Genau diesen Gedanken an eine Interimslösung, bis der Markt wieder mehr Optionen bietet, hatte ich auch - und dabei, bitte steinigt mich nicht, an Stefan Kuntz gedacht.
So leid es mir tut:
Ich stimme dir bezüglich De Zerbi zu, ich halte ihn hinsichtlich seines taktischen Werkzeugkastens für den vielversprechendsten Trainer seit Pep.
Aber:
„falsche“ Spielphilosophie?
Dass ein Pep-Fan und Freund des ästhetischen Spiels wie ich dir das sagen muss, ist bitter, aber die Realität ist, es gibt keine „falsche“ Spielphilosophie, solange du nur oft genug gewinnst. Es gibt (leider, vielleicht) nicht mal eine „falsche“ Philosophie für einen einzelnen Verein. Holland spielt nicht mehr nur im 4-3-3, Barca hat die letzten Jahre das meiste seiner vermeintlichen Essenz verloren.
Das restliche, was an deinem Post, nun, stark vereinfachend ist, hat @KurtRambis benannt:
Und zuletzt: so sehr wir beide von den bevorzugten Ideen, wie wir uns Fußball vorstellen, nah beieinander liegen (denn das tun wir, soweit ich deine Zeilen interpretiere), so wenig glaube ich, dass du binnen 42 Minuten die gesamte Ausrichtung des MSR-Blogs überschauen kannst. Sämtliche Artikel von allen Autoren gelesen hast. Insofern wäre ich etwas zurückhaltender mit Grundsatz-Urteilen wie:
Denn genau das passiert hier nicht. Es wurde und wird ausgiebig thematisiert. Der Punkt ist vielmehr, dass du da etwas unterstellst, weil DU der irrigen, verkürzten und unterkomplexen Auffassung bist, Nagelsmann sei ein Verfechter eines reinen „RB-orientiertem Umschalt-Spiel“.
In Anlehnung nochmal an @KurtRambis und schon vielen anderen Wortmeldungen incl. meiner Wenigkeit:
Im modernen Fußball müssen alle Spitzenmannschaften mehrere Komponenten (wenn nicht alle) beherrschen - es hat sich stilistisch alles angenähert.
Letztens Arsenal-City gesehen? Hältst du Arsenal jetzt für eine Maurertruppe, die nur kontern kann, und Arteta für einen Mourinho der Neuzeit?
Sorry, wenn ich etwas direkt bin, denn wie gesagt, ich teile deine Idee von Fußball. Aber in diesem Sport führen viele Wege nach Rom.
Ich zweifle daran, dass nach der Übergangslösung, die jetzt z.B. ein Jahr bleibt, ein besserer Trainer verfügbar ist. Alonso geht wohl zu Real, wenn man Nagelsmann jetzt nicht holt, dann auch nicht im nächsten Jahr, de Zerbi wird dann vermutlich bei einem Top-Team sein, Sebastian Hoeneß hat immer noch zu wenig Erfahrung. Wer bleibt dann noch übrig?
Ich bin de Zerbi gegenüber ziemlich aufgeschlossen. Aber eine Sache sollte hervorgehoben werden. Bei allem verdienten Hype haben Brighton und de Zerbi in dieser Saison einige grauenhafte Ergebnisse vorzuweisen: Roma (0:4), Fulham (0:3), Luton (0:4), Aston Villa (1:6). Und ein paar Monate davor - Everton (1:5), Nottingham (1:3), Newcastle (1:4).
Möglicherweise liegt der gemeinsame Nenner darin, dass alle diese Mannschaften über genügend Erfahrung verfügten, um de Zerbis einzigartige Taktik zu studieren, UND dass es unwahrscheinlich ist, dass alle diese Mannschaften in die Fallen tappen, die er für pressfreudige, angriffslustige Gegner stellt.
Relevant? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber es ist wahrscheinlich, dass er in 25-35 Bundesligaspielen mit dem harten, niedrigen Block konfrontiert wird, und andere Mannschaften werden gegen ihn eher im Stil von Luton als im Stil von Liverpool spielen.
@justin Toller Artikel, sehr interessante Argumentation auch wenn ich deine Meinung nicht ganz teile. Die Spiele unter Nagelsmann waren nmM von keiner klaren Handschrift geprägt.
