Israel/Palestina - aktuelle News/Geschehnisse/Meinungen

Danke Euch allen für die gehaltvolle Diskussion nach einem holprigen Start.

@mags: Wenn Du Dich für das Thema Judenhass und Antisemitismus interessierst, möchte ich Dir diese vierteilige Arte-Dokumentation sehr ans Herz legen. Es ist die beste chronologische filmische Darstellung des Judenhasses von der Antike bis in die Gegenwart, die ich kenne.

Die extreme Kurzfassung der Entwicklung dieses Phänomens: Anfangs war der Judenhass vor allem religiös begründet, die Christen – und mit dem Ende der Antike wurde praktisch ganz Europa sehr schnell christlich – sahen in den Juden den Mörder Jesus’, hielten sie für heuchlerische Pharisäer und dergleichen mehr. Zudem war das Judentum eine Konkurrenzreligion zum Christentum; beide berufen sich auf eine in weiten Teilen gleiche Ursprungsgeschichte (Altes Testament/Tanach), aber in den Augen der Christen irrten die Juden mit ihrer Interpretation dieser Geschichte. Auf dem Boden dieser religiös begründeten Abneigung entstanden dann im Laufe der Jahrhunderte antijüdische Mythen wie die, dass die Juden rituell christliche Kinder schlachten und deren Blut für ihre Pessachfeier verwenden würden oder dass die großen Pestausbrüche des Mittelalters auf kontaminiertes Wasser aus von Juden vergifteten Brunnen zurückzuführen sei und viele andere mehr.

Erst im 19. Jahrhundert wandelte sich mit der „Entdeckung“ der Menschenrassen, die die Aufklärung hervorgebracht hatte, der religiös begründete Antijudaismus zu einem rassisch begründeten Antisemitismus. Auch der Begriff des Antisemitismus stammt aus dieser Zeit. Juden wurden nun zunehmend als Rasse abgelehnt und verfolgt, nicht mehr auf Basis von Religion oder religiös motivierter Gründe.

Wie das genau ablief und welche Konsequenzen dieser seit der Antike vorhandene, mal mehr oder weniger stark ausgeprägte Hass, dem sich die überall in der Diaspora (= in kleinen, versprengten Einheiten außerhalb der Heimat) lebenden Juden ausgesetzt sahen, für diese hatte, zeigt Dir die eingangs genannte Dokumentation, die ich Dir (und allen hier) nochmal sehr empfehlen möchte.

P.S. Alle vier Teile der Doku gibt es auch bei YouTube.
Teil 1: https://youtu.be/aNUrEyiLNM8
Teil 2: https://youtu.be/iGLvQeZ4Yfs
Teil 3: https://youtu.be/G8tOR3c2_Qc
Teil 4: https://youtu.be/4H1HxxqQY2w

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Danke, das werde ich mir an einem regnerischen Novemberwochenende reinziehen.

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VORSICHT TRIGGERWARNUNG

wer sich die Gräueltaten der Nazis als geschichtlich/historisches Lehrbeispiel zutraut, dem sei die Dokumentation von Alfred Hitchcock empfohlen!

ich warne ausdrücklich:
meine Nächte danach waren keine guten - doch ich lege JEDEM MENSCHEN diesen Film sehr ans Herz!

Night will fall!

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@mags : von meiner Seite aus auch Entschuldigung für meine recht drastische Reaktion in einem Beitrag - vielleicht haben wir uns tatsächlich nur missverstanden. Das Thema ist sehr ernst, und ich danke u. a. auch @willythegreat und @Alex für ihre deeskalierenden und sachlichen Beiträge.

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Alles gut. 2 Fragen brennen mir aber noch unter den Nägeln. Schreib mir bitte deine Meinung dazu (natürlich sind auch alle anderen eingeladen).

