Musterschüler und Spätstarter: Halbjahreszeugnisse für die Neuen beim FC Bayern

Ist wie in der Schule. Da waren wir noch jung, aber haben die Noten auch nicht immer verstanden. :wink:

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Das entspricht bei Mane genau dem, was man erwarten konnte.
Als Vergleich: In der letzten Saison erzielte Mane in 51 Spielen 23 Tore und 5 Assists bei knapp 4000 Spielminuten. Auf die Spielzeit gerechnet schoß er in der PL alle 174 min ein Tor und lieferte alle 800 min einen Assist.
Jetzt steht er nach gerade mal 23 Spielen bei 11 Toren und 4 Assists bei gerade mal 1610 Spielminuten.
Bei uns schießt er bisher alle 147 min ein Tor und liefert alle 400 min einen Assist.
So gesehen sind seine Werte bisher nicht schlechter als bei Liverpool sondern sogar besser.
Und er ist nun mal kein Mittelstürmer, auf den das Spiel wie bei Lewandowski komplett zugeschnitten ist.
Von Eingewöhnunszeiten an eine andere Liga, eine andere Mannschaft und ein anderes Spielsystem ganz zu schweigen.

Ähnlich ist es bei de Ligt. Man wollte einen Spieler, der in der Lage ist eine Abwehr zu organisieren und zu führen. Und das zeigt er eigentlich recht eindrucksvoll.

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Die Bewertung von Mané spaltet wirklich: die Schulnote 1 = „sehr gut“ steht für eine praktisch fehlerfreie Leistung. Alleine die häufigen Abseitsstellungen reichen für mich schon fast aus, um von einer 1 abzusehen. 2 ist eine gute Leistung, nicht fehlerfrei aber ohne wirkliche Kritikpunkte. Dribbling, Chancenverwertung, Ballverluste, Abseits sind alles Punkte die zumindest in manchen Phasen suboptimal waren. Die Spiele als Neuner waren wirklich schwach von ihm, auch wenn sich da natürlich die Frage stellt, inwiefern das seine Schuld oder die Schuld des Trainers war. Komplett ausblenden kann man diese Spiele aber meiner Meinung nach nicht. Auf der anderen Seite spielte er am Anfang der Saison sehr stark. Jetzt auf links ist er sehr stabil auf hohem aber nicht sehr hohem Niveau. Für mich ist das in Summe eine 2-.

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Gravenberchs Situation ist gut erklärbar: er wechselt aus der Ehrendivision in die Bundesliga. Hat als Konkurrenten Spieler des Kalibers Kimmich, Goretzka, Sabitzer, Musiala und Müller. Spielt im Zentrum, wo Fehler besonders tödlich sind. Bayerns Saison war alles andere als ruhig bisher. Ich würde die wenige Spielzeit noch nicht überbewerten. Eine Schulnote zu vergeben, ist mit der wenigen Spielzeit schwierig. Zwischen 4 und 5 ist in der Schule der entscheidende Cut von „ausreichend“ zu „ungenügend“. Für mich hat sich Gravenberch nicht positiv auszeichnen können, seine Leistung war aber nicht ungenügend. Eine klare 4 und keine 5. 5+ gibt es ohnehin fast nicht, weil in diesen Fällen gibt es den Gnadenvierer. Gravenberch ist für mich aber eine glatte 4.

Noch eine Anmerkung zu den Abseitstoren.
Zum einen merkt man da natürlich, dass das Eingespieltsein noch ganz nicht vorhanden ist und auch nicht vorhanden sein kann. In fast allen Fällen war es ja mehr als knapp. Da stimmt eben die Abstimmung zwischen Passgeber und Stürmer noch nicht immer.
Über das Abseitstor, bei dem ja Sane aus dem Abseits auf dem Weg Richtung eigene Hälfte ist, decken wir mal den Mantel des Schweigens oder um es mit den Worten des besten deutschen Schiedsrichters zu sagen „der Empathie“.

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Da der Spielbetrieb ja momentan ruht, mal eine Frage, die ein wenig „off topic“ ist, die mich aber schon längere Zeit beschäftigt - und die auch gerade jetzt vor Beginn einer WM durchaus relevant ist:
WARUM gibt es seit ein paar Jahren in der Bundesliga kaum noch gute brasilianische, argentinische bzw. allgemein lateinamerikanische Spieler?

Auch beim FCB waren Rafinha (hat der nicht sogar gegen Ende seiner Karriere zur deutschen Staatsbürgerschaft gewechselt?) und Coutinho, der allerdings nur ausgeliehen war, unsere letzten Brasilianer, und Vidal aus Chile fällt mir noch ein.

