MSR 276: Amateure: Gespräch mit C12-Sprecher

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Bei den Amateuren kam es am Wochenende beim Auswärtsspiel gegen Türkgücü München zu Ausschreitungen wegen eines Banners. Alexander Salzweger ist Pressesprecher beim Club Nr. 12, dem Dachverband der Fanszene und gibt uns einen Überblick. Die Regionalliga-Partie der FC Bayern Amateure gegen Türkgücü wurde wegen eines Polizeieinsatzes abgebrochen. Alexander Salzweger erklärt…

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Wirklich gut und schnell reagiert mit der Einladung von Alex Salzweger.
Ist natürlich nur eine Sichtweise, aber immerhin.

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Schade, wenn man das schon thematisiert sollte man sich vielleicht etwas besser informieren, oder Dinge konsequenter ansprechen

  • die gezeigte Flagge ist die der offiziellen autonomen kurdischen Region des Iraks. Diese stellt sogar nach der irakischen Verfassung den Staatspräsidenten des Irak. Diese Flagge hat weder etwas mit der PKK in der Türkei noch der YPG in Syrien zu tun. Kobane ist für die Kurden ein „heiliger“ Ort, und die YPG wurden natürlich von den Peshmerga aktiv unterstützt, um sich gegen Daesh, Assad und Erdogan durchzusetzen.

  • Salzweger hat natürlich total recht, das diese Flagge völlig unproblematisch ist. Diese Flagge/Banner ist völlig unproblematisch und rechtfertigt eigentlich nicht, das Türkgücü sich daran stört. Wie schon gesagt, ist diese Flagge eigentlich nichts anderes als die des Freistaates Bayern.

  • Salzweger hat auch recht, das es nicht die Aufgabe der Polizei ist, in einem „privaten“ Raum, in einem zivilen Konflikt, das Hausrecht durchzusetzen.

  • die Frage, um die es hier geht ist die, warum die Polizei überhaupt eingreifen musste bzw. eingegriffen hat. Salzweger spielt die Situation herunter, das es ein Gerangel mit dem Ordungsdient bzw. einen Bierbecherwurf gab. Es ist aber schon entscheidend, ob man sich nur passiv geweigert hat, das Banner abzunehmen, oder den Ordnungsdienst auch physisch gehindert oder „angegriffen“ hat. Denn genau dann gäbe es einen Straftatsbestand, der den Einsatz der Polizei begründet

  • So oder so dürften eigentlich alle übereinstimmen, das der Einsatz in dieser Art und Weise überhaupt nicht gerechtfertigt war, so darf man als Polizei in dieser Situation nicht vorgehen. Was aber nicht bedeutet, das es keine Grundlage für die Polizei Präsenz und Einsatz gab.

  • Salzwegers Auffassung zum Hausrecht ist mE grundlegend falsch. Ihm müsste doch eigentlich klar sein, das der Hausherr das Hausrecht hat, und damit entscheiden kann was in seinem Haus passiert. Es ist eben falsch zu meinen, nur weil man das anders sieht, harmlos findet oder sonst etwas, dieses Recht nicht gilt, nur weil es Fans sind, nach dem Motto versucht mal in einem Block Euer Hausrecht gegen uns durchzusetzen. Sorry, das ist nicht die korrekte Rechtsauffassung und das hat auch nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, denn die gilt nur im öffentlichen Raum.

  • Schade, das ihr diesen Punkt nicht klar angesprochen bzw. herausgearbeitet habt. Dabei gibt es doch einen klaren Präzedenzfall, nämlich das verbotene Aufhängen eines Banners in der HGK, das ja ausgeurteilt wurde

  • meine Frage wäre gewesen, warum hängt ihr das Ding nicht einfach ab, um die Durchführung des Fußballspiels zu ermöglichen? Denn darum geht es doch ursprünglich, oder nicht?

  • das heißt ja nicht, das man das Treiben Erdogans und seiner Schergen nicht konsequent entgegen treten muss, aber doch nicht auf dem Rücken unserer Amateure?

  • klar ist, das nichts aber garnichts das unverhältnismäßige Vorgehen der Polizei mit Schlagstöcken und Pfefferspray gerechtfertigt

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Blödsinn. So argumentiert bezeichnenderweise ja auch die Polizei nicht.

Quatsch.

Unfassbar. Du hast ja nichtmal die Reihenfolge der Ereignisse kapiert.

Dann erhelle uns doch mal. Wie genau war denn die Reihenfolge ?

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Eine sinnvolle Polizei-Durchsage wäre gewesen:
„Liebe Türkgücü-Fans, in Deutschland herrscht Meinungsfreiheit - und nicht Erdogan“.

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Du verstehst aber schon das dies in einem demokratischen Rechtsstaat nicht die Aufgabe der Polizei ist, oder?

