Mein allerliebster Fußball-Moment

Da gibt es so viele Momente, da könnte ich den einen gar nicht benennen.
Gottseidank! :slightly_smiling_face:

Um aber mal einen noch nicht genannten herauszugreifen.
März 1979. Es stand nicht gut um Bayern. Der Umbruch nach der Generation der EC-Helden war in vollem Gange. Beckenbauer war weg, kurz zuvor war Müller im Unfrieden geschieden, Uli Hoeneß zum Club ausgeliehen.
Finanziell war man immer am Limit. Vor der Saison hatte man dank des neuen Werbevertrages mit Magirus mühsam die Kohle für die Breitner-Verpflichtung zusammenkratzen können.

Trainer Lorant wurde im Winter gefeuert, unter seinem Nachfolger Csernai lief es auch nicht gerade prickelnd, die EC-Quali war in weiter Ferne. Das veranlasste Präsident Neudecker zu der Verpflichtung von Max Merkel als Trainer. Das wiederum löste die berühmt/berüchtigte Spielerrevolte unter der Führung von Breitner/Maier aus.
Neudecker trat prompt zurück. Der Verein schien in Scherben zu liegen. Der FC Hollywood ein Klacks dagegen.

In dieser Situation musste man am WE in Gladbach antreten, dem Rivalen des Jahrzehnts. Bei denen lief es auch nicht so rund, aber Spiele am Bökelberg waren schon in guten Zeiten nicht gerade einfach gewesen.
Die Erwartung war also am Boden, man befürchtete Schlimmeres.
Samstagnachmittag, natürlich keine Live-Übertragung, kein Internet, kein Videotext. Das einzige Medium war das Radio, „Heute im Stadion“. Das stieg immer so kurz vor der Halbzeit in die Konferenz ein.
Man wartete mit angehaltenem Atem, was der Moderator zu Bayern zu verkünden hatte.
Und das kann ich heute immer noch fast wörtlich zitieren: "Die Bayern wollen es heute wohl ihrem Ex-Präsidenten Neudecker zeigen. Sie führen in Gladbach mit 5:1. "
Das war in einer einzigen Sekunde ein solches Gefühl der Erlösung, der Erleichterung der Freude. Da kam in den nächsten Jahrzehnten wenig anderes dran. Am Ende siegte man mit 7:1, Rummenigge glänzte mit drei Toren.
Diesen Tag betrachte ich immer als den Startschuss der neuen Bayern, der folgenden Erfolgsgeschichte. Csernai blieb, die Mannschaft berappelte sich, man konnte die Saison noch auf dem vierten Platz beenden. Breitnigge startete als das neue, kongeniale Duo des deutschen Fußballs durch. Der neue, junge Manager Uli Hoeneß trat sein Amt an.
Der Rest ist Geschichte.

16 „Gefällt mir“

Natürlich gibt es unzählige fußballerische Momente, die ein Fan-Leben prägen – ich bin seit Anfang der 90er (Jahrgang 80) bewusst dabei und viele wurden genannt – da kann ich mich vorbehaltlos anschließen…

Sehr einprägsam waren noch die zwei CL-Niederlagen gegen Manu (ich sprang vor dem TV rum in Erwartung des sicheren Sieges – das erste Gegentor fiel… ich flippe aus… meine Mutter kam dazu… ich war kaum zu bändigen… schaute nicht zum TV… meine Mutter: „oh, ein Tor, ist das gut für euch…?“

Ich drehe mich um und brach quasi zusammen… bin dann mit diversen Dosen Bier in einen benachbarten Park und habe die halbe Nacht weinend auf ner Bank gesessen…

Beim Finale Dahoam hatte ich am Vorabend doch noch eine Karte fürs Oly und einen Busplatz ergattert – das Ende könnt ihr euch denken…

Tatsächlich sind für mich aber die bedeutendsten Momente die des Fan-Daseins als solches…


Ich bin am 26.04.2002 zum ersten Mal zu einer Auswärtstour aufgebrochen – 30. Spieltag – in Wolfsburg – das erste Spiel der Bayern im neuen Stadion… ich habe ganz unbedarft und ohne viel Plan im Reisebüro die BILLGSTE Fahrt gebucht… zig Regionalzüge, S-Bahnen und Gedöns – ich war aus der Nähe von Düsseldorf locker 6 Stunden unterwegs – oder länger…

