Fußball und Politik

Hallo zusammen,

ich möchte gerne eure Meinung zu den Spruchbändern der sog. Bayernfans hören.
Wenn ich machen Banner lese, dann fühle ich mich von Heiligen umgeben, die in ihrem ganzen Leben noch nie einen Fehler gemacht haben.
Ich fühle mich dann immer schlecht, weil ich mir bewusst bin, dass ich viele Dinge in meinem Leben nicht zu 100% richtig gemacht habe.
So gehe ich z.B. nicht in die Arena um über Menschenrechte und den Hunger in der 3. Welt zu diskutieren, sondern um ein tolles Spiel zu sehen und meine Mannschaft anzufeuern.
Für politische Statements gehe ich zur Demo (oder bleibe Zuhause).
Ist das verwerflich?
Stellt euch mal vor jemand klebt sich am Tor fest, weil der Rasen in der Arena nicht biologisch gedüngt wurde oder das Flutlicht nicht mit Solarenergie betrieben wird.
Hat er im Sinne der freien Meinungsäußerung das Recht dazu?

Was denkt ihr darüber?

2 „Gefällt mir“

Absolut nicht.
Im Fußballstadion soll es um Fußball gehen, alles andere kann gerne draußen bleiben.

1 „Gefällt mir“

bei einem Verein dieser Größenordnung und diesem Einfluss und erst recht wenn man immer wieder die Verfehlungen der handelnden Personen sieht - dann kann es gar nicht genug Politik im Stadion geben!

zum Glück haben wir eine sehr politisierte und aktive Fanszene die sich klar positioniert und vor allem auch engagiert!

Top!

3 „Gefällt mir“

@mags : da du dazu aufforderst, zu schreiben, was man selbst darüber denkt: hier wäre meine persönliche Position dazu.

Natürlich schaue ich Fußballspiele (vor allem Bayernspiele) primär wegen des Fußballs. Alles andere wäre für mich persönlich absurd. Ich erkenne aber an, dass der Fußball auch eine gesellschaftliche Bedeutung hat, aufgrund seiner weltweiten Verbreitung und seiner Relevanz für viele Personen. Eine strikte Trennung „Politik hier“ und „Sport da“ ist für mich daher kaum möglich - gilt eigentlich für den gesamten Sport. Das hindert mich nicht daran, für die Dauer eines Spiels den politischen Aspekt komplett auszublenden und mich für 90 Minuten ausschließlich auf das zu konzentrieren, was spielerisch passiert (es ist und bleibt ein Spiel).

Letztlich soll es jeder halten, wie er will, denke ich. Was Fußball trotz aller Faszination für mich nie sein wird: eine Ersatzreligion oder eine Art von Sinnstiftung. Ich kann verstehen, dass es auch im Stadion um Politik (auch Vereinspolitik) geht, ich verstehe genauso, dass es Leute gibt, für die Fußball ausschließlich Unterhaltung ist.

Wirkt meine Antwort etwas widersprüchlich in sich? Dann spiegelt sie dar, was ich dazu meine :smirk:

2 „Gefällt mir“

@Lukenwolf1970 danke für deinen Beitrag. Mir geht es nur darum einmal die Meinung vieler einzuholen. Ich bin mehr der Fußballgenießer während mein Sohn der politisch interessierte Fan ist.
Wir sind laufend am Diskutieren und ich wollte unsere Diskussion auf eine andere Ebene heben.

Das ist sehr schade. Glaubst Du es gibt Menschen die alles zu 100% richtig machen?
Wer sagt uns dann bei all diesen Dingen was denn 100% richtig ist?

Aktuell ist es noch legitim an eine Veranstaltung (jedwelcher Art) zu gehen und sich dort von dem Dargebotenen unterhalten zu lassen. Ich sehe nicht was dagegen spricht. Man geht doch auch ins Kino oder in die Oper und lässt sich unterhalten.

Zu den Aktionen im Stadoin frage ich mich wie vielen Menschen helfen wir denn konkret, wenn wir ein Banner hochheben auf dem steht, was andere tun sollten? Darüber reden und Aufmerksam schaffen ist ein Weg. Aber das alleine hilft ja nicht.

Natürlich ist so ein Stadion sehr gut dazu geeignet für gute oder auch weniger gute Meinungen Aufmerksamkeit zu erhalten. Es muss wie alles das richtige Mass haben (in vielerlei Hinsicht).
Wenn jetzt jeder dem etwas am Profifußball oder am FC Bayern nicht passt aufs Feld rennt und das kund tut, können wir Spiele im öffentlichen Raum abschaffen. Dazu muss es klare Regeln geben und die trifft der Hausherr im Einklang mit den Gesetzen.

