Könnte es sein, dass es zum Wert und nötigen Ausmaß von Konkurrenz in einer Mannschaft unterschiedliche Sichtweisen und Ansätze gibt?
Das „immer“ in dem Satz stört mich. Der fehlende Konkurrenzkampf in der vergangenen Saison war mbMn vor allem eine Folge der Verletzungen - mit Ausnahme des Sturms waren alle Mannschaftsteile von schweren, längeren Verletzungen betroffen. Das hatte zur Folge, dass sich andere Spielerinnen beweisen und exponieren mussten. In der Folge wurden Mahmutovic, Alara und Kett Nationalspielerinen. Aufgrund des fehlenden Konkurrenzkampfes? Ohne die Ausfälle von Grohs, Simon sowie Oberdorf und Stanway wären die drei vermutlich nicht auf dem Weg in die Schweiz…
Klarstes Gegenbeispiel zur Konkurrenzkampf-These ist für mich im Sturm Klara Bühl. Ohne jede Alternative (aka Konkurrenz) im Team ist sie im vergangenen Jahr zur Leistungsträgerin auf streckenweise Weltklasse-Niveau herangereift. Nach ihrer Vertragsverlängerung hat sie ihre vorige Inkonstanz nahezu völlig abgelegt und blüht auf. Echte Entwicklung komplett ohne Konkurrenzsituation - zumindest gibt’s keine eindeutige Antwort auf die Konkurrenzthese.
Natürlich ist Konkurrenz in einem breiten Kader ein wichtiges und wesentliches Element von spielerischer Entwicklung. Aber emotionale Zufriedenheit, perspektivische Sicherheit und das Gefühl, Teil eines tragenden, größeren Ganzen zu sein, sollten (neben dem Gehaltsscheck) auch nicht unterschätzt werden. Verletzte Spielerinnen haben wiederholt betont, wie wertvoll das Getragen-Werden in der Mannschaft für den Weg zurück in die Spitze ist. Tuva Hansen hat explizit darauf hingewiesen, dass sie nach ihrem fatalen CL-Fehler von einem solidarischen Team aufgefangen und wieder aufgebaut wurde. In der Theorie des Konkurrenzkampfes hätte sie sich danach eher auf der Bank wiederfinden müssen.
Fußball wird (neben vielem anderen) auch im Kopf gewonnen. Und mentale Stabilität entsteht durch extrem viele Faktoren - Sieges- und Durchsetzungswille sind nur einer von vielen anderen. Natürlich muss einer selbstzufriedenen Sättigung entgegengewirkt werden - sowohl auf der individuellen als auch auf der Mannschaftsebene. Da sehe ich eine zentrale Herausforderung für José Barcala: Nach den Sieges- und Feierwochen (und die sind für die N11-Spielerinnen ja noch nicht abgeschlossen) wieder eine Lust auf neue Herausforderungen, die Gier nach dem täglichen Challenging zu entfachen - das könnte schwierig werden.
Wie von @Sascha_11 treffend beschrieben, wird in den nächsten Monaten die IV ein Prüfstein für die Heile Welt in unserem Streichelzoo werden.
Ja, da zum Beispiel wird sich zeigen, ob Eriksson an der Konkurrenz wächst - oder vielleicht auch mit Harder zum Schluss kommt, dass sie sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere nicht zur Rotationsspielerin (zurück)entwickeln möchte.
Müller25 hat das ein Jahr gemacht. Ob’s länger gut gegangen wäre…? Und - nicht jeder ist ein Müller! Und nicht jeder Trainer ein Kabinenflüsterer, wie s offenbar Kompany und Straus gelang.
Aber außer im Sturm wird nach dem Ende der Lazarettzeit eigentlich auf jeder Position Konkurrenzkampf und Doppelbesetzung vorhanden sein (Ausnahme Außenstürmerinnen - links gibt’s nur eine und rechts gar keine).
Lea Schüller und Konkurrenz - ich sach s ja immer: Selina Cerci. Harder auf der 9, Bühl auf 11, Cerci auf 7, unmittelbar dahinter eine offensive 10 - und dafür gäbs dann Konkurrenz genug.
Das Ganze vor einem aggressiven Mittelfeld mit Stanway und Oberdorf - das kann ich mir gut vorstellen.
Aber ich weiß: ihr beiden seht Harder nicht als Sturmspitze.
Ich persönlich glaube, dass im Gewürzregal des Fußballs viele verschiedene Ingredienzen zur Auswahl stehen. Immer nur mit Salz (aka Konkurrenz) zu würzen, könnte eintönig werden, Geschmacksnerven entwickeln sich zurück. Ohne Salz hingegen schmeckt fast jedes Essen fad.
Die Mischung macht’s wahrscheinlich.
Ein großer Koch jongliert jeden Tag mit neuen und vielen Zutaten….
Auf Barcala s Gewürzmischung bin ich gespannt.