Unabhängig davon gehen mir aber 2 Sachen durch den Kopf:
- wer sagt überhaupt, dass JN das Risiko nochmals eingeht. Wenn die N11 eine halbwegs annehmbare EM spielt, bleibt er Nationaltrainer, verdient sich eine goldene Nase und hat relativ wenig Stress.
- Wenn man darüber nachdenkt, wie viele Transfers in den letzten Jahren in die Hose gingen, dann muss man vor dem hier so viel gescholtenen U.H. den Hut ziehen. Auch er hat manchmal ins Klo gegriffen aber nie in diesem Ausmaß.
Ich fände de Zerbi auch toll, aber da es sehr unwahrscheinlich ist, dass er eine Saison wie Alonso hinlegte, wird es auch Niederlagen geben und bei Bayern scheint eine Niederlage wie es @justin erklärt hat schon dafür zu sorgen, dass der Trainer hinterfragt wird. Daher müsste sich diese Haltung ändern und dann könnte de Zerbi auch Zeit haben erfolgreich zu sein.
Weiter oben schon gesagt. Wenn allein „Erfahrung“ zählt, hätte Pep 2008/09 nie mit Barca die CL gewinnen dürfen, würde Xabi nie mit LEV Meister 2024. Man kann über beide viele Artikel und über Pep sogar Bücher lesen, um zu erfahren, was und wie sie spielen lassen wollen.
Und ja @cheffe u.a., die Spielphilosphie hat sich gewandelt und verfeinert. Aber es gibt immer noch einen Unterschied zwischen dem Rangnick, Rose, Terzic, Klopp-Fußball (nicht nur die unterschiedliche Qualität ) und dem Pep, Alonso, Enrique, de Zerbi u.a. Fussball. Und die Herren Flick und Nagelsmann gehören zur Ersteren Gruppe. Und wegen zweier Spiele, die, der Not geschuldet, taktisch anders ausgerichtet waren, glaube ich mitnichten, dass JN ein ausgefeiltes System umsetzen lassen könnte, wie das deZerbi kann und zeigt. (Re: Schienenspieler Havertz. u.a. - …nicht festgelegt usw.). Wenn Pep UND Klopp deZerbi dermaßen loben, dann bietet der tatsächlich einen erneuerten Ansatz, aber bei genauem Hinsehen eben mit Ballbesitz.orientierter Ausrichtung. (Siehe Alonso…kann man alles unter Taktik deZerbi, Taktik Alonso nachlesen. einfach mal googeln).
Ich sags nochmal: Carlo Ancelotti ist ein sehr guter Trainer. Vermutlich einer der weltbesten. Er hat inzwischen viermal die CL gewonnen. Aber er war zum damaligen Zeitpunkt beim FCB der falsche Coach für uns. Es hat sich herausgestellt, dass auch JN der Falsche für uns war. Und er bleibt es aus mehreren Gründen. Erstens müsste man für seine Art zu spielen (und nein, ich glaube nicht, dass er sich jetzt anpasst und etwas verändert) einen neuen Kader um Conny Laimer herum aufbauen, lt. Rangnick der weltbeste Gegenpressingspieler (aber leider technisch nicht ausreichend begabt für höchste Aufgaben). Und zweites wäre seine Wiederverpflichtung ein Himmelfahrtskommendo, sollte anfangs nur der leiseste Hauch einer Wiederholung dessen stattfinden, was damals zur Demission geführt hatte. Und das waren ein paar Dinge, die man, wenn man will, auch nachlesen kann.
@KurtRambis : „Die Zeiten, in denen es nur um Ballbesitz ging, dürften vorbei sein.“ entgegne ich mit den Worten Alonsos aus einem Interview der SZ vom 23.1.2023. Dort wurde er wegen des Ausscheidens von D und ESP bei der WM in Katar in der Vorrunde gefragt, ob " …der Ballbesitzfußball aus der Mode gekommen?..ist:
Xabi Alonsos Antwort:
Ganz grundsätzlich, ganz losgelöst von Spanien: Das Problem ist nicht Ballbesitz, sondern der Mangel an Tempowechsel und Tiefe. Wenn man zu viele Spieler hinterm Ball hat, dann wird es schwierig. Denn es geht darum, Räume zu schaffen und zu attackieren. Räume schafft man meiner Ansicht nach durch das, was man „Opferläufe“ nennt. Indem man den Gegner durch Ballbesitz aus der Reserve lockt und selbst gut positioniert ist, um bei Ballverlust zu verteidigen und nach der Rückeroberung des Balles wieder angreifen zu können … Dass es schwerer geworden ist, sich so durchzusetzen? Mag sein. Die Gegner sind besser eingestellt, sind körperlich besser vorbereitet. Aber Ballbesitz ist nicht überholt.