Aber Fußballspielen dürfen sie noch? Sonst kommen nämlich nicht mehr so viele und irgendwann sind die Leute mit ihren Botschaften ohne Adressaten im Stadion

2 „Gefällt mir“

Also, es gibt ganz sicher keinen Grund, sich schlecht zu fühlen, wenn politische Banner im Stadion hängen. Wie meine Kollegen schon ausführten, muss man sich nicht entschuldigen, wenn man hauptsächlich, vor allem oder ausschließlich wegen Fußball ins Stadion geht. Das versteht sich eigentlich von selbst.
Aber @folkfriend hat natürlich auch einen Punkt. Ist nicht nahezu alles politisch? Um einen bekannten Witz zu paraphrasieren: Wo geht es um Politik? Überall geht es um Politik. Außer in der Politik, da geht es um Macht.
(Ursprünglich geht es bei dem Witz um Sex, nicht Politik. Aber ich finde, so passt’s auch :wink:)

Was die Banner also nun betrifft:
Ich sehe das eigentlich auch als (legitime und geeignete) Kommunikationsform zwischen Fans und der Funktionärsebene an. Wie viele Leute gehen auf eine Jahres-Hauptversammlung? Sicher weniger als in ein Stadion passen. Dabei ist es unerheblich, ob ich persönlich mit dem Inhalt der Banner übereinstimme, oft genug ist das nicht der Fall. Ein No-Go sollten jedoch (natürlich) hetzerische oder destruktive Banner sein. Auch Angriffe auf Einzelpersonen sehe ich sehr kritisch, da macht halt auch der Ton die Musik. Oftmals sieht man ja auch Banner, die sehr humorvoll oder ironisch beschriftet sind, da musste ich selbst schon mal schmunzeln.

Generell schreibst du von „politischen Statements“. Nun, wenn diese Banner die Politik der Vereine oder des DFB anprangern, halte ich das Stadion sogar für den logischen Ort der Kommunikation. Banner mit Inhalten zur Weltpolitik sieht man ja auch sehr selten, glaube ich, meistens haben die Bezug zum aktuellen Fußball-Geschehen oder eben zu dem, was Vereinsmitglieder oder Funktionäre zu einem politischen Thema gesagt haben.

Ich persönlich finde also, beide Seiten haben ihren Punkt und können gut koexistieren. Allerdings, und das ist nun explizit meine persönliche Haltung:
Ich finde, mit Anpfiff sollte es auch mal gut sein, dann geht es ums Spiel. Das hat damit zu tun, dass es mir nie in den Sinn käme, der Mehrheit meine persönlichen Ansichten reinzudrücken, während sie das Spiel schauen wollen. Deswegen finde ich alle Aktionen, die während der Spielzeit ablaufen, kontraproduktiv. Das betrifft übrigens auch Gesänge jedweder politischer Art, die sich nicht ums Geschehen auf dem Rasen kümmern. Mich nervt es sogar schon, wenn es Dauer-Gesänge gibt, die nicht politisch sind, aber ignorieren, wenn das Spiel eine Torchance oder eine Super-Szene hergibt. Ich finde, man sollte das Spiel kommentieren, nicht etwas Abstrakteres.

Es gab ja auch schon die Aktionen von Klimaschützern oder Flitzern. Finde ich eher nervig. Legitim, aber nervig. Ich würde, falls ich einer von jenen wäre, folgendermaßen handeln: Kurz vor Anpfiff mit genug Zeit, um mein Anliegen klar zu machen, aber auch genug Zeit, den Zigtausenden Zuschauern (und den Aktiven natürlich!) nicht die Show zu versauen.

Aber klar ist auch: freie Meinungsäußerung nervt halt manchmal. Und darf das auch.
Manchmal muss sie es sogar.

9 „Gefällt mir“

@cheffe Ich gehe da mit ganz Vielem konform. Mir fällt da spontan die Tennisballaktion ein. So etwas geht für meinen Geschmack zu weit. Boateng ist auch so ein Thema bei dem ich mir denke, wer von den Heiligen war dabei? Wer weiß wirklich was los war und wer hat noch nie einen sexistischen Witz erzählt?

