Nagelsmann will nach Ballgewinn mit vielen Spielern schnell nach vorne kommen, im Idealfall ist der Gegner dann schlecht sortiert. Um schnell nach vorne zu kommen, muss man schnell und vertikal nach vorne spielen. Lange Passstafetten zum Gegner auseinander spielen sind nicht vorgesehen. Das ist mit viel Risiko verbunden, da bei unnötigen Fehlern nicht mehr allzu viele Spieler hinter dem Ball sind und der Gegner Platz hat. Deshalb redet Nagelsmann oft von Zuverlässigkeit.
Das war bei den langen Passtaffetten zu Peps Zeiten, die gerne mal U-förmig um des Gegners Strafraum herum ausgeführt wurden, mit ebenfalls sehr hoch positionierter Mannschaft, auch viel nicht anders. Es sei denn, das Spiel ist zum „U des Todes“ mutiert, wo zwar kaum Ballverluste auftreten, aber eben auch kaum Chancen kreiert werden. Da ist mir dann etwas mehr Risiko als Zuschauer bedeutend lieber.
Es geht ja nicht darum was besser ist, sondern darum was für Auswirkungen der jeweils gespielte Fußball hat. Wenn man wissen will warum wir ab und zu, meist in der Schlussphase, die Kontrolle verlieren, dann muss man den gespielten Fußball anschauen. Die logische Konsequenz aus Nagelsmanns Fußball ist, dass man im Spiel nach vorne generell risikoreiche Pässe spielen muss, damit die Chance da ist den Gegner unsortiert zu erwischen. Je tiefer der Ballgewinn erfolgt, desto risikoreicher muss nach vorne gespielt werden, sonst ist der Gegner wieder in seiner Ordnung. Wenn die dafür benötigte Intensität nicht auf den Platz gebracht werden kann, oder nicht bis zum Ende hin gehalten werden kann, dann hast du Spiele wie z.B. kürzlich gegen den VFB mit der hektischen Schlußphase, oder auch Spiele wo gar nix geht, weil die Intensität von Anfang an nicht ausreichend auf den Platz gebracht werden kann.
Aber wäre es nicht vielleicht sinnvoll, z. B. bei (deutlicher) Führung gegen Ende des Spiels, eine Variante B zu haben, die weniger Risiko bedeutet?
ich denke, dass generell die Spieler in dem System einfach Zeit brauchen, um die richtige Mischung aus vertikalen schnellem Risikopass und dem sicheren Quer- odre Rückpass zu finden. z.:B . mach es keinen Sinn einnen Risikopass zu spielen ,wenn meine eigene Abwehr noch nicht ausreichend sortiert ist, dann wäre ein Fehlpass gefährlicher. Deswegen hat mir die tiefer stehende Abwehr gegen Paris gut gefallen, wäre vielleicht generell gut.
Ich halte den in den letzten Wochen immer wieder auftretenden Erklärungsversuch, dass die Probleme in der Liga (und das bis jetzt sehr gute Auftreten in der CL) auf die schwankende Motivation innerhalb des Teams zurückzuführen sei, für zu vereinfacht. Dabei zweifle ich nicht daran, dass die Mannschaft in der CL noch ein Stück konzentrierter und einsatzfreudiger zu Werke geht. Dies ist jedoch eine Binsenweisheit, die sich dadurch erklären lässt, dass das Abschneiden in der CL maßgeblich in die Bewertung der Saison miteinfließt. Weiterhin ist diese Begebenheit nicht neu, sondern betrifft die Bayern schon einige Jahre.
Dennoch kann ich den Eindruck nicht bestätigen, dass diese wenigen, fehlenden Prozentpunkte hauptursächlich für die durchaus vielschichtigen Schwierigkeiten dieser Ligakampagne sind. Abseits dem schlichten Vergleich der Ergebnisse in der CL und Liga, habe ich auch noch kein Argument gehört/gelesen, die diese These unterstreicht. Im Gegenteil gibt es sogar eine gewichtige Statistik, die @Jo_1 glaube ich nach den drei aufeinanderfolgenden Unentschieden gegen Leipzig, Köln und Frankfurt schon einmal bemüht hatte, die diesem Narrativ widerspricht: Der für Bayern-Verhältnisse immense läuferische Aufwand den die Mannschaft in den letzten Wochen auf nationaler Ebene betrieben hat. Bei einem „Motivationsproblem“ würde man wohl eher erwarten, dass im Zweifel ein Schritt weniger gemacht wird und nicht, wie es aktuell der Fall ist, zwei Schritte mehr. Dazu auch passend die Aussage von Nagelsmann, wonach sein Team im Moment zu viel läuft.
