Die Diskussion um die Körpergröße ist mir zu unterkomplex. Es gibt Torhüter, die sind 185cm groß, haben aber eine unfassbare Spannweite mit ihren Armen. Es gibt Torhüter, die sind 195cm groß, haben aber eine sehr kleine Spannweite mit ihren Armen. Was ist nun wichtiger? Und wo sprechen wir da über Sprungkraft? Schaut euch mal Nick Woltemade vom VfB an. Ein fürchterlicher Kopfballspieler. Alle würden vermutlich sofort sagen, der ist ein überragender Kopfballspieler, weil so groß. Aber da gehört eben mehr dazu. Iker Casillas war einer der besten Torhüter jemals. Der Mann war 1,85 Meter. Urbig ist 1,89, Kahn war 1,88. Und jetzt nochmal schauen, wie groß Sepp Maier war.
Das ist doch völlig überbewertet. Am Ende sind Reflexe und Sprungkraft entscheidend. Mit 1,85 kommst du in jeden Winkel des Tores ausreichend. Gern auch nochmal schauen, wie viel vier Zentimeter wirklich sind. Oder zehn. Das ist ein Unterschied, den man mit athletischen Fähigkeiten ausgleichen kann. Und andersherum ist es ein unterschied, der dir nicht garantiert, explosiv in die Ecke springen zu können.
Am Ende entscheidet nicht die Körpergröße, sondern die Qualität des Spielers sowie die Frage danach, wie athletisch, explosiv und vorausschauend er agieren kann.
„Muss jeder Torwart 1,90 Meter groß sein?“, fragte der Titan (selbst übrigens 1,88 Meter groß) in einer Sky -Dokumentation und lieferte die Antwort gleich mit: Ein gewisser Yann Sommer sei schließlich auch nicht der Allergrößte. „Und das kann man kompensieren als Torhüter mit einer exzellenten Sprungkraft.“
„Für mich ist wichtig: Sprungkraft, Timing und Antizipation eines Torwarts. Damit kann man einige Zentimeter wettmachen“, meint der ehemalige Gladbach-Torhüter Jörg Stiel im Gespräch mit SPORT1 : „Zudem sehe ich all die langen Torhüter nicht mehr an Flanken kommen als kürzere.“