  1. Wenn man davon ausgeht, dass der Judenhass im arabisch/islamischen Raum weit verbreitet ist, ist es dann nicht logisch, dass der Antisemitismus in Deutschland zunimmt, wenn immer mehr Flüchtlinge aus diesen Regionen nach Deutschland kommen?
  2. Fühlst du dich voll verantwortlich für die Taten deines Großvaters?
    Ich denke, wenn mein Kind mutwillig etwas kaputt macht, dann kann ich es bestrafen und werde ihm erklären wieso es bestraft wurde, aber dann muss auch mal wieder gut sein. Sonst kann ich doch keine normale Beziehung mehr führen. Das heißt nicht, dass ich alles vergesse, aber man muss auch verzeihen können.
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@mags :

  • zu 1.) : ich verweise mal auf den folgenden (wie ich finde) durchaus interessanten Link: Antisemitismus | Desintegration | Zahlen und Fakten | MEDIENDIENST INTEGRATION. (dies ist ein Projekt des „Rats für Migration“, ein unabhängiger Zusammenschluss von Migrationsforscher:innen. Deine Frage finde ich deshalb nicht in einem Satz beantwortbar, weil es auch um die Definition von „Antisemitismus“ geht.
  • zu 2.) Verantwortung kann ich nur für meine eigenen Taten übernehmen, niemals für die Taten meines Großvaters (meiner wurde übrigens im 2. Weltkrieg in Russland als Soldat eingesetzt und geriet kurz in Gefangenschaft gen Kriegsende, kam aber wieder frei und körperlich zumindest unversehrt nach Hause. Er hat mit uns Enkeln niemals über diese Zeit gesprochen: ich war 19 Jahre als er starb und politisch durchaus interessiert, aber er hat zumindest mir gegenüber niemals diese Zeit erwähnt). Natürlich hege ich auch heute keinen Groll gegen ihn, ich weiß selbst wirklich auch nicht, was ich damals gemacht hätte, als ich so alt war wie er.

Die Verantwortung, die mir heute obliegt, ist es - so denke ich zumindest - aus der Geschichte zu lernen. Die Aussage/Forderung "Nie wieder! ", die u. a. in Buchenwald in Stein gemeißelt ist, empfinde ich auch als persönliche Verpflichtung. Die Generationen nach der unserer Großeltern tragen keine Schuld an dem, was damals passierte (wie auch, sie waren nicht beteiligt), aber sie haben aus meiner Sicht die Pflicht, aus diesem Horrorkapitel der deutschen Geschichte zu lernen und Faschismus und Extremismus jeglicher Form entgegenzutreten und für unsere Werte von Menschlichkeit und die Menschenrechte einzutreten.

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Warum solltest du auch?
Er war Soldat und kein Nazi, oder?

Zu Punkt 1 habe ich eine klare Meinung:
Wer in Deutschland antisemitische Äußerungen tätigt bzw. sogar Gewalttaten verübt, sollte vom deutschen Staat kein Geld bekommen. Das ist jetzt nicht pauschal gegen Migranten gerichtet, sondern betrifft auch deutsche Staatsbürger. Ein vom Staat finanziertes politisches Amt wäre mMn für einen Antisemiten damit unmöglich, was im Übrigen aktuell auch für mehr Platz im Bundestag sorgen würde (und zwar bei mehreren Parteien von ganz rechts bis ganz links im Spektrum).
Wenn jemand in seinem privaten Umfeld meint, er muss seine antisemitischen Tendenzen behalten, dann von mir aus („Die Gedanken sind frei“). Sobald es den Bereich des Privaten verlässt und in der Öffentlichkeit ankommt, wünsche ich mir ein knallhartes Vorgehen.
Zu Punkt 2:
Ich fühle mich nicht verantwortlich dafür, was irgendjemand zwischen 1933 und 1945 gemacht hat. Und ich bin auch nicht dafür, Israel aufgrund dieser Vergangenheit einen „Blankoscheck“ auszustellen (wie das Kaiser Wilhelm II. gegenüber dem österreichischen Kaiser 1914 getan hat). Ich würde einfach sagen, dass man Israel wie einen demokratischen Verbündeten behandelt, den man auch mal kritisieren darf, aber an den man keine Maßstäbe anlegt, die man nicht auch an andere Verbündete anlegen würde. Und ich sehe aktuell keinen großen Unterschied darin, wie Israel gegen Terroristen vorgeht im Vergleich dazu, wie Amerika das im Anschluss an 9/11 gemacht hat (Afghanistan, Irak).

