Ist das so? Wahrscheinlich ja. Gelegentlich merkte ich hier an, dass ich mich dem ehrlicherweise auch zurechnen müsste und deswegen von Stadionbesuchen konsequenterweise grundsätzlich absehe. Dafür gab’s aber denn doch einigen Widerspruch, wenn ich mich recht entsinne.
Meine Position dazu: ich zahle, um Fußball zu schauen (oder ein Konzert zu hören). Zudem habe ich mich anständig zu benehmen. Weitere Pflichten - z.B. für Stimmung zu sorgen - erkenne ich für mich nicht an. Wenn ich damit (was vermutlich der Fall ist) falsch liege, akzeptiere ich es und entscheide mich für Abstinenz.
Das ganze bedarf mMn einer Präzisierung. Ich würde mir nie anmaßen, jemanden, der ein Konzert/ ein Fußballspiel einfach aus Interesse am Sport oder an der Musik ohne - nach außen hin groß sichtbare - Emotionen verfolgen will, irgendwie abzukanzeln.
Unter Eventpublikum verstehe ich eher die Leute, die ohne großes Wissen über die Band/ die Sportart in ein Stadion gehen und dort andere Zuschauer durch ihr Verhalten nerven, z.B. weil sie meinen, alles mitfilmen zu müssen, sich für Selfies oder Gruppenbilder in Szene setzen zu müssen und diese Fotos dann während des Konzerts an sämtliche Kontakte zu schicken, denen man dann immer wieder Nachrichten schreibt, wie toll doch das Konzert/ das Fußballspiel ist. Ganz nervig finde ich auch diejenigen, die nur über rudimentäre Kenntnisse bzgl. der Band/ des Sports verfügen, und dann meinen, dass sie ihre Nachbarn im Stadion damit erhellen müssen. Bei einem Konzert zeigt sich das dann oft dadurch, dass man Leute sieht, die bei einem oder zwei Songs (die sie aus dem Radion kennen) völlig durchdrehen und den Rest des Konzerts am Handy sitzen bzw. dumm aus der Wäsche kucken, weil die Band gerade ein Lied spielt, das nicht so häufig im Radio läuft.
Als regelmäßiger Konzert- und Fußballbesucher erlebt man da so einiges, wobei man sagen muss, dass die „Eventfans“ dann auch wieder dazugehören, denn man kann irgendwie auch über sie lachen.
Ich hab mal bei einem Metallica-Konzert 2003 erlebt, dass sich jemand (im Kill 'em all Shirt) nach 5 Songs lautstark beschwerte, dass sie jetzt endlich mal was „von ihrem alten Zeug“ spielen sollen und nicht nur „die neuen Lieder“. Die 5 Songs waren allesamt aus den 1980er Jahren (Hit the lights, The four horsemen, Leper Messiah, Welcome Home (Sanitarium) und Harvester of Sorrow). Für diejenigen, die sich ein bisschen mit Metallica auskennen sind das schon ziemliche Schmankerl. Für jene Person scheinbar nicht. Als dann endlich Master of Puppets drankam, meinte der sympathische Zeitgenosse, nachdem er seinen Bierbecher durch die Luft geschmissen hat und sich durch seine Vorderleute durchquetschte „Endlich Stimmung“.
Das sind die Leute, wegen denen ich immer seltener auf Konzerte gehe. Über einen Nebenmann, der sich so benimmt wie du es wahrscheinlich tun würdest und mit dem man dann auch noch in der Pause ein gutes Gespräch führen könnte, würde ich mich dagegen sehr freuen.
Sehr schöne Präzisierung! Ich würde bei Konzerten noch ergänzen: Diejenigen, die sich bei unbekannteren, ruhigeren Liedern dann laut unterhalten, massenweise aufs Klo oder an die Getränkestände gehen und damit den Genuss derer, die sich wirklich für die Band interessieren, nachhaltig stören. Deshalb versuche ich bei Bands, die ich gut kenne und sehr schätze, meist immer noch recht weit vorne zu stehen. Und wenn ich selbst nur „Eventfan“ im oben definierten Sinne bin (kenne nur die großen Hits wirklich), mich „ruhig“ und „respektvoll“ den Künstlern und deren „großen“ Fans gegenüber zu verhalten, also nicht dauerquatschen etc.
Ein weiterer Gedanke, den der „stille Zuhörer/Zuschauer“ auch durchspielen sollte: Würde ich noch gerne auf Konzerte/Fußballspiele gehen, wenn sich alle so verhalten würden wie ich (kein Stimmung, kaum Applaus, kein Mitsingen…) oder wäre dann der Reiz auch weniger?
Ich hatte mal einen neben mir im Stadion, der das ganze Spiel über mit nem Kumpel ne Videokonferenz am Smartphone hatte. Der hat das Spiel gefilmt und die haben sich währenddessen darüber unterhalten. Total surreal