Nun ja, so einiges hat er schon verändert: Von einem 4-2-2-2 oder 4-1-4-1, das stellenweise wie ein 2-8 gewirkt hat, wurde auf ein strukturiertes 4-2-3-1 umgestellt.
In der Krisenphase vor der Länderspielpause wollten alle Offensivspieler überhastet und planlos in Zone 14 sprinten. Absicherung nach hinten: Wozu denn das? Es waren wirklich ein paar unangenehm anzusehende Spiele von uns.
Im Vergleich dazu spielen wir mMn aktuell deutlich langsamer im Aufbau, haben im Angriff verteiltere Positionen und nutzen die Räume links und rechts vom 16er deutlich besser.
Das Spiel hat sich insofern schon deutlich sichtbar verändert - selbst für Zuschauer / Laien.
Was da intern besprochen wurde, wäre sehr interessant. Dass es nur „Kleinigkeiten“ waren, plus EMCM als Zielspieler mag ich so recht nicht glauben.
Kimmich spielt deutlich defensiver und rennt nicht mehr planlos überall rum. Dadurch hat unser Spiel deutlich mehr Struktur und nicht mehr die gewaltigen Lücken im Mittelfeld.
Müller ist ja auch eher „unberechenbar“. Seit seinem Ausfall sieht man mehr einstudierte Spielzüge, so zumindest mein Eindruck.
Ob es daran liegt? Keine Ahnung, aber manchmal ist Fussball so einfach.
Ohne das Thema jetzt überstrapazieren zu wollen, mir fällt da eine schöne Erläuterung ein, die ich vor längerer Zeit mal auf spielverlagerung.de gelesen habe (von einem der Autoren, könnte René Maric gewesen sein): da wurde sinngemäß gesagt, dass die ganzen expliziten Spiel- und Taktikanalysen, die sie da machen, schlicht eine Beschreibung dessen darstellen, was auf dem Platz zu sehen war. Aber keinerlei Wertung, ob die Spielsituationen alls so geplant bzw. gewünscht waren oder sich eher zufällig / intuitiv entwickelt haben; und schon gar nicht im Sinne, dass der jeweilige Trainer das alles so vorgegeben hätte.
Was Du jetzt so an Zahlenspielen aufgeschrieben hast, mag inhaltlich korrekt sein - ich habe mir das nicht gemerkt. Entscheidend ist aber doch etwas ganz anderes: waren die von Dir und anderen wahrgenommenen Unterschiede vom Trainer explizit gewollt oder haben sich in den schwächeren Spielen einfach einige Spieler zu viel Freiheiten genommen? Oder haben sie aus innerer Unsicherheit einfach intuitiv gespielt (und zwar intuitiv falsch)?
Es ist doch im Fußball nicht so, dass man als Trainer in 2 -3 Wochen Dinge großartig einüben kann, die dann die Spieler wie Marionetten automatisch herunterspulen. Es kann kurz- und mittelfristig immer nur darum gehen, anhand von (Video-)Analysen und konkreten Übungen klar zu machen, wie sie nach Sicht des Trainers im Idealfall spielen sollen. Auf dem Platz müssen die Jungs das dann schon eigenverantwortlich und in Sekundenbruchteilen selbst umsetzen. Ein Gegner steht dann ja auch noch auf dem Platz. In dem Spannungsfeld kommt dann das heraus, was wir im Nachgang analysieren können.
Wir alle würden doch im positiven Fall (so was wie CL Titel) niemals denken und sagen, dass der Erfolg ausschließlich dem Trainer zu verdanken ist. Sonst wären die Spieler ja auch massiv überbezahlt.
Dann finde ich es umgekehrt auch falsch, in schwächeren Phasen alle Probleme auf den Trainer auszulagern.
Eine Mannschaft kann in eine Krise auch hineinstolpern - ist vermutlich meistens so. Entscheidend ist dann, wie alle Beteiligten damit umgehen, um wieder heraus zu kommen. Ancelotti und Kovac haben es nicht geschafft, in der „Krise“ die Mannschaft hinter sich zu bringen. Nagelsmann offenbar schon.