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„Stanisic ist eher ein Kaliber Christian Lell“. Salzweger qualifiziert sich für den Stammplatz im Podcast :fist:

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Danke! Für gewöhnlich wird die andere Seite ja recht häufig und sehr präsent dargestellt. In diesem Fall die der Polizei. Insofern war es uns hier auch einfach wichtig, seine Perspektive bzw. die der Fans zuzulassen und darzustellen.

@918 Mag sein, dass wir keine Außenpolitik-Expert:innen sind, aber uns zu unterstellen, wir hätten uns nicht informiert, finde ich auch schwierig. Letztendlich geht es hier um einen Punkt, den du auch sehr richtig herausstellst und den wir benannt haben: Das Banner befindet sich auf dem Boden des Grundgesetzes. Dass ein Konflikt mehrere Facetten und teils sehr komplexe Zweige hat, wissen wir alle. Diese in einem Podcast mit diesem Thema in Gänze darzustellen, ist beinahe unmöglich. Vermutlich würden wir dann jetzt noch aufnehmen.

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Alles gut.

Entscheidend ist ja hier ua warum die Polizei glaubte, überhaupt tätig werden zu müssen. Unabhängig von dem dann völlig inakzeptablen Einsatz. Und das Thema Hausrecht ist eigentlich rechtlich auch klar- egal ob die eigenen Überzeugungen richtig sind oder nicht.
Mich „kotzt“ das ganze Erdogan Gefolge ja auch an, aber ich befürchte das man denen so eher in die Hände spielt.

Ps bin im Thema Kurdistan etwas befangen. Dafür kenne ich Baf zu lange.

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Verstehe Dein PS nicht: ich habe mir die Interviews angeschaut, mich über Bafel Talabani informiert und versucht die Geschichte Kurdistans zumindest im Ansatz zu verstehen. Bist Du positiv oder negativ befangen? Mir erscheint der mittlere Osten oft deprimierend ausweglos, als ob der nächste kleinere oder grössere Krieg immer nur eine Frage der Zeit ist. Insbesondere für die Kurden egal ob in der Türkei, in Syrien oder im Irak scheint es keine positive Perspektive zu geben.

PM geschickt- das wird sonst hier zu kompliziert

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Schade, wenn man das schon thematisiert sollte man sich vielleicht etwas besser informieren, oder Dinge konsequenter ansprechen

Gern. Daher ein bisschen Feedback.

die gezeigte Flagge ist die der offiziellen autonomen kurdischen Region des Iraks. Diese stellt sogar nach der irakischen Verfassung den Staatspräsidenten des Irak. Diese Flagge hat weder etwas mit der PKK in der Türkei noch der YPG in Syrien zu tun. Kobane ist für die Kurden ein „heiliger“ Ort, und die YPG wurden natürlich von den Peshmerga aktiv unterstützt, um sich gegen Daesh, Assad und Erdogan durchzusetzen.

Das ist korrekt. Die Frage war halt, wie tief man da rein geht. Mir wäre jetzt die Geschichte des türkisch-kudrischen Konflikts etwas tief gewesen. Zumindest für diesen Podcast. (persönlich finde ich es sehr spannend…)

So oder so dürften eigentlich alle übereinstimmen, das der Einsatz in dieser Art und Weise überhaupt nicht gerechtfertigt war, so darf man als Polizei in dieser Situation nicht vorgehen. Was aber nicht bedeutet, das es keine Grundlage für die Polizei Präsenz und Einsatz gab.

Danke. Nur ein Hinweis: ich habe prinzpiell ein Problem damit, wie sehr die Polizei dort Leute schickt und dann am Ende die Polizeigewerkschaft (nicht zu unrecht) über massig Überstunden meckert. Highlight hierbei war ein Spiel vor wenigen Jahren bei den Augsburger Amateuren. Anwesend (wegen zeitgleichen Bundesliga-Spielen): ca 50 Fans. Und doppelt so viel Polizei…

Salzwegers Auffassung zum Hausrecht ist mE grundlegend falsch. Ihm müsste doch eigentlich klar sein, das der Hausherr das Hausrecht hat, und damit entscheiden kann was in seinem Haus passiert. Es ist eben falsch zu meinen, nur weil man das anders sieht, harmlos findet oder sonst etwas, dieses Recht nicht gilt, nur weil es Fans sind, nach dem Motto versucht mal in einem Block Euer Hausrecht gegen uns durchzusetzen. Sorry, das ist nicht die korrekte Rechtsauffassung und das hat auch nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, denn die gilt nur im öffentlichen Raum.

Da ein kleiner Hinweis: natürlich kann man mit dem Hausrecht machen was man will, das habe ich wohl falsch ausgedrückt. Nur: die Frage ist schon, ob ich bei Sportveranstaltungen in Deutschland/Bayern recht willkürlich Dinge verbieten will/kann.

