Fussballwetten oder Wettmafia

Für die, die es interessiert: Aktuelle Doku auf 3sat zum globalen Wettgeschäft, das alleine in Asien 1,7 Billionen $ jährlich umsetzt:

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nehm ich auf - schaue ich die Tage…
ist schon krass (verachtenswert), dass für sowas permanent in Deutschland Werbung läuft… auch wegen der Gesundheits- und Suchtgefahr!

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Gleich angesehen, in der ARD Mediathek…
Wie kann das alles sein?
Wieso machen da auch so viele Bundesligaklibs scheinbar blauäugig mit??
Vielleicht naiv die Frage, aber warum macht es überhaupt Sinn, auf scheinbar uninteressante Ligen und Spiele zu wetten?
Finnland 5. Liga…
Testspiele…
Hoffentlich sehen die Doku viele Menschen.

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Nein, die Frage ist nicht naiv. Die Antwort ist oberflächlich gesehen einfach: Sucht. Und die darunter liegende Antwort ist ebenso simpel: Sucht ist vor allem eins - irrational, zutiefst unvernünftig.
Deshalb können Nicht-Süchtige schlicht nicht verstehen, wie das funktioniert! Wer versucht, Sucht mit Mitteln des Verstandes zu greifen, ist zum Scheitern verurteilt - ein wahrer Sisyphos, solange der Stein noch vor dem Berg liegt.

Wetten kann süchtig machen, wie Roulette spielen, Automaten daddeln. Das Suchtpotential des Wettens ist hoch. Ich kenne die Szene minimal als Zaungast am Rand: Ein paar Jahre lang bin ich zum Fußball-Kucken gelegentlich in diese Fußball-Kneipen gegangen, in den auf 20 Bildschirmen alle Fußballspiele laufen - und in der Ecke die Wettkisten stehen. Das Publikum ist ähnlich wie in Spielotheken oder Casinos zu 95 Prozent hochgradig süchtig.
Einige von unzähligen Detailbeobachtungen: Wenn eine Wette verloren geht, wird sofort neu und höher gewettet - um den Gewinn sofort wieder reinzuholen. Schwer Wettsüchtige haben keine fünf Minuten ohne neue Wette ausgehalten - die haben auf alles gewettet: Nächstes Foul. Nächster Korb. Nächster Rebount. Im Fünf-Minuten-Takt zum Wettautomaten. Keiner hat länger als zehn Minuten dem Sportereignis zugeschaut - völlig egal, was da am Ende rauskommt: Es zählt nur noch die nächste Wette auf das nächste Teilereignis. Da wird auf die nächste Bergankunft der Tour de France gewettet, auf den Fünften im Zieleinlauf - völlig idiotisches Glücksspiel.
Und parallel lief unterm Ladentisch das illegale Wettgeschäft.

Ich hab die Doku noch nicht gesehen, aber frühere ähnliche gelagerte Dokus schon. In asiatischen Ländern sind Spiel- und Computer- und Internetsucht-Probleme um ein vielfaches extremer und stärker und weiter verbreitet als bei uns.
Anders gesagt: Was ich als Zaungast in deutschen Sport-Wettkneipen gesehen habe, ist harmlos im Vergleich zu dem, was online und was international passiert.

Ich persönlich bin vor allem wütend auf die Legalisierer und Verharmloser dieses Problems: Die heißen Lothar Matthäus. Christiano Ronaldo. Oliver Kahn. Lukas Podolski. Bastian Schweinsteiger. Mario Basler.

Unser aller Ikonen verdienen sich ne goldene Nase an diesem Sucht-Sumpf. Fünf der sechs Protagonisten von Wett-Werbung sind ehemalige Bayern-Profis. Zufall is datt nicht.

Einzige Ausnahme der Finanzierung durch die Sportwett-Industrie-Mafia in der Bundesliga ist der FC St. Pauli.

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Was man bei Sportwetten beachten muss, insbesondere in der neues digitalen Welt mit sehr vielen verfügbaren Daten und Informationen ist, dass man als Wettspieler sich einreden kann, dass man gar nicht nur auf Basis von Glück und Zufall Wetter sondern, dass man fundierte Entscheidungen trifft beim Wetten, weil man eben über verschieden Informationswege Informationen zum Fußball hat. So hat es dann weniger den Charakter eines Charakter eines Glückspiels und man müsste sich ja nur gut genug informieren um zu gewinnen.

