Das wird ein spannendes Thema im Zusammenspiel Kompany und Medien. Die Journalisten werden das natürlich weiter fragen. Bis zum 1. September werden sie zu Transfergerüchten fragen. Ab dem 1. Spieltag werden sie fragen, warum Spieler X nicht gespielt hat etc.
Nennen wir sie doch einfach „Personen mit Zugangsgenehmigungen“.
Ich will mit dem folgenden Erklärungsansatz nicht sagen, dass ich die Entwicklung gut finde, aber mir geht es ein bisschen auf die Nerven, wie Sportjournalisten in unserem Land (und auch normale Journalisten) oft mit Füßen getreten werden. Sind einige der Fragen nervig? Absolut. Ist Kritik für manche Boulevardfrage berechtigt? Ja klar.
Aber es gibt ein RIESENINTERESSE an Transferthemen. Dieses Interesse geht soweit, dass Artikel dazu ALLES andere in den Schatten stellen. Es interessieren sich Leute eben deutlich mehr dafür, ob Kimmich verlängert oder ob de Ligt verkauft wird, als sie sich dafür interessieren, wer in dieser Saison Rechtsverteidiger spielt oder welches System Kompany spielen lässt. Bei jedem Medium, in das ich bisher Einblicke hatte, macht sich das in den Zahlen bemerkbar.
MUSS man deshalb eine derart penetrante Strategie fahren? Muss man nicht. Aber die Zahlen und das öffentliche Interesse geben diese Themen her. Gut an der Entwicklung des kicker zu sehen. Es ist aus meiner Sicht auch Quatsch, zu kritisieren, dass immer dieselben Fragen gestellt werden. Natürlich werden sie das, weil das deren Aufgabe ist, den Verantwortlichen auch nur irgendetwas zu entlocken. Dafür werden sie halt bezahlt.
Kann man doof finden, aber es ist eben Teil des Journalismus, wie er sich im Sport entwickelt. Mich nervt diese Entwicklung auch, aber solange Leute darauf anspringen und es lesen wollen, wird sich daran nichts ändern.
Übrigens scheitern ja auch regelmäßig Projekte, in denen versucht wird, den Fokus mehr auf inhaltliche Tiefe zu legen.
Genau hier sehe ich eigentlich eine große Chance für die klassische Medien. Sachliche Berichterstattung könnte in Zeiten des Informations-Überflusses eine wichtige Rolle einnehmen. Leider sehe ich den Großteil der Medien auf den Clickbait-Überschrift-Hypetrain aufspringen, insbesondere die Tageszeitungen. Das mag wirtschaftlich begründet sein, am Ende wird man gegen das digitale Format aber immer den Kürzeren ziehen. Daher befürchte ich eher, dass das Zeitungs-Sterben weiter geht.
Macht es Sinn, Fragen zu stellen, bei denen man schon vorher wissen muss, dass sie (i) nicht sinnvoll beantwortet werden, (ii) und den Befragten ärgern?
Zum ersten mal so richtig krass ist es mir zum ersten Mal bei Jupp Heynckes in der Rückrunde 2018 aufgefallen. „Herr Heynckes, wann verlängern Sie Ihren Vertrag? Herr Heynckes, haben Sie schon Ihren Vertrag verlängert?“ Das haben nicht nur die nervigen Sky-Leute wirklich nach jedem Spiel gefragt, sondern irgendwann auch andere Medien, wie z.B. ZDF.
Funktioniert nicht. Die Abhängigkeit von Klicks ist enorm finanziell und sachliche Berichterstattung funktioniert online schlicht nicht. Edit: Also sachlich im Sinne von, nicht über jeden Furz berichten. Sachlich an sich sind die allermeisten. Sie beziehen sich halt auf jeden Sachverhalt, statt zu filtern und das nervt, aber es ist das, was geklickt wird. „Joshua Kimmich verlängert Vertrag“ mit Kimmich-Bild klicken deutlich(!) weniger Leute als „Verlängerung? Bayern-Superstar hat sich entschieden“ mit schönem Eberl-Bild.
Ja, weil sich von PK zu PK etwas verändern kann und man ähnlich wie bei einem Fernschuss schaut, ob man Glück hat.
Nur um das klarzustellen: Ich fände es auch strebenswert, eine gesunde Balance aus Klickreiz und inhaltsstarker News zu finden. Gleichzeitig weiß ich auch, dass manche Redaktionen auch unterbesetzt sind. Das macht es in diesem schnelllebigen Geschäft leider noch schwerer. Ich glaube, wir befinden uns da in einem „gewollten“ Teufelskreis, der sich nicht ändern wird, solange es geklickt wird.
Wie funktioniert das denn in anderen Ländern? Da scheint es sowohl Fragen für den Boulevard als auch die tiefergehenden Fragen zu geben.
Weiß ich nicht, ich halte das ein Stück weit auch für selektive Wahrnehmung. Wenn man will, kann man sich in Deutschland auch die rauspicken, die vernünftige Fragen stellen und vernünftige Artikel schreiben. Wenn ich andersherum schaue, was englische Medien mitunter fabrizieren und auch spanische, dann würde das hier genauso auseinandergenommen werden.
