Oliver Kahn - Ex-Vorstandsvorsitzender Bayern München AG

Ja dann lieber Leute wie Kemme oder Ott, oder einen Ultra wie den von der Hertha. Das wäre doch toll. So viel Expertise und Know-how.

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Vielen Dank für all Eure Antworten, die ich samt und sonders mit Gewinn gelesen habe. Es ist wirklich ein facetten- und umfangreiches Meinungsbild zusammengekommen, sehr schön. Ich möchte mal versuchen, meine wesentlichen Erkenntnisse zu sortieren und mit meinen eigenen Eindrücken zu verknüpfen:

Wie einige von Euch vollkommen richtig angemerkt haben, hat keiner von uns - mit Ausnahme vielleicht von @Mehmet68 über seine Kontakte - tiefere Einblicke in das Innenleben des FC Bayern und dementsprechend sind wir für unsere Meinungsbildung über Kahns performance auf Medienberichte angewiesen, die mal mehr und mal weniger zuverlässig sein können.

Gemessen an der Häufigkeit der Nennungen von verschiedenen Experten in verschiedenen Medien relativ gesichert dürfte der Umstand sein, dass Kahn mit dem wesentlich von ihm initiierten und getragenen Strategieprojekt „FC Bayern AHEAD“ unter den Mitarbeitern im Club intern auf wenig Gegenliebe und viele Widerstände gestoßen ist. Dies ist auch aus meiner Sicht der wesentliche Punkt in der Beurteilung seiner Leistung in den ersten knapp zwei Jahren als CEO des FC Bayern. Das wenige, was nach außen über die im Kontext von „FC Bayern AHEAD“ entwickelte Strategie und den Prozess ihres Zustandekommens aus der Vereinskommunikation des FC Bayern bekannt ist, macht auf mich auf den ersten Blick durchaus einen professionellen Eindruck (wobei „professionell“ bitte nicht zu verwechseln ist mit „inhaltlich sinnvoll“ oder „handwerklich gut gemacht“).

Nur fällt es mir überhaupt nicht schwer, mir vorzustellen, wie wahrscheinlich die meisten Mitarbeiter des FC Bayern, die so etwas individuell und kulturell gar nicht gewohnt sind, sehr skeptisch auf einen professionell aufgezogenen „organizational change“ blicken, der ihre etablierten Arbeitspraktiken und Routinen bedroht, der mit Formeln wie „optimaler kommerzieller Ertrag“, „volles Potenzial im Kerngeschäft“ und „globale Marke mit internationaler Relevanz“ (alles Zitate aus der High-Level-Overview der Strategie) aseptisch, kühl und sehr technisch daherkommt und der zu allem Überfluss anscheinend auch noch von Oliver Kahn zwar mit viel professioneller Hilfe von außen, aber dafür unter wenig Einbeziehung der Mitarbeiter selbst entwickelt worden ist.

Wenn das, was ihr hier alles zu diesem Thema zusammengetragen habt, stimmt, und wenn ich das mit meinen eigenen Eindrücken des Projekts „FC Bayern AHEAD“ auf Basis dessen, was ich dazu selbst gerade gelesen und gesehen habe, verbinde, dann sehe ich auf einmal schon viel klarer, warum Oliver Kahn aktuell offensichtlich so angezählt ist, wie er es mutmaßlich ist.

Eine strategische Neuausrichtung eines Unternehmens bzw. eine grundlegende Überholung seiner Strategie mit potenziell transformativen Folgewirkungen für Strukturen, Prozesse, Governance und Organisationskultur, die potenziell fast jeden Mitarbeiter in seinen Aufgaben, seinen Verantwortlichkeiten und seinen Arbeitspraktiken betreffen, so zu initiieren und umzusetzen, dass es die Mitarbeiter mitnimmt und nicht entfremdet, dass es Vertrauen nährt und nicht Skepsis entfacht, dass es allgemein mehr als Chance denn als Risiko gesehen wird, ist die zentrale Herausforderung eines Top-Managers, der sich dieser Aufgabe verantwortlich annimmt.

Und wenn Oliver Kahn hier wirklich so versagt hat, wie Ihr es hier und viele Berichte in diversen Medien nahelegen, dann wäre das für mich schon ein legitimer Grund, über seine Ablösung nachzudenken.

