Das kann ich nicht sagen. Absolute oder nahezu absolute Fehlerfreiheit kann realistischerweise nirgendwo erwartet werden, wo menschliches Handeln involviert ist. Das relevante Bewertungskriterium für Kompanys Spielsystem ist aber nicht ein theoretisches Ideal absoluter oder fast absoluter Fehlerfreiheit, sondern die beste Alternative, die er stattdessen spielen lassen könnte, alle anderen Parameter wie Spielerqualität oder Trainingsintensität gleichgesetzt.
Mit Blick auf die Defensive würde die relevante Frage dann lauten: Würden die Bayern, gemessen an einem bestimmten relevanten Kriterium, z. B. der durchschnittlichen Anzahl Gegentore oder der durchschnittlichen Anzahl zugelassener Torschüsse, besser dastehen, wenn sie statt Kompanys System ein alternatives System spielen würden, alle anderen Parameter gleich?
Das wäre die Durchschnittsbetrachtung. In meinem Beitrag habe ich auch eine Grenzbetrachtung gemacht: Womit würde die nächste zusätzliche Trainingsstunde den größten Ertrag für die gewählte Zielgröße, z. B. die durchschnittliche Anzahl der Gegentore, bringen? Wenn man eine weitere Trainingsstunde zur Verfügung hätte, womit müsste man sie füllen, um den maximalen Gewinn bei der Anzahl der Gegentore zu erzielen?
Meine Behauptung war, dass diese Stunde n + 1 am besten in die weitere Verbesserung des bestehenden Systems investiert wäre, in das man auch schon die n Stunden zuvor investiert hat, aber vielleicht wäre es im Hinblick auf die Maximierung der gewählten Zielgröße ein effizienterer Einsatz der Ressourcen (d. h. hier insbesondere der Trainingszeit), statt ein System oder eine Fähigkeit möglichst nahe an ein theoretisches Maximum von 100 Prozent zu bringen, stattdessen zwei Systeme oder Fähigkeiten auf z. B. 80 Prozent und 20 Prozent zu bringen. Mir fehlt das fußballerische Fachwissen, um das vernünftig beurteilen zu können. Meine Intuition sagt mir: Kompany wäre besser beraten, eine Trainingsstunde n + 1 in die Perfektionierung seines aktuellen Systems zu investieren, als in den Aufbau alternativer Systeme oder Fähigkeiten zu stecken, d. h. die Grenzproduktivität ist hier höher. Aber ich kann mich auch irren.