FC Bayern nach Befreiungsschlag gegen Union Berlin zurück an der Tabellenspitze

Ist Konrad Laimer dann dieser Typus?
Ich bin mir nicht sicher, ballsicherer würde ich ihn nicht einschätzen, dafür schon klar defensiver orientiert als Leon, der immer auch einen Blick für Tiefenläufe hat. Aber ansonsten finde ich die beiden ziemlich ähnlich als Spielertyp.

Bei Ancelotti war mMn das Hauptproblem, dass die besondere Verbindung zwischen Trainer und Team anders als bei vielen anderen Stationen von Ancelotti bei Bayern nie entstand. Das lag in meinen Augen vor allem daran, dass Ancelotti bzw. Bayern im April 2017 in der entscheidenden Phase buchstäblich die Seuche am Fuß hatte: Man hatte Verletzungen von Stammspielern kurz vor dem CL-Viertelfinale gegen Real, in beiden Spielen einen unglücklichen Spielverlauf mit haarsträubenden Schiedsrichterfehlern (fairerweise muss man sagen auf beiden Seiten) und einem unglücklichen Aus in der CL und kurz darauf ein bitteres Scheitern gegen den BVB (2:3) im Pokal-Halbfinale trotz phasenweise drückender Überlegenheit und geradezu grotesk vergebenen Torchancen zum vorentscheidenden 3:1. Ancelotti hatte immer wieder betont und ja auch schon vorher gezeigt, dass er ein Trainer ist, der dafür sorgt, dass seine Teams in der entscheidenden Phase voll da sind und es deswegen im restlichen Saisonverlauf durchaus mal haken darf bzw. man hier auch mal Körner sparen muss. Das war für eine von Pep immer auf dauerhafte Perfektion getrimmte Mannschaft natürlich eine Umstellung. Wäre das Matchglück etwas mehr bei Bayern gewesen, dann hätte das wohl dazu geführt, dass Ancelotti auch bei Bayern so eingeschlagen hätte, wie er es zuletzt bei Real wieder tat. So sahen sich die Skeptiker in der Mannschaft und außerhalb eher bestätigt, dass Ancelottis Weg nicht den erwünschten Maximalerfolg bringt und das war der Anfang vom Ende für ihn.

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Als echten Sechser sehe ich ihn eben auch nicht. Eher als weiteren ziemlich kompletten Achter, der sich nach vorne und hinten einbringen kann. Ich denke, so eine Rolle wie Sabitzer anfangs der Saison könnte er gut spielen, was zumindest damals auch die Mannschaft gestärkt hat. Aber ich hätte schon gerne noch jemanden, der einen 1:0-Vorsprung in einem wichtigen Spiel über die Zeit retten kann, indem er entweder gegnerische Angriffe aufbricht (Modell Javi Martinez) oder den Ball kreiseln lässt (Xabi Alonso).

Definitiv.

Es gab im Gegenteil einen extrem starken Rechtsfokus.
Stanisic, wenn auch eher vorsichtig. Coman sowieso, Müller natürlich. Und überraschend oft auch Goretzka.
Musiala tendenziell in der Mitte.
Bemerkenswert, dass man die linke Seite im Grunde alleine hat von Davies beackern lassen. Was man so eigentlich nur bei einem Spieler mit einer so unfassbaren Physis wie Phonzie voraussetzen kann.
Wirklich eine spannende Taktiktafel. Wäre schön, wenn man mal JN bei der nächsten PK danach befragen würde.

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LVG ist der Trainer in den letzten Jahren den ich am wenigsten mit JN vergleichen würde. Er gilt, nicht zu Unrecht, ja als so etwas wie der Gründervater der FC Bayern-Erfolgsdynastie des letzten Jahrzehnts. Dementsprechend war bei ihm noch vergleichsweise viel Wildwest angesagt.
Die FC Bayern-Siegmaschine musste da erst noch konzipiert und konstruiert werden. :slightly_smiling_face:

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Goretzka hat diesmal mal wieder so gespielt wie er immer spielen sollte

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Nichts gegen van Gaal und seine Vorarbeit für den späteren Erfolg. Man sollte allerdings schon auch anfügen, dass er - wie übrigens auch Nagelsmann - auf eine gute Grundstruktur aufbauen konnte. Zwei Jahre vor ihm wurde eine Mannschaft, deren Kader zu einem großen Teil identisch mit dem von van Gaal war, souverän mit 76 Punkten Meister. Im Folgejahr unter Klinsmann (und Heynckes) gelangen immerhin noch einmal 67 Punkte, die von van Gaal in seinem ersten (und deutlich erfolgreicheren) Jahr gerade um 3 Punkte überboten wurden. Über van Gaals zweites Jahr hüllen wir lieber mal den Mantel des Schweigens. Da waren es zur Winterpause mit 5 Unentschieden und 4 Niederlagen schon genauso viele nicht gewonnene Spiele wie jetzt nach 22 Spielen.
Zudem kamen interne Unruhen, Probleme mit verdienten Spielen, die abserviert wurden (Lucio, van Bommel) etc. Summa summarum würde ich schon sagen, dass sich die Situationen gar nicht mal so unähnlich sind. Die Taktik, die van Gaal hinterließ, wurde im Übrigen auch erst durch einige Modifizierungen von Heynckes und dessen Kompetenzen im zwischenmenschlichen Bereich wirklich wettbewerbsfähig und erst bei Heynckes trat so etwas wie Konstanz auf. Über 1 1/2 Jahre „Wildwest“ ist doch eine schöne Parallele zu jetzt, oder?

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Deine historischen Ausführungen in Ehren, lieber @willythegreat !

Für mich steht LvG aber abseits aller Punktwerte für die Einführung konsequenten Flügelspiels im 4-2-3-1. Vorher hatte man entweder 4-4-2, oder mit dem guten alten Lodda, 5-3-2, oder was auch immer gespielt.

Zudem hat er Schweinis Karriere durch den Positionswechsel erst richtig in Fahrt gebracht und Müller sowie Lahm entwickelt.

All diese Aspekte haben mMn die Basis für den großen Erfolg der 10er Jahre gelegt, wie Du ja auch einräumst. Daher ist LvG für mich nach wie vor einer der wichtigsten Trainer der letzten 40 Jahre bei uns, auch wenn es sicherlich keine „goldenen Jahre“ waren.

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Es war vieles dabei, was seinen Legendenstatus rechtfertigt. In meine Top 5 der letzten 40 Jahre würde er es dennoch nicht schaffen.
Nicht ganz ernst gemeint, aber mal als Anregung: Stellen wir uns vor Nagelsmann wird entweder im Laufe dieser Saison oder in der Sommerpause durch einen anderen Trainer ersetzt, der aber an der Dreierkette festhält, den Zentrumsfokus im Wesentlichen beibehält und nur leichte Modifikationen auf dem Spielfeld durchführt, dafür aber ohne Reibereien bestens mit allen Spielern auskommt. Es gelingt dann bald darauf der Maximalerfolg auf allen Ebenen. Würde man dann Nagelsmann für seine Vorarbeit auch nachträglich ehren und sagen, dass er mit seiner Vorarbeit wesentliche Weichen gestellt hat? :wink:

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Ich teile ehrlich gesagt Deine Prämisse, dass Nagelsmann mit einigen Spielern Reibereien hätte und deswegen im Sommer entlassen wird, nicht. Natürlich hängt wie immer beim FC Bayern alles vom Erfolg ab, aber wenn der halbwegs stimmt, wird Nagelsmann die Chance bekommen, seine variable Spielidee selbst umzusetzen.