Selbst Spanier und Portugiesen hatten wir kaum noch (und aktuell keinen einzigen mehr), dafür aber unglaublich viele Franzosen (Pavard, Hernandez, Upamecano, Coman, Mazraoui, Tel, Sarr und Sané - jawohl, die beiden letzteren besitzen auch einen französischen Pass - sowie bis vor kurzem noch Tolisso und Nianzou), obwohl die französische Liga doch deutlich schwächer ist als die englische oder auch deutsche.

Sind das quasi „Modeerscheinungen“, dass mal die Südamerikaner bevorzugt werden, dann mehrere Jahre die Spanier und zuletzt sehr stark die Franzosen?
Oder gibt es objektive Gründe dafür (wie z.B., dass Athletik und Taktik in französischen Jugendakademien viel besser gelehrt werden als in südamerikanischen)?

In den 1980er, 1990er und den beginnenden 2000er Jahren gehörte es selbst in der Zeit VOR dem Bosman-Urteil quasi zum guten Ton, dass jedes deutsche und auch europäische Spitzenteam mindestens 2-3 südamerikanische Profis beschäftigte, und zwar meistens Offensivspieler, also Stürmer oder „Spielmacher“ (= die alte Nr. 10) mit sehr guten technischen Fähigkeiten. Das war allerdings noch in Zeiten, wo Argentinien erst vor kurzem dreimal Weltmeister geworden war.

Dieser Trend hat meiner Wahrnehmung nach enorm nachgelassen.
Aktuell haben wir gar keinen Südamerikaner mehr in der Mannschaft, und die, die sich in Europas Top-Ligen tummeln, sind meistens „Auslaufmodelle“ wie Messi, Firminho und Suarez.

Auch spielte unsere Nationalmannschaft früher oft prestigeträchtige Länderspiele gegen Argentinien oder Brasilien. Auch das scheint (sicher auch wegen der europa-zentrierten Nations League udgl.) aus der Mode gekommen zu sein.

Erst recht fällt mir kein europäischer Spitzenspieler ein, der mal in umgekehrter Richtung z.B. von Bayern oder Chelsea zu Boca Juniors oder einem anderen argentinischen oder brasilianischen Club gewechselt wäre (außer, wenn ein Südamerikaner, der in Europa auf hohem Niveau gespielt hat, mit 24 Jahren seine Karriere in der Heimat ausklingen lässt), obwohl es in diesen Ländern doch auch superreiche Vereine mit Stadien, die über 80.000 Zuschauer fassen können, gibt.
Die müssten einem europäischen Star doch auch ein vergleichbares Gehalt zahlen können, wie die Spieler es in Europa verdient haben.

Deswegen habe ich vermutet, dass Europa die lateinamerikanischen Ligen qualitativ längst abgehängt hat. Nehme ich das falsch wahr, oder was sind die Gründe dafür?
Selbst in den Clubweltmeisterschaften spielen wir ja nicht mehr gegen den Südamerika-Meister, sondern stattdessen gegen irgendwelche Gurkentruppen aus Afrika, die doch eigentlich schwächer sein müssen als z.B. Boca Juniors.
Man könnte auch fragen: was läuft falsch im lateinamerikanischen Fussball (wo es doch sicher auch stinkreiche Investoren gibt), dass die dortigen Vereine im Vergleich zu früheren Zeiten zuletzt kaum noch internationale bzw. Weltstars hervorbringen?
Ist der Fussball dort z.B. sehr viel langsamer als bei uns?

Kennt sich von Euch vielleicht jemand aus im argentinischen und brasilianischen Fussball und kann beurteilen, ob wir zu „eurozentristisch“ denken und den tollen Fußball in Südamerika gar nicht wahrnehmen?
Oder befindet sich der dortige Fussball im internationalen Vergleich wirklich im Sturzflug?

Scoutet der FCB in Lateinamerika nur mit geringem Aufwand, oder warum entdecken unsere Talentspäher fast nie mal einen hochtalentierten 19jährigen Argentinier?

