FC Bayern und die xG: Was sind eigentlich Expected Goals?

Veröffentlicht unter: Was sind Expected Goals (xG)? Über Stärken und Schwächen

Expected Goals haben sich im Profifußball etabliert. Doch was sind xG? Und wo liegen Stärken und Schwächen der Statistik?

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Sehr guter Artikel der die xG nochmal komplett aufdröselt. Mein Vater hatte mich vor ein paar Tagen gefragt, jetzt kann ich ihm diesen Artikel zeigen.

Und genau das ist es, warum ich ihn als Trainer bei uns nicht leiden mag. Er vermittelt stets den Eindruck des kühlen, moneyballesquen Zahlenmeisters und verliert dabei in meinen Augen den Blick fürs Wesentliche. Das Element was tatsächlich auf dem Rasen passiert und wahrzunehmen ist. Auch und vorallem bezogen auf seine zwischenmenschliche Art.
Niemand hier kann mit Sicherheit sagen (ich natürlich auch nicht) wie Tuchels Verhältnis zu den Spielern ist aber ich denke es ist wahrscheinlicher, dass er da Defizite hat und diese bei uns im Kader als auch im Verein halt nunmal noch weniger etwas zu suchen haben als ein möglicherweise qualitativ „schlechterer“ Trainer.

Fußball spielen können die alle. Die wichtigste Aufgabe als Trainer bei Bayern ist es imo eine Einheit, ein Team zu bilden. Und damit ist Tuchel bei uns grandios gescheitert.

Und ja, ich denke trotzdem auch, dass wir im Kader einige wichtige Stellschrauben haben.

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„Bessere Möglichkeiten“ ist mir hier leider wenn dann klar eher zu „tiefgestapelt“!!!

Der XG Open Play (der XG ex penalty was sehr oft auch herangezogen wird wäre sicherlich ähnlich) war bei meinem Anbieter der Wahl (Fotmob, liefern immerhin als mir bekannt einzige auch kostenlos live XG während des Spiels) bei 3.17 : 0.49

Das ist - nur mal so zur Einordnung, bei mittlerweile gut 30 Pflichtspielen der 3. größte Vorsprung für den FCB: Nur die beiden absoluten Kantersiege in der Hinrunde gegen eben Bochum und Darmstadt waren noch klar besser…

Und klar, drauf geschissen. Verloren ist verloren.

Für mich aber entscheidend - die beiden Spiele davor hatte man INSGESAMT XG von 1.56, also die Hälfte in 2 Spielen wie im letzten. Aber noch gravierender, und da kommen wir dann noch zum noch neueren/fortgeschritteneren XG Wert: XG on Target!

Der lag da eben in den beiden Spielen bei INSGESAMT 0.03 (ein Schusschen vom Strafraumeck), gestern war er aber bei 2.95!!! Das hätte eigentlich schon ziemlich was von „Wiederauferstehung“ (denn ja so „tot“ offensiv gesehen nach XG on Target in 2 Spielen in Serie würde man wohl eher Dekaden weit nach absuchen müssen bei den Bayern und vielleicht trotzdem nicht fündig!) haben können…

Beim Gegner lag der XG on Target dagegen „nur“ bei 1.96.

Und nun darf man 3 mal raten wer als einziger gravierenden Einfluss auf die Divergenz zwischen XG on Target Vs tatsächlichen Toren hat.

Richtig, der Mann zwischen den Pfosten - und da hat bei den AI generierten Player Ratings wenig verwunderlich der von Bochum eines der besten Ratings seiner Mannschaft, der unsrige (der aber bei den meisten hier in der Kurve gefühlt, vor allem bei kritischen Bemerkungen im Neuer Thread hier, kurz vor der „Heiligsprechung“, drum will ich da nicht ketzerisch seinen Namen in den Dreck ziehen :wink: ) dagegen mit Abstand das schlechteste ALLER (und das keineswegs das einzige Mal zuletzt!) Spieler auf dem Platz.

Aber klar, Tuchel raus, jemand anders dagegen - ja, am besten noch bis weit über die 40 mit über 20 Mios im Jahr das Alter versüßen und ja nicht mit Nachfolgern beschäftigen!!!

:wink:

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Boah…was für ein erfrischend ehrlicher und mutiger Beitrag. WORD!!

So sieht es nun einmal aus :+1:t4:

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Toller Artikel, danke!

