MSR 290: Der FC Bayern Kahn nicht mehr

Ich finde es schwierig, die letzten drei Jahre von Brazzo mit den ersten dreiJahren zu rechtfertigen. Ein Sportdirektor/vorstand hat direkt zu Beginn kaum Einfluss auf den sportlichen Erfolg. Er kann schließlich nicht sämtliche Spieler und Trainer in einer Transferperiode austauschen.

Gerade 2020 standen noch viele Spieler aus der Pep-Zeit auf dem Feld. Leute wie Alaba, Boateng, Thiago oder Lewandowski. Und selbst da musste man schon mit Coutinho, Perisic und Odriozola gleich drei Leihen tätigen, um die Lücken im Kader zu stopfen, die er im vorherigen Sommer ignoriert hatte. Da zeigte sich schon die sehr kurzfristige und wenig nachhaltige Vorgehensweise, die wir auch in dieser Saison wieder bestaunen durften. Letztlich hatte Brazzo mit der Triple-Mannschaft aber nur teilweise etwas zu tun.

Danach hat er innerhalb von 2 Jahren die halbe Mannschaft ausgetauscht, die Spielphilosophie endgültig geändert und sein großes Trainer-Invest getätigt. Demnach sind es auch eher die letzten 3 Jahre, die wirklich unter seiner Verantwortung standen. Je länger ein Sportvorstand da ist, desto mehr Anteil hat er am Erfolg und desto länger Brazzo da ist, desto schlechter wurden eben die Ergebnisse (mit Ausnahme von 3 Wochen in jenem August).

Es ist aber nicht nur im Sportlichen so. Mit Hernandez fing er 2019 an, die Gehälter hochzudrehen und versuchte Probleme zu lösen, in dem er einfach Geld drauf geschmissen hat. Ein Spieler fällt da erstmal nicht weiter ins Gewicht. Es gab aber eine Kettenreaktion, eine Gehaltsspirale, die letztlich dazu führte, dass man drei Jahre später dann vier Flügelstürmer für 20 Mio. Gehalt im Kader hat.

In der jetzigen Saison ernten wir, was Brazzo in den Jahren davor gesäht hat. Und diese Ernte ist faulig.

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Entweder hat er bewusst den Systemwechsel weg vom Pep Fußball vollzogen oder es gab kein System hinter den Tranfers, ich weiß nicht was weniger schmeichelhaft ist. Ich denke er hat seine Stärken in Beharrlichkeit und in Entscheidungsfreude, weniger im langfristig planerischen. Das Beste Beispiel ist ja der Mane Transfer. Zufällig aufgeschnappt, dass der Vertrag ausläuft und Zack, fest gebissen. Das kann funktionieren mit einem bedächtigen Gegentypen, der ihn auch Mal bremst, was Kalle wohl immer Mal wieder machte. Ich könnte mir vorstellen,dass es funktioniert, wenn Brazzo Tuchel systematisch, analytisch die Kaderplanung entscheidend mitgestalten lässt und er mehr der reine Umsetzer ist.

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sehe ich ähnlich. Dann ist er aber auf dem Posten des Sportvorstands völlig deplatziert. Sachbearbeiter mit erweiterten Kompetenzen würde es eher treffen.

Wie gesagt, mMn begann die echte Zeitrechnung für Salihamidzic erst mit Beginn der Transferperiode Sommer 2021.

Da hat er zusammen mit Neppe erstmals ohne KHR (und Flick) mit den „Frischlingen“ Kahn und Nagelsmann, seine Ideen verwirklicht.

Neben dem inzwischen eingestandenen und korrigierten Fehler Nagelsmann, waren mMn die Verlängerungen mit Goretzka und Gnabry und das Ziehenlassen von Lewandowski die größten Fehlentscheidungen. Natürlich haben Salihamidzic und Neppe sich von Nagelsmann beeindrucken und beeinflussen lassen. Im weiteren Sinne gehören natürlich auch die Luxustransfers Sabitzer und Laimer dazu.