Uli Hoeneß (oder war es Kalle Rummenigge?) hat ja irgendwann mal gesagt, südamerikanische Spieler täten sich ganz besonders schwer mit dem Kultur-, Klima- und Mentalitätswechel und würden sich deshalb hier nur schwer einleben.
Das Argument ist aber wenig überzeugend, denn es gibt gute Bundesligaspieler, die aus genauso weit von uns entfernten oder sogar noch weiter entfernten Ländern kommen und die sich hier aber offenbar NICHT so schwer tun mit den Klima-, Kultur- und Mentalitätswechseln; ich denke da z.B. an die Japaner und Afrikaner oder an unseren Alphonso Davies, der von Ghana über die kanadische Westküste zu uns kam und sich problemlos beim FCB eingefunden hat.
Ich würde doch vermuten, dass die kulturellen Unterschiede zwischen Japan bzw. Ghana und Deutschland größer sind als sich z.B. das Leben in Buoeno Aires oder Rio von dem Leben in Berlin oder München unterscheidet.

Um so überraschter war ich, als Giovanne Elber gestern auf SKY allen Ernstes die Ansicht vertrat, dass Brasilien in Katar Weltmeister werden wird und Argentinien der Top-Kandidat für den 2. Platz sei, Frankreich hingegen für den 3., während er der deutschen „Mannschaft“ nicht viel zutraut.
Übertreibt der Elber aus Lokalpatriotismus, oder sind Brasilien und Argentinien wirklich so stark?

Oder ist es wirklich so, dass der europäische und der südamerikanische Fussball vor 20-30 Jahren noch auf Augenhöhe waren, dass aber mittlerweile (sowohl von den nationalen Ligen her als auch bzgl. der Nationalmannschaften) Europa den lateinamerikanischen Fussball qualitativ deutlich überholt hat? Dann kann aber Elbers optimistische Prognose für die WM nicht stimmen.

Frage also:

Wie schätzt IHR den Vergleich zwischen südamerikanischem und europäischem (speziell deutschem) Fussball ein, und zwar erstens bzgl. des Ligafussballs und zweitens bzgl. des qualitativen Niveaus der Nationalmannschaften?

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P.S.: Es sollte natürlich heissen:
„mit 34 (und nicht mit 24) seine Karriere in Südamerika ausklingen lässt“

Nix für ungut, aber 5 ist mangelhaft, 6 ist ungenügend. Also 4-5 könnte man auch geben.

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Weltstars produzieren? Das tun sie doch. En masse sogar. Guck Dir nur mal die Kader von BRA und ARG an. Dass die meisten Stars aus BRA und ARG nicht mehr in der BuLi antreten, hat mit dem finanziellen Vorsprung von spanischer - und englischer Liga zu tun.

Bei den Clubs sieht es ganz anders aus:

Zum Einen sorgt die hohe Leistungsdichte der CL in Europa für mehr Druck und damit auch mehr Innovation, taktische Weiterentwicklung etc., als das in Südamerika passiert.

Zum Anderen wechseln alle(!) südafrikanischen Stars schon mit Anfang 20 nach Europa, weil dort der Rubel rollt. Teilweise werden sie schon im Teeniealter für dien Nachwuchs weggekauft. Daher fallen die Clubs notwendigerweise im Vergleich zu Europa zurück.

Letzteres Phänomen ist übrigens nach Meinung einiger Experten auch der Grund dafür, dass Brasilien und Argentinien bei den WMen nicht mehr erfolgreich spielen. Durch die sehr frühen Wechsel nach Europa sollen - angeblich - Spielverständnis und Harmonie in den Nationalmannschaften leiden.

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Die meisten guten südamerikanischen Spieler gehen zunächst zu den Top 4 portugiesischen Clubs, und von dort gehts dann weiter, wenn sie nicht gleich direkt zu Real Barca oder Atlético gehen.

ManCity ist mE der einzige andere Top Club der sich seit kurzem traut direkt zu kaufen, aber die haben ja auch einen Club dort.

RB ist ja noch länger dort, aber da scheint nichts zu kommen.

Etwas südamerikanisches Blut würde uns mMn gut tun. Hatte ich schon gesagt, das Martinelli ein geiler Kicker ist?

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Als Vereinsverantwortlicher würde ich ehrlich gesagt den südamerikanischen Spieler nur kaufen, wenn er gegenüber einem europäischen Spieler einen klaren Mehrwert darstellt. Grund sind die Qualifikationsspiele. Bei jeder Länderspielpause kannst du Spieler aus Südamerika im folgenden Bundesligaspiel kaum einsetzen, weil sie meist erst am Tag vor dem Spiel aus einem komplett anderen Klima mit Jetlag heimkommen. Hat mich schon bei Pizarro, Ze Roberto, Lucio, Santa Cruz, Vidal, Demichelis etc. immer tierisch aufgeregt. Ich war immer froh, wenn Elber nicht nominiert wurde und dass Paulo Sergio seine Karriere in der Nationalelf beendet hatte, ehe er zu uns wechselte. Für südamerikanische Spieler kommt die Absage eines Länderspiels eigentlich nicht in Frage, da sie sehr großen Nationalstolz besitzen. Von daher kommt zu den Reisestrapazen auch noch erhöhtes Verletzungsrisiko, weil sie im Zweifelsfall über die Schmerzgrenze gehen auch wenn eine Pause nötig wäre. Die nimmt man sich halt dann beim Verein, der dafür die Zeche zahlt.