Zum Vergleich: In den acht Bundesligaspielen vor der Wm, die wohl in die überzeugendste Phase unter Nagelsmann fallen, absolvierte die Mannschaft im Schnitt 113,6 km pro Spiel. Bei den letzten 7 Spielen in der Liga kommt das Team dagegen auf einen Schnitt von 119,6 km pro Spiel.
Noch eine allgemeine Anmerkung: Kommentare, die nach überzeugenden Siegen die Einstellung loben oder nach schwachen Darbietungen genau diese kritisieren, erwecken bei mir (ob gewollt oder nicht) immer die Implikation, dass das Team nur eine professionelle Einstellung an den Tag legen müsse und alles andere (wie z.B. spielerische Klasse) käme ganz von alleine. Jetzt trifft das im Einzelfall sicher auch mal zu, aber es lässt sich eben nicht pauschal für alle guten bzw. alle schlechten Leistungen anwenden. Wie sehr oder wenig Spieler motiviert sind, ist von Außen betrachtet unglaublich schwer zu bewerten. Dafür müsste man schon in die Köpfe der Spieler schauen können. Und die hochspekulative „Analyse“ von Körpersprache ist da mMn wenig ergiebig.
volle Zustimmung, mir ist das imme rzu viel : da fehlen die guten alten Tugenden. Die hohe Laufleistung widerlegt dieses ARgument ja eindrucksvoll. Jetzt kann ich noch die Zweikampfintensität nehmen, da weiß ich keine STatistik. Mein Eindruck ist: es lag und liegt am Mittelfeld, konkret an der Form von Goretzka und Kimmich. Kimmich hatte eine fette Fromkrise, die er scheinbar überwunden hat. Er hat aus miern SIcht ien viel besseres GEspür, wann er dass SPiel schnell machne muss und wann mal nicht. Auc hGoretzka hat asu mienr Sicht enorme Schwankungen,
Das muss Nagelsmann wissen. Vielleicht will er das, kommt aber im Training nicht dazu. Jedenfalls ist der jetzige Fußball der, den Nagelsmann und der Verein (der den Kader kauft) wollen. Daraus ergeben halt Konsequenzen, positiv wie negativ
Keine Ignoranz oder Arroganz, aber vielleicht etwas fehlender Respekt, würde ich meinen. Die Sache ist doch etwas komplexer: du vernachlässigst meiner Ansicht nach, dass das allgemeine Niveau hinsichtlich Pressing/Verschieben etc. grade defensiv, national wie international, gestiegen ist. Schlicht gesagt: verteidigen können mittlerweile fast alle. Die einen etwas höher, die anderen tiefer, aber dass man Gegner der Mittelklasse heutzutage nicht mehr locker abschießt, darauf können wir uns sicher einigen. Man schaue nur mal, als Beispiel, nach Köln, wo Baumgart mit einem sicher mittel-begabten Kader sowohl Mannschafts-taktisch als auch einzelne Spieler betreffend sehr viel rausholt. Im Vorbeigehen schlägst du die nicht. Grade die Zeit bis zum ersten Tor kann sehr schwierig werden. Fußball ist nunmal der Ballsport, in dem der eigentlich unterlegene Gegner die größte Chance auf einen Sieg hat. Das heißt, mit guter Taktik, körperlicher Fitness und entsprechendem Mindset hat - in einem Spiel - jeder eine Chance.
