Ohne jetzt auf alle Punkt eingehen zu wollen (am Ende mache ich es wahrscheinlich doch wieder…):
Dass Uli Hoeneß in der Nacht sein zuvor noch flammendes Katar-Plädoyer kassiert, ist kein Zufall, sondern viel mehr ein Zeichen, dass der FC Bayern sich bewegt. Er hat die Zeichen der Zeit erkannt. Viel zu spät, gewiss, aber jetzt wird man wahrscheinlich sogar den Doha-Trip im Januar auf dem Prüfstand stellen. In jedem Fall wird der FC Bayern das Qatar-Airways-Sponsoring im Angesicht dieser Weltmeisterschaft meiden, wie Nico Schlotterbeck den Zweikampf.
Ja, der Pate bewegt sich. Und macht sich doch im gleichen Atemzug lächerlich. Denn: war er es nicht, der vor 2 Wochen (!) die WM und den Ausrichter noch bis aufs Blut verteidigt hat? Der Fans vorgeworfen hat, keine Ahnung zu haben? Der meinte, man müsse doch auch mal andere Werte akzeptieren? Es wäre einfach gewesen zu sagen „sorry, ich habe mich geirrt. Die WM ist ein Fehler und das Sponsoring ist es auch“.
Und trotzdem gehe ich beim Fazit mit: man wird das Sponsoring nicht mehr verkaufen können. War es bisher „nur“ eine große Anzahl an Fans bei der JHV, haben wir nun zwei sichtbare Dinge: ein Land, das Absprachen zwei Tage vor der WM kassiert und andere einfach ignoriert. Dazu (und das ist für die FC Bayern München AG sicher wichtiger) ein Image, das in der Öffentlichkeit sowas von beschissen ist, dass auch andere Sponsoren überlegen dürften, ob das der ideale Mit-Sponsor ist. Öffentlich wird das sicher keiner sagen, aber bei internen Gesprächen wird da schon das eine oder andere Wort fallen.
Doch die Dinge laufen anders. Die WM ist schon jetzt eine einzige Katastrophe. Waren Katars Verbrechen konkret bis dato nur der Fußball-Blase ein Begriff, ist nun der gesamte aufgeklärte Teil der Welt im Bilde.
Kleiner Punkt: was das bisher wirklich nur Fans ein Begriff? Oder musste man sich nur oberflächlich einlesen, um mitzubekommen, was da mit toten Arbeitern war?
Die Einschaltquoten sprechen eine deutliche Sprache. Katar ist toxisch. Gift für jedes westliche Unternehmen. Die sind nämlich auf “brand-safety” aus, wollen mit positiven Dingen in Verbindung gebracht werden, nicht mit Homophobie und Sklaverei. Bei der Rede von Unternehmen, sind hier nicht nur die REWEs der Welt gemeint, sondern auch der FC Bayern.
Korrekt. Man könnte auch mit „selling point“ argumentieren. Wie will ich meinen Verein bei jungen, noch unentschiedenen Fans verkaufen? Als der, der mit dem Regime in Doha kuschelt? Wohl eher nicht.
Was mir aber insgesamt etwas untergeht: warum sollte Qatar Airways mit Bayern verlängern wollen? Es ist ja wohl kein Geheimnis, dass der Staat lange versuchte, sich als fortschrittlicher Staat, der sich gesellschaftpolitisch langsam aber sicher Richtung Moderne entwickelt darzustellen.
Mit WM-Beginn zeigte man dann aber, dass dies genau in diesem Moment die Fassade eingerissen wurde. Heisst aber auch: man wird künftig nicht mehr dieses Spiel spielen. Man hat, was man wollte, der Verein, der hierzu genutzt wurde, ist nun nutzlos und kann gehen.