Gleichwohl möchte ich an dieser Stelle eine Lanze für Kahn brechen, denn ich kann mir schon sehr gut vorstellen, dass der FC Bayern dringend einer strategischen Neuausrichtung und vor allem einer Überholung der Organisationsstrukturen und Governance-Prozesse bedurfte. Das, was viele von Euch hier als Stärke ansehen, nämlich dass ein einzelner Mann wie Uli Hoeneß es vermag, das Schiff FC Bayern quasi im Alleingang in einer Art charismatischen Herrschaft zu lenken, zu steuern, und zu bestimmen wohin immer ihn die Laune gerade treibt, ist für mich keine Stärke, sondern eine fatale Schwäche. Kein vernünftiger Mensch würde oder sollte das Schicksal eines modernen mittelständischen Unternehmens mit über 1.000 Mitarbeitern und 600 Mio. € Umsatz, das sich in einem dynamischen internationalen Wettbewerbsumfeld mit hoher Informations- und Innovationsintensität behaupten muss, in die allmächtigen Hände eines einzelnen Menschen legen, und erst recht nicht eines, der so beratungsresistent, launenhaft und so wenig modern ist, dass er noch nicht einmal das Internet benutzt (mal ganz abgesehen von den praktischen Problemen, die das mit sich bringt). „Klare Kante“ und „klarer Kompass“ und „Gefühl für das Mia san Mia“ und so weiter - ja das hört sich alles gut an, aber das alleine hilft im Sinne einer strategisch klugen, wachen, schnellen Unternehmensführung heutzutage nur noch sehr bedingt weiter.

Insofern finde ich muss man bei Kahn die Idee von der Ausführung trennen:

  • FC Bayern AHEAD als Idee? Wahrscheinlich längst überfällig und gut, dass Kahn das Wagnis, den FC Bayern aus dem administrativen Mittelalter herauszuführen, auf sich genommen hat.
  • FC Bayern AHEAD als Ausführung? Hier scheint er sich nicht sonderlich professionell angestellt zu haben, wenn man den Medienberichten und Euren Eindrücken Glauben schenken mag, wobei ich zu Kahns Verteidigung festhalten möchte, dass er sich mit der Modernisierung des Hoeneß-geprägten FC Bayern (Hoeneß als Person und Hoeneß im Denken) wohl eines der dicksten Bretter vorgenommen hat, die er im deutschen Fußball hätte finden können.

Im Vergleich zu diesem wirklich großen und grundlegenden Problem, das an das Herz dessen rührt, was es heißt, ein guter CEO zu sein, sind die anderen Probleme, die ihr nennt, in meinen Augen absolutes Kleinvieh. Wegen Lewandowski halten ja/nein oder wegen eines Fünfjahresvertrags für einen inzwischen entlassenen Trainer und solcher Dinge feuert man objektiv keinen CEO. Dem FC Bayern würde ich ja trotzdem zutrauen, aus solchen Gründen so zu handeln, aber dann ist die Entscheidungsfindung eben unsinnig (und würde noch einmal mehr belegen, warum es dort einer grundlegenden Änderung bedarf).

Die Außenkommunikation und das Vertretensein in den wichtigen Fußballgremien, das sehe ich wie ihr bzw. glaube ich Euch, sind verbesserungsfähig. Aber einen professionellen Kommunikationschef einzustellen und sich intensiver in die Gremienarbeit einzubringen, sind Dinge, die Kahn relativ schnell umsetzen kann und für die es auch keinen neuen CEO braucht. Ihn deswegen zu feuern käme für mich nur in Frage, wenn er diese Fehler bzw. die Schwächen in diesem Bereich beharrlich weiter nicht erkennt und abstellt.

Wie sehr Kahn eingedenk all dessen unter dem Strich bisher als CEO versagt hat und ob dieses Versagen ausreicht, um ihn abzulösen, vermag ich nicht abschließend zu beurteilen (und möchte ich auch gar nicht). Mein Gefühl sagt mir aber, dass Kahn in diesem Sommer nicht entlassen wird, und wenn ich tief in mich hinein horche, finde ich das wahrscheinlich auch richtig so. Die vielen „kleinen“ Sachen reichen für mich nicht für eine Entlassung und bei der einen großen (FC Bayern AHEAD, organisationaler Wandel) bin ich im Team „gebt 'se noch 'ne Schankse“ :wink:.

Danke für Euren Input, das hat Spaß gemacht.

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Gibt ja nur diese beiden Ecken.

Und vielleicht noch die Alleswisser im Internet.

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So gesehen, ist das natürlich eine sehr berechtigte Frage. Kurzes Praktikum beim Kalle, dazu noch ein paar externe Berater eingekauft und es wird schon laufen. Vermutlich traut man sich nicht (oder kann sich nicht vorstellen), den FC Bayern nicht mehr von einem Ex-Spieler führen zu lassen. Aber vielleicht sollte oder muss man diesen Schritt einmal gehen. (Wäre zwar kein Ex-Spieler, aber wie kann denn sonst auch nur ansatzweise der Name Florian Hoeneß in der Verlosung auftauchen?)

