Israel/Palestina - aktuelle News/Geschehnisse/Meinungen

Nein, das heißt es eigentlich nicht… weder wortwörtlich, noch sinngemäß, noch im alltäglichen Gebrauch.
Aber ich denke, dein Irrtum kann relativiert werden. Schließlich ist unser Bildungssystem desaströs. Und diese elitären Medien. Von der Weltverschwörung gar nicht zu reden. Das muss jetzt alles mal auf den Tisch.

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Doch, genau das heißt Whataboutism.
Ist aber für Menschen mit Staatsräson im Endstadium nicht mehr so recht fassbar.

Whataboutism oder Whataboutismus (von englisch What about …? „Was ist mit …?“, und -ism „-ismus“) ist eine rhetorische Figur, um einen Missstand durch den Verweis auf einen anderen zu relativieren.
Nach der Definition des Oxford Living Dictionary ist Whataboutism „die Technik oder Praxis, auf eine Anschuldigung oder eine schwierige Frage mit einer Gegenfrage zu antworten oder ein anderes Thema aufzugreifen“. […]
(wikipedia)

Kontext beschreibt in der pragmatischen Sprachphilosophie und Linguistik die zumeist außersprachliche, lebenspraktische Umgebung, in die Äußerungen eingebettet sind. […]
(Metzler Lexikon Philosophie)

Ich würde Dich bitten, sich mit dieser Terminologie näher zu beschäftigen, dann fällt auch die Diskussion mt Dir eventuell auf fruchtbaren Boden.

Übrigens, danke @cheffe

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Vor allem, die Tochter „der Frau vor Dir an der Kasse im Aldi“ hätte vermutlich gerne an diesem Festival teilgenommen.
@Lukenwolf1970: Das Bezog sich jetzt nicht auf Deine Aussage, sondern auf das von Dir genannte Zitat. Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass ich diese Assoziationskette auch nicht ganz verstehe.

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Gut.
Jedoch würde ich mich über ein Engagement an Ukrainischen Gewässern ebenso freuen.

„Seid menschlich, respektiert jeden. Ganz egal, welche Religion Sie haben, welche Hautfarbe Sie haben. Ich sage immer: Es gibt kein christliches Blut, es gibt kein jüdisches Blut, es gibt kein muslimisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut.“

Von Margot Friedländer - Holocaust-Überlebende - wird heute 102 Jahre alt.

Kann man das nicht einfach oben anpinnen und den Thread schließen?

Die Empörung und die Gedankensoli von uns sonderprivilegierten weißen Europäer hilft sowieso niemand wirklich weiter,
besonders nicht in diesem Konflikt.

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„Der Vorwurf an den Gesprächspartner, Whataboutism zu betreiben, kann auch selbst manipulativer Natur sein und der Diskreditierung dienen. Für den Ausgangspunkt des Gesprächs können von vornherein kritische talking points selektiv und zielgerichtet eingesetzt werden (vgl. Agenda Setting, Framing, Framing Effect, Priming, Cherry picking), die Abweichung von ihnen wird dann als Whataboutism gebrandmarkt.“
Ich würde Euch bitten, Artikel vollständig zu lesen, dann könntet Ihr einer Diskussion eventuell gewachsen sein.

Lesenswert:
https://nitter.net/schwerin_von/status/1721131757284528563#m

Wir drehen uns im Kreis. Ich habe die Hoffnung auf eine sinnvolle Diskussion mit Dir nun nicht mehr.
Deine Einlassungen sind ja eigentlich deutlich genug.

Schön, aber im Schwarzen Meer ergäben sie (noch) mehr Sinn.

Ja, der Thread ist lesenswert, vielen Dank @Mitschnacker, und er erlaubt mir, eine nach meiner Wahrnehmung völlig falsche Gegenüberstellung zweier vorgeblich gleichrangiger Handlungsalternativen zu beleuchten, die die Israelis jetzt angeblich hätten, die in den letzten Tagen in der deutschen Diskussion zunehmend an Prominenz gewinnt.