Schade, das ihr diesen Punkt nicht klar angesprochen bzw. herausgearbeitet habt. Dabei gibt es doch einen klaren Präzedenzfall, nämlich das verbotene Aufhängen eines Banners in der HGK, das ja ausgeurteilt wurde

Jein. Bayern argumentierte damals zwar Anfangs mit dem Inhalt, dann aber mit anderen Gründen: „Gerhard Riedl, Anwalt der FC Bayern München AG und Vorsitzendes des Ehrenrats des FC Bayern München e.V. hatte im Prozess das umfassende Hausverbot mit Blick auf den Brandschutz im Stadion, als eine „Maßnahme im Interesse der Stadionsicherheit“ bezeichnet.“" Da Herr Riedl inzwischen verstorben ist und das Hausverbot aufgehoben wurde, will ich dazu auch wenn möglich nicht mehr sagen.

meine Frage wäre gewesen, warum hängt ihr das Ding nicht einfach ab, um die Durchführung des Fußballspiels zu ermöglichen? Denn darum geht es doch ursprünglich, oder nicht?

Da hast du etwas falsch verstanden. Als die Polizei eingriff WAR es abgehangen. Der Einsatz sollte dazu dienen, dass es nicht wieder aufgehangen wird.

das heißt ja nicht, das man das Treiben Erdogans und seiner Schergen nicht konsequent entgegen treten muss, aber doch nicht auf dem Rücken unserer Amateure?

Hier mal deutlich: ich finde das ist ein Argument wie beim DFB mit der One Love-Binde: "wir machen ja was, außer es könnte uns schaden. Und das eben sehe ich nicht so. Wenn man etwas richtig findet, dann macht man es, auch wenn es einem selbst weh tun könnte.

klar ist, das nichts aber garnichts das unverhältnismäßige Vorgehen der Polizei mit Schlagstöcken und Pfefferspray gerechtfertigt

Das ist wohl der Hauptpunkt.

Insgesamt Danke für das Feedback, auch wenn ich naturgemäß den ein oder anderen Punkt anders sehe.

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zugegeben: den Satz habe ich von einem Bekannten geklaut.
Und nebenbei: Lell hatte halt auch seine Rolle. Aber zurecht eine im Hintergrund.

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Sorry, aber dann bestreiten wir in Zukunft keine Fußballspiele mehr, weil irgendwer hat immer irgendein weltpolitisches oder gesellschaftspolitisches Anliegen mit dem er allen anderen auf den Sack gehen muss, weil er es eben gerade wichtig findet.
Wenn ich am Samstag zum Fußball gehe, will ich auch Fußball sehen und keine Typen, die sich fürs Klima an den Pfosten kleben, Banner für ein freies Kurdistan aufhängen oder oder oder.
Es nervt.

Moment. Da besteht für mich ein Unterschied: eine Armbinde oder ein rechtlich zulässiges Spruchband ist für mich persönlich etwas anderes als ein Festkleben am Pfosten. Denn: das eine behindert den Fortgang des Spiels. Das andere nicht.

Und nebenbei: Politische Stellungnahmen beim Fußball sind ja wahrlich kein neues Phänomen. Das ist (in Deutschland!) seit Anfang der 2000er immer mehr in „Mode“ gekommen. In Ländern wie z.B. Ägypten oder der Türkei ist das nochmal deutlicher: dort waren die Fanszenen z.B. bei den Gezi-Protesten 2013 an vorderster Front dabei. Aber jetzt hole ich tatsächlich etwas zu weit aus :wink:

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Passt in diesem Fall aber ja nicht.
Das rechtlich zulässige Spruchband hat den Fortgang des Spiels behindert, bzw. verhindert, weil abzusehen war, dass es die türkischen Fans zur Weißglut bringt.

Weißglut ist halt das eine. Beispiel: die Blauen hatten in diversen Amateure-Derbys da Spruchbänder hängen…puh. Natürlich hat mich (und andere) das auch genervt und zur Weißglut getrieben.

Und trotzdem konnte man die Spiele weiterlaufen lassen.
Dass eine Aktion so eskaliert wie hier geschehen haben wir in dieser Liga tatsächlich noch nie so erlebt und daher wurde es wohl von den Machern auch nicht so erwartet.

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Das zeugt aber von einer unfassbaren Naivität und wenig kulturellem Fingerspitzengefühl.
Das Schlagwort „Kurdistan“ sorgt selbst unter normalen Bedingungen bei Türken für Schnappatmung.
Mit Blick auf den Terroranschlag in Istanbul, hätte jedem klar sein müssen, dass die Stimmung extra aufgeladen ist.

Könnten wir dann bitte jetzt dafür sorgen, dass es wieder mehr aus der Mode kommt?
Es nervt.