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Den Artikel hast du gelesen? Dort wird erklärt, warum die hohe Anzahl an xG nicht die gesamte Wahrheit erzählt. Muss ich ja nicht nochmal argumentieren.

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Einfach nur ein dickes Danke für den Artikel bei dem ich alles was ich wissen wollte kompakt erfahren habe!

Und ein kleiner Hinweis auch wenn eh schon absolut druckreif: Im Block „Warum gibt es unterschiedliche xG-Werte?“ fehlt im 2. Absatz ein Wort. :wink:

Danke. Im Artikel angepasst.

Du schreibst ja selbst, dass die Ratings von einer AI generiert werden. da ist zunächst wenig verwunderlich, dass die Note des Goalies bei einer erhöhten Anzahl an Gegentoren sinkt.

Man kann sich ja gerne über Neuers Entwicklung seit seinem Comeback streiten. Das 0:3 gegen B04 war bspw. klar sein Fehler und vor allem komplett überflüssig bei einem 0:2 Rückstand.

Insofern müsste man schon Neuers Fehler der letzten 20 Spiele analysieren, um eine belastbare Aussage zu seiner Leistung treffen können. AI mag hier als ein Indikator dienen, ist für mich aber nur die halbe Geschichte.

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Inwiefern der xG Open Play hier „besser“ sein soll, erschließt sich mir nicht. Ein xG-Wert ohne Standards? Standards gehören zum Spiel. Elfmeter gehören zum Spiel.

Also einfach mal einen Elfmeter und weitere Chancen ausklammern und zum Ergebnis kommen, „ohne die sah es ganz gut aus“. Kann man machen. Muss man nicht.

XG on Target (xGoT, auch: "Post-Shot xG) sind nicht besser, sondern in erster Linie anders als xG. xG bewertet die Qualität der Chancen, xGoT/PSxG bewertet die Torwahrscheinlichkeit der abgegebenen Schüsse. Der oT-Wert ist z. B. gut zum Bewerten von Torhütern (wobei xGoT methodisch noch nicht so gut sind wie xG. Die haben ganz neue Komplikationen). Um die spielerische Leistung („gute Chancen rausgespielt“) eines Teams zu bewerten, ist eindeutig der xG besser. Um die Leistung des gegnerischen Torhüters zu bewerten - und durchaus auch, wie glücklich/unglücklich die Anzahl der Tore sind, hilft der xGoT.

Über den Zeitpunkt und Spielstand, wann die Chancen herausgespielt wurden, hat Justin ha schon geantwortet. Bochum lag bis zur 91. Minute mit 2 Toren vor, und Bochum lag bis dahin mit 0,5 xG vor. Dann sammelte Bayern noch reichlich Nachspielzeit-xG und hatte dadurch die vielen Gesamt-xG erspielt. Dir und Tuchel mag das für ein Spiel in Bochum reichen, mir nicht.

Die Player Ratings haben nix mit AI zu tun, sondern sind mit recht gewöhnlichen Algorithmen berechnet. (Was sie nicht besser oder schlechter macht, just for the record.)

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Erstmal vielen Dank für die ausführliche Antwort, @Georg, hat mich sehr gefreut!

„Besser“ wofür ist da in der Tat wenn dann die Frage. Zum Zeitpunkt des Erscheinen des Artikels (VOR der Entscheidung bzgl Tuchels Zukunft) war aber natürlich naheliegend dies mal vor allem in Bezug auf die Bewertung der Arbeit des Trainers auszulegen. Dass das auf ein Einzelspiel gesehen natürlich eh die Frage wie viel Sinn das macht, eh klar - aber es war eben naheliegend schon dass es gut die Niederlage gewesen sein könnte die Tuchel „das Kreuz bricht“ so wie es dann ja auch gekommen ist.