Ich kannte in der Szene noch keine Sau… war im Stehplatzblock… war so fasziniert… bin voll mitgegangen und hab mir die Seele aus dem Leib gesungen…

Dann – ein komisch lang andauernder Moment der Stille… ich ergriff die Gelegenheit – stieg auf einen Wellenbrecher und stimmte mit ganzer Sangeskraft einen Schlachtruf an – innerhalb von Sekunden stieg der gesamte Block mit ein und der Capo (ich glaub es war damals schon der Landauer) zeigte mir den Daumen hoch – krass… dieses Glückgefühl, diese Gänsehaut – werde ich niemals vergessen!!!


Am 24.01.2004 spielten wir ein Testspiel beim Wuppertaler SV - also in der direkten Nachbarstadt – da MUSSTE ich dabei sein!

Ich habe dann einen ganzen Tag organisiert und locker 15 Freunde mitgenommen… wir trafen uns um 10 Uhr in einer Kneipe bei uns im Ort und bekamen erstmal Mettbrötchen etc. – dann gings mit Bus und Schwebebahn zum Spiel – es war bitterkalt und voller Schneeregen… nach dem Spiel gings zurück in die Kneipe, wir bekamen heiße Suppe und dann deftiges Essen… zusätzlich hatte sich eine Amateur-Eishockeytruppe aus der fränkischen Heimat der Wirtin eingefunden, die ein Turnier in Duisburg spielten… es wurde feucht-fröhlich und auf einmal ging die Tür auf… einer in der Eishockeytruppe hatte Geburtstag und seine Jungs hatten ihm heimlich eine Stripperin organisiert… und so kamen wir noch unverhofft in den Genuss einer sehr pikanten Darbietung…


Irgendwann gabs ne Auswärtsfahrt nach Bremen – im Zug eine Knoblauch-Mottotour, reichlich Bier über den Tag und auf der Rückfahrt mussten wir in Minden umsteigen… ein kleines Kaff in NRW aber (und das wissen die wenigsten) durchaus ein Knotenpunkt im Bahnverkehr für Fußballreisende… wir waren ca. 20 Leute und stiegen recht am Ende des Bahnsteigs aus… kurze Orientierung nachts um… keine Ahnung… und dann hörten und sahen wir sie… am anderen Ende des Bahnsteigs war eine Horde Dortmunder und sie waren uns zahlenmäßig mindestens um das doppelte überlegen und so war sehr schnell klar: das wird scheppern…

Sie setzen sich recht zügig in Bewegung und ich drehte mich nur um und brüllte: einhaken!

Dann liefen wir los und es war klar: jeder muss direkt zu Beginn mindestens ein bis zwei zu Boden schicken sonst prügeln die uns über die Bahngleise…

Es waren die längsten Sekunden meines Lebens, aber NIEMAND hat sich verpisst! Wir rannten aufeinander zu, waren noch ca. 20 bis 30 Meter voneinander entfernt und genau zwischen uns lag der Treppenaufgang… noch 10 Meter… und genau in dieser Sekunde stürmte ein Sonderkommando in Vollmontur die Treppe hoch und haute sich mit Schild und Knüppel genau dazwischen… die Cops wissen schon, an welchen Bahnhöfen sie aufpassen müssen…

Keine Ahnung wie es ausgegangen wäre – aber dieses Gefühl aus Angst, Euphorie und Zusammenhalt war unbeschreiblich!

13 „Gefällt mir“

Hach, das ist schon wieder so eine nostalgiegetränkte Freude, hier mitzulesen! Klar, auch ein paar der offensichtlichen Höhepunkte dabei, die sicher die meisten hier teilen bzw. gut erinnern können, aber auch durchaus überraschendes, das ich auch erlebt, aber nicht mehr so präsent habe (Saisonfinale 96/97! Zickler! Bayern-Stuttgart 5:3! Rom 7:1! Für einige Erlebnisse bin ich auch noch zu jung, aber das macht solchen Spaß, das hier von euch zu lesen!

