Die Bayern bedienen sich schon seit einer ganzen Weile an „Transferexperten“, bisher aber lediglich in Form von extern zugekaufter Beratungsleistung. Zitat Geschäftsbericht 18/19:
Die FC BAYERN MÜNCHEN AG bedient sich bei der Kaderplanung (Neuzugänge, Vertragsverlängerungen und abgehenden Transfers) externer Dienstleister.
Und zusätzlich:
Die Beratungskosten hierfür sind im Geschäftsjahr 2018/2019 stark gestiegen.
Wenn der Verein diese Dienstleistungen nun zukünftig in-house erledigen will, ist das lediglich Ausdruck einer strategischen Neubewertung der Wichtigkeit dieser Leistungen, aber nicht ein komplett neues Unterfangen für den Verein. Die Bayern bearbeiten die Themen Scouting, Transfer-Anbahnung etc. schon sehr lange funktional spezialisiert unter Zuhilfenahme professioneller Expertise (bisher eben von außen, zukünftig dann vielleicht von innen).
Ich kann im diesen Kontext die Kritik, was Salihamidžić denn eigentlich den ganzen lieben langen Tag macht, wenn sich die Bayern für all die Themen rund um Transfers sowieso ausgiebig Expertenrat einholen, zwar emotional nachvollziehen, aber ich glaube, in der öffentlichen Wahrnehmung - gerade unter Fans - ist das Bild der Verantwortlichkeit von Sportvorständen in einem Verein viel zu einseitig auf das Thema Transfers fokussiert. Ein Sportvorstand macht viel mehr als das, er hat sich strategisch um sämtliche sportlichen Belange im Verein zu kümmern, von der jüngsten Jugend bis zur ersten Mannschaft.
Ich glaube, insbesondere die Vorstellung, dass Salihamidžić (oder sonst irgendein Sportvorstand) den lieben langen Tag am Schreibtisch sitzt und persönlich Scouting-Videos seziert und nach Talenten sucht, geht ziemlich weit an der Realität vorbei. Salihamidžić ist verantwortlich für immerhin ca. 350 MA im Sportbereich der Bayern und er persönlich macht sicherlich nicht viel operativ. Er hat die Aufgabe, sich strategisch um solche Sachen wie Marketing, Sponsoring, Abstimmung mit dem DFB und der DFL, Entwicklung des Campus, der Jugendteams, der medizinischen Abteilung, der Trainerstäbe usw. sowie die Planung des Personalbedarfs, der spielerischen Ausrichtung der Mannschaft, der Vertretung des Vereins nach außen, der Medienarbeit und dergleichen mehr zu kümmern.
Natürlich ist er involviert, wenn es darum geht, verkaufen wir Tolisso schon in diesem oder erst im nächsten Jahr oder bieten wir Goretzka €5m pro Jahr mehr oder weniger, aber dass er wirklich jeden Handgriff beim Scouting und den Transaktionen rund um Transfer-Anbahnung und -Abwicklung persönlich begutachtet, geschweige denn selber ausführt, dürfte eine irrige Annahme sein. Das Prinzip der horizontal und vertikal spezialisierten Arbeitsteilung dürfte inzwischen auch beim FC Bayern angekommen sein. 