Der Thread besteht aus acht Postings, von denen ich den ersten sechs bis auf einzelne Details vollständig zustimmen kann. Selbstverständlich kann man den Terror der Hamas verurteilen und sich trotzdem Gedanken über die Proportionalität der Zahl der zivilen Opfer zu den erreichten militärischen Zielen des israelischen Gegenschlags machen, ja, jede ethisch reife Haltung muss das sogar. Auch kann man Israels Existenzrecht, geboren aus der Geschichte jahrtausendelanger Diskriminierung von Juden in ihren okzidentalen und orientalen Diasporas bedingungslos anerkennen, gleichzeitig aber auch den Palästinensern ihr Recht auf einen eigenen Staat zugestehen und sich dafür (gemäß seinen Möglichkeiten) einsetzen. Das sind für mich alles Selbstverständlichkeiten, die Herr von Schwerin hier in Anbetracht der sonstigen Hitze der Debatte dankenswert unaufgeregt und abgewogen äußert.

Aber in den letzten beiden Posts des Threads spricht er davon, dass es weltfremd sei zu meinen, dass der Konflikt für Israel militärisch zu lösen sei und dass Israel keine politische Vision und keinen Plan dafür habe, wer nach der Zerschlagung der Hamas im Gazastreifen die 2,3 Millionen Einwohner dort regieren soll.

Damit suggeriert er, dass es für Israel eine Wahl zwischen entweder einem (kurzfristigen) militärischen Vorgehen gegen die Hamas (mit dem Ziel ihrer Zerschlagung) oder einer (langfristigen) politischen Lösung für den Gazastreifen gäbe und dass man keine militärischen Maßnahmen gegen die Hamas einleiten dürfe, solange man nicht wisse, was im Gazastreifen nach dem Ende der Hamas geschehen soll.

Aber eine solche exklusive Entweder-oder-Wahl besteht nicht. Beide Ziele, die kurzfristige Zerstörung der Hamas und die langfristige politische Perspektive für den Gazastreifen, stehen nicht in einem sich wechselseitig ausschließenden Entweder-oder-Verhältnis zueinander.

Im Gegenteil. Vielmehr ist es so, dass die Zerschlagung der Hamas sogar eine notwendige Vorbedingung für eine jede, wie auch immer geartete längerfristige Lösung für den Gazastreifen (und im weiteren Verlauf den übergeordneten Israel-Palästina-Konflikt) ist. Wie soll eine friedliche Zukunft zwischen Israel und den Palästinensern möglich sein, zum Beispiel in Form der auch von Herrn von Schwerin ganz offenkundig favorisierten Zwei-Staaten-Lösung, wenn eine Terrororganisation weiter unverändert bestehen bleibt, die das Ziel der Auslöschung des Staates Israel in ihrem Gründungsvertrag explizit schriftlich verankert hat und deren Führungsfiguren die nächsten Anschläge auf Israel der Größenordnung vom 7. Oktober bereits öffentlich angekündigt haben? Glaubt wirklich irgendjemand, der jetzt an Israel die Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe und nach Anstrengungen für eine politische Lösung für den Gazastreifen statt der Ausübung militärischer Gewalt gegen die Hamas richtet, dass man mit Organisationen wie der Hamas und dem islamischen Dschihad eine politische Lösung für die Zukunft des Gazastreifens erreichen kann, die das Existenzrecht Israels anerkennt und zu dauerhaft friedlichen Nebeneinander von Israel und den Palästinensern im Gazastreifen führt? Ich halte diese Vorstellung für hochgradig naiv und reines Wunschdenken, das aller empirischen Erfahrung sowie der Charta der Hamas höchstselbst direkt ins Gesicht spuckt. Solange die Hamas existiert, wird sie Israel weiter bis aufs Blut bekämpfen und wird es ergo keine dauerhafte friedliche politische Lösung für den Gazastreifen geben können.