Mein erster „allerliebster Fußball-Moment“ ist tatsächlich das EM-Finale von 1996. Ich, damals 10 Jahre alt (Jahrgang 1985) Abends mit Großvater vorm Fernseher. Klare Sache wird das, dachte ich. War es dann doch nicht, bekannterweise. Mein Lieblingsspieler damals war Mehmet Scholl und so war ich extrem sauer, dass Vogts ihn auswechselt für diesen Spieler von Udinese Calcio, den ich nur aus der Bravo Sport kannte und den meine Mutter „sehr gutaussehend“ fand. Schon deshalb mochte ich den nicht, haha. Dann der Ausgleich, Vorarbeit Ziege. Auch ein Bayern-Spieler, das hat mich sehr befriedigt. Als dann das Golden Goal fiel, habe ich zum ersten Mal das gespürt, was ich auch heute, mit knapp 39 Lenzen immer noch bei Spielen der Bayern verspüre, wenn sie dramatisch ein Spiel drehen oder einfach nur geil abliefern: Grenzenlose Euphorie, die ich so eigentlich nur beim Fußball erlebe. Sehr prägend, das Ganze!

1999, gegen United. Das war auch sehr prägend, vor allem für meine extreme Abneigung gegen den BVB. Wir waren auf Klassenfahrt im Erzgebirge - allein das war ja schon eher so naja. Und in meiner Klasse waren alle Dortmunder, furchtbar. Was habe ich triumphiert - und was wurde ich tagelang fertig gemacht danach…Umso schöner dann erst 2000 das 4:2 in Madrid (dadurch war Bayern für mich international wieder auf der Bühne - witzigerweise ist mir vor allem das Tor von Fink noch sehr gut in Erinnerung geblieben) und natürlich 2001 das 11er-Schießen gegen Valencia! Wieder vorm TV mit dem Großvater, er auch nicht gerade Bayern-Fan. Als Olli den letzten Elfmeter hält, bin ich komplett ausgerastet, auf die Couch meiner Großeltern gesprungen, habe das Gleichgewicht verloren und bin voll in die große Lieblings-Monstera meiner Oma geflogen, die danach leider ziemlich ruiniert war. Naja, das war es alle mal wert.

Unvergessen auch für immer: Die Radio-Konferenzen 2000 und 2001.

Und zuletzt noch ein Bayern-fremder Moment: 2019, der Aufstieg von Union in die Bundesliga. Ich wohne (bzw. wohnte bis vor 3 Wochen) direkt an der Alten Försterei. Im ganzen Kiez während des Relegationsrückspiels gegen Stuttgart keine Seele auf den Straßen. Alle im Stadion, Kneipen, oder zuhause vor dem Fernseher. Irgendwann wurde es laut und die Böller und Raketen gingen hoch, die Straßen rund ums Stadion füllten sich in wenigen Minuten mit quasi allen, die in Köpenick wohnen. Ich mit Freundin raus, überall Glücksseligkeit, schierer Unglauben. Und dann sind wir einfach so von unserer Wohnung direkt ins Stadion auf das Spielfeld gelaufen, haben mitgefeiert. Seitdem schlägt mein Herz auch ziemlich doll für die Eisernen. Sorry dafür.

Freue mich auf noch viel mehr eurer Erinnerungen hier!

12 „Gefällt mir“

Danke Euch für die vielen tollen Schilderungen, macht riesig Spaß, das alles nochmal nachzulesen.
Auch Gelegenheit, selber wieder an diese Situationen zu denken und wie man sie erlebt hat (wobei ich gestehe, dass ich zumindest @anon49020724’s Erzählung von der Auswärtsfahrt nach Bremen nicht mal variiert aus eigener Erfahrung kenne… Reschpekt, das ist echte Leidenschaft :grinning:).

Speziell bei @Brille’s und @auracher56’s Beitrag sind mir noch zwei weitere magische Momente eingefallen:

