Wie wirken sich Abschreibungen auf das Ergebnis des Vereins aus?

Und: Der Hinweis auf die fehlende Steuerprogression bei Körperschafts- und Gewerbesteuer ist eminent wichtig, um den kaufmännischen Sachverstand eines KHR zu bewerten. Wieviel solchen hat er anscheinend?

Stimmt - allerdings nur eingeschränkt.

Der entscheidende Teufel steckt auch in deiner Argumentation @Alex in einem winzigen Detail:

Exakt: AUSREICHEND Gewinn. Nur dann ist die Steuerlast gleich, egal ob mit oder ohne Abschreibung.

Soll heißen: Der FCBAg-Gewinn im Jahr des Kane-Transfers hätte bei 100 Mio. (Um in meinem Rechen-Beispiel von 2023/24 zu bleiben - Annahme: Das Geld für Kane fließt 2024) und nicht 43 Mio. liegen müssen, damit sich die Abschreibungen nicht steuerlich bemerkbar gemacht hätten.

Ich habs hier noch mal aufgedröselt:

Hier hat KHR keine Ahnung von Steuerrecht im Fall 2. Und sehr wohl Ahnung von Steuerrecht im Fall 1. (Wobei ich hier eher von richtigem Gefühl denn von Fachwissen reden würde…)

Ich hoffe, die Fachleute können mir hier zustimmen. Oder ich hab nen gewaltigen Denkfehler drin…

EDIT:\ Denkfehler - ja. Thx to @Reparaturalster

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Very gerne.
Die Lektion von der Geschichte zu Deiner Ausgangsfrage

Wie wirken sich Abschreibungen auf das Ergebnis des Vereins aus?

ist simpel:
Gar nicht - wenn der Jahresgewinn im Investitionsjahr vor Abschreibung der Investition(en) höher als selbige ist.
Erheblich - wenn die Investition höher als der Jahresgewinn im Investitionsjahr vor Abschreibung ist.

KHR hat teilrecht.

Das klingt wirklich tragisch. Müssen zermürbende Zeiten für Dich gewesen sein!

Glücklicherweise scheinst Du momentan ja wieder über den Dingen zu stehen, insgesamt aber schon eine sehr bittere Lehrstunde.

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Zumindest sehr kräftezehrend. Und was ich im Nachhinein schade finde - anderthalb Jahre finanzieller Überlebenskampf, und in der Zeit fiel so gut wie alles andere (im Privaten) unter den Teppich/Tisch.

Seh ich überhaupt nicht so. Auch damals nicht. Ich hab was extrem wichtiges in der Zeit gelernt - das war 2001/2002. In den 15 Folgejahren meines Betriebes ist mir etwas ähnliches nur einmal wieder passiert - 2008 bin ich einem gewerblichen Betrüger aufgesessen - mit 27 Tausend Verlust. Auch ne sehr spannende Geschichte, die tief blicken läßt…

Und im Gegenteil: Ich hab sogar später selbst Jungunternehmer im Rahmen des Bremer Senior Service (BSS) betreut - als Begleiter des Bremer Seniors (welcher mich zuvor zwei schwere Jahre durch dieses gefährliche Fahrwasser 2001/02 begleitet hatte) - obwohl ich null kaufmännische Ausbildung hatte. Aber die Praxiserfahrung ist extrem lehrreich gewesen - und ich habs ja überlebt.

Und dem BSS würde ich heute noch ein Denkmal setzen.

Hach, wenn Du wüsstest.
Hach, wenn Du damit richtig lägest.
:see_no_evil_monkey: :wink:

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OT aber ich wollte gerne nochmal sagen das du wirklich eine unglaubliche Bereicherung für unser Forum bist :heart:

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20 :heart_eyes: zurück auf die Insel.

