Einsatzwille und Leidenschaft würde ich Kimmich durchaus attestieren wollen. Was du beschreibst, ist meines Erachtens das Problem, dass Kimmich eben kein sehr guter spielaufbauender Sechser ist. Bekommt er Druck (und das hat Freiburg gemacht), dann fehlt ihm eine gewisse Pressingresistenz und Spielübersicht.
Da habe ich eher das Gefühl, dass er zeigen will, dass er im Zweikampf bestehen kann und versucht dann zwanghaft den Ball mindestens auf gleicher Höhe zu passen, besser noch nach vorne, egal wie tot die Situation schon ist. Da will er mMn. zu häufig und zu zwanghaft den Rückpass vermeiden.
Natürlich sind wir (ist fast jedes Team der Welt) schlechter ohne Lewandowski in der Form der vergangenen 5-8 Jahre.
Aber ob es ein Fehler war, ihn gehen zu lassen, ist deshalb noch lange nicht ausdiskutiert.
Genau. Darauf habe ich auch noch nirgends eine plausible Antwort gelesen. Was wäre denn ein ‚adäquater‘ Ersatz gewesen? Und wäre so jemand auf dem Markt gewesen?
So wie es ein unfassbares Geschenk ist, wenn ein Spieler von Lewandowskis Qualität auch noch ablösefrei (!) zu uns wechselt, genau so hart ist dann eben der Verlust, wenn er wieder gehen möchte. Eben weil diese Qualität so selten ist.
Hätte man gegen seinen Willen auf das letzte Vertragsjahr gepocht, dann wäre das Problem auch nur verschleppt worden. Gerade diejenigen die meinen, Nagelsmann war hier viel zu lange Trainer oder hätte gar nicht erst angestellt werden dürfen, müsste es doch frösteln bei dem Gedanken, dass Lewandowski uns hier einige male alleine gerettet hätte und die Probleme dadurch noch länger kaschiert worden wären. In der Abwägung aller auch schon genannten Pros und Contras habe ich jedenfalls Verständnis für die Entscheidung des Vereins, ihn gehen zu lassen und wenigstens noch eine ganz ordentliche Ablöse mitzunehmen (gemessen an Restvertrag und Alter).
Vor allem muss man sich mal anschauen, was der bei Barcelona bringt.
So eine Leistung bei uns, dann wäre böse geschimpft worden, wie man sich die Ablöse entgehen lassen konnte.
Das mit Lustlosigkeit oder fehlender Motivation erklären zu wollen, geht m.E. ins Leere.
Spätestens in der zweiten Hälfte war das doch Einbahnstraße Richtung Freiburger Tor.
Da wirkte die Mannschaft dann eher rat- als lustlos.
Und was machen wir jetzt vor dem Strafraum?
Genau, eher das. In der Defensive war man sehr bemüht Bälle schnell zurückzuerobern und es haben alle mitgemacht und sich unterstützt, gedoppelt, Zweikämpfe geführt und generell war das nötige Bemühen zu erkennen.
Ein paar Zahlen zum Haareraufen:
Wir haben in dieser Saison auf nationaler Ebene nur Spiele gewonnen, in denen wir zu irgendeinem Zeitpunkt des Spiels mal mit mindestens 2 Toren Vorsprung vorne lagen. Das bedeutet, dass es kein einziges Mal gelungen ist, ein Spiel „nur“ nach einer Ein-Tore-Führung knapp nach Hause zu bringen. Ohnehin gab es nur 2 Siege mit einem Tor Unterschied und sowohl gegen Hertha (3:2) als auch gegen Stuttgart (2:1) war man im Laufe des Spiels klar vorne, um dann trotzdem noch ins Schwimmen zu geraten.
Auf der Gegenseite stehen 6 Spiele, die (obwohl Bayern in Führung lag) nicht gewonnen wurden. Gegen den BVB reichte in der Hinrunde sogar eine 2-Tore-Führung nicht und zweimal wurde ein Spiel nach Führung sogar noch verloren (in Leverkusen und gegen Freiburg gestern).
Das macht alleine in der Liga 11 Punkte weniger und besiegelte obendrein das Aus im Pokal.
Ein Spiel nach Rückstand noch zu drehen, gelang 2x gegen Augsburg, womit unserer Gegner es in dieser Saison genauso oft schafften, nach einem Rückstand das Spiel noch zu drehen, wie wir umgekehrt.
In Rückstand zu geraten bedeutet also in der Mehrheit der Fälle einen zwei- bis dreifachen Punktverlust und eine Führung bedeutet auch schon lange keinen Sieg mehr.
Das ist für mich ein klares Zeichen für mangelnde Qualität und fehlende mentale Stabilität.
Wenn man dazu noch bedenkt, dass mit Upa und de Ligt in der IV gute Zweikämpfer sind, ist das ein klares Zeichen für fehlende Qualität. Nicht nur auf dem Platz, da kanns jeder mit seinen eigenen Augen sehen, sondern auch in der Führungsetage.