Also, 1986, letzter Spieltag. Wenn ich richtig erinnere, hatten wir, also ich und meine Jugendmannschaft, fast zeitgleich (!) auch ein Spiel, was uns zwar vom Radio weghielt, aber die allgemeine Konzentration war, um es gelinde zu formulieren, nicht ganz auf der Höhe. Und zwar auch deswegen, weil unser Platz sich, man höre und registriere, an der Säbener Straße befindet (wie München-Kundige wissen, ist in direkter Nachbarschaft zum großen FCB ein kleiner Stadtteilklub beheimatet). Das heißt, an der Säbener war ziemlich Trubel, Leute, Musik, Restaurant-Geklapper (die Säbener sah damals noch anders aus).
Jedenfalls, wie gesagt, ich hab keine Ahnung mehr, wie wir damals gespielt haben. Aber dass es bei Bayern nicht schlecht lief, bekamen wir mit. Dann, etwa zwanzig nach fünf, unser Spiel lief noch:
Ein Mords-Lärm, eine Blaskapelle trompetet los… und alle 22 Jungs/Gegner 50 Meter weiter reißen die Arme hoch und umarmen sich teilweise unabhängig von der Farbe der Trikots!
Surreal, lustig und ein sehr schönes Erlebnis.

Moment Zwei:
Wie noch nerdigere Bayern-Fans wissen, war besagter Stadtteilklub der Heimatverein von Katsche Schwarzenbeck. Was zur Folge hatte, dass bei Katsches Abschiedsspiel ein Jugendteam meines Vereins das Vorspiel gegen die Jugend des FC Bayern machen durfte. Im Oly damals noch… Ohne jetzt nochmal nachzuchecken, müsste das die D-Jugend gewesen sein. Ist aber auch wurscht, es war jedenfalls mein Jahrgang :wink:.
Alles sehr aufregend für uns. Ich weiß jedenfalls noch folgendes:
Als wir kleinen Pimpfe aufs Feld liefen, um uns warmzumachen, schauten wir ins weite Rund und dachten nur: Scheiße, ist das groß… Als Zuseher waren wir uns der Dimensionen nie so bewusst gewesen, und wenn man nur Einsfünfzig oder so misst - das war schon heftig. Und dann der FCB als Gegner, selbstredend spielten die in einer völlig anderen Liga als wir. Und dann gab’s noch einen gewissen bekannten Namen bei denen: der mittlerweile tragischerweise verstorbene Stefan Beckenbauer, Sohn des Kaisers himself, war der große Star im Team.
Magisch genug das alles, aber was eigentlich der Kern meiner kleinen Erzählung ist, folgte erst:
Ich war in meiner Jugend Keeper. Von Dauer-Beschuss war gegen die Bayern auszugehen, die Gesamt-Nervosität eh nicht zu beschreiben, im Klartext: wir hatten die Hosen gestrichen voll, ich ganz besonders. Hauptsache nicht zweistellig, hieß es.
Was dann passierte, ich übertreibe nicht:
Ich kann mich an nichts mehr erinnern, was zwischen An- und Schlusspfiff passierte. Wir haben Sieben-Null verloren, vier Tore Stefan Beckenbauer.

Hinterher wurde mir erzählt, dass ich wohl das Spiel meines Lebens gemacht hatte und der damalige Bayern-Jugendleiter unseren Trainer ansprach, ob dieser Torwart nicht Lust hätte, 50 Meter weiterzuziehen (so wurde also damals schon beim FCB gescoutet, Anm. d. V.).
Offensichtlich hatte ich das erlebt, was ich später von Profi-Sportlern immer mal wieder hörte: Ich war trotz oder wegen meiner Nervosität in so einen Flow oder Fokus gelangt, dass ich wie in Trance oder einem Tunnel war. Woraus dann wohl solche Leistungen resultieren können.

Tja, näher bin ich dem Profi-Sport dann nie mehr gekommen… :smile:, glaube ich. Aber mich zumindest einmal so gefühlt zu haben - das verdanke ich dem Fußball.

16 „Gefällt mir“

Bei mir gibt es da auch einige… definitiv Robben im CL Finale…dann Andersson, aber auch einen Spieltag vorher schon Zicko zeitgleich mit Balakov sollte man nicht vergessen… da habe ich beim hochspringen fast die Wohnzimmerlampe bei meinem Kumpel von der Decke geholt.
Wie schon erwähnt, auch Lewa mit seinen 5 Buden gegen Wolfsburg oder 2017 gegen RB, als wir 3-1 oder 4-2 zurückgelegen hatten und doch noch 4-5 gewannen, dank Arjen.