Ohne die Inspiration durch Leute wie Dich (und davon gibts jede Menge) nich mal die Hälfte davon …

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Der Denkfehler heißt Verlustvortrag/-rücktrag. Der Verlustrücktrag funktioniert aber (glücklichweise für die Stadt München) nur körperschaftsteuerlich.

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Stimmt. Tänk ju werri muchos.
Aber für die Gewerbesteuer trifft das Rechenexempel zu, oder?

Nein, auch da gibt es den Verlustvortrag.
Die Rechnung wird aber komplizierter, weil der Verlustvortrag nur bis 1 Million + 70 % der darüber hinausgehenden Verluste möglich ist.
Also (unter der Annahme, dass es keine für den Verlustrücktrag in Frage kommenden Gewinne in 2023 gab)
in 2025 1 + 56 * 0,7 = 40,2 Millionen Euro Verluste nutzbar.
2026: 1 + 15,8 * 0,7 = 12,06 nutzbar
2027: 1 + 3,74 * 0,7 = 3,618 nutzbar.

Unter dem Aspekt von Liquiditätskosten (die ich Dir ja offensichtlich nicht zu erklären brauche :grin:) wäre also ein hypothetischer Sofortaufwand in Deinem vereinfachten Szenario die bessere Option.

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Spannend. Und very danke.
Ich lass meinen Denkfehler trotzdem online - und setz einen Verweis drunter…

Nennt sich in der Bilanzsprache übrigens „Aktivtausch“. Weil zwei Positionen auf der Aktivseite der Bilanz, in dem Fall Anlage- und Umlaufvermögen, getauscht werden.

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Vielen Dank für deine offenen Worte hier. Möge das vielen Selbständigen helfen, auch wenn du leider davon nichts (mehr) hast. Hast du, ernst gemeint, schon mal drüber nachgedacht, kleinen Handwerksbetrieben Schulungen zu betriebswirtschaftlich solider Unternehmensführung anzubieten? Wäre für ganz viele Kleinbetriebe sehr sinnvoll.

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Wenn ich gesundheitlich wieder auf den Beinen bin - ja, ich habe vor, beim Bremer Senior Service anzufangen.
Aber es dauert noch n bißchen…

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Vielen Dank für die umfassenden Erklärungen und Einblicke in das Daily Business als Geschäftsführer.

Wenn ich es richtig verstehe, ändert ja dann eigentlich auch die Tatsache, dass man für einen Spieler massiv über „Marktwert“ bezahlt (wie im möglichen Fall von Woltemade) oder beim Verkauf eines Spielers unter Marktwert erhält (Ich glaub De Ligt war so ein Fall) nichts an meinen Vermögen. Demnach muss ich „nur“ aufpassen, dass ich immer solvent bleibe und in jedem Jahr mehr Gewinn mache als die Summe aller Abschreibungen von Spielern. Ist das so korrekt?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich Deine Frage richtig verstehe. Der Marktwert eines Spielers, der ja letztlich nur eine von irgendeinem Institut oder einer Webseite nach irgendwelchen Kriterien berechnete Zahl ist, aber keine reale Zahlung betrifft, hat natürlich keine Auswirkung auf Dein Vermögen, genauso wenig wie der Preis von Butter, deren Preisschild Du in einem Supermarkt siehst, Auswirkungen auf Dein Vermögen hat, solange Du sie nicht kaufst.

Dementsprechend hat auch die Differenz zwischen dem tatsächlichen Betrag, den Du für einen Spieler bezahlst, und dem hypothetischen Marktwert dieses Spielers keine Auswirkungen auf Dein Vermögen. Diese Differenz existiert ja nur in Deinen Gedanken, aber nicht in irgendwelchen Büchern.