DeLigt, Mazraoui, Tel, Gravenberch , Sommer und auch Mane und Upamecano halte ich weiterhin aus rein sportlicher Sicht (zu den getätigten Zeitpunkten) für sehr gute bis gute Transfers (auch die 6 Monatstransfers Blind und Cancelo). Genauso natürlich die Verlängerungen mit Kimmich, Neuer, Müller.

Salihamidzic, Neppe, Nagelsmann haben sich ihre eigene kleine echo chamber gebaut, und sich eingeredet wie sie beim FCB ein neues sportliches Zeitalter etablieren wollen. Dabei wäre es so einfach gewesen mit einem arrivierteren erfahreneren Trainer den eingeschlagenen erfolgreichen Weg der letzten 10 Jahre fortzusetzen.

Oder anders gesagt:
Nagelsmann hat/konnte Salihamidzic und Neppe eine/seine Idee verkaufen, die die drei dann Kahn Hainer und UH verkauft haben.

Einzig KHR hat offensichtlich an den Hokuspokus nicht so recht geglaubt.

Jetzt mit Tuchel back to the roots (or future?).

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Natürlich war das ungerecht. Das Zitat kam ja auch von Uli Hoeneß. :wink:
Was damals speziell gemeint war war ja das Finale 2012 als Gomez z. B. mal wieder den Ball unbedrängt aus bester Distanz deutlich drüber setzte. Solche Sachen sind halt maximal ärgerlich. Da interessiert auch keine Quote der Welt wenn man in den entscheidenden Momenten versagt.

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Ja.
Jeden Tag. In allen Threads.
Immer und immer wieder.

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„Wie schon gesagt“ nachdem sich das 918 Fähnchen gedreht hat. Als er vor rund 9 Monaten unterschrieben hat, warst du genau wie Brazzo noch davon überzeugt und würdest Brazzo noch heute „das ziehen lassen von Gnabry“ vorhalten wenn er es nicht getan hätte :upside_down_face:

Selbst als Goretzkas Verlängerungen zur Diskussion stand, hast du noch die Verlängerung und sogar eine Gehaltserhöhung gefordert

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Auch als ein großer Freund von Mario Gomez muss ich sagen: Am Ende hatte Hoeneß so unrecht nicht.
Außer seinen Jahren bei Bayern hat Gomez bei Stuttgart, Wolfsburg, Florenz und Besiktas gespielt. Das sieht nicht gerade nach einer Weltklassekarriere aus.
Und ausgerechnet im ultimativem Erfolgsjahr bei uns, dem Triple 2013, war er hier nur Ergänzungsspieler.

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Für die ganz große Weltkarriere hat ihm fußballerisch dann doch zu viel gefehlt.

Da sind die Gründe wohl vielseitig warum seine Liebe stets zu Hass umschlägt und umkehrt.
Seine einzige Konstante ist die Trauer um Thiago. Wobei sich dieser wohl - wenn er mit seiner Krankenakte geblieben wäre - mittlerweile auch den 918igen Trapattoni anhören müsste:

Thiaaago! Thiago ist zehn Jahre hier, hat gespielt zehn Spiele, ist immer verletzt. Was erlauben Thiago? Letzte Jahre Meister geworden mit Goretzka eh… Gnabry. Diese Spieler waren Spieler und waren Meister geworden. Ist immer verletzt! Hat gespielt 25 Spiele in diese Mannschaft, in diesem Verein! Muss respektieren die andere Kollegen!
Haben viel nette Kollegen, stellen sie die Kollegen in Frage! Haben keinen Mut an Worten, aber ich weiß, was denken über diese Spieler!
Mussen zeigen jetzt, ich will, Samstag, diese Spieler mussen zeigen mich eh … seine Fans, mussen allein die Spiel gewinnen. Ich bin müde jetzt Vater diese Spieler, eh, verteidige immer diese Spieler! Ich habe immer die Schulde über diese Spieler. Thiago ist egal, hat nur gespielt 25 Prozent diese Spiel!