DeZerbi pur! Null JN. Null Rangnick. Null Zidane o.ä. (Viel Sebastian Hoeness. Aber der hat gerade seinen Vertrag beim VfB verlängert.)
Ich denke damit beantworte ich die Frage doppelt: Einmal in Bezug auf die Spielphilosophie „Ballbesitz“. Und zum anderen darauf, ob nicht der „Erfolg“ letztlich über allem stehen müsse.
Finde ich auch. Und ich vermute, dass seine derzeitige Spezialtaktik aus der Notwendigkeit heraus entstanden ist, Brighton (14/20 in der PL bei den Gehältern) gegen wesentlich reichere und sehr aggressive Mannschaften erfolgreich zu machen. Es ist durchaus denkbar, dass de Zerbi sich gut an eine BL anpasst, in der 16/18 Mannschaften im 5-4-1 gegen Bayern antreten. Aber, wie du und Justin schreiben, wird es eine Weile dauern.
Ich würde mir eher Sorgen machen, ob de Zerbis Guardiola-like Ansatz genug Platz für natürliche Führungsspieler auf dem Feld lässt. Würde sich ein Thomas Müller in de-Zerbi-Ball entwickeln? Würden Top-Defensivleute wie MdL überhaupt im Kader sein? Bei aller Großartigkeit der Pep Ära, haben wir doch praktisch alle großen Spiele verloren (Barca, Real, Atletico). Ich frage mich, ob die Strenge von Peps taktischem Ansatz nicht diejenige Spieler erstickt hat, die oft die großen Spiele gewinnen. Ich finde De Zerbi birgt vielleicht das gleiche Risiko.
#…>(Heils…Hoffnungs-träger)EberlDemnach(Abseh…Bemerkens-wert)NahBei(Puppet…Bruch:Pilot)Hoeneß_oderPro(!Lern-Begabung?)Nagelsmann(…InklusiveAltern!erendenRechenweges)/…(Kompromisslos-)Rangnick(…Wirkungs-trainerEmery/…Stallge…Kennt-Den-FCBau…Bayern-Oder-Umgekehrt-Schlüssel:kriterium-TenHag).
…>#141-Rotst!ft
BEIDE Artikel!
Sprich wenn ich das richtig deute dürfen wir uns in den nächsten Tagen auf einen (weil dass es auf die beiden rausläuft scheint ja immer klarer zu werden) „Darum wäre de Zerbi die beste Alonso Alternative…“
Artikel freuen.
Fände ich mega spannend - quasi das Gegen Plädoyer.
Und auch sehr passend - denn wir als normale/gemeine Fans haben quasi immer längst eine stark eingefärbte „Meinungsbrille“ auf. Ein Journalist wie @justin dagegen geht das Ganze viel eher mit professioneller Neutralität an.
Gleichzeitig werden wir uns eben mit einem der beiden aller Wahrscheinlichkeit nach „anfreunden“ müssen. Und dann eben umso schöner wenn die passende Pro Argumentation (die unweigerlichen Probleme mit jeder Lösung haben wir schon alles gehört und werdens erst recht eh noch ohne Ende hören egal wie’s ausgeht fürchte ich - der „wünsch Dir was“ Kandidat auf den sich quasi alle einigen oder zumindest sehr gut mit leben könnten hat leider gerade abgesagt) schon parat hat!
danke für diesen beitrag, genau meine gedanken!