Oder man müsste das so umgestalten, dass man vielleicht ein Doppelspitze hat. Den Ex-Spieler für repräsentative Aufgaben und sportlichen Input und einen Profi für die Konzernführung.

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Immerhin wurde der Verein fast ein Jahrhundert, bis hin zu Beckenbauer, nicht von einem Ex-Spieler geführt.
Heute kann man sich das offenbar tatsächlich nicht mehr vorstellen. Sonst wäre wohl Dreesen der logische Nachfolger von KHR gewesen.

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Die Frage „Ex-Profi vs. Kaufmann / Manager“ müsste man vertiefen …

  • der BVB wird seit Unzeiten von Nicht-Fußballern geführt (Niebaum, Rauball, Watzke) - der Turnsportverein übrigens auch (bei nochmal weniger Erfolg als die Schwarzgelben)
  • die Außendarstellung verlangt aber m.E. im Falle des FC Bayern einen Ex-Profi, vor allem nachdem jahrzehntelang nur Ex-Profis den Verein geführt haben.

Die entscheidende Aufgabe eines Bayern-CEOs ist IMHO immer noch, den fußballerischen Betrieb zu kontrollieren und zu steuern. Trikotverkäufe und Sponsoren sind natürlich wichtig, weil man Geld braucht, FC Bayern AHEAD ist vielleicht auch ein schönes Gimmick, wenn man Sponsoren ansprechen will, aber letztlich müssen Kader und Trainer zusammenpassen und funktionieren. Und wenn das nicht der Fall ist, muss schnell an der richtigen Schraube gedreht werden. Das ist etwas, was ein Ex-Fußballer m.E. viel besser können sollte als ein „Kaufmann“.

Persönlich glaube ich immer noch, dass Kahn deshalb daran gescheitert ist, dass er - stellvertretend für den Gesamtvorstand - erst alles so gemacht hat, wie es der junge Trainer Nagelsmann wollte (Tapalovic, Lewandowski, Sommer etc. etc.), und dass man dann sehr schnell, und aus bis heute nicht erkennbarem Anlass, eben diesen Trainer nicht mehr wollte. D.h. er hat die fußballerische Kontrolle verloren.

Ein Hin- und Her, wie man es eher bei S04, dem Turnsportverein oder ähnlichen Kalibern vermuten würde. Aber nicht beim FC Bayern. Wird das unter einem Hellmann, Seifert oder Krösche besser?

Spontan habe ich gedacht, das ist doch eine Super-Lösung … bis mir aufgefallen ist, dass wir ja bereits einen Ex-Spieler als Vorstand Sport haben :frowning:

Das eigentliche Problem beginnt und endet bei Salihamidzic.

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Habe mich schon damals gefragt, ob das ein cleverer Schritt ist.

KHR war schon komplett ausgelastet, und dann entscheidet der FCB, dass man Wacker einsparen, und Kahn die meisten Aufgaben übernehmen kann.

Das war mMn von Anfang an ein Fehler, den aber in erster Linie Hainer und UH zu verantworten haben.

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Hello! hast du tastächlich Insights, eine belastbare Quelle oder woher kommt dieses Wissen zu all things KHR? Ernst gemeinte Frage.

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:face_with_raised_eyebrow:
Jene, qua ihrer „(Kabinen-)Erfahrung:en“, womöglich („tendenziell“) eher als „(moralische/mahnende) Begleiter“/„(mediales) Sprachrohr“/…Teammanager … „hilfreich“/…„SAMMER-nd“ - („tiefer-greifende“) Kaderplanungen dagegen evtl. vielmehr etwas für die „(tiefer-gehende) Reiß…Nerd-Abteilung“…!? :thinking:

…> „Vom House-Of-Uli und sonstigen Bayernopfern“ […> „Wer-hat´s-erfunden“…?] - oder: Man „darf“ beim „(allzu gezielten) Steine-umdrehen“ davon ausgehen, dass jene vom „Tegernsee“ … „unter Natur…zu schwer“ sein/…„bleiben“ werden…!? :roll_eyes:

:face_with_peeking_eye:

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Nach KHR wäre Dreesenn sicherlich eine gute Lösung. Würde auch darauf hindeuten, dass KHR evtl AR würde und mit UH und Hainer quasi das Sporting Committee im AR bilden könnte.