1 „Gefällt mir“

Der 25. Mai war nicht erst seit 2013 ein gutes Datum, sondern schon 1989.
Im Müngersdorfer Stadion steigt das direkte Duell zwischen Köln und Bayern. Fünf Tage zuvor duellierten sich Hoeneß und Daum verbal mit ihren ‚Sekundanten‘ Heynckes und Lattek im ZDF-Sportstudio.
Zum sportlichen Matchwinner sollte indes Roland Wohlfarth werden, der zuvor wochenlang Ladehemmung hatte. Dreierpack zum 3:1 - aus der Daum…

7 „Gefällt mir“

Es war andersrum:
Der Papst hatte eine Audienz bei der Mannschaft des FC Bayern :slight_smile:

2 „Gefällt mir“

Zu den Niederlagen, die emotional am meisten mitnehmen:
Die Nacht des 19/20 Mai im Jahr 2012 hat nach der Niederlage dahoam schlecht angefangen, ging schlecht weiter (ich war super aufgeregt u. Konnte nicht Schlafen) und wurde noch schlimmer:

Ich war mit meiner Familie in Venedig und plötzlich hat der Lampenschirm gewackelt - ziehmlich spooky
Wir sind raus auf die Strasse und waren uns nicht sicher, ob wir zurück ins Bett gehen sollten - in der Summe der Ereignisse die schrecklichste Nacht, die ich bisher hatte.

2 „Gefällt mir“

Einer meiner persönlichen Highlights, ich war live im Stadion :slight_smile:

2 „Gefällt mir“

Da es zuviele Momente gibt, die sich mit den meisten anderen überschneiden nehme ich lieber eine Zeit aus meinem Leben.

Zum einen die etlichen hunderte bis tausende Stunden Fußballmanagerspiele, die ich über die Jahre angesammelt habe und die mich in allen möglichen Varianten immer wieder aufs Neue in den Bann gezogen haben.

Und zum anderen das jahrelange FIFA zocken bei einem Freund. Anfangs nach (auch mal während) der Schule. Später dann in unregelmäßigen Abständen, natürlich vor allem wenn ein neuer Teil draußen war. Der Twist, wir haben nicht gegeneinander gespielt, sondern Karrieremodus. Natürlich mit allem was dazu gehört. Stundenlangem Philosophieren welche Spieler man verpflichtet, minutiöses Planen des Kaders etc. Oft haben wir dann zusammen gekocht, manchmal auch nur Takeaway. 8h-12h konnten das schon werden.

Wir haben auch unabhängig davon Zeit miteinander verbracht und auch andere Zockerkumpel gehabt, aber diese Sessions waren unser Ding.

3 „Gefällt mir“

Ja lieber Cheffe, ich saß bei diesem Spiel als Münchner Student auf den Rängen. Wenn ich gewusst hätte, dass wir uns Jahrzehnte später in diesem Forum begegnen, hätte ich die Kloanen noch mehr angefeuert … :wink::blush:
Danke und großes Kompliment für die nette Idee mit dieser Rubrik!

10 „Gefällt mir“

Das hast Du hier mal sehr anschaulich geschildert.

Eines meiner Lieblingsspiele: das mit 3:2 nV gegen England gewonnene WM-Viertelfinale 1970. Weil hier spürbar etwas Neues begann. Es war ja die Neuauflage des Finales von 1966, die Engländer waren die Titelverteidiger und spielten mit einer Reihe ihrer Finalhelden: Bobby Moore, Bobby Charlton, Martin Peters, Geoff Hurst. Sie hatten in der Gruppenphase dem kommenden Weltmeister Brasilien mit Pelé einen großen Fight geliefert und waren in der Höhenluft von Mexico genauso in Topform wie das deutsche Team, das nach schwachem Start die Gegner hergespielt hatte, mit bereits sieben Toren von Gerd Müller. In der ersten Stunde dominierte England auf deprimierende Weise und führte verdient mit 2:0. Dann erzielte Franz Beckenbauer den Anschlusstreffer. Um seinen Superstar Bobby Charlton für das Halbfinale zu schonen, wechselte Sir Alf Ramsey ihn aus. Nach Uwe Seelers berühmtem Hinterkopftor riss das deutsche Team endgültig das Spiel an sich und berannte in der Verlängerung das englische Tor. Beinahe zwangsläufig traf dann Gerd Müller auf nicht minder ikonische Weise entscheidend. Überaus spektakulär war es gelungen, das Spiel gegen die bis dahin scheinbar unbesiegbaren Engländer zu drehen.