Wenn Herr von Schwerin also sagt, dass das militärische Vorgehen Israels gegen die Hamas zu nichts außer mutmaßlich nur neuem Terror führen werde, hat er langfristig sicher recht, aber dennoch ist kurzfristig ein Verzicht Israels auf einen militärischen Gegenschlag gegen die Hamas doch keine Alternative. Soll Israel die Hamas nach dem 7. Oktober einfach mir nichts, dir nichts weiterexistieren lassen, als wenn es diesen Terrorangriff nie gegeben hätte? Ja? Sollte es das? Und was dann? Was für ein politisches Signal wäre das an die Hamas (und übrigens auch alle anderen ähnlich gelagerten Organisationen im Nahen Osten), wenn sie sich denken müssen, „wir können hier tun und lassen, was wir wollen, die Israelis machen ja doch nichts. Nicht mal dann, wenn wir einfach völlig wahllos über 1.400 ihrer Bürger foltern und abschlachten, vom Baby bis zum Greis, und hunderte weitere gefangennehmen.“ Und weil mit dem Nichtstun zugleich auch die militärischen Kapazitäten der Hamas vollkommen unangetastet bleiben, wie lange würde es dann dauern, bis mit der nächsten Terrorattacke die nächsten 1.400 Israelis hingerichtet werden? Fünf Jahre? Drei? Oder vielleicht doch nur sechs Wochen? Ginge ja, läuft ja alles noch, ist ja alles noch heile, die Tunnel, die Waffen, die politische Integrität. Und mit Payback ist auch nicht zu rechnen.

An der zwingenden Notwendigkeit, jetzt gegen die Hamas militärisch vorzugehen, ändert auch der Umstand nichts, dass Israel noch keinen Plan für den Gazastreifen für die Zeit nach der Hamas hat. Ja, das stimmt, aber so what? Es besteht überhaupt kein sachlogischer Zusammenhang zwischen einer politischen Idee für die Zukunft des Gazastreifens und der heutigen Notwendigkeit, die Hamas militärisch und organisatorisch zu neutralisieren. Denn die Neutralisation der Hamas bildet nicht etwa den ersten Schritt auf einem politischen Weg der Neuordnung des Gazastreifens, sondern sie dient der Wiederherstellung der physischen Sicherheit Israels, die von einem unveränderten Fortbestand der Hamas fundamental gefährdet wäre und daher so oder so geschehen muss, unabhängig davon, wie die politische Zukunft des Gazastreifens aussieht. An diesem Umstand ändert auch Herrn von Schwerins (möglicherweise korrekte) Feststellung nichts, dass sich ohne eine politische Vision für den Gazastreifen seitens Israels die Hamas nach einer heutigen Zerschlagung in der Zukunft dort nur neu formieren werde. Ja, das ist möglich, aber ohne eine Neutralisation der Hamas heute wäre diese Neuformierung ja nicht einmal nötig, also die Wahrscheinlichkeit einer zukünftigen Existenz der Hamas mit all den verheerenden Konsequenzen daraus noch höher (nämlich zu 100 % sicher).

Nein, Israel kann die Hamas nach dem 7. Oktober nicht einfach weiterexistieren lassen, als wenn an diesem Tag nichts geschehen wäre, und jeder der das nicht versteht, will es auch nicht verstehen. Das jetzige militärische Vorgehen Israels gegen die Hamas ist ebenso notwendig wie unabdingbar, und diese Notwendigkeit übersteigt in der Abwägung auch die berechtigte Sorge über Opfer in der Zivilbevölkerung. Nichtstun ist keine Möglichkeit, also kann es nur darum gehen, beim Tun so viele Opfer wie möglich zu vermeiden, was sich bei der örtlichen, zeitlichen und organisatorischen Verwobenheit der Hamas mit der Zivilbevölkerung leider schwierig und manchmal vielleicht sogar nahezu aussichtslos gestalten kann. Für Israel gibt es operativ für das weitere Vorgehen im Gazastreifen leider keine saubere, perfekte Lösung, und die von Herrn von Schwerin suggerierte, die auf den ersten Blick vielleicht so aussehen mag, nämlich eine politische Lösung zu suchen, die ohne ein militärisches Vorgehen gegen die Hamas im Gazastreifen auskommt, weil dies ausschließlich viele zivile Opfer produziert und neuen Hass auf Israel säte, ist leider auch keine.