Darauf kommt es an, viel mehr als auf 4-2-2-2 oder 3-5-1-1 …
Ich denke, dass eine Top-Mannschaft mit dem falschen Trainer nicht 2top2 spielen wird. Nicht zwei Klassen tiefer, aber schon schlechter. Beispiele gibt es in Hülle und Fülle - der Wechsel von Tedesco zu Rose bei RB war nur das Letzte von Vielen.
Unter Kovac liefs mäßig, unter Flick dann exzellent - nur zwei Beispiele, die den Einfluß eines Trainers verdeutlichen.
Fazit: Der Trainer hat einen großen Einfluss auf die Leistung des Teams.
Natürlich spielt da nicht nur die Aufstellung im Sinne eines 4-3-3 oder 4-2-3-1 eine Rolle. Wohl aber die Motivation - er muss „die Kabine im Griff haben“ - und eine zum Kader passende Idee, wie die Spiele anzugehen sind.
Positionsspiel, Besetzung der freien Räume, Pressing versus Spielkontrolle…
Hier stelle ich größere Veränderungen nach der Länderspielpause fest. Dass die nur an bessere Laune festzumachen sind, kann ich mir nicht vorstellen.
Also nichts in Richtung „komplett umgeworfen“ habe ich je behauptet. Was an „seinen Ansatz korrigiert“ ist denn so unverständlich? Aber so gewinnt man halt leicht ein Scheinargument, eben eine radikalere Position zu unterstellen und dann dagegen zu argumentieren. Welcher Trainer wirft denn sein Konzept komplett um? @HorstMohammed beschreibt das Gemeinte hier sehr gut:
Dem kann ich vorbehaltlos zustimmen. Vorne haben wir jetzt mehr Breite und einen Zielspieler, die Mitte wird nicht mehr so sinnlos überladen, und es werden andere Passwege in den Strafraum gesucht als nur übers Zentrum. Die Staffelung der Offensivspieler ist anders. Das sind meiner Meinung nach schon nicht unwichtige Unterschiede. Ginge es nur um Bagatellen, wären wohl kaum die Aussagen von Hainer oder Salihamidzic bezüglich der Umstellungen motiviert gewesen, Kleinigkeiten ändert jeder Trainer von Woche zu Woche, das bedürfte keines ausdrücklichen Kommentars.
Und schließlich hoffe ich noch, dass dieser Passus nicht auf mich gemünzt ist (das schreibe ich, weil sich dein Post an mich richtet), denn keine meiner Äußerungen hat sich je auch nur im Geringsten in diese Richtung bewegt. Ich sage sogar ausdrücklich, dass sich meine Kritik am Spielstil nicht an den Ergebnissen entzündet.
Wurde Choupo nicht erst zum „Stammspieler“, nachdem Müller verletzt und krank ausfiel? Oder hab ich das falsch in Erinnerung?
Ob Choupo mit einem fitten Müller so viel Spielzeit auf dieser Position gehabt hätte, wage ich nämlich fast zu bezweifeln.
Im ersten Spiel nach der Länderspielpause gegen Leverkusen spielte z.B. noch Müller die 9er-Position.
Danach fiel er mit Erkältung und/oder Magen-Darm-Problemen aus und dann folgte diese Hüftverletzung. Seitdem spielt Choupo und es hat (Fußballgott sei Dank) so gut funktioniert, wie das wohl keiner erwarten konnte.
Die Unterschiede zwischen einem 4-2-2-2 und einem 4-2-3-1 sind in der Ausführung des FC Bayern Detailunterschiede. Ich habe nirgends gesagt, dass es keine Detailanpassungen gab, aber die Bayern haben ihre Spielweise und auch ihre Struktur nicht deutlich verändert von damals zu heute. Sagt Nagelsmann ja auch selbst.