Und wenn man (dass man ihm ne Menge insbesondere in der besonders bitteren und drastischen Niederlage gegen Leverkusen vorwerfen kann - siehe meine extrem ausführliche „Zerlegung“ im Tuchelthread der brutalen Serie an Fehlentscheidungen dieses wohl spätestens - wo es nicht danach ausschaut dass noch große Highlight in der CL auf uns warten - jetzt „Spiels der Saison“) Tuchel diesmal was vorwerfen kann dann wohl noch am wenigsten den von Upamecano verursachten Elfmeter, der ja wenn es auch nur irgendwie normal gelaufen wäre (paar Tage vorher hatten wir noch 2 ! unverletzte Rechtsverteidiger) gar nicht gespielt hätte…

Von daher eben ein Vergleich zur Restsaison ohne Elfmeter sinnvoller:

Und da ist dann halt ein Verhältnis von 3.2:0.5 eigentlich mega solide (auch unabhängig davon wie die XG verteilt über das Spiel - wie sie OHNE die Schizo Pause Dank unserer Ultras gewesen wäre weiss keiner, dass die nicht hilfreich für uns war aller Wahrscheinlichkeit nach wird aber wohl kaum jemand bestreiten) und es war wie gesagt der 3. höchste Abstand in allen gut 30 Pflichtspielen dieser Saison.

Das ist einerseits völlig richtig. Was es aber eben schon auch bewertet ist die Abschlussqualität der eigenen Spieler. Da würde ich zumindest eher noch einen Einflussmöglichkeit des Trainers sehen als bzgl dessen ob ein Spieler den der Trainer nicht spielen lassen wollte einen Elfmeter verursacht.

Gleichzeitig ging’s mir in der Folge ja aber auch genau darum dass es eben eines insbesondere tut - den Torwart beurteilen. Und der Vergleich fällt halt mal wieder - zum wirklich X-ten Mal seit seiner Rückkehr - total gegen Neuer aus. Dass der spielt werfe ich Tuchel von allen die da was zu melden haben bei uns aber eher noch am wenigsten vor…

Mir hätte der 3. beste Open Play XG Wert der Saison gereicht, auch wenn aus ausnahmsweise sogar mal wahrscheinlich nachvollziehbaren Gründen die Verteilung nicht super, ja.

Insbesondere hätte ich bei Tuchel aber deutlich eher nach Leverkusen oder dem Spiel in Rom „die Reißleine“ gezogen. Wenn bei denen noch nicht aber eben lieber abwarten als nach einem Spiel das halt nun wirklich extrem viele „Freakevent“ Merkmale hatte, wo also extrem viel Pech im Spiel auch war, eben völlig anders als bei den beiden Spielen davor wo die eigene Leistung ohne jede Frage komplett desolat war…

Was man da nun schon als AI bezeichnen will - ein sehr fließendes Spektrum. Ob da bei, wie sie bei Whoscored zB schreiben, 200 Statistik Inputs dann noch ein Neuronetz (im Grunde auch ein ziemlich „alter Hut“, vor 50 Jahren war das vielleicht noch „Avantgarde“) oder was anderes in AI Richtung mit reinhängen - weiss man wohl nicht. Wenn ich (ich schrieb um die Jahrtausend Wende eine Seminararbeit zum Thema „AI in den Finanzmärkten“) dort was zu melden hätte wär’s aber ziemlich sicher eher seit 5-10 Jahren der Fall gewesen als so vielleicht (Dank AI Boom - Chat GPT & NVDA Olé) auch erst in paar Jahren, lol

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Nee, gehe ich nicht mit. Genau dann, wenn ich die spielerische Leistung und damit den Trainer bewerten will, kann ich doch nicht einfach die Hälfte dessen, was passiert herausfiltern. Der Elfmeter ist nicht vom Himmel gefallen, sondern war die Folge schlecht sortierter Abwehrarbeit, Unordnung im Strafraum und einem mal wieder übermütigen Upamecano. Das alles ist nicht die alleinige Schuld Tuchels. Aber ich kann das doch nicht aus der Bewertung des Spiels herausnehmen.

Da hast du recht. Grundsätzlich sehr fließende Übergänge.
Aktuell aber noch mehr Buzzword als Nachhaltigkeit. Und so wie der FC Bayern glaubt, nachhaltig zu reisen, wenn er im Privat Jet einen Bambusstrohhalm zum Drink serviert, so nutzen aktuell alle Firmen, die entfernt etwas mit Tech zu tun haben, KI als Erklärung/Vermarktung.

Hier bei Fotmob/Whoscored und Co. deutet für mich alles darauf hin, dass es normale Algorithmen sind und AI einfach so ein Buzzword-Fall ist.

Wir wissen nicht, wie genau die Algorithmen von Whoscored&Co. arbeiten, aber vieles eben doch. Und da scheint es ganz banale Plus- und Minuspunkte für gute und schlechte Aktionen zu geben. Zumal die Bewertungssysteme von Whoscored mittlerweile viele Jahre alt sind und sich sichtbar nicht wirklich verändert haben. Niemals hat eine kleine kostenlose Seite wie WS seit Jahren „echte“ AI integriert.