Dies war der Ausgangspunkt für eine jahrzehntelange Serie deutscher Titel und Finalteilnahmen und parallelen englischen Scheiterns, häufig auch im direkten Vergleich; daher der legendäre Satz Gary Linekers. Erst ein halbes Jahrhundert später hat sich da erneut etwas gedreht, unter maßgeblicher Mitwirkung des großen Harry Kane. - Zudem zeigte sich in diesem Spiel in bis dahin nicht gesehener Deutlichkeit die beginnende gemeinsame Weltkarriere von Franz Beckenbauer und Gerd Müller. Gleich im drei Tage später folgenden, noch dramatischeren Halbfinale gegen Italien wurde dieser Befund von beiden eindrucksvoll bestätigt.

8 „Gefällt mir“

Ist nicht wahr!
Für Zuspätgeborene muss man natürlich hinzufügen, dass bei so einem Vorspiel bestenfalls ein paar Hundert Leute schon im Stadion waren. Erst gegen Ende des Spiels waren es dann wohl ein paar Tausend, leider war nach meiner Erinnerung das Abschiedsspiel von Katsche bei weitem nicht ausverkauft, ich glaube, wenn’s 30000 Zuschauer waren, ist das schon zu optimistisch. Weißt Du das noch genauer?

Aber eigentlich ist es wurscht.
Ich möchte sowieso alle, die in diesen Thread was reinschreiben, animieren, gemäß dem alten Autoren-Motto vorzugehen:

When legend becomes fact - print the legend. :wink: :smile:

3 „Gefällt mir“

Bei mir stechen spontan zwei Erlebnisse heraus: Einmal das BL Finale 2001, weil es aus persönlichen Gründen für mich noch über das Sportliche hinaus dramatisch war. Es ging schon damit los, dass ich eigentlich mit einem Freund im Stadion hätte sein sollen, aber sein Vater hat die Tickets nicht mehr gefunden (seine Frau hat sie wahrscheinlich versehentlich im Altpapier entsorgt).
Ich also schon frustriert ans Radio zu Hause gefesselt.
Ich ging noch zur Schule, am frühen Abend war Fußball Training angesetzt und abends eine Geburtstagsparty. Bei allem war ich der einzige Bayern Fan. Da zwei Mitschüler tatsächlich Schalke Fans waren, habe ich im Vorwege schon gefrotzelt, dass sie bestimmt sowieso gegen Unterhaching nicht gewinnen. Um es auf die Spitze zu treiben, habe ich sie (übermütig) sogar noch angerufen, als U. das 2:0 geschossenen hat…
…lange (Vor-)Rede, kurzer Gin: Die Nachspielzeit wurden die längsten 4 Minuten meines Lebens. Ich bin apathisch und kreidebleich (sagte meine Mutter) im Garten umher getigert und habe Stoßgebete zum Fußballgott gesendet - und zwar den Deal: Wenn das noch gut ausgeht, werde ich nie mehr gehässig gegenüber anderen Fußball Fans sein, sondern mich nur noch respektvoll verhalten.
Der Rest ist Geschichte, lesson learned.
Daran halte ich mich bis heute.

Teil 2 kommt später, muss jetzt erstmal weiter arbeiten… :grinning:

