei Abschaffung von 50+1 und dann den ganzen Club an den Investor verkloppen, eben genauso, wie es bei den Clubs in England der Fall ist, die du sonst immer erwähnst.

@wohlfarth: Die Gefahr des slippery slope ist real, aber bei den Bayern satzungsgemäß ausgeschlossen, da in der Satzung verankert ist, dass der Verein immer mindestens 70 % der Anteile an der AG halten muss. Man hat also einen logischen Abbruchpunkt auf der Eskalationsleiter.

@Alex

Natürlich nicht, wir benötigen die möglichen 200-250 Mio aus den 5% die genehmigt sind, nicht wirklich. Habe ich ja nun mehrmals schon gesagt.

Es sei denn man setzt sie strategisch ein, wachstumsorientiert. Und da sehe ich derzeit nur den US Markt.

Also wo siehst Du zusätzliche Einnahmequellen, von denen Kahn gesprochen hat?

Wenn wir ein Einkaufszentrum in Fröttmaning und die Allianz Arena um einen Stock erweitern und umbauen wollen, damit Helene Fischer dreimal im jahr drin jodeln kann, dann müssen wir dem Amis schon mehr geben als 2%.
Think Big.

1 „Gefällt mir“

@918: Ich finde eher die Frage interessant, wofür die Bayern zusätzliches Geld brauchen?

2 „Gefällt mir“

Letzendlich stiegen die Spitzengehälter in den letzten 10-15 Jahren um 10 Millionen. Und die folgende Wertschätzungskolone will eben nicht abreissen lassen. Von daher muss man sich was einfallen lassen, der Bundesliga TV Vertrag wird wohl nicht besser und das oberste Regal sollte es bei Bayern wohl immer sein.