(Was nicht heißt, dass bei Spielerbewertungen nicht demnächst signifikante Durchbrüche durch AI möglich sind.
Bei xG-Modelle stelle ich mir die Vorteile durch AI sogar noch einfacher vor. Dort hast du ja perfektes Match von Trainingsdaten und Vergleichswerten. Das ist bei Spielerbewertungen nicht der Fall, dort gibt es ja keine Musterlösung/objektive Benchmark .)

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Der Artikel wurde um einen Vergleich von 30 Top-Stürmern unterschiedlicher Rollen und Positionen ergänzt, um aufzuzeigen, dass „Überperformance“ kein zwingender Faktor der Bewertung für Weltklasse oder Nicht-Weltklasse sein muss und es eher darauf ankommt, dass die Spieler sich in gute Positionen bringen.

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Sehr interessante Grafik in der Tat.

Einerseits stechen nur wenige klar nach oben raus: Ibrahimovic, Haaland, Mbappe, Kane und Messi.

Also schon auch die absolut größten Namen.

Ein Ronaldo oder Lewandowski dagegen da totales Mittelmaß. Die haben es also wohl mehr über ihren „Megakörper“ (der ihnen dann vor allem auch ermöglicht extrem lange Weltspitze zu bleiben und so besonders weit nach rechts oben geschafft) gerissen als das totale Abschlusstalent wofür ja gerade ein Messi auch berühmt wurde…

Und total viele immer noch ziemliche Topstürmer mit Werten leicht unterm Strich.

Also könnte man wohl sagen - die dauerhafte Oberperformance ist paar ganz wenigen absoluten Ausnahmestürmern vorbehalten: Eher nur alle 5 Jahre im Schnitt einer neu am Start grob zuletzt weltweit!

Die allermeisten immer noch Topstürmer können aber ihre XG Werte dagegen nicht übertreffen sondern underperformen sie sogar öfter.

Was in der Tat total dafür spricht dass die Topstümer sich eben vor allem mal in die perfekte Position bringen können müssen.

Aus den Chancen dann aber mehr als zu erwarten machen zu können scheint nur den Allerwenigsten vorbehalten zu sein…

Allemal ziemlich erstaunlich - war mir aber auch schon öfter aufgefallen über die Jahre beim Statistiken wälzen :wink:

„Miasanrot hat mit der Datenbank von Understat 30 Top-Stürmer in den jeweiligen Ligen seit 2014 miteinander verglichen – die exakten Zeiträume variieren von Spieler zu Spieler.“

Und genau hier zeigt sich, wie viel Arbeit und Detailversessenheit in diesem Produkt steckt. Das ist eben nicht ebenso dahinge…fletzt, aus dem Bauch heraus in einem Zweizeiler verhunzt oder ein Beitrag à la „ich war selbst Bezirksliga-Spieler / -Trainer und habe deswegen Ahnung“-Beitrag.

Danke für die Qualität und die immense Arbeit. Ein toller Artikel, den man vielen Fußballinteressierten kommentarlos vorlegen kann, wenn sie wissen wollen, was es mit xG auf sich hat!

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Da kann ich mich nur anschließen an Dank, Lob und Anregung!

Denn ja, über XG sollte heutzutage wirklich jeder interessierte Fußballfan Bescheid wissen und von daher ist der Artikel eigentlich „Pflichtlektüre“ für alle die da noch nicht so bewandert bisher. Es gibt zwar ständig neue Stastiken aber bei XG rentiert sich das halt allemal:

Es zeigt einem einfach ein sehr viel „balancierteres“ (wenn auch natürlich immer noch weit von der Perfektion in vielerlei Hinsicht) Bild eines Spiels als nur immer stur aufs Ergebnis zu starren. Klar ist am Ende das am wichtigsten, aber Glück und Pech bestimmen zwar einerseits ganz enorm den Ausgang einzelner Spiele gleichen sich aber im Schnitt klar eher aus.

