Wahrscheinlich haben es einige schon mitbekommen:
Christoph Kramer hat einen Roman geschrieben. Das Leben fing im Sommer an.
Ja, der Christoph Kramer.
Ich konnte dann doch nicht an mich halten und hab’s mir angetan. Ich war neugierig.
Es ist gar nicht schlimm, wenn Ex-Sportler mit sowas um die Ecke kommen, zumindest solange sie wirklich selber am Werk sind. Natürlich haben nur die wenigsten wirklich Talent, aber nach dem, was ich über das Buch hörte, und weil ich Kramer als Experte im TV wirklich sehr mag (sagt kluge und oft witzige Sachen), dachte ich, probieren wir’s mal - hoffend, dass er seine Eloquenz irgendwie in seine Schreibe einfließen lässt.
Natürlich hab ich nicht erwartet, quasi die männliche Ausgabe von Andrea Petkovic vor mir zu haben; die Petko war ja schon als Tennisspielerin fast noch besser in ihren Interviews als auf dem Platz, hochintelligent, cool, gebildet, belesen. Und ich gehöre zu denen, die sie als Autorin fast - fast - noch besser finden denn als Sportlerin.
Aber zurück zu Christoph Kramer.
Taugt das Buch was?
Hm. Gar nicht leicht zu sagen.
Also, für das, was der Roman sein will, ist er gar nicht so übel. Geht in Richtung Coming-of-Age, verdichtet auf drei Tage, speist sich wohl ziemlich Eins-zu-Eins aus seinen eigenen Erinnerungen und Erlebnissen, nicht umsonst heißt der Protagonist wie der Autor.
Ich merke, dass Kramer schon noch mal ein deutliches Stück jünger ist als ich. Ich finde seinen Ansatz offen und mutig, ohne Angst vor Peinlichkeiten oder Fremdschämen. Das macht ihn - und das Buch - sympathisch.
Kann der Mann schreiben? Nun. Sagen wir mal, nach den üblichen Maßstäben eines Ex-Sportlers ein wenig über Gebühr. Nicht schlecht, aber im Endeffekt schreibt er ein wenig so wie er auch spricht. Da sein Alter Ego 15 Jahre ist, passt das schon. Manchmal zerfasert es etwas und das Lektorat hätte bei manchen Redundanzen vielleicht eingreifen sollen. Aber es ist auch stellenweise witzig und für Menschen, die ähnliches in diesem Alter erlebt haben (also schonmal alle Männer), durchaus anrührend.
Bereue ich es? Nein, passt schon. Ist ja auch schnell durch.
Eine Andrea Petkovic haben wir hier sicher nicht…
Und ich lese die SPIEGEL-Bestseller-Liste und sehe Christoph Kramer auf Platz 2. (!!!)
Das finde ich dann doch übertrieben .