Von daher bin ich bei @Mehmet68, und tatsächlich halte ich das auch für ein Grundproblem, wenn jetzt angesichts unserer potentiellen VF-Gegner die Bemerkung auftaucht, außer City und Real hätte eh keiner unser Niveau. Da ist es kein Wunder, wenn die Erwartungshaltung exorbitant steigt und die einzelnen Titel nichts mehr zählen sollen (Meisterschaft) und für selbstverständlich gehalten werden. Ich finde das bedauerlich. Für mich gibt es in der ach so vorhersehbaren CL jedes Jahr etwa 10-12 Mannschaften, die ich als potentiellen Sieger sehe. Und die acht Teams im Viertelfinale gehören aber mal definitiv dazu, grade auch wegen des K.-O.-Modus.
Das klingt so, als sei Nagelsmann damit sowas wie ein Alien oder Outsider. Aber das, was du ja ganz korrekt beschreibst, hat doch praktisch jedes Team mit Ambitionen heute im Repertoire und auf dem Schirm. Ich sehe es so, dass sich die Art zu spielen grade bei den üblichen Kandidaten auf einen CL-Sieg sehr angeglichen hat, sprich: ein wengerl Ballbesitz? Muss man können. Hohes Gegenpressing? Für jeden Pflicht. Gutes Positionsspiel? Unabdingbar.
Die reinen Ballbesitzmonster gibt es mittlerweile ebenso nicht mehr wie die ganz alte RB-Schule. Alle müssen alles können. Unterschiede finden höchstens im Detail statt, etwa ob man asymmetrische Varianten pflegt, ob die nominellen defensiven Winger ins zentrale MF einrücken (was natürlich dann auch mit den Spielertypen zusammenhängt) oder ähnliches.
Das Spiel gestern hat übrigens auch gezeigt, dass der „typische Nagelsmann-Fußball“ eigentlich eine Denk-Schablone ist. Wir haben gestern deutlich tiefer verteidigt als üblich, was ja nur beweist, dass ein guter Coach auch jeweils auf die Stärken des Gegners reagieren kann. Selbst Pep hat ja seit zwei, drei Jahren viele Anpassungen vorgenommen, die man ihm früher nie zugetraut hat.
Also nochmal: was du beschreibst, stimmt, aber ich würde bezweifeln, dass es eine Nagelsmann-spezifische Problematik darstellt.
Das interpretierst du falsch. Ich zeige einfach nur die mMn. logischen Konsequenzen eines Spielstils auf, ohne das zu werten. Nagelsmanns Stil hat andere Konsequenzen, positiv wie negativ, als z.B. das was Tuchel spielen lässt und das was Guardiola will hat wiederum andere Konsequenzen. Entscheident ist die Umsetzung und bei Top-Clubs wie uns und den anderen wird das mit ordentlich individueller Klasse unterfüttert. Das die Trainer Anpassungen innerhalb ihrer Stile an Gegner und Umstände vornehmen ist doch klar.
Also das stammt nicht von mir und das wirst du von mir auch nie hören. Das ist eindeutig Größenwahn.
Zum Thema Bundesliga. Jeder Sieg muss sich hier auch ohne Zweifel erstmal verdient werden. Von alleine geht es nicht.
Aber es kann nicht sein, dass wir in jedem Spiel die elf besten aufbieten müssen um uns drei Punkte zu erzittern. Dazu ist die individuelle Klasse unserer Mannschaft einfach zu groß. Wenn ich beim Stand von 2-0 in Stuttgart Mané, Sané und Gnabry einwechsle und trotzdem noch um den Sieg zittern muss, dann stimmt etwas nicht. Solche Spiele gab es immer? Stimmt, zwei, dreimal im Jahr schenkten wir auch in den besten Jahren Punkte her gegen Teams aus dem unteren Regal. Das waren aber Ausnahmen, die meisten Spiele wurden souverän gewonnen, oft auch kräfteschonend mit 90% und nicht immer mit der besten Elf. Seit der Winterpause haben wir aber kein einziges Ligaspiel souverän gewonnen, der Sieg gegen Bochum war noch der souveränste.
Jede Rotation lässt uns zittern, jede Auswechslung bringt Unruhe. Und das bei diesem Kader. Das kann nicht sein.
Schau ma mol, wie es morgen gegen Augsburg wird. Ich bin gespannt.
Und Gravenberch noch dazu. Privat rennen sie rum wie Footballstars aus der Bronx, aber dann lassen sie sich von den Karazors und Gumnys dieser Liga sowas von erbärmlich den Schneid abkaufen.