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Es zählt also das Recht des Stärkeren? Wer atomwaffen besitzt und eine Armee, der darf sich holen, was er will? Wie im Mittelalter?
Ich finde diese Einstellung erbärmlich feige.

Ich hoffe, ich kann mich soweit zurückhalten und keine weiteren Posts mehr senden. Einige Einlassungen treiben mein Puls wirklich hoch.

Die Ärzte haben das in „Deine Schuld“ sehr gut auf den Punkt gebracht:
Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist, es wär nur deine Schuld wenn sie so bleibt.

Keiner von uns steht in Verantwortung für die Gräueltaten von 1933-1945.
Jeder von uns steht in Verantwortung, dass so etwas nie wieder passiert.

Das ist für mich die zentrale Bedeutung von NIE WIEDER!

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Willst du Israels Kampf gegen Hisbollah und Hamas mit Putins Invasion in der Ukraine vergleichen?

Ich beziehe mich auf deine beiden letzten Absätze, in denen Du Angst vor Putin schürst und Scholz verteidigst.

OK, verstanden. Das kann man natürlich so sehen, dass es feige ist, Putin nicht mit der vollen Härte der zur Verfügung stehenden Waffen zu bekämpfen.
Ich gehe davon aus, dass du dann auch die Argumentation von @Alex nicht für sinnvoll hältst, was natürlich auch dein gutes Recht ist.
Sollte man deiner Meinung nach nicht dann am besten auch noch mit mindestens 100.000 NATO-Soldaten in den Krieg eingreifen?

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Nochmals: darf sich der Stärkste einfach nehmen, was er will?
Also, ich hätte gerne Österreich und Südtirol. Los geht’s!