Departing CFO Jan-Christian Dreesen is being considered by the supervisory board to replace Oliver Kahn as CEO. The club has not bid farewell to Dreesen, which indicates that his time at Bayern may not be over yet [@kessler_philipp, @mano_bonke, @tzmuenchen]

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Dreesen und KHR wären die einzigen die sofort ohne große Reibungsverluste übernehmen könnten. Von daher natürlich Topkandidaten.
Rummenigge wäre nur eine Übergangslösung und ich weiß nicht, ob die Lust da ist nochmal 1,2 Jahre in den Ring zu steigen.
Dreesen könnte auch längerfristig übernehmen. Da ist die Frage nach seinem Abgang.
Woran lag es? Gab es Friktionen? Muss etwas ausgeräumt werden?
Gehen wir davon aus, das ließe sich in Griff kriegen.
Falls wir tatsächlich zum 01.06. einen neuen CEO suchen, wäre Dreesen meine Wunschlösung.

Sollte sich keiner der beiden erbarmen, sähe das zu diesem Termin schon ziemlich duster aus.

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Es gab da mal Andeutungen, dass Dreesen Probleme mit Kahn hatte. Ansonsten nichts.
Also wenn Dreesen Kahn ersetzen sollte, wäre das ürsprüngliche Problem weggeräumt.

KHR im AR wäre in jedem Fall mMn gut und wichtig.

Man kann ja nicht alle auf einen Schlag rausschmeissen.

Als Hainer als CEO diskutiert wurde, bedeutete das: „Übergangslösung“. Wohl nur für ein Jahr

Dreesen käme auch für länger in Betracht. Allerdings fehlt ihm die Fußballprägung. Er war eben immer „nur“ der CFO. Ich denke, dass man heute auch so einen Mann benötigt - ist ja in anderen Clubs nicht anders. Aber nicht als Alleinverantwortlichen, und auch nicht als den, der das Ohr an der sportlichen Entwicklung haben muss.

Vielleicht geht Hoeness „all in“ und setzt sich außerdem für Schweinsteiger ein - als Mann für eine eher kommunikative Rolle, auch weil Salihamidzic da Nachteile hat.

Welche Rolle sollte Schweinsteiger übernehmen ?

@Erich_B

Natürlich nicht im Vorstand.

Eventuell sogar - in einem ersten Schritt - als eine Art Nachwuchskoordinator. Nicht, weil das so wichtig wäre, sondern (i) weil er sich dafür IMHO sehr gut eignen würde - er hat bereits als Aktiver immer bei den „Kleinen“ vorbeigeschaut - (ii) und weil es dort, wenn man der „Auslandspresse“ vertrauen darf (Neue Zürcher), ein Hauen und Stechen ohne Beispiel geben soll, das beendet werden muss.

Schweinsteiger (38 Jahre) ist heute älter als Rummenigge bei seinem Amtsantritt als Vizepräsident (36 Jahre). Und er war die letzten Jahre international unterwegs … so wie Rummenigge auch (und Kahn halt nie …).

Wenn Schweinsteiger keine verrückten Ansprüche hat wie einen Vorstandsposten wird dem nichts entgegenstehen.

Ich weiß bloß nicht ob Schweinsteiger tatsächlich einen Nachwuchskoordinator machen würde :wink:

Schöner Artikel

Demnach müssten beide gehen, denn das wäre schon vereinsschädigend.

Als Sportvorstand trägt er die Verantwortung für sämtliche Personalentscheidungen rund um das Team und für das Klima zwischen Mannschaft und Führungsetage, das intern als „total gestört“ bezeichnet wird. Zu viel soll kaputtgegangen sein in den vergangenen 15, 16 Monaten.

Oliver Kahn, der 53-jährige CEO, ist seit 23 Monaten, nach zuvor anderthalbjähriger Einarbeitungszeit unter Rummenigge, verantwortlich für die Gesamtausrichtung des Klubs. Er sollte die FC Bayern München AG in die Zukunft führen. Zu seinen Aufgabenbereichen zählen unter anderem die Internationalisierung, Strategie und Kommunikation. Darüber hinaus natürlich die Mitarbeiterführung. Häufig ist an der Säbener Straße zu hören, dass die Nahbarkeit, das Familiäre in seiner Zeit etwas abhandengekommen sei; auch oder gerade durch seinen Chef-Berater Moritz Mattes, offiziell Chief of Staff, dessen Auftreten intern arg kritisch beäugt wird.