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Sagte ich ja bereits:

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Mir ging es eben darum, dass Süchtige glauben, dass sie bei Sportwetten mehr die Kontrolle haben als zum Beispiel beim Casino, wo es ja wirklich nur ums Glück geht. Bei Sportwetten kann man aber nach den ersten Erfolgen den Eindruck bekommen, dass man einfach nur vorsichtig und vernünftig wetten muss und dann kann man Gewinn machen. Aber das stimmt nicht und man muss sich da auch nur eines klar machen: Ein Veranstalter mit Interesse an Profit, egal wo oder was er veranstaltet, würde seine Veranstaltung nie so organisieren, dass er am Ende nicht gewinnt. Aber er muss die Illusion verkaufen, dass man als Spieler doch gewinnen kann. Und das ist das perfide bei Sportwetten, da kann man viel besser argumentieren, dass man als Spieler gewinnen könnte, weil es so scheint, als würde es nicht um Glück sondern um Wissen gehen. Schlussendlich ist es aber nur Mathematik und Werbung, mit der du ausgetrickst wirst.
Übrigens hat auch Drew Gooden ein echt gutes Video unter anderem zu der Thematik gemacht.

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Spielmanipulation wird anscheinend auch unabhängig von Wetten versucht:

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Safe, mein Freund.
Gut, daß du das klargestellt hast - dein erster Post konnte tatsächlich mißverstanden werden als ein „Sportwetten ist weniger problematisch als andere Glücksspiele“.

Eine solche Legitimationsgeschichte für die eigene Sucht erfinden die meisten Süchtigen. Nicht alle, die Glücksspiel betreiben, sind süchtig.

Aber das Verhältnis zwischen Süchtigen und Nicht-Süchtigen beim Glücksspiel ist meiner Erfahrung nach ungefähr so wie das der Menschen, die vom Black Jack tatsächlich leben können, zu denen, die sich vorgaukeln, sie wären auch Raymond Babbitt oder wie Kevin Spaceys MIT-Studenten in „21“. Erfolgreich Karten zählen könnte vielleicht ein Prozent der Erdbevölkerung, vielleicht auch nur ein Promille oder noch weniger.

Das Dilemma der Sucht (und der Schlüssel zum gigantischen Erfolg der Wettmafia) ist: Sie macht 99% der Bevölkerung glauben, dieses eine Prozent zu sein.

Das reale Pokern scheint geringfügig anders zu liegen, weil da ein größerer Anteil Psychologie dazu kommt (so bildet sich Harvey Specter ein, nicht das Blatt des Gegners, sondern den Gegner selbst auszuspielen). Im Film funktioniert das auch immer. Auf einen Film, der das wahre Ausmaß von Glücksspielsucht zeigt, kommen fünfzig Filme, die das Glücksspiel idealisieren. Und on top kommen Sportmillionäre wie Kahn, Matthäus, Ronaldo, Schweinsteiger, die die Otto Normalbürger vorgaukeln, daß das Risiko kalkulierbar sei und daher Otto bald auch Wettmillionär sein könne, um ein Leben zu führen wie Kahn, Matthäus, Ronaldo, Schweinsteiger.

Dabei ist es ist relativ einfach, den Faktencheck zu machen: Wer kennt wieviel Menschen im persönlichen Umfeld, deren Berufsbezeichnung offiziell oder inoffiziell Glücksspieler ist? Und wieviele von diesen führen ein finanziell einigermaßen sorgenfreies Leben? Von anderen Aspekten eines einigermaßen glücklichen Lebens (neben dem finanziellen) mal ganz abgesehen.

Und der meiner Meinung nach wichtigste Punkt ist: Der finanzielle Ruin ist die am wenigsten problematische Folge von Spielsucht. Die Folgen im Sozialen, Seelischen, auch im Körperlichen sind wesentlich schlimmer, nachhaltig irreparabler und fataler. Spielsucht ist wie Alkoholismus - einmal anner Flasche, und das Thema „kontrollierter Konsum“ ist für den Rest des Lebens gelaufen.

Aber bis zum absoluten Tiefpunkt glaubt jeder Süchtige zum einen, es noch im Griff zu haben. Und zum anderen, da irgendwie aus eigener Kraft wieder rauskommen zu können. Beides trifft auf ein Prozent der Spielsüchtigen zu. Oder auf ein Promille. (Und dieses Promille ist eben nicht süchtig…)

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Genau das wollte ich aussagen. Die Glücksspiel- und Sportwetten-Mafia will einem diese Illusion und Gefühl verkaufen und kann damit die Spieler damit wie beim Alkohol „an der Flasche halten“.
Ich wollte definitiv keins davon verteidigen, nur zum Ausdruck bringen, dass man mit Sportwetten nochmal eine andere Klientel in die Sucht locken kann.

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Schon klar. Ich wollte dich nicht angreifen. Hab ich auch betont.