Was Auswirkungen auf Dein Vermögen hat, ist die reale Wertentwicklung des Spielers, nachdem Du ihn gekauft hast. Wenn Du einen Spieler für 100 Millionen Euro kaufst und fünf Jahre später für 120 Millionen Euro verkaufst, erzielst Du einen Vermögenszuwachs von 20 Millionen Euro nur allein schon durch den Transfer. In dieser Zahl noch nicht berücksichtigt ist der Beitrag des Spielers zu Deinem wirtschaftlichen Erfolg auf andere Weise, beispielsweise indem er Deine Mannschaft besser gemacht hat und Dir dadurch die Einnahme höherer Preisgelder ermöglicht hat.

Ein Spieler ist ein Investitionsgut wie eine Maschine. Eine Maschine, die beispielsweise Schuhe produziert, realisiert ihren Wert für ein Unternehmen nicht dadurch, dass sie im Laufe der Zeit an Wert zulegt und das Unternehmen sie am Ende ihrer Nutzungsdauer für einen höheren Betrag verkaufen kann, als es am Anfang für sie ausgegeben hat, sondern indem sie Schuhe ausspuckt, die das Unternehmen am Markt verkaufen kann. Grundsätzlich gilt diese Logik auch für Spieler. Spieler haben aber gegenüber Investitionsgütern wie technischen Anlagen, Gebäuden, Fahrzeugen etc. den Vorteil, dass sie typischerweise im Zuge ihrer Nutzung nicht an Wert verlieren, sondern gewinnen (zumindest in einem ziemlich breiten Alterskorridor). Natürlich ist es relativ unrealistisch, einen Spieler für 100 Millionen Euro zu kaufen und irgendwann später für 120 Millionen Euro weiterzuverkaufen, aber dass man Spieler für 20 Millionen Euro kauft und für 50 Millionen Euro weiterverkauft, passiert die ganze Zeit.

Diese Spieler tragen zur Vermögensentwicklung eines Vereins also nicht nur dadurch bei, dass sie produktiv am Wertschöpfungsprozess des Vereins teilnehmen („Schuhe produzieren“), sondern auch, dass sie dabei sogar noch an Wert gewinnen und somit auch eine sehr interessante Handelsware abgeben, die dem Verein weitere Handelsgewinne ermöglicht.

Ob ein „überteuerter“ Spieler für einen Verein am Ende seiner Nutzungsdauer einen Vermögensnachteil oder -vorteil bedeutet hat, hängt also davon ab, wie viel Wertschöpfung, gemessen in Euro, er im Produktionsprozess des Vereins erbracht hat, abzüglich aller Kosten, die er dabei verursacht hat (insbesondere in Form seines Gehalts) – was typischerweise unmöglich zu identifizieren ist (wie will man den Wertschöpfungsbeitrag schon herausfinden?) – und ob der Verein ihn am Schluss oberhalb oder unterhalb seines Einstandspreises hat weiterverkaufen können. Beide Terme addiert (Erträge aus Wertschöpfung - Kosten für Unterhalt abzüglich/zuzüglich Differenz aus Einkaufspreis - Verkaufspreis) ergeben den Beitrag des Spielers zum Vermögen des Vereins.

Der „Marktwert“ eines Spielers ist in dieser ganzen Betrachtung nur insofern von Interesse, als er geeignet ist, akkurate Vorhersagen über die wahrscheinliche Differenz zwischen Einkaufspreis und Verkaufspreis eines Spielers zu ermöglichen und damit einigermaßen fundierte Spekulationen darüber, ob die Bayern durch einen Transfer am Ende eher „ärmer“ oder „reicher“ werden, zu erlauben.

Wenn es nur darum geht, in jedem Jahr einen Gewinn in der Gewinn-und-Verlustrechnung auszuweisen, dann ja. Aber beim Jahresergebnis ist ja üblicherweise nicht nur interessant, dass es schwarz ist, sondern auch, wie hoch es ist. Höher ist für gewöhnlich besser (sagt man :wink:).

Frage damit beantwortet? Sonst hake gerne noch mal nach.

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Was nicht so einfach ist wenn ich immer teuer kaufe und billig verkaufe.

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