Ich versuche mir Ulis Agieren und Argumentieren immer auch mit psychologischen Motiven zu erklären. Grundsätzlich bin ich ihm ja mehr als dankbar für sein Lebenswerk.
Ich denke, sein freimütiges Sprechen resultierte immer auch aus einer Position der gefühlten Stärke heraus, dem Gefühl, letztlich die Bedingungen und Entwicklungen ein Stück weit diktieren zu können. Rücksichtnahme, Bescheidenheit, Demut, das konnte man aus freien Stücken ab und an demonstrieren und für sich wirken lassen.
Leider liegt hier der Hund begraben.
Denn die Rahmenbedingungen haben sich verändert. Weder der FC Bayern und schon gar nicht Uli Hoeneß haben heute noch diese Position der Stärke - nicht auf dem Transfermarkt, nicht medial, auf vielen Gebieten nicht mehr.
Diese Veränderung ist bis heute nicht zu Uli Hoeneß durchgedrungen. Und so glaubt er wohl heute noch, mit dem medialen Interesse zu spielen, ohne zu begreifen, dass das mediale Interesse mittlerweile mit ihm spielt.
Und so zeigen seine Auftritte heute nicht mehr einen starken FC Bayern, der als Sehnsuchtsort veranlagter Menschen gelten darf, sondern einen dysfunktionalen Klub, der Kandidaten abschreckt.
Dass Max Eberl es bis heute nicht geschafft hat, diesen Komplex zu befrieden oder unter Verschluss zu halten, darf man ihm durchaus anrechnen, ohne hinter die Kulissen schauen zu können. Das Ergebnis ist, wie es ist. Ob es überhaupt jemanden gäbe, der dieses Kuddelmuddel managen könnte, lasse ich mal dahingestellt.
Mir tut es nur leid für die, nach meinem Dafürhalten, durchaus vorhandenen kompetenten Leute, die Expertise und Leidenschaft mitbringen und den Klub aus meiner Sicht in der europäischen Spitze verankern könnten. Dazu zähle ich vor allem, aber nicht nur, Christoph Freund und Vincent Kompany.
Ob die aber noch lange Lust haben, sich diese Verhältnisse zu geben - fraglich.
Max Eberl jedoch, finde ich, sollte aus den letzten Wochen die Konsequenzen ziehen und sich nicht länger wie ein Praktikant behandeln lassen.