Ich habe fertig!

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Sehr guter Podcast! Endlich mal keine Beweihräucherung der Meinung des jeweils anderen. Die These mit Kahn als Präsident statt als CEO finde ich gut.

Ihr habt keinen Einfluss darauf wann Werbung eingeblendet wird nehme ich an?!

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Kahn als Präsident?
MMn eher nicht, da muss einer sitzen mit Emotionen, der den Club in allen Facetten verkörpert. Das kann auch UH machen, ist ja eh egal ob er vom Tegernsee quatscht oder nicht. Im AR sitzt er immer noch.

Oder so einer wie Mennekes, Müller könnte das auch in Zukunft wenn er nicht in das Management will.

MMn sollte sich Hainer auf den AR Vorsitz und die AG konzentrieren bzw darauf, dass Kahn und Salihamidzic ihre Jobs ordentlich machen.

Wurde im Podcast aber erklärt warum Kahn als CEO Eigtl eher „ungeeignet“ ist.
Hainer war 16 Jahre lang CEO bei Adidas. warum ist der plötzlich Präsident mit der Erfahrung und ein Kahn der keinerlei Erfahrung als CEO hat bekommt eben diesen Posten?

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Interessanter Dialog. Auch wenn es damals noch keine xG-Werte gab, sieht man am von Georg referierten Argument (wieder mal), was für ein phänomenal guter Spieler Gerd Müller war: er war einfach immer genau da, wo sich eine Chance auftat. Oder auch: durch seine Präsenz wurde es erst eine Chance. Und das mit einer Jahr für Jahr uhrwerkhaften Zuverlässigkeit.

Zur Frage einer möglichen Demission von Kahn merkt heute die SZ an: selbst wenn es darauf hinauslaufen sollte, werde er noch eine Zeitlang durchhalten müssen. Denn anderenfalls würde Tuchel erheblich beschädigt, denn es sähe dann notwendigerweise so aus, als ob der Aufsichtsrat den Trainerwechsel missbilligen würde.

Was ich mich zu Kahns Qualifikation frage: konnte Rummenigge das denn, als er erst Vize- und dann Vorstandsvorsitzender wurde? Als Vize hatte er noch Beckenbauer über sich, auch kein ausgewiesener Fachmann. Ging er bei dem ihm unterstellten UH in die Lehre? Schwer vorstellbar. Mein Eindruck: Kahns Problem ist womöglich weniger das Fehlen fachlicher Qualifikation, sondern eher der große Bereich der Kommunikation. Vielleicht schon eine Frage der Gewichtung. Und dann eine Stilfrage: Transparenz, Offenheit; und was Georg sagte zum Standing. Also Eier statt Rumeiern. Naja, das kann in der Binnenansicht alles nochmal ganz anders aussehen. Jedenfalls ist das aber erlernbar, sollte man meinen.

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Ja, ich sehe das auch als größtes Problem von Kahn, Brazzo und Hainer.
Hoeneß hätte schon längst mal öffentlixc was rausgehauen, sodass man vielmehr über seine Aussagen und weniger über ihn selbst diskutieren würde.

Rummenigge hatte 11 (sic!) Jahre Zeit das zu lernen. Er stieg als 1991 als Vizepräsident ein. Anfangs hatte er quasi keine inhaltlichen Aufgaben. (Er war sogar noch drei Jahre lang paralllel Co-Kommentator für die ARD.)
Er lernte 11 Jahre im Tagesgeschäft von Fritz Scherer, einem BWLer wie er im Buche steht und Uli Hoeneß, einem erfolgreichen Unternehmer wie er im Buche steht.
Zudem war der FCB 1991 natürlich was Mitarbeiter, Umsatz und damit auch alles drumherum in einer völlig anderen Dimension unterwegs.
Franz war das, was Kahn nicht ist/sein will: Der Typ „Chairman“ als CEO, der über den Dingen schwebt. Hier einen Sponsor an Land ziehen, da ein launiges Interview geben, dort intern Klartext reden und 2-3 richtige Weichen stellen. That’s it. Franz war halt der Franz. Auch er hatte Scherer und Hoeneß für die eigentliche Arbeit. Perfekte Rollenteilung.

