Das ist aus meiner Sicht eine retrospektive Beschönigung dessen, was wirklich passiert ist. Sowohl Mandzukic als auch Gomez waren durchaus unzufrieden, hatten aber durch Ergebnisse wenig Argumente, da richtig Stunk zu machen.
Robbens Situation war ebenfalls ein Pulverfass. Hätte sich Kroos nicht verletzt, wer weiß, ob das überhaupt noch gut gegangen wäre.
Ich halte diese Situation für eine ganz große Anomalie in der jüngeren Geschichte des FC Bayern und nicht für etwas, was man mal eben so kopieren könnte. Drei Stürmer mit großen Namen, zwei davon auf damaligem Weltklasse-Niveau, kannst du nicht auf Dauer haushalten, das funktioniert einfach nicht. In einer normalen Kaderplanung ist das schon mal ein Spieler weniger, weil sich maximal zwei Mittelstürmer diesen Platz teilen. Dann sind wir bereits wieder bei 7+X, also in der maximalen Grauzone.
Ich würde hier sogar die Gegenthese aufstellen: Dieses Modell ist gefährlich. Es geht nur gut, wenn du maximalen Erfolg hast und der ist in der aktuellen Situation des Vereins überhaupt nicht garantiert. Bei der kleinsten Holperstelle fliegt dir dieser Kader um die Ohren. Ich würde da viel mehr den Kader aus der Triplesaison 2020 als (fast) perfektes Beispiel ansehen:
- Lewandowski 4.134
- Müller 3499
- Gnabry 3346
- Coman 2434
- Coutinho 2148
- Perisic 1757
- Zirkzee 312
Mein einziger Kritikpunkt: Die Einbindung der Talente. In den Top-6 hatte man für damalige Verhältnisse aber eine sehr gute Balance aus hoher Klasse, Verfügbarkeit und Kaderbreite. Das Risiko, dass dir dieser Kader in der Kabine um die Ohren fliegt, war gering. Es gab eine klare Hierarchie, wenig Unruhepotenzial und dennoch einen guten Konkurrenzkampf um die Positionen. Außerdem gefiel mir die Polyvalenz der Spieler. Coman, Gnabry, Perisic und selbst Coutinho konnten mehrere Positionen mit unterschiedlichen Stärken bespielen.
Zirkzee hätte sehr gerne damals mehr Spielzeit bekommen können. Gerade in der Phase, wo er wirklich durch die Decke ging, hätte man ihm mehr Zeit am Stück geben können. Ist mit Lewandowski vor sich natürlich schwer, aber man hätte da durchaus kreativ werden können. Zweistürmersystem oder Zirkzee mal als eine Art Zehner, was er ja durchaus auch bei den Amateuren schon gespielt hat. 312 Minuten sind mir bei der Form, die er zwischenzeitlich hatte, einfach zu wenig.
Natürlich scheint dieses 2013er Jahr in der Retrospektive perfekt. Aber für die Kaderplanung würde ich in der Gesamtheit der letzten 15 Jahre dennoch dabei bleiben: 6+X (wobei X immer für wahlweise Talente (Idealfall) oder ältere, ambitionsärmere Spieler (geht-so-Fall) steht), wenn du glaubst, dass vier von sechs Spielern eine gute Verfügbarkeit haben. 7+X, wenn du deinem Kader nicht so traust.
8 gestandene Profis würde ich in der Offensive niemals machen als Kaderplaner. Das ist mir zu viel Risiko.