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??? Versteh ich nicht. „4-5 könnte man auch geben“???

Das klingt sehr plausibel und erklärt einiges

Mist, ich komme mit den Ebenen immer noch manchmal durcheinander.
„Das klingt sehr plausibel und erklärt einiges“ bezog sich auf @Mehmet68´s Kommentar. Sorry

Beim FCB war es eigentlich auch immer (zumindest seit den 90ern) Usus, Südamerikaner nur dann zu verpflichten, wenn sie schon eine Station in Europa hinter sich hatten.
In den Verhandlungen erfährt man dann z.B., ob die Spieler etwa unter Heimweh leiden (Herthas Paradiesvogel Marcelinho war ja bekannt dafür, den Winterurlaub daheim immer um ein paar Tage eigenmächtig zu verlängern).

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Ausnahmen bestätigen die Regel und gingen meistens nicht gut. Egal ob zu Beginn der 90er mit Bernardo und Mazinho oder später mit Breno, Sosa oder dos Santos. Gut funktioniert hat ohne Zwischenstopp eigentlich nur Demichelis und mit Abstrichen noch Santa Cruz, bei dem es eher die Verletzungen waren, die den absoluten Durchbruch verhinderten.
Schuld daran, dass wir keine guten Südamerikaner mehr haben, sind also eigentlich unsere Bundesligakonkurrenten, die keine Spieler mehr von dort verpflichten, die für uns interessant werden könnten. :wink:

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Südamerikanische Vereine generieren weitaus geringere Einnahmen als die europäischen, die können weder bei TV-Geldern noch beim Marketing mithalten. Entsprechend sind die Gehälter auch niedriger, und talentierte Spieler wechseln bei der ersten Gelegenheit nach Europa. Bei Neymar war es etwa schon aussergewöhnlich, dass er als 21jähriger mit eindeutigem Weltklasse-Potential noch bei Santos gespielt hat. Typischer sind solche Fälle wie Rodrygo oder Vinicius, die schon als U20-Talente nach Europa schippern und dann hier den Feinschliff bekommen.

Kann sein, dass der FC Bayern das Südamerika-Scouting inzwischen zurückgefahren hat. Wenn ich mich nicht irre, war die letzte direkte Verpflichtung von dort Breno, und damit natürlich ein besonders krasses Beispiel, wie man es nicht machen sollte. Verglichen mit den 00er-Jahren gibt es heutzutage aber auch sehr viel näherliegende Quellen für hochkarätige Talente: die deutschen, spanischen oder englischen Internate, vor allem aber die französischen - deren Absolventen sind technisch längst auf dem Niveau, das man früher mal als „brasilianisch“ gerühmt hat, und den europäischen Fussball schon gewohnt. Und was die Nationalmannschaften angeht, haben die Europäer die Turniere der letzten 20 Jahre auch klar dominiert, alle Sieger und 13 von 16 Halbfinalisten gestellt.

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Wir waren ja beim Schulnotensystem, da ist mir zumindest die 4-5 (also zwischen ausreichend und mangelhaft) noch bekannt. :innocent:

Ich habe 5 „mangelhaft“ und 6 „ungenügend“ verwechselt. Was ich sagen wollte: 4 ist noch bestanden, 5 durchgefallen und somit erscheint mir 4-5 wenig sinnvoll. Gravenberch ist bei mir auf jeden Fall nicht
„durchgefallen“, sondern ich sehe Potenzial, was halt noch nicht richtig zur Entfaltung kam.

Bei jeder Nominierung ist es die gleiche Leier hier in Brasilien: warum nominiert der Trainer nicht mehr Spieler, die in Brasilien spielen. Jüngstes angebliches Opfer ist Gabriel Barbosa „Gabigol“ von Flamengo. Tut mir leid, für mich ist das eine Mär. In Europa spielen die Besten und in der Regel zerreisen diese sich genauso für die Nationalmannschaft. Selbst als Favorit hat man höchstens eine 20%-Gewinnchance. Insofern ist es ganz normal auch mal 20 Jahre lang nicht zu gewinnen.