Generell fehlen uns im letzten Drittel Ideen, Passgenauigkeit und Passgeschwindigkeit, Abschlussstärke und speziell bei den von der Bank kommenden Mane und Gnabry Antritt und Endgeschwindigkeit. Mane im Augenblick einzuwechseln ist, obwohl ich ihn bei Liverpool super fand, fast wie eine rote Karte für uns. ECM hat mittlerweile auch seine Normalform wieder erreicht und kann die Schwächen der Mitspieler nicht mehr übertünchen. Er ist ein guter Backup, nicht mehr und nicht weniger.
Der Lewanndowski Abgang sollte durch mehrere Offensivspieler aufgefangen werden. Stand jetzt ist das nicht passiert. Drei Jahre so einen Mist im Pokal zu erleben ist echt schwerverdaulich…….
Da hilft nutzbringend Weiterkommen gegen City. Daran kann ich mittlerweile nur nicht mehr glauben.
Also ein Qualitätsproblem. Da kannst du das zentrale Mittelfeld auch noch einschließen. Mit Kimmich ist da nur einer mit Qualität im Passspiel.
Welches Mittelfeld? Das besteht ja de facto seit einiger Zeit nur aus Kimmich. Während vorne Goretzka den zweiten Mittelstürmer mimt.
Jetzt haben wir eine Weltklasse Innenverteidigung und dann wurden drei der der vier letzten Gegentore nicht durch unsere Abwehrspieler verursacht sondern Offensivspieler Gnabry, Coman, Musiala. Unsere Tore in den Spielen waren das Ergebnis von Feldueberlegenheit und die Gegentreffer Geschenke an den Gegner.
Eigentlich fast eine positive Nachricht - unsere Tore kommen nicht auf Kosten einer wackligen Defensive zu Stande, wie noch unter Flick. Wenn wir es nur schaffen unsere eigenen Fehler abzustellen (und eine stabile 9 bekommen), funktioniert unser Spielplan.
Schon deprimierend. Früher gingen nach einer Bayernführung die Köpfe beim Gegner runter, weil du wusstest das Ding ist durch.
Heute ist das nur das Zeichen zur Attacke.
Ich kanns nur wiederholen. Das Qualitätsproblem (auf hohem Niveau) betrifft nicht nur den Kader, sondern auch die Entscheider. Ich kann nachvollziehen, dass nicht auf Roca gesetzt wurde und auch Gravenberchs bisherige Auftritte zwingen die Trainer nicht dazu, ihn aufzustellen. Bei ihm kann ich bisher nicht mal richtig einschätzen was er für ein Spieler ist. Das Goretzka aufgestellt wird, ist für mich daher nachvollziehbar.
…+ …„Der talentierte (wie jedoch wohl … „Lobby-lose“) Mr. ROCA..äh..GRAVENBERCH
“ [>> …„(Der fleißige
) Mr.“ GORETZKA „daher“ bitte/…„zurecht“ … „eins vor“…!]…!?
What the heck! Das ist ja kaum zu glauben.
So ziemlich das Gegenteil von dem, was die Mannschaft zu den besten Zeiten der Zehner-Jahre ausgezeichnet hat.
Aber es bestätigt das Gefühl, dass von der Selbstverständlichkeit des eigenen Spiels nichts mehr übrig geblieben ist. Oder dem, was Tuchel (im anderen Thread diskutiert) „Bescheidenheit“ nannte, als er zum FCBayern des Jahres 2015 gefragt wurde.
Ich denke auch, dass sich das schon deutlich vor dem Triple 2020 verflüssigte. Wo und wann genau lässt sich sicherlich nicht eindeutig benennen, oder schön hoch und runter diskutieren.
Die Binse, dass man im Erfolg die größten Fehler macht, bestätigt sich auch immer wieder. Wobei es den einen größten Fehler vielleicht auch gar nicht gibt.
Wenn ich einen nennen wollte, dann wäre das für mich die Entscheidung für Kovac als Trainer. Dabei will ich gar nicht gegen diesen persönlich schiessen. Ich fand ihn sogar sympathisch und ziehe meinen Hut, wie er die interne Kakophonie gemanagt und die mangelnde Unterstützung ertragen hat. Das fand ich im Ganzen schon würdevoll, muss ich sagen.
Aber die Entscheidung für ihn, war meines Erachtens, so kurz nach den größten Erfolgen und dem ‚schönsten‘ Fussball (auch wenn das nicht alle so sehen) ein Offenbarungseid und in der Entstehung an Peinlichkeit kaum zu überbieten (weil genau EINER meinte, man könne Heynckes noch umstimmen und das würde dann auch irgendwas BRINGEN). Am Ende musste man schon froh sein, überhaupt noch Kovac zu bekommen, und selbst als Fan hätte man schon gar nicht mehr sagen können, wen man zu diesem späten Zeitpunkt noch lieber genommen hätte.
Ein anderer Teil der Wahrheit wird wohl sein, dass es ganz oben halt nicht mehr viel höher geht.
Und bei unserer ‚goldenen‘ Mannschaft kam schon auch einiges zusammen, was international und historisch seinesgleichen sucht.