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Klare Antwort: er sollte es nicht dürfen.
Und jetzt wieder in den Bereich der subjektiven Wahrnehmung bzw. Einschätzung:
welches Risiko ist es uns wert, dass der Stärkere sich nicht durchsetzt? In diesem Fall: was ist es uns wert, dass die Ukraine den Krieg für sich entscheidet?
die Maximalegoisten unter uns werden sagen: mir egal, denn ich bin nicht bereit, auch nur einen Cent dafür auszugeben. Stoppt den Boykott gegenüber Russland, importiert billiges Erdgas und hört auf deutsche Milliarden für Waffenlieferungen auszugeben.
Für diejenigen, für die Freiheit für alle Unterdrückten auf unserem Planeten als höchstes und einziges Gut zählt, lautet die Devise wahrscheinlich: wir kämpfen bis zur letzten Patrone und wenn wir nicht alles dafür tun, haben wir in letzter Konsequenz auch kein Recht darauf, weiter zu leben, denn Freiheit als universelles Gut muss von allen verteidigt werden. Also nehmen wir auch alle Konsequenzen in Kauf.
Ich würde mich irgendwo in der Mitte dieser beiden Extrempositionen einordnen.
Du hast vorher mal das Mittelalter angeführt. Als Historiker würde ich sogar noch weiter zurückgehen, bis in die Steinzeit, denn da haben einzelne Stämme begonnen, andere Stämme zu überfallen. Geändert hat sich das bis heute eigentlich nicht. Manchmal (viel zu oft) kamen die „Stärkeren“ damit durch. Manchmal wurde ihnen mit vereinten Kräften das Handwerk gelegt.
Ich würde mir auch eine andere Weltordnung wünschen, aber das ginge wohl nur, wenn es keine nationalen Armeen mehr gäbe und es eine übergeordnete Organisation gibt, die das Militärmonopol besitzt und dann auf Beschluss eines multinationalen Parlaments bei Verstößen eingreift. Da sehe ich unsere Welt weit davon entfernt.
Vielleicht kommt dieses Szenario ja nach einem weiteren Weltkrieg?
Nach dem 1. Weltkrieg wurde zur Förderung der Diplomatie der Völkerbund gegründet, hatte allerdings große strukturelle Defizite.
Dann kam der 2. Weltkrieg und am Ende des Krieges die UNO, die aber ebenfalls große Defizite aufweist.
Vielleicht brauchen wir die Erfahrungen eines noch verheerenderen Krieges, um auf lange Sicht ein Szenario zu entwickeln, in dem einzelne Länder keine Chance mehr haben, andere zu überfallen?
Ich persönlich glaube nicht, dass sich sonst etwas am Zustand unserer Welt ändern dürfte, denn die Stärkeren werden freiwillig nicht nachgeben oder daran denken, Macht abzugeben.
Und bis dahin wird es weiterhin heißen: je stärker der Aggressor ist, desto vorsichtiger wird die Vorgehensweise seiner Gegner sein. Marschiert ein zwar gut bewaffneter, aber für die westliche Welt nicht gefährlicher Herrscher in einem Nachbarland ein (siehe Saddam Hussein 1990 in Kuwait), dann gibt es eine volle Kostprobe militärischer Stärke. Droht ein Völkermord in Europa durch eine konventionell bewaffnete Macht, fliegen erst einmal die Kampfbomber, in der Hoffnung, dass diese „Warnung“ reicht (Kosovo 1999).
Marschiert allerdings eine Atommacht irgendwo ein, dann wird außer Boykott und Waffenlieferungen nichts passieren (Afghanistan ab 1980, Ukraine?)
Das muss man nicht gut finden, aber es ist so.
Wenn du also deinen Plan mit Österreich und Südtirol (wovon witzigerweise sogar der „Heim ins Reich“ Fetischist Adolf Hitler aus taktischem Kalkül (um Mussolini nicht zu verprellen) die Finger gelassen hat) in die Tat umsetzen würdest, könnte man ganz einfach sagen: wenn du der Bundeswehr vorher ein Arsenal an Atomwaffen besorgst, sind die Chancen, dass du damit durchkommst, deutlich größer, als wie wenn du dieses Vorhaben mit der aktuellen Bundeswehr planst (wobei wahrscheinlich spätestens am Brenner ohnehin kein Panzer mehr fahrtüchtig wäre :wink:)
Das klingt jetzt alles vielleicht sehr zynisch und moralisch unterkühlt, aber so sehe ich den Zustand der Welt.
Und eines sei dir versichert: das dürfte überall so sein. Den meisten Ukrainern war es wahrscheinlich auch völlig egal, was in Syrien mit den Kämpfern für mehr Freiheit und gegen Diktatur passierte. Einige dachten sich wohl sogar noch: solange Putin hier in großem Stil eingreift, haben wir wenigstens unsere Ruhe.
Das ist alles nicht schön, aber das Prinzip „Jeder ist sich selbst der nächste“ gilt auch schon seit der Steinzeit.

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Das waren sie ja alle …

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Was meinst du? Nazis?

Deine „Kommunikationsstrategie“ ist hier wohlumfänglich bekannt. Du pickst dir ein kurzes Zwischenzitat heraus, was dir passt, konterst dann mit Nachfragen, verwässerst bewusst die Diskussion, um vom Eigentlichen abzulenken. „Nie wieder“ gilt auch für dich.

(und ich werde dir ganz sicher nicht den Spaß gönnen, hier auf eine Replik deinerseits zu antworten)

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Lange Zeit war die Wehrmacht sakrosankt: alles gute Soldaten, die fürs Vaterland kämpften - aber keine Nazis. Das ließ sich irgendwann nicht mehr halten. So gesehen, ist Deine Vermutung zugunsten des Großvaters des Kollegen zwar nett, basiert aber nicht auf historisch belegten Wahrscheinlichkeiten.

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Wenn du mit deiner Aussage wirklich meinst, dass damals alle Wehrmachtsoldaten auch Nazis waren, bin ich tatsächlich etwas erschrocken.

https://www.kas.de/de/web/extremismus/rechtsextremismus/falsche-vorbilder-der-deutsche-frontsoldat#:~:text=Als%20Wehrpflichtarmee%20war%20die%20Wehrmacht,nicht%20als%20„unabkömmlich“%20galt.

Da hab ich wohl tatsächlich nicht verstanden, was das Eigentliche ist und du mit dem Hinweis auf deinen Großvater ausdrücken wolltest.

Absolut.