Erst einmal muss ich sagen: Die Choreographien im Stadion sind meistens absoluter Wahnsinn im positiven Sinne. Bei den Transparenten sind auch immer wieder sehr kreative Sprüche dabei und ziemlich häufig ist der Kern der Message absolut vertretbar und wenn dann nur die Wortwahl kritisch zu hinterfragen. Manchmal ist natürlich auch die Grundfrage, wie viel Provokation nötig ist, um Aufmerksamkeit zu erlangen.
Was mich etwas stört ist eine gewisse Einseitigkeit, die aber irgendwie auch logisch ist. Da die Transparente eigentlich immer von einem untereinander gut abgesprochenen Netzwerk von Fans kommen, gehen die Inhalte auf den Transparenten eigentlich immer in eine Richtung. Schöner wäre es doch, wenn man auch mal kritische Transparente zu so mancher Verfehlung der Fan-Szenen im Weltfußball zu Gesicht bekäme. Das würde zu mehr Glaubwürdigkeit führen. An Gelegenheiten für einen Protest zu Verfehlungen von Fangruppen würde es doch nicht gerade mangeln, oder?
Gab es im Februar 2017 ein Statement der Südkurve zu den Entgleisungen so mancher BVB-Fans gegenüber Anhängern von RB Leipzig?
Borussia Dortmund vs. RB Leipzig und die Fan-Krawalle: „Asoziales, widerliches Gewaltverhalten“ - DER SPIEGEL
Ein „Wir mögen keine roten Bullen, aber Hass und Gewalt sind nie eine Lösung“ wäre doch cool gewesen, oder? Bei beinahe jedem Polizeieinsatz gegenüber Fangruppen anderer Vereine ist die Bereitschaft, sich sichtbar zu positionieren sehr groß. Gewaltexzesse vonseiten anderer Fans werden aber mMn eher nicht thematisiert, oder täusche ich mich da?
Kann es sein, dass da in bestimmten Gruppen ein etwas ambivalentes Verhältnis zu Gewalt vorliegt?

4 „Gefällt mir“

klar - es ist und bleibt ja ein Fußballspiel… und mir wäre es neu, das selbst in unser sehr aktiven Kurve 90 Minuten politische Banner das Bild bestimmen…

Das habe ich auch nicht behauptet. Aber die Aussage, dass es gar nicht genug sein kann, hat mich jetzt schon etwas erschreckt.

1 „Gefällt mir“

Finde ich als Botschaftsform super, schon alleine, weil dann mal kurz alle Fahnen und Doppelhalter runter müssen. Freie Sicht.
Inhaltlich finde ich manche sehr richtig, manche sehr egal, manche schwierig. Die meisten bleiben eh ziemlich unbeachtet, weil das TV penibel darauf achtet, keine zu zeigen. Stört das Produkt bei der Vermarktung. So wird gerade viel über das „Charakter“-Banner gesprochen, aber das Banner zur Beugehaft bleibt außen vor.
Wer Leute, die bei jedem Spiel vor Ort sind, als „sog. Bayernfans“ bezeichnet, muss auch damit leben, als Kunde und Erfolgsfan bezeichnet zu werden.

Nein.

Das ist keine Frage der freien Meinungsäußerung, sondern erstmal eine Frage der Zugangsberechtigung zum Innenraum. Und schon die fehlt ja vermutlich.

1 „Gefällt mir“

Immer wenn ich mal wieder Bilder vom 4-0 gegen Barca im Halbfinale 2013 sehe und die halbleere Südkurve mit dem Banner „schöne heile Welt“ sehe, muss ich lachen und gleichzeitig den Kopf schütteln.
Lassen sich diese Deppen dieses geile Spiel und diesen Triumph entgehen und stellen sich lieber bockig hinter die Tribüne.
Aber gut, jeder setzt seine Prioritäten anders :man_shrugging:

@ralph Nur weil jemand jeden Samstag ins Stadion geht, ist er noch lange kein Fan. Ich habe schon Leute in der Südkurve gesehen, die 90 Minuten lang ihr Programm abgespult haben. Ich glaube nicht, dass sie hinterher auch nur eine Spielszene im Kopf hatten. Ich stelle diese auf die gleiche Stufe mit denen, die in der Loge über die Qualität des Kaviars diskutieren.
Ich selbst war schon Bayernfan als wir regelmäßig gegen Everton, Aberdeen oder Tottenham aus dem Europapokal geflogen sind. Wenn ich ins Stadion gehen will, muss ich zuerst 300 km mit dem Auto zurücklegen und nicht für 2,30 € eine U-Bahn-Karte kaufen.
Wenn jemand guten Fußball sehen will, ist er deshalb noch lange kein Erfolgsfan aber wenn jemand nur ins Stadion geht um andere zu beleidigen, ist er ein … (den Rest kannst du dir denken).

ganz schmales Brett und leider ziemlicher Unfug…

du wirst wohl kaum entscheiden wer Fan ist und wer nicht!

1 „Gefällt mir“

Naja, jemanden der jeden Samstag ins Stadion geht, würde ich schon einen gewissen Fanatismus für die Sache unterstellen.

Als ob das ein Hindernis wäre.
Es ist auch verboten Pyro mit ins Stadion zu nehmen und trotzdem brennt es jede Woche.

Absolut. Genauso ist man natürlich noch lange kein Fan, nur weil man im Internet Geschichten von Aberdeen erzählt.

Also in der AA brennt es definitiv nicht jede Woche, bzw. 14-tägig. Du hast doch ne Dauerkarte? Da solltest du das doch mitbekommen.

Aber 14tägig im Gästeblock und auch noch unter der Woche in den Champions League Auswärtsspielen.
Du hast doch einen Fernseher. Da solltest du das doch mitbekommen.