Gravenberch ist da mittlerweile fast die Krönung 1,90 gross, aber sobald Losilla mal an der Ferse anklopft, kommt er völlig aus seinem Konzept. Von daher sollten die Jungs entweder zumindest mal ordentlich abheben wenn die Gegner sie bearbeiten oder eben noch besser dagegen halten. Aber sicher nicht zaudernd dem Konter hinterherblicken.
Da Nagelsmann keine Panzerschokolade verteilen darf, bleibt ihm wohl nur noch mehr Spieler wie Laimer zu fordern oder Typen wie Stanisic zu integrieren. Nicht das ewig zitierte „Pass- und Positionsspiel“ war bei Robbery besser, sondern deren dagegenhalten.
Von daher werden gegen die Treter Augsburg aus dem Quartett Sane, Mane, Gravenberch und Gnabry wohl einige trotz Rotation wieder zu Beginn auf der Bank sitzen. Und das liegt dann nicht daran, dass Nagelsmann ihnen nicht das richtige Pass- und Positionsspiel vermitteln kann
Dito.
Damit wir gleich eine Fläche für die kommende Debatte nach dem Spiel haben, werfe ich gleich mal die Erwartung in den Raum, dass wir sauber rotieren werden. Und ich unterstütze das, wäre ich selber Coach, würde ich Cancelo, Gnabry und Sane bringen, damit die mir mal zeigen, dass sie zu Unrecht auf der Bank sitzen, wenn’s gegen die Großen geht. Und ja, ich bin auch der Meinung, dass man Augsburg schlagen muss, ohne die Automatismen der derzeitigen favorisierten Achse.
Übrigens würde ich den FCA sogar von meinen vorherigen Ausführungen weitgehend ausnehmen wollen. DAS ist wirklich mal ein Team, bei dem ich mich jedes Jahr frage, wie die es schaffen, die Liga zu halten. Geringer Ballbesitz, bescheidene Pass-Quote, einen Irren im Tor…
…„The whole story“ (!) - oder: Wir „leisten
“ es uns (!) - und „können
“ uns Anderes „wiederum“ … „abschminken“…!?
Das ist der Grund, wenn wir Probleme haben. Wenn wir nicht die benötigte Intensität auf den Platz bekommen, dann kann uns der Gegner einen offenen Schlagabtausch aufzwingen. Da hilfts auch nicht wenn wir noch mehr laufen, wenn die Läufe nicht gut genug ausgeführt werden.
…Wie kann „Fan“ die „(vielmehr) ausbleibenden“ (!?) … „(Umstands-)Anpassungen
“ bzw. „(un-flexible) Generalität
“ [>> S. „Hoch-stehendes Vertikal-Harakiri auch bei (klarer) Führung“…!?] nicht „bewerten
“?
Ruhe und Stabilität reinzubringen liegt auch an den Spielertypen. Wir haben mMn derzeit zu wenige Spieler, die das können. Auch Spieler, die es schaffen, durch ihre Art auf die Mitspieler beruhigend einzuwirken sind eher rar gesät, wie ich finde. Gibt es da außer Müller und de Ligt derzeit jemanden?
Das war schon mal deutlich ausgeprägter, wie ich finde. Alaba war quasi der permanente Personal Coach für Davies in der Triplesaison 2020. Lewandowski hatte in seinen letzten Jahren ebenfalls große Leaderqualitäten. Von Spielern wie Schweinsteiger, Lahm, Alonso, Robben, Thiago, Ribery oder Martinez brauchen wir gar nicht reden. Die boten auch anderen Spielern, die nicht zum Stamm gehörten, Sicherheit, wenn sie reinkamen. Kimmich ist z.B. in Sachen Ehrgeiz ein Vorzeigeprofi und hat auch alle fußballerischen Fähigkeiten, die es braucht, um ein Lenker zu sein. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass er mit seiner bisweilen hyperaktiven Art auf dem Platz, eher Hektik verursacht, als Ruhe bringt. Mit so jemandem neben sich tut sich ein Gravenberch wohl deutlich schwerer, als wenn er einen Typ Alonso oder Thiago neben sich hätte.