12 „Gefällt mir“

Viele Momente habt Ihr schon benannt.
Die bitteren blende ich gerne aus. Als mir z. B. nach Führung durch Wiggerl Kögl Rabah Madjer mein jugendliches Herz herausgerissen hat.
Wenn ich nicht falsch erinnere, wird Kompany der dritte Belgier beim FCB, nach Dekeyser, van Buyten - und meinem Liebling Jean-Marie Pfaff. Von vielen denkwürdigen Ereignissen ist mir das Elfmeterschießen gegen PAOK Saloniki (mit Trainer Csernai) in Erinnerung. Nach 2 mal 0:0 macht Pfaff im Elfmeterschießen das entscheidende 9:8.
An die von Euch angesprochenen Radiokonferenzen denke ich auch gerne zurück. Eingebrannt hat sich bei mir v. a. die Live-Schalte nach Italien im Bayerischen Rundfunk 1988. Ich weiß nicht mehr wer der Reporter war, aber ich höre noch seine ersten Worte: „Es ist ruhig geworden im Giuseppe-Meazza-Stadion.“ Die Bayern drehen das 0:2 gegen la grande Inter (mit Matthäus, Brehme und Trapattoni) durch Tore von Wohlfarth, Augenthaler und Wegmann. Raimond Aumann - „Raimondo Milanese“, wie ihn der Reporter adelt - sichert das 1:3 mit den Paraden seines Lebens.
Radio und Italien. Noch heute bin ich großer Fan der mittlerweile verstaubten Serie A.
Radio: Bayern 3 vermeldet in den Nachrichten, dass der FC Bayern Ruud Gullit verpflichtet hat. An dem Tag schwebte ich glückselig…
Italien: WM 90. Natürlich das gewonnene Finale, als der Kaiser über den Mailänder Rasen schritt und „ich“ zum ersten mal aktiv Weltmeister war. Öfter denke ich allerdings an den überragenden Matthäus beim 4:1 gegen Jugoslawien.
Ich könnte den ganzen Tag weiter schreiben. Stattdessen werde ich aber lieber immer wieder rein schauen in der Hoffnung, dass Ihr Erinnerungen weckt, die ich gerade nicht parat habe und schwelge dann in diesen.
Sehr schöner Thread!
Abschließen möchte ich mit dem Spiel aus dem mein derzeitigen Profilbild stammt: Mit Tränen in den Augen sah ich Diego Armando Maradona, meinen persönlichen GOAT, den ich einst im Olympiastadion mit Napoli gegen Bayern sah und vergöttert habe, beim Abschiedsspiel von Lothar Matthäus endlich doch noch im Bayern Trikot.
R. I. P. el Pibe de Oro.

13 „Gefällt mir“
  1. Mai 2001
    Nach dem frühen Rückstand im Vorletzten Saisonspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern beißen sich Effe & Co. eine Stunde lang die Zähne aus.

Wir stehen - warum auch immer - über den Zuschauerrängen in der Gegengerade. Seit Ewigkeiten prallt uns die Mai-Sonne unerbittlich ins Gesicht…

  1. Minute endlich der Ausgleich durch Jancker.

Der aufgrund des besseren Torverhältnisses Tabellenerste Schalke 04 spielt zeitgleich in Stuttgart. Das Spiel dort läuft vermutlich genauso zäh, Spielstand an der Anzeigetafel nahezu über die gesamte Spielzeit 0:0.

Die Bayern rennen weiter an und an aber alle Versuche enden erfolglos.

In der 89. Minute kommt Zickler für Brazzo.

Ich habs noch ganz genau vor Augen: langer Ball auf Zicko auf links außen. Er zieht in die Mitte, schließt von halblinks ab, Schuss geblockt. Die zurückkommende Bogenlampe nimmt Zickler dann direkt und bombt ihn ins Kreuzeck.
Explosion Olympiastadion die 1.

Sekunden später auf der Anzeigetafel: 1:0 Stuttgart durch Balakov
Explosion Olympiastadion die 2.

Beide Spiele enden so. Der letzte Spieltag dieser Saison ist ohnehin Geschichte :slight_smile:

Nie habe ich das altehrwürdige Olympiastadion dermaßen im Jubelrausch erlebt wie an diesem Samstag im Mai.

@willythegreat hat das Video von Zicklers Tor bereits gepostet, da kann man die Stimmung im Ansatz erahnen

12 „Gefällt mir“

Dazu muss man sagen dass der Ausgleich in der regulären Spielzeit auch erst kurz vor Torschluss und mehr zufällig fiel.
Auch das Spiel habe ich noch genau in Erinerung und den Arbeitstag danach :slight_smile:
Den Kommentar von Fritz von Thurn und Taxis habe ich noch Wort für Wort im Ohr :joy:

2 „Gefällt mir“

Teil 2: Der 07.03.2007 - CL Achtelfinal Rückspiel Bayern - Real → nicht wegen des Tores von Makaay nach 10 Sekunden

Ich war in der Zeit im Zuge eines Auslandssemesters in Alicante, Spanien. Alicante gehört zur Region Valencias, das wird später noch relevant.