Es heisst ja oft, der FC Bayern wäre durch seine mannschaftliche Geschlossenheit zu den großen Erfolgen gekommen, und nicht so sehr weil er die allerbesten Spieler gehabt hätte.
Das mag für große Teile der Geschichte so stimmen, aber für die Mannschaft zwischen 2013 und ca. 2017 sehe ich das anders. Denn da hatten wir meiner Meinung nach mit die besten Spieler. Heute diskutieren wir, ob Spieler X oder Y Weltklasse ist - damals gab es da deutlich weniger Spielraum, würde ich behaupten.
Wenn ich Weltklasse jetzt der Einfachheit halber mal so definiere, dass ein Spieler zu den 3 bis 5 besten Spielern auf seiner Position gehört, dann hatten wir für eine Weile sehr viele Weltklassespieler:
Neuer
Lahm
Boateng
Alaba (vor seiner Leistungsdelle)
Martinez (mindestens diese eine entscheidende Saison lang)
Schweinsteiger
Robben
Ribery
Müller
Lewandowski
Thiago
Alonso
Von denen standen nicht selten 8-10 gleichzeitig auf dem Platz! Und wahrscheinlich hab ich sogar noch den ein oder anderen vergessen (Kroos, Hummels, Mandzukic - ganz nach Geschmack).
Eine ganz besondere Ära jedenfalls, vergleichbar mit Barca ein paar Jahre vorher, oder Milan in den 90ern.
In dieser Zeit fing es an (eigentlich schon seit Robben und Ribery bei uns spielten), dass ich jedes Spiel sehen musste. Obwohl der Sieger eigentlich schon vorher feststand, wollte ich kein Spiel verpassen, einfach weil es sich so anders anfühlte. Schon damals dachte ich, irgendwann wird es auch wieder vorbei sein mit dieser einmaligen Dominanz, und dann möchte ich es ausgiebig genossen haben.
Es wird nicht einfach sein, wieder in die Nähe von so etwas zu kommen. Aber ‚normaler‘ Erfolg, also Titel ohne das ganz große Besondere, ist ja auch nicht zu verachten Und davon sind wir jetzt auch nicht so weit weg. Der Switch von 2012 auf 2013 oder von Kovac auf Flick zeigen ja, dass es manchmal auch im Positiven ganz schnell gehen kann.
Im momentanen Kader ist Goretzka scheinbar die erste Wahl neben Kimmich. Gravenberch würde ich mir auch wünschen (wie Bobby), aber die Trainer Nagelsmann und Tuchel sehen ihn jeden Tag, die werden das sicher besser einschätzen können als ich.
Für mich ist eine zentrale Frage, wie man das Mittelfeld besetzen möchte. Nehme ich mal Real Madrid in der Prime, da spielten drei klare Mittelfeldspieler mit klar verteilten Rollen: Casemiro als Abräumer, „Querpass“ - Toni als sicherer Ballverteiler und Modric als eine Kombination der beiden - defensiv und offensiv mit Impact. Halte ich das heutige Mittelfeld der Bayern dagegen, dann sehe ich einen (als spielmachenden Sechser) limitierten Kimmich, der dafür offensive Stärken hat, und einen Leon Goretzka, der oft weit vorne rumturnt (und da auch seine Stärken hat), aber alles ist, sicher kein Ballverteiler. Defensiv gibt es da gar keinen.
Wir reden oft über Mittelstürmer und Verteidiger, weil das die Brennpunkte des Spiels in den Highlights sind. Das Spiel wird aber oft woanders entschieden - in der Mitte. Es ist meines Erachtens kein Zufall, dass mit Thiago die oft gerühmte Spielkontrolle der Bayern verloren ging. Bitte nicht falsch verstehen: ich gönne Thiago seinen Abgang, und bei Liverpool läuft auch nicht alles so gut, wie er vielleicht gedacht hat. Aber mir persönlich (und das darf gerne jeder anders sehen) fehlt ein Spieler seines Typs. Und eine klarere Rollenverteilung im Mittelfeld.
Nicht von „Qualität“ mMn. Man hat ja genug andere Spiele gewonnen, gerade auch in der CL. Und immerhin die Führung rausgeholt.
Für mich fehlen da eher Ruhe, volle Konzentration, Disziplin bei Pass- und Positionsspiel und natürlich Einsatz in den Zweikämpfen.
Ist aber auch kein Wunder, wenn man wie JN zumeist 6 offensiv denkende Spieler auf dem Platz hat.
Das moniere ich seit soo langer Zeit. Wie dämlich kann man als Flick / Nagelsmann / TT … sein, um so offensiv zu spielen? da fehlt jegliche Balance.
Wie gesagt, den Gravenberch kann man mMn. nicht richtig beurteilen, da beim öffentlichen Training vermutlich kaum einer hier zuschaut und seine wenigen Einsätze von durchwachsenener Güte waren.
Ansonsten sehe ich das sehr ähnlich. Es braucht weitere starke ZMs, sowohl in der Spitze, als auch in der Breite. Mindestens zwei gute Passpieler, sollten auf dem Platz stehen, mit unterschiedlichen Stärken, die sich ergänzen.