Franz und Kalle kamen zusätzlich zum bestehenden Duo Scherer/Hoeneß. Kahn muss Kalle ersetzen.

Kahn ist ein akribischer, versessener Arbeiter, der sich mit Fleiß in Themen einarbeitet. Das ist quasi paradoxerweise sein Dilemma.
Das sind in Summe zu viele Unterschiede.

Mein Rat für die Nachfolge von KHR wäre gewesen:

  • Option 1: interne Lösung. Jemand, der seit 2015 im Verein arbeitet, sich über verschiedene Stufen vom Bereichsleiter zum Vorstand für XY hochgearbeitet hat. KHR und Hoeneß haben es versäumt, sich einen Thronfolger aufzubauen und hatten kein Vertrauen, in die anderen Vorstände, die Rolle als CEO auszufüllen. Beides spricht nicht für sie.

  • Option 2: Wenn Option 1 nicht geht (oder auch generell für frischen Wind), dann bestelle ich einen Externen/eine Externe. Als Nr. 1 der Branche schaut man da ganz gerne, wer bei der Nr. 2 oder Nr. 3 einen guten Job macht, oder wer die ehemalige Nr. 18 zur Nr. 4 geführt hat (BVB, Bayer, RBL…).
    Oder man schaut sich in benachbarten Branchen/Organisationen um (DFL, Sky, adidas, UEFA) und nimmt dort jemanden aus der 2. Reihe. Oder man geht - je nach Strategie und Aufgabenstellung für den neuen CEO - einen Schritt weiter. Wäre die Hauptaufgabe für den neuen CEO bspw. die „Digitalisierungsstrategie des FCB“, hätte man auch jemanden von Microsoft abwerben können. Etc.

  • Keine Option für mich, nie, never: jemand mit fußballerischem FCB-Stallgeruch, aber ganz ohne relevante Berufserfahrung im Management von Firmen oder Vereinen

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Wurde Hoeneß damals nicht schwer kritisiert und deshalb kamen Kalle/Franz wovon Hoeneß alles andere als begeistert war?

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genau so war es.
Es war dann ja dann der Grundstein für den FC Hollywood.

Kritisiert wurde damals auch nichts finanzielles oder organisatorisches, sondern der sportliche Output. Das ist vergleichbar mit jetzt. Nur das Hoeneß damals schon länger wirkte, als jetzt Kahn.

Wenn der AR nicht mehr mit Kahn können sollte, würde ich einen wie Axel Hellmann verpflichten. Absoluter Profi als CEO im Fussballgeschäft. Leider vertritt der bzgl 50+1 etc diametral unterschiedliche Ansichten als der FCB. Also kommt so einer schon einmal überhaupt nicht infrage wenn er die FCB Linie vertreten kann.

Eigentlich kommen als Alternativen nur Castro oder Seifert infrage. Dann muss man aber zeitgleich einen sehr viel stärkeren SportVS verpflichten.

Momentan sehe ich da keinen kurzfristigen Handlungsbedarf solange man sich intern zusammenraufen kann. Kompetenz ist intern vorhanden. Hainer müsste Kahn hinbekommen können. Alle gemeinsam Salihamidzic in Check halten können.

Es darf und wird auf keinen Fall Panik und Kurzschlussreaktionen geben, darauf wartet ja nur die anti FCB Gemeinde.

Vielleicht Castro/Seifert ab 1.1.25 und Lahm ab 1.7.24.

Aber wie gesagt, manchmal muss man garnicht die Personen wechseln, wenn diese bereit und in der Lage sind, Entscheidungen, Abläufe, Gedankengänge zu überprüfen und zu ändern.