Ich habe das Spiel dort in einer Fußball Kneipe geschaut, als einziger im Bayern Trikot. Um mich herum etliche Leute mit Real Trikots und etliche neutral gekleidete Zuschauer. Ich hab mir aber nichts weiter dabei gedacht. Das Spiel lief auch gut für uns. Nach 10 Sekunden waren wir virtuell (aufgrund der Auswärtstorregel) weiter, haben Mitte der zweiten Hälfte das 2:0 nachgelegt, waren besser, alles entspannt. Um mich herum auch.

Dann kochen kurz vor Spielende plötzlich die Emotionen hoch. Elfmeter für Madrid, warum weiß ich nicht mehr. Geschubse, van Bommel und ein Madrider fliegen vom Platz. Tor, van Nistelrooy, ab dann wird’s hektisch.
Nachspielzeit, Ramos trifft, um mich herum eskalieren alle, Bayern ist raus, ich sacke auf meinem Stuhl zusammen, keiner nimmt von mir Notiz - noch nicht…
…denn eine gefühlte Ewigkeit später (es waren wahrscheinlich keine zwei Sekunden) ertönt ein Pfiff. Der Schiri gibt das Tor nicht wegen (angeblichen) Handspiels - wahrscheinlich das letzte Mal, das gegen Real gepfiffen wurde…
Schlagartig eine gespenstische Stille um mich herum, doch dann bricht’s aus mir unkontrolliert heraus: „Jaaaa!“ Dann hat man mich doch schlagartig bemerkt. Enorm, wie viele hasserfüllte Augen einen auf einmal anblicken können. Das war der Moment, in dem ich dachte: „Oha, fuck!“
Aber dann fingen plötzlich einige andere Gäste an "Viva Valencia " Lieder abzustimmen und sich über die Madrider lustig zu machen. Valencia war nämlich tags zuvor gegen Inter weitergekommen. Das war meine Rettung. Denn dann gingen die beiden Fangruppen aufeinander los und fingen an sich zu prügeln. Das habe ich genutzt, um schnellstens aus der Kneipe und in meine Wohnung zu rennen. Dann konnte ich mich auch endlich freuen…

14 „Gefällt mir“

Bei deinem Bericht muss ich wieder daran denken, was für eine coole Socke Mark van Bommel doch war. Beim Hinspiel erzielte er ja in der Schlussphase das in der Endabrechnung entscheidende 2. Auswärtstor für Bayern und zeigte den Real-Fans danach mit einer nicht gerade niveauvollen Geste deutlich, was man beim FC Bayern von diesem Verein hält. :wink:
Dafür bekam er ja eine Sperre von einem Spiel auf Bewährung aufgebrummt. Im ersten Spiel nach dieser Aktion gingt er gleich mal nach einer Undiszipliniertheit bei eine Gerangel mit gelb-rot vom Platz. Was hätten wir den wohl alle gehasst, wenn er nicht bei Bayern gespielt hätte.
Valencia ist irgendwie auch so ein Team, das einem teilweise Leid tun kann. Anfang der 2000er Jahre 2x in Folge im CL-Finale, aber beide Male verloren und somit titellos. Das ist schon bitter, vor allem wenn es wie 2001 so knapp war (Elfmeterschießen).
Aber es gibt immer Teams, die es noch schlimmer erwischt hat. Atletico fiele mir da ein. Erstmals 1974 schrammten sie nur um Sekunden am Titel vorbei als mit Katsche Schwarzenbeck ein Spieler, der sonst nie aufs Tor schoss, traf und das Wiederholungsspiel erzwang. Das gleiche passierte dann 40 Jahre später (so lange musste Atletico auf die nächste Finalteilnahme im wichtigsten Europapokalwettbewerb warten). 2014 fiel der Ausgleich für Real erst in der 93. Minute fiel und dann brachen in der Verlängerung alle Dämme. 2016 verlor man dann erneut gegen Real und dieses Mal im Elfmeterschießen. Da fragt man sich bestimmt, was der Fußballgott gegen den eigenen Klub hat. Wir wurden wenigstens jeweils ziemlich zeitnah für die bitteren Niederlagen gegen ManUnited 1999 und Chelsea 2012 entschädigt und hatten dann in den Spielen gegen Valencia 2001 und Dortmund 2013 auch das nötige Quäntchen Glück.

9 „Gefällt mir“