Sehr richtich. Das kann ich aus meiner eigenen Erfahrung komplett bestätigen. Sportwetten war der nächste BigPoint der Spielsucht-Industrie nach Poker und Online-Spielen.
Es gibt mittlerweile weit mehr Online-Spielsüchtige (wenn man Sportwetten mit dazu zählt) als Zocker in Casinos und Spielhallen - zumindest wenn man die Verteilung an den Tischen der Selbsthilfegruppen als Barometer nimmt.
Vor dreißig Jahren waren Wett- oder Computerspielsüchtige da Aliens, die belächelt wurden von den Automaten- und Casino-Zockern (welche wiederum sich selbst für den Nabel der Suchtwelt hielten). Inzwischen sind Automaten- und Casinozocker sowas wie die Dinosaurier der Spielsucht - vom Aussterben bedroht zwar nicht (dazu fehlt der Komet, der die dahinter stehende Industrie zerschmettert), aber in puncto Alter und Anzahl kommt das schon hin.
Die Zahlen der Wett-, Computer- und Internetspielsüchtigen hingegen gehen durch die Decke.

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Sorry, wollte jetzt auch niemanden insbesondere dir was unterstellen :grinning_face:

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PS:
Ein bißchen ist das mit der Entwicklung von Spielsucht durch die Online Welt so wie mit der Entwicklung mit den Finanzen im Profifußball.
Durch die Privatisierung von TV-Rechten und Explosion der dadurch zu verteilenden Gelder wurde der Süchtige (die Fußballvereine) angefixt. Und wesentliche Kriterien einer Sucht sind u.a. Kontrollverlust, Beschaffungskriminalität und Dosiserhöhung.
Beschaffungskriminalität :
Inzwischen muß ein Fußballverein alles machen, um MEHR Geld zu gerieren.

PPS:

Weiß ich doch :wink:
Und weißt Du umgekehrt von mir genauso.
Wir beide untereinander brauchen da keine drei Worte, um uns zu verstehen.
Aber MSR ist kein bilaterales Forum - und manches schreib ich halt nicht nur in Deine Richtung, sondern halte es allgemein für erwähnenswert.
Kontrollverlust:
Kuckt Euch die Insolvenzenreihe in den unteren Ligen, aber auch die ständigen Kämpfe um neue Schlupflöcher im Financial Fair Play an - das ist schon aberwitzig, was wir Fans uns da bieten lassen, ohne das Gesamtkonzept in Frage zu stellen.
Dosiserhöhung:
Die Klub-WM ist das neueste und mbMn prägnanteste Beispiel. Egal, mit welchen Folgen, egal, zu welchem Preis - hauptsache, eine neue Geldquelle generieren, um das Hamsterrad weiter zu drehen.

Die Junkies hinterm Hauptbahnhof funktionieren genauso.

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Wieso machen die Vereine da mit?

Ganz einfach: Geld

EDIT:

Allgemein, wenn man sich fragt, warum ein Verein oder Verantwortliche oder was weiß ich wer irgendwas gemacht hat ist meistens die Antwort:

:money_bag: G E L D :money_bag:

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Wie viel Prozent der Menschen die Sportwetten machen können als süchtig eingestuft werden?

Ich hab jahrelang mit viel Spaß gewettet und würde es immer noch machen, aber die deutsche Bürokratie hat es mir vergällt. Ich hab keine Lust mich hundert mal zu registrieren und zu legitimieren und auszuweisen und die Hosen runter zu lassen, bloß weil ich einmal die Woche fünf Euro auf ein paar Bundesligaspiele setzen will oder bei einer WM mal 100 Euro zu verdaddeln.
Bin jetzt schon ne Weile raus, Entzugserscheinungen hab ich keine, manchmal hätte ich aber schon wieder Lust meinen Riecher zu beweisen :smirking_face:
Schade um die schöne Unterhaltung. Für mich war es das.

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Danke für den Link.
Leider wird dadurch Millionen von normalen Nutzern der Spaß genommen.

Plus Laura Wontorra und die anderen Fernsehmods, wie die Dame in jeder DoPa-Pause. Diese „Stars“ sind sich leider für nichts zu schade. :money_mouth_face:

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Kein Wettanbieter dieser Welt (egal ob Fussball, Pferderennen, Kamelrennen, Baseball, American Football, Curling oder was auch immer) würde (wie in jedem Glücksspiel) Wetten anbieten, wenn er nicht selbst letztlich der große Gewinner in diesem Spiel bleibt. Wenn es dein persönlicher Spaß ist, in der Regel Geld zu verlieren - dein gutes Recht. Nur ganz, ganz wenige gewinnen in diesem Spiel. Aber die Schattenseiten, die ja @Gratschifter hier z. B. sehr deutlich benannt hat, liegen ja auf der Hand.

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Das versteht sich wohl von selbst, dass die Wettanbieter Geld verdienen wollen. Ist auch ihr gutes Recht.

Wenn du morgen in die Allianz Arena fährst, verlierst du auch einen Haufen Geld. Der FC Bayern bietet dieses Fußballspiel auch an um Geld zu verdienen. Aber 75000 Leute zahlen gerne um 90 Minuten ihren Spaß zu haben.
So ist es doch mit (fast) allem im Leben.