Genau wie man eben bei den meisten Topstürmern in der tollen Grafik sieht. Fast alle werden von XG auf die Dauer ihrer Karriere sehr schön „abgeholt“…

Und genau so wie nur ganz wenige absolute Ausnahmestürmer (meine 5 genannten von obigem Kommentar, aus den letzten 20 Jahren aktive) XG dauerhaft overperformen: So werden zwar mancher unserer Offensivleute gerne als „Chancentot“ verunglimpft wenn es mal nicht so läuft in einem Spiel und man insgesamt underperformt vs XG. Aber auch für diese aktuellen FCB Offensive gilt sehr wohl dass sich da alle auch nahe dieser XG/Tor neutralen Diagonale bewegen wenn man sich deren Performance über die letzten Jahre anschaut und nicht nur über paar Spiele - der „gemeine Fan“ (lol) tendiert aber natürlich dazu letzteres immer total in den Vordergrund zu stellen…

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Danke euch! Freut uns natürlich sehr.

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@justin, dies ist wirklich eine sehr gute Einführung in die Welt der xG.

Ich möchte auf einen Widerspruch in Deiner Argumentation hinweisen und einer der Hauptthesen des Artikels widersprechen.

Du sagst im Anschluss an StatsBomb, dass der wesentliche Unterschied zwischen Top-Stürmern und Nicht-Top-Stürmern nicht darin bestehe, dass Erstere ihre xG übertreffen, während Letztere dies nicht können, sondern dass Top-Stürmer, z.B. indem sie sich in besonders gute Abschlusspositionen bringen, mehr xG sammeln als weniger gute Stürmer.

Dem würde ich grundsätzlich widersprechen. Meiner Meinung nach bezieht sich von den beiden Maßen ausschließlich die Differenz zwischen xG und tatsächlichen Toren auf die intrinsische Qualität eines Stürmers.

Warum? Aus zwei Gründen:

  1. Eine Chance ist immer ein Kollektivprodukt. Kein einzelner Spieler, auch kein Stürmer, kann sich seine Chancen alleine erarbeiten. Ein Stürmer kann die Flanke, die er ins Tor köpfen soll, nicht selbst schlagen. Er kann nicht selbst den Steckpass auf den Flankengeber spielen, der ihm die Flanke mundgerecht zum Kopfball serviert. Er kann nicht selbst in der Abwehr den Ball erobern, der zu dem Steckpass auf den Flankengeber führt. Eine Chance ist ein Mannschaftsprodukt und somit ist auch die Höhe der xG eines Stürmers ein Mannschaftsprodukt und keine Einzelleistung des Stürmers. Folglich kann sich ein Topstürmer nicht dadurch auszeichnen, dass er Situationen mit vielen xG kreiert, da dies nicht allein in seiner Macht liegt. Und je geringer der individuelle Beitrag des Stürmers zur Höhe seiner xG ist, desto geringer ist auch die Aussagekraft dieser Höhe über die Qualität des Stürmers.

  2. Die Anzahl der Chancen einer Mannschaft, und damit auch die xG eines Stürmers, ergibt sich endogen aus dem Spielverlauf. Wie Du selbst in Deinem Text sehr anschaulich darlegst, ist es nicht so, dass die Anzahl und Qualität der Chancen beider Mannschaften bereits vor dem Spiel feststehen und dann gewissermaßen nur noch ausgewürfelt wird, wie viele davon reingehen, sondern sie ergeben sich erst im laufenden Spiel, abhängig von sehr vielen Faktoren, darunter nicht zuletzt dem aktuellen Spielstand, der die Mannschaften in Reaktion darauf tiefer oder höher verteidigen, aggressiver oder passiver nach vorne spielen lässt etc. Ein Spiel, das bereits nach zehn Minuten 3:0 steht, wird im weiteren Verlauf anders verlaufen und ein anderes Chancenverhältnis zwischen den beiden Mannschaften hervorbringen als ein Spiel, in dem das 1:0, das 2:0 und das 3:0 erst nach der 80. Minute fallen, selbst wenn alle anderen Faktoren in beiden Spielen ansonsten völlig identisch sind. Generell wird das Geschehen in einem Spiel in den Minuten t+1 bis 90 immer bedingt durch das Geschehen in diesem Spiel in den vorhergehenden Minuten 0 bis t.
    Wenn nun aber die Höhe der xG einer Mannschaft ein endogenes Produkt ist, das sich aus dem Spielverlauf ergibt, und selbst für ein und dieselbe Mannschaft in ein und demselben Spiel je nach Spielverlauf unterschiedlich ausfallen kann, dann kann man aus der Höhe der xG dieser Mannschaft nur bedingt auf ihre intrinsische Fähigkeit schließen, Chancen zu kreieren, und man kann dies noch viel weniger auf die Fähigkeit eines einzelnen Stürmers innerhalb dieser Mannschaft, dies zu tun.

