MSR 287: FC Hollywood: Auf tuchelfühlung mit der untrainierbaren Kabine

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Julian Nagelsmann wird den FC Bayern München offenbar verlassen. Wie verschiedene Medien berichten, ist seine Zeit beim Rekordmeister vorbei. Ein Nachfolger stehe ebenfalls fest. Miasanrot auf tuchelfühlung mit den Ursachen. Julian Nagelsmann hat die Kabine verloren. So die Berichterstattung. Neu ist das in München nicht. Zeit für uns, auf die…

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An der Art, wie ihr die überraschenden Entwicklungen in diesem Podcast kommentiert, meine ich ebenso wie bei mir doch herauszuhören, dass man ein wenig vor den Kopf geschlagen ist.
Allmählich lässt man das Ganze etwas sacken und ich stimme größtenteils zu:

  • Rein sportlich lassen sich Gründe finden, die eine positive Entwicklung unter Nagelsmann in Zweifel zogen. Stichwort: fehlende Konstanz. Es gab einfach zuviele Phasen, aber auch einzelne Spiele, die irgendwie eine, sagen wir mal, Unwucht hatten: auch wenn man dafür jeweils auch Gründe außerhalb der sportlichen Verantwortung des Trainers finden konnte, war eine andauernde spielerische Entwicklung nur schwer zu erkennen. High-Performance in der CL, seltsame Vorstellungen in der Liga. Dazu die Nebengeräusche (Tapalovic etc.).
  • In der Menschenführung liegt eine offensichtlich logische mögliche Entwicklung des Trainers Nagelsmann. Er kann aufgrund seines Alters gar nicht die Souveränität und Ausstrahlung haben wie ein Jupp kurz vorm Rentenalter. Auch, wie er sich inmitten des Haifischbeckens FC Bayern bewegt hat, hatte es Höhen und Tiefen, wie ich meinen würde. Manches hat er sehr gut moderiert, anderes verbesserungswürdig. Sein Verhältnis zum gesamten Kader lässt sich aus meiner Sicht nicht seriös beurteilen, dazu müsste man Interna kennen. Den heute so oft zitierten Eindruck, dass er die „Kabine verloren habe“, würde ich zumindest bezweifeln, auch wenn man in einem 25-Mann-Kader immer welche finden wird, die über seine Demission nicht so traurig sind.
  • Der Zeitpunkt der Entscheidung. Genau wie ihr dachte ich auch, dass er nach dem Paris-Sieg zumindest bis zum Ende dieser Saison fest im Sattel säße. Eines ist aber klar: der letztmögliche auch nur halbwegs sinnvolle Zeitpunkt lag tatsächlich in dieser kleinen Atempause vor dem Dortmund-Spiel und vor ManCity. Die Aufgabe für Tuchel ist allerdings nun hammerhart. Man überlege nur, falls er gegen Dortmund verliert und dann auch gegen City scheitert, was selbst bei ordentlicher Performance passieren kann - wie steht man dann als neuer Coach da? Hat man dann noch eine Chance, öffentlich, intern, medial, eine erfolgreiche Amtszeit zu starten? Eine ironisch-provokative Vermutung meinerseits: wäre Tuchel nicht auf dem Markt - oder in einem halben Jahr immer noch auf dem Markt - hätte man Julian nicht freigestellt.

Das alles lässt mich folgendes Fazit ziehen:
Die gesamte Führungsetage hat sich kommunikativ sicher nicht mit Ruhm bekleckert und sollte sich, wie Justin angemerkt hat, für die Zukunft sehr hinterfragen. Allein, dass man Hainer so direkt ins offene Messer hat laufen lassen (mit seinen Lobeshymnen auf Nagelsmann noch vor drei Tagen), zeigt eine offensichtliche Dysbalance kommunikativer Art.
Man sollte mal ganz grundsätzlich hinterfragen, wie sehr man sich vom Umfeld treiben lassen will. Das betrifft die Anspruchshaltung, wo man sich schon seit längerem, wie ich finde, von den überzogenen Erwartungen außerhalb des Vereins (Fan-Ebene, Medien) zu sehr beeinflussen lässt, vielleicht glaubt man das alles schon selbst. Aber einen Trainer freizustellen, der auf Platz 2 steht, in der CL alle Spiele bis zum Viertelfinale gewinnt und auch noch im Pokal dabei ist, muss man sich schon… nun, leisten können. Dazu passt Justins Anmerkung der zunehmend re-aktiven Art, Entscheidungen zu fällen, und seine berechtigt süffisante Meinung, dass nach Bayern-Maßstäben Xavi bei Barca oder Ancelotti bei Real längst fliegen hätten müssen.