Ich finde interessant das hier auch Klopp immer genannt wird, und als wäre er der Heilsbringer. Habt ihr mal seine Titelbilanz bei Liverpool angeschaut, in der Saison spielt er nur EL. Der würde in München wahrscheinlich noch ne kürzere Zeit Trainer sein als Tuchel. Ich persönlich sehe das Problem gar nicht so beim Trainer, sondern beim FC Bayern und Umfeld, bzw. man lässt sich vom öffentlichen Druck treiben. Der Vorstand müsste sich mal hinstellen und der Presse etc den Mittelfinger zeigen und klar kommunizieren und ist es egal was geschrieben und gedacht wird, wir haben ein Konzept glauben daran und werden es umsetzen, auch wenn wir 3 Jahre mal keinen Titel holen. Wenn ich immer lese die Bayern müssen dies und das und eigentlich sind sie nicht erfolgreich … etc. Bayern ist einer der erfolgreichsten Clubs der letzten 10 Jahre in EUROPA / WÉLT. Aber wenn man dann viele Dinge in der Presse liest meint man wir spielen gegen den Abstieg. Mir fehlt da eine gewisse „Arroganz“. Aber ich schweife ab. Mein Punkt, man hätte JN nie entlassen dürfen, ihn einfach machen lassen, egal was von außen versucht wurde da einzustreuen, ein Beispiel sagt er nix zu einem Thema, dann spricht er nicht, sagt er was dann ist er der Außenminister … Es wird eben immer das negative gesucht. Jedenfalls hat man jetzt die Chance diesen Fehler zu korrigieren und ich hoffe darauf.
Wir sind nicht weit auseinander, @M_Monsieur. Ballbesitz schießt keine Tore. Aber er gehört dazu. „Offense wins games, possessionplay wins championships“.
Toni Kroos hat mit Real Madrid viermal die Championsleague gewonnen - aber die Tore haben andere geschossen. Und nicht dadurch, dass man den Gegner an dessen 16er belagert hat. Sondern mit Kraft, Tempo, Technik, direktem Spiel, Risiko.
Wenn Bayern aber Alonso wollte, haben sie sich dann nicht schon längst taktisch festgelegt? Ballbesitz, kombiniert mit Athletik, Tempo? Kimmich darf bleiben, Goretzka und Gnabry sind verzichtbar? Und, weil man Alonso nicht bekommt, geht man das Wagnis mit de Zerbi ein?
Jedenfalls „koan Julian“.
Bitte nicht verfälschend zitieren (also Streich da einsetzen, wo ursprünglich ein anderer Name stand). Das habe ich so nicht gesagt, und es lesen auch nicht alle den ganzen Thread oder verstehen den Sinn der typographischen Änderungen, die du vorgenommen hast, richtig. Dafür wäre ich dir dankbar - den Witz, den du machen wolltest, kann man auch auf andere Weise realisieren.
Schöner Punkt; das merkte ich zu Alonso in diesem Forum bereits an.
Dennoch ist unerfahren nicht gleich unerfahren.
Alonso bringt eine hervorragende Ausstrahlung plus seinen Namen plus eben die Erfahrung, die er ALS SPIELER sammeln konnte, mit.
Nagelsmann hat inzwischen auch recht viel Erfahrung, v.a. für sein Alter.
De Zerbi steht in diesem Vergleich eben etwas zurück; was ihn jedoch nicht automatisch disqualifiziert.
Ja. Genau das versuche ich die ganze Zeit zu sagen.
Und genau unter diesen Bedingungen hielte ich JN für eine gute Personalie.
Dir ist aber schon aufgefallen, dass in den letzten beiden Spielen der N11 im Spiel mit Ball vieles von dem zu sehen war, was man auch z.B. bei Alonso (und somit durchaus auch bei de Zerbi) zu sehen bekommt?
Diese Elemente waren:
- Verengen des Raumes in Ballnähe
- (extremes) Überladen der Seite, auf der sich gerade der Ball befindet
- häufiges Vertikalspiel bereits aus der ersten Linie mit Klatschenlassen des Balls entweder zurück zum Ursprung des Passes oder wenn möglich zu einem gut positionierten Nebwnspieler
In dieser Hinsicht umterscheiden sich Alonso, Hoeneß und De Zerbi im Übrigen massiv von Pep; dies ist ein ganz anderer Ansatz, Ballbesitz zu denken…
Ist natürlich klar, dass Watzke dafür ist, dass Nagelsmann beim DFB bleibt
Übrigens wird die EM auch Nagelsmann vermutlich so sehr beschäftigen, dass eine wirkliche Kaderplanung erst nach der EM mit ihm möglich ist und mir scheint es auch eher unwahrscheinlich zu sein, dass er sich direkt nach dem letzten Spiel des DFB in die Arbeit beim FC Bayern stürzen wird.