Kann ich jetzt nicht feststellen dass das spezifisch ein deutsches Problem ist. In England sind die Trainer oftmals bei den PK genauso genervt wie hier ob der Fragen. Klar gibt es Unterschiede was Sport und Medienlandschaft angeht. In England ist der Boulevard viel breiter gefächert, aber man muss auch bendenken dass sich bei uns viel mehr auf Bayern fokussiert wird.
Ok, da hab ich mich missverständlich ausgedrückt. Die Frage war eher auf die Portale, die über Fussball schreiben bezogen. Gefühlt gibt es in DE kaum Seiten die sich nicht ausschließlich auf die Boulevard-Themen, sondern auch mit tiefergehende Themen beschäftigen. Früher gab es noch Spielverlagerung als Taktik-blog, den ich geliebt habe. Jetzt gibt es meines Wissens nach leider nichts mehr was in diese Richtung geht. Zumindest nicht das ich wüsste. Genauso ist MSR mMn mit den doch recht breit gefächerten und teils in die Tiefe gehenden Themen eine große positive Ausnahme im FCB-Kosmos. Sowas gibt es wahrscheinlich auch zu anderen Vereinen in der BuLi, aber nicht allgemein zum DE Fussball, Vereinen und deren Spielern.
Ich weiß, der Vergleich hinkt etwas, weil das Zielpublikum mit der englischen Sprache ein wesentlich größeres ist, aber da gibt es zum Beispiel Seiten, die die Stärken und Schwächen von Spielern analysieren. Was dann ganz interessant sein kann, wenn Hidden Stars analysiert werden, die nur die eingefleischten Kenner kennen. Zum Thema Training ist es zwar ein kleines bisschen besser und man kann dazu etwas mehr finden, aber viel gibt es da auch nicht. Sowas fehlt mir im deutschsprachigen Raum leider. Vielleicht habe ich es aber auch einfach nur noch nicht gefunden.
Das soll jetzt bitte auch nicht als General-Schelte des deutschen Journalismus aufgenommen werden, es ist nur mein persönliches Empfinden. Aus diesem Grund sage ich jetzt einfach auch mal vielen lieben Dank für den Content und die Plattform die hier geboten wird.
Ich kann im wesentlichen für Italien sprechen, weil ich im Urlaub immer versuche, die gazzetta dello sport zu lesen.
Nun, es ist ein exorbitanter Starkult, der dort betrieben wird. Da gibt es dann zweiseitige Artikel über die Mittelstürmer von Juve, Inter und Napoli. Mit den immer gleichen Aussagen, Vlahovic ist ganz, ganz toll, Lautaro Martinez ist anders, aber auch ganz ganz toll. Und Osimhen ist ja sowieso ganz, ganz toll.
Allerdings geht der Blick auch über die Grenze, ins europäische Ausland.
Und mir scheint, dass die Spieler im Privatleben mehr in Ruhe gelassen werden. Als Bayernspieler - heutiges Beispiel de Ligt und die angebliche Fahrerflucht - bist Du ja quasi tagtäglich zum Abschuss freigegeben.
Artikel über taktische Feinheiten gibt es in der gazzetta allerdings auch nicht. Liegt vielleicht daran, dass dieses Land nach wie vor dem catenaccio frönt und keine Neuerungen braucht.
Legt man die Sportbild (oder die normale Bild) neben die gazzetta, kommt das Berlusconi- und Mediaset-Land nicht schlecht dabei weg.
Und was sky-Deutschland, etwa der so genannte „Journalist“ Wasserziehr, so produziert, dazu sage ich nur eins: Ja, ab und zu schau ich, was die BILD so schriebt. Aber ich schaue niemals, wirklich niemals, sky.
Wie verfolgst Du dann die Bundesliga-Spiele des FC Bayern?
Immer im Stadion? Oder nur Zusammenfassungen in der Sportschau o.ä. ?
Ich glaube, er meint SkyNews.
Achso, ok.
Der angesprochene Hr. Wasserziehr ist meines Wissens nach nicht bei den News, sondern berichtet bzw. führt meist Interviews in den Stadien (vor und nach den Spielen). Deshalb meine Verwirrung.
Ahh ok, dann lag ich vielleicht auch falsch.
Tatsächlich bleibt oft nur die Zusammenfassung. Für mich ist es immer ein highlight, wenn ein Bayernspiel auf DAZN kommt. Aber ich meinte in der Tat das sky-Drumherum. Wasserziehr und Hamann tu’ ich mir echt nicht mehr an.
So ein bisschen „detox“ ist übrigens gar nicht so schlecht. Man kann auch mal andere Spiele als die von Bayern verfolgen, wenn einem danach ist. Oder andere Sportarten.
ich schalte tatsächlich auch nur noch exakt zum Anstoß ein bzw. den Ton an (wobei das Abo jetzt eh beendet wurde) und nach Apfiff direkt aus - das ist kaum noch zu ertragen…