Ich halte Julian Nagelsmann nach wie vor für einen Trainer mit überragenden Fähigkeiten. Genauso, wie ich Thomas Tuchel für einen solchen halte. Es passt nicht jeder überragende Trainer auch zu jedem Verein, zu jedem Kader, das ist klar.
Allerdings muss Tuchel nach den Ereignissen klar sein, dass er bei Bayern, wenn die Führung weiterhin die Linie fährt, die sich nun herausgestellt hat, nur sehr wenig richtig machen kann. Aber umso mehr falsch. Eine Herkulesaufgabe, wie ich meine. Ich muss allerdings sagen, dass ich Tuchel für einen extrem ausgeschlafenen Burschen halte, der sich dessen bewusst ist.

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@justin, hier kannst du wieder gewohnt sachlich. Wann aber löschst du endlich diesen extrem undurchdachten, unsachlichen und unsinnigen Retweet? https://twitter.com/JustinKraft/status/1639016797658660864

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Hier eine sehr interessante Analyse, wie TT spielen lässt:

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ich stimme Justin da vollkommen zu - ob aus den gleichen Gründen weiß ich nicht… aber ja, Recht hat er!

Es war dann doch ein Streichergebnis zu viel :shushing_face:

Tuchel hat nix zu verlieren.
Nicht sein Team, nicht sein Kader.
Der hat null Druck gegen Dortmund oder gegen City, noch am ehesten gegen Freiburg.
Das Gute an der ganzen Entwicklung ist das Salihamidzic der Nächste sein wird.
7 Trainer in 6 Jahren zeigt die geballte Inkompetenz dieses Schwachmaten.

Die mäßigen BL-Auftritte mit der Kaderplanung zu begründen finde ich etwas abenteuerlich.

Hat der Verein nicht probiert, Nagelsmann Wünsche zu erfüllen? Selbst wenn - wie Justin sagt - der Fokus auf große Namen lag. Das rechtfertigt nicht diese Underperformance auf dem Platz seit über 1 Jahr. Die Qualität ist gut genug, um verlgeichsweise stressfrei an der Bundesliga-Spitze zu stehen.

Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass Spieler wie Tel/Gravenberch/Mazaroui dem Trainer vor die Nase gesetzt worden sind, wie ihr behauptet und das für Nagelsmann in Summe eine unfaire Aufgabe war. Und nicht vergessen: der Verein hat Nagelsmann ja genau deswegen geholt, weil er als Taktik-Bessener Möglichkeiten findet, Spieler zu integrieren, zu experimentieren und zu pushen. Man wollte etwas aufbauen und Perspektiven eröffnen. All das hat nicht stattgefunden (bis auf Musiala). Die Gründe sind vielfältig (Winter-WM, Kabine, junges Alter) aber eine „unfaire“ Kaderplanung heranzuziehen, erscheint mir etwas absurd.

Wo ich zustimme ist Nagelsmann’s beruhigende Art in der Öffentlichkeit zu vielen Themen, zu denen sich der Vorstand äußern sollte. Brazzo wird verstanden haben, dass es besser ist nichts zu sagen. Und Kahn ist nunmal ein wortkarger Typ. Im Gegensatz zu Hainer ist mir zu wenig aber lieber, als zu viel. Kahn wird das lernen. Tuchel hat da leider wieder öffentliches Sprengstoff-Potenzial (z.B. bei Schiedsrichter-Enstcheidungen oder schlechten Leistungen einzelner Spieler).

In Summe stimme ich Chris zu: eigentlich fanden alle Nagelsmann gut und es hätte gut gepasst. Der FC Bayern kam vermutlich eine Station zu früh.

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Interessante Analyse

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Soll nicht der in seiner Entscheidung schwankende Gravenberch gerade durch Nagelsmanns Ausführungen betreffs des geplanten Spielstiles etc. davon überzeugt worden sein, bei uns zu unterschreiben??? Es hieß doch immer, er habe seinen Wunschkader bekommen - auch der „Fall Sabitzer“ wirft da kein gutes Licht.