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Danke gleichfalls. (20 Zeichen)

Dass die Hamas in ihrem heutigen Zustand bekämpft gehört, ist klar.
Ob man das allein der israelischen Armee überlässt, ist die Frage. Hier wäre möglicherweise ein UN-Mandat IHMO zielführender.
Die Annahme Nur die Hamas muss weg, dann wird alles besser/einfacher, klingt erstmal nachvollziehbar und logisch.
Andere Konflikte zeigen aber, dass sie nur dann irgendwann beigelegt werden können, wenn sich alle relevanten Parteien am Verhandlungstisch wiederfinden - auch wenn die sich lange als Todfeinde dreimal täglich gegenseitig die Vernichtung an den Hals wünschen.
Beispiele dafür sind Nordirland (gemeinsame Regierung der damaligen Bürgerkriegsparteien) oder Kolumbien (die FARC sitzt dort im Parlament).

Nein, nicht „nur“. Wenn ich an dieser Stelle bei Dir Skepsis herauslese, stimme ich Dir sogar ausdrücklich zu. Die militärische, organisatorische und personelle Neutralisierung der Hamas ist nur das notwendige Minimum auf dem Weg in eine bessere Zukunft, aber selbstverständlich alleine nicht hinreichend. Nur allein mit der Vernichtung der Hamas ist noch nicht viel erreicht, aber ohne diese Vernichtung ist gar nichts zu erreichen.

Ja, dass dieses Vorgehen sinnvoll ist, da stimme ich Dir grundsätzlich sogar zu. Aber hältst Du es politisch sowohl für realistisch als auch vernünftig, dass sich Israel mit der Hamas heute an einen Verhandlungstisch setzt bzw. setzen sollte?

  1. Wenn Du der israelische Regierungschef wärst, würdest Du das heute, am 6.11.23, wirklich tun?
  2. Kann man mit der Hamas, so wie sie heute verfasst ist, überhaupt verhandeln, egal worüber? Wäre die Hamas dazu bereit und in der Lage?
  3. Hättest Du als israelischer Regierungschef das Vertrauen, dass Du Dich auf ein wie auch immer gelagertes Verhandlungsergebnis mit der Hamas verlassen könntest?

Glaubst Du im Ernst, dass Israel ein UN-Mandat für einen Einsatz in Gaza bekommen würde? Und was würde das nützen, welchen politischen Mehrwert würde das liefern?

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Nach dem Olympia-Attentat 1972 war der Tenor ja ganz ähnlich gegenüber Arafat und der PLO.
Nur wenig später war es der österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky - ein säkularer Jude - der den Gesprächsfaden mit Arafat aufnahm:

Es braucht eben dritte Parteien, die beiderseits über gute Verbindungen verfügen.

Erstaunlich, wie weit das US-Seegebiet doch reicht.
Wenn die Russen so was täten, dann wär’s ja glatt Imperialismus… :thinking:

Ersetze „säkular“ durch „assimiliert“, das ist wohl treffender. Kreiskys Einstellung zum Judentum weist jedenfalls Parallelen auf mit der seines Vorbilds Karl Marx.

Auch in Kreiskys Biographie findet man problematische Punkte, etwa hier: Zweifelhafte Rolle Kreiskys in der Kreisky-Peter-Wiesenthal-Affäre.

Was damals wohl Kreiskys Motive gewesen sein könnten? Er war ja auch eine der Schlüsselfiguren der sozialistischen Internationale. Ggf. ging es ihm auch darum, die europäische Linke auf einen eher Israel-kritischen Kurs zu bringen (was ihm, wenn er es beabsichtigt haben sollte, ja auch gelungen ist).

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Das nennt man Übungen mit Bündnispartnern und Freunden…sowas haben die russen nicht mehr. Und die letzte Übung auf ihrem Staatsgebiet wurde zu nem überfall👌

Ja, die USA klammern sich mit letzter Kraft an der alten Hegemonialrolle fest.
Aber längst kristallisiert sich eine neue Multipolarität heraus, die auch Washingtons lateinamerikanischen Hinterhof erfasst.

(Beitrag vom Verfasser gelöscht)