Ebenso heißt es, Kahn, der in den vergangenen Wochen viele Gespräche gesucht und geführt hat, gebe sich erst jetzt, als sein Job in Gefahr geriet, kämpferisch und so, wie man es sich von ihm erhofft hatte. Intern hatte man sich mehr von ihm erwartet, mehr den Kahn von einst, mehr Offenheit, mehr Kommunikation, mit mehr Einfluss auf das Sportliche. Womöglich kommt dieses Gesicht nun zu spät zum Vorschein.

Kritisiert man also die Gesamtentwicklung des Vereins, das innerbetriebliche Tagesgeschäft, muss CEO Kahn dafür geradestehen. Richtet sich der Blick allerdings auf das Sportliche, rückt zwangsläufig Hasan Salihamidzic (46) in den Fokus. Als Sportvorstand trägt er die Verantwortung für sämtliche Personalentscheidungen rund um das Team und für das Klima zwischen Mannschaft und Führungsetage, das intern als „total gestört“ bezeichnet wird. Zu viel soll kaputtgegangen sein in den vergangenen 15, 16 Monaten.

Einerseits, weil manche Spieler in Gesprächen mit dem Sportvorstand vorsichtiger werden und nicht mehr das uneingeschränkte Vertrauen haben, dass sensible Gesprächsinhalte vertraulich bleiben. Andererseits, weil häufig falsche Versprechungen - wie beispielsweise bei den Einsatzgarantien für Alexander Nübel - gemacht wurden und Kritik nicht nur im kleinen Kreis angemerkt, sondern oder vor allem nach außen kommuniziert wurde. Sei es bei der Paris-Reise von Serge Gnabry gewesen, dem Umgang mit dem Skiunfall von Manuel Neuer, dem politischen Aus von Toni Tapalovic oder der zum damaligen Zeitpunkt überraschenden Freistellung von Julian Nagelsmann, die letztlich zu spät erfolgte.

Der in puncto externer Kommunikation schwach beratene Sportvorstand Salihamidzic wollte vor zwei Jahren, als er sich mit Hansi Flick überworfen hatte, Nagelsmann unbedingt haben. Er stattete ihn mit einem Fünfjahresvertrag aus, kündigte ein großes Projekt an. Es scheiterte. Doch der damals 33-jährige Chefcoach, dem sportlich und in der Außendarstellung wiederholt Fehler unterliefen, wurde auch häufig alleingelassen, obwohl ein so junger Bayern-Trainer, wenn man sich schon für ein solches Langzeitexperiment entscheidet, Führung gebraucht hätte - diese aber nicht bekam.

Diese Leaderfähigkeiten sind beispielhaft, sie fehlen heute an mehreren Stellen. Weshalb der Abschied Alabas noch immer gelegentlich Thema in der Mannschaft ist. Genauso, dass Vereinsikonen wie Miroslav Klose und Hermann Gerland dem Rekordmeister den Rücken kehrten, wurde nach kicker-Informationen sehr wohl im Team registriert. „Ich hatte mit Hasan Probleme“, bestätigte Gerland vor wenigen Wochen im „Doppelpass“ das offene Geheimnis über seinen Weggang. Bei Bundestrainer Flick war es ähnlich. Weil aber der sportliche Erfolg da war, wurden diese Themen unter den Teppich gekehrt.

Jetzt ist die Tabellenführung einen Spieltag vor dem Saisonende weg und die erste titellose Saison seit 2012 sehr nah. Selbst wenn es aus irgendwelchen Gründen noch für den Gewinn der elften Schale in Folge reichen würde, wird es kein „Weiter so“ mehr geben. Fraglich ist vor der Aufsichtsratssitzung am 30. Mai, auf wie vielen Ebenen es tatsächlich zu gravierenden Änderungen kommen wird. Personelle Konsequenzen im Vorstand sind nicht auszuschließen, eher sogar wahrscheinlich.

Trainer Thomas Tuchel steht indes nicht zur Debatte. Dafür die Mannschaft umso mehr. Beinahe jeder Spieler wird hinterfragt werden, auch große Namen.

Der sportliche Ertrag: zwei Meisterschaften - und nun vielleicht die erste titellose Saison seit 2012. Die es, so wird an der Säbener Straße geflüstert, womöglich brauche, damit auch wirklich die richtigen Schlüsse gezogen werden. Hoeneß, der als Erben Präsident Herbert Hainer, Vorstandsboss Kahn und seinen Schützling Salihamidzic installiert hatte, könnte als Ehrenpräsident und Aufsichtsratsmitglied derjenige sein, der seine Entscheidungen von einst korrigiert.

https://www.kicker.de/darum-st…lihamidzic-952814/artikel

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