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Ich glaube, es ist ein Argument in einer Kette. Mit einem Stürmer wie Lewandowski (oder Chupo im Herbst), waren Ergebnisse möglich, obwohl du kein großes Chancenplus hattest. Chupo hat jetzt ein paar Spiele verpasst und konnte die Form nicht mehr konservieren. Dadurch fehlt die Durchschlagskraft in der Offensive.

Ich habe ja auch zum Scherz gesagt: 5 RV im Kader - und das stimmt ja auch: Sarr, Stanisic, Mazroui, Pavard und Cancelo. Für eine Position, die es zuletzt nicht wirklich gab. Natürlich überspitze ich hier, aber diese Disbalance musste Nagelsmann managen.

Ja - so simpel ist es wohl.

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Falls Du auf Twitter unterwegs bist, den kann ich sehr empfehlen.

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Für die Zukunft muss man trotzdem schauen, wie man die Trainer- und Kaderplanung organisiert. Wenn Trainer bei uns erstmal nicht länger als 2 Jahren bleiben, sollte man ihnen auch nicht mehr als einen 2-Jahres-Vertrag geben. Daneben sollte man ein Spielsystem bestimmen, zu dem die neuen Trainer und Spieler passen und sich anpassen und nicht andersherum. Trainer dürfen Spieler vorschlagen, aber nicht fordern.

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„Thiago oder nix“.
Das Thema ist schwierig.
Jeder Trainer hat so seine Wünsche/Anforderungen.
Bei Heynckes war es Martínez, wenn ich mich recht erinnere war Heynckes der Treiber dahinter.
Vom Grundsatz her gebe ich dir recht: Spielsystem vorgeben und danach die Spieler kaufen.

Man bleibt auf den „Ladenhütern“ sitzen, wie zum Beispiel einem Sarr, der angeblich ein Wunschspieler von Flick war.

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Was ich mich frage: wenn die Situation wegen Tuchels Alternativen schnelles Handeln erforderte, wie wäre man vorgegangen, wenn Stieler die Elfer nicht gegeben hätte? So liefert das Spiel gegen Leverkusen zumindest einen Anlass, wenn schon keine Begründung für die schnelle Trennung. Ohne diesen Anlass wäre diese aber noch schwerer vermittelbar. Hätte man deswegen darauf verzichtet? Oder hätte man gesagt: „eh wurscht, wir sind halt nicht mehr überzeugt, da nützt ihm die tolle CL-Saison genauso wenig wie die Tabellenführung“?

Gleich noch je einen weiteren LKW mit Schweizer Schokolade an Stieler und Palacios schicken, der zum Glück so gut schoss, dass Sommers Parade, obwohl sehr gut, misslang.

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Wenn Tuchel nicht neuer Bayerntrainer wäre - wie würde er wohl die Performance der Bosse nennen?

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Gute Frage. Leider werden wir die Antwort dazu nie erhalten.

Der Auftritt In Leverkusen war schon wirklich schwach. Die beiden Elfer waren natürlich ausnehmend dumm, aber berechtigt. Schlimmer war der offensive Auftritt, das war wirklich gar nix (von 10 Minuten am Ende mal abgesehen).

Ich denke, es lag auch nicht nur am Ergebnis in Leverkusen - der gesamte Auftritt der Mannschaft dort war sehr diskutabel, die Niederlage einfach verdient. Die Frage ist, ob Tuchel nun gegen Dortmund und City sofort die richtigen Schalter umlegen kann - wenn ja, dann dürfen sich die Entscheider auf die Schulter klopfen. Verliert man gegen Dortmund und scheidet gegen City aus, dann kommt man zumindest in Erklärungsnöte, die Häme der Konkurrenz wird nicht gering ausfallen. Das ist schon ein gewisses Vabanquespiel, ich hoffe natürlich auf einen guten Ausgang. Wir werden sehen.

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Ich werde mal beim Aufsichtsrat anregen, dass sie Brazzo in dem Augenblick entlassen müssen, sobald es dir gelingt, einen Post ohne persönliche Beleidigung zu verfassen.

Also nie.

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