Ich persönlich glaube, dass sich die intrinsische Fähigkeit einer Mannschaft, sich Chancen zu erspielen, stärker in ihren xG in einem Spiel reflektiert bzw. sich daraus ablesen lässt (2.), als sich die intrinsische Fähigkeit eines Stürmers, sich xG zu erarbeiten, in der Höhe seiner xG reflektiert bzw. sich daraus ablesen lässt (1.). (In der Saison 22/23 z. B., als die Bayern nicht mehr Lewandowski und noch nicht Kane hatten, haben sie kaum weniger Tore geschossen als in den Saisons unmittelbar davor und danach (92 vs. 97 und 94).

Was aber in jedem Fall und allein auf die intrinsische Fähigkeit eines Stürmers zurückzuführen ist, ist sein Erfolg bei der Umsetzung seiner xG (= Chancen) in tatsächliche Tore.

Dieses Maß, d. h. inwieweit ein Stürmer seine xG over- oder underperformt, ist das einzige Maß, das eine wirkliche Aussage über seine intrinsische Fähigkeit als Stürmer erlaubt (natürlich nur in einem sehr engen Bereich, nämlich der Chancenverwertung, aber immerhin). Für alles andere ist jeder Stürmer viel zu sehr von Faktoren abhängig, die außerhalb seiner Kontrolle liegen, und damit ist meiner Meinung nach auch anzuraten, die Höhe seiner xG als exogen gegeben anzusehen und nicht als Ausweis seiner Qualität, wie Du und StatsBomb es vorschlagen.

EDIT: Leichte sprachliche Nachschärfung der Hauptthese.

Die Differenz ist eben nur sehr bedingt geeignet, da es nur ein paar wenige Spieler gibt, die ihre xGoals langfristig überbieten können. Kane z.B. hat eine krasse Schusstechnik. Das ist ja genau das, was die Grafik zeigt: Von den 30 Stürmern gibt es nur 4 die klar von der 0-Linie abweichen. Der Rest liegt im Grunde im Bereich der statistischen Abweichung. Über diese vier Spieler sagt es etwas aus, über den Rest halt nicht.

Es ist richtig, dass die xGoals auch vom Team abhängen. Das muss man schon in Relation setzen. Ein Stürmer beim FC Bayern wird immer mehr xGoals haben als der Stürmer von Bochum. Innerhalb des Teams oder des Qualitätslevels sind die xGoals jedoch ein guter Indikator für den „Torriecher“. Gute Stürmer können sich besser positionieren, können sich eher mal physisch durchsetzen oder bereiten sich die Tore mit einem Doppelpass sogar selbst vor. Das alles führt zu höheren xGoals.

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Da würde ich nun zumindest einschränken wollen, denn das ist wiederum für mich zu absolut.

Natürlich kann er es nicht alleine, aber selbstverständlich gibt es markante Unterschiede im Positionsspiel und im „Wittern“ von Situationen.

Und wenn Du darauf verweist, dass ein Stürmer durch die anderen Spieler zur Chance getragen wird, dann ist das so auch zu inkonsequent. Natürlich kann man einem Top-Stürmer zurechnen, dass er den Mitspielern durch bestimmte Läufe, Bewegungen, etc. den Prozess aufzeigt, also selbst steuert, wie die Chancenerarbeitung ausgeführt wird.

Und da das für alle Stürmer gleichermaßen gilt, unterscheiden sich Top-Stürmer selbstverständlich dadurch, dass sie sich wesentlich effektiver in Top-Positionen bringen, als Durchschnittsstürmer.

Jedoch, um Deine These nicht gänzlich außen vor zu lassen, sind diese Top-Stürmer auch irgendwann abhängig davon, in einer Top-Mannschaft zu spielen, da irgendwann die Abhängigkeit von Spielern gegeben ist, diesen Prozess auch qualitativ unterstützen zu können. Das wird dann im allgemeinen Fußballsprech dann gerne als der „nächste Schritt“ bezeichnet, da der Top-Stürmer entsprechend hochwertig qualitativen Support benötigt, um einerseits die entsprechende Zuarbeit für sein Spiel zu erfahren (i.S.v. „mithalten können“) aber auch, um sich selbst noch weiter zu entwickeln.

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