Bei Lars von Trier bin ich echt gespalten.
Alles, was Du sagst, stimmt. BREAKING THE WAVES werde ich mir nie mehr ansehen, obwohl er toll ist, aber der hat mich sowas von fertiggemacht…
Andere, NYMPHOMANIAC etwa (beide Teile) lassen mich komplett ratlos zurück. Manchmal hab ich das Gefühl, da geht die Lust an der Provokation mit von Trier durch. Trotzdem, man möchte ihn nicht missen.
Mein Lieblingswerk ist MELANCHOLIA. Unfassbare Bildsprache, und die Thematik packt mich halt speziell.
Das Thema der Melancholie und ihrer Variationen, der „schwarzen“, depressiven, wie der weißen, genialischen, was in sich jetzt auch nur eine grobe Unterscheidung wäre, ist wohl eines der durchgängigsten der Weltliteratur und Kunst allgemein seit der Antike und eines der faszinierendsten. Ohne großes Nachgrübeln fallen einem da gleich Namen wie Dürer (Melencolia I), Shakespeare (Hamlet), Goethe (Wahlverwandtschaften) oder Schiller (Wallenstein)ein. Mal in „Saturn and Melancholy“ von Klibansky, Saxl und Panofsky reingeschaut? Wenn dich das Thema und seine Ausfaltungen interessiert, wäre das eine gute Quelle. Oder Schings: „Aufklärung und Melancholie“.
Von Trier, der selbst stark unter Depressionen leidet, hat sich viel von Tarkowski abgeschaut. Provokation spielt bei ihm bestimmt eine große Rolle, dafür sorgt wohl schon die antiautoritäre Erziehung durch seine Eltern. Manches im Spätwerk empfinde ich als etwas effekthascherisch. Was er aber neben dem Cinematographischen überzeugend beherrscht, das ist die Führung von Schaupielern/innen, die er zu Höchstleistungen bringt, was sich besonders darin zeigt, wenn man bekannte Hollywoodakteure in seinen Filmen sieht. Die Unterschiede sind mMn. frappierend. Melancholia hat mich besonders im zweiten Teil nicht mehr ganz so überzeugt, war für mich auch eher ein Dokument der Depression des Filmemachers als ihrer Thematisierung an sich.
Aus aktuellem, wenn auch traurigem Anlass: die vollständige Doku, die @cheffe oben erwähnt hat, ist auf Youtube im Reupload von Arte (zumindest momentan) verfügbar:
Danke für die Tipps, denen werde ich nachgehen. Ist auf meiner Weihnachts-Lese-Liste!
Noch eine Bemerkung zur Schauspieler-Führung bei von Trier: unbedingte Zustimmung. Beispielhaft Kirsten Dunst in der Hauptrolle, locker bestehend neben Arthouse-Ikone Gainsbourg.
Sind nicht die allerneuesten Texte zum Thema, aber eben Standardwerke, beide recht umfangreich. Saturn und Melancholie gibt es bei suhrkamp wissenschaft, den Schings in der Uni-Bib. oder antiquarisch.
Deren Darbietung fand ich schon in Sofia Coppolas „Marie Antoinette“ hinreißend, den ganzen Film hypnotisch. Man kauft ihr auch die Österreicherin gut ab.
Inspiriert durch die Erwähnung des heutigen Ehrentages von Jim Morrison durch @Mitschnacker im Musik-Thread komme ich fast zwangsläufig auf einen der brillantesten Filme ever. Coppolas „Apocalypse now“.
Warum ich darauf komme, können sich die meisten sicher denken.
Was für ein geniales Intro.
Die Wirkmacht der Musik in Filmen - auch in „Apocalypse Now“ - ist immer wieder tief beeindruckend (der Walkyrenritt von Wagner zu der anderen Filmszene ist wohl jedem hier bekannt).
Übrigens auch in meinen Augen das beste Film-Zitat ever:
„I love the smell of napalm in the morning.“
(Robert Duvall in seiner zweitgrößten Rolle)
Habt/kennt ihr auch noch tolle Filmzitate?
„I’ going to make him a offer he can’t refuse“…
„Here’s looking at you, kid.“…
„You talking to me?“…
„They call me Mister Tibbs!“…
Ja, freundlicherweise sind sie das.
Mein Favorit: „They call me Mister Tibbs!“…
Wie Poitier das Steiger ins Gesicht spuckt. Herrlich.
Um an die größte Zitatequelle der Filmgeschichte anzuschließen.
„I think this is the beginning of a beautiful friendship.“
„We’ll always have Paris.“
"Play it, Sam. Play „As Time Goes By.“
„Round up the usual suspects.“
„Sweetness heart, what watch? Ten watch. Such much?“
Drei geniale Dialoge aus „A Serious Man“, zu lange, um sie hier aufzuschrieben:
„Columbian (sic!) Record Club“: …„Look, I did not listen to Santana Abraxas, I did not ask for Santana Abraxas, I did not do anything…“
„How does God speak to us?“" - Übrigens eine ganz großartige Szene auch vom Filmischen: Erzählung, Schnitte, Tempo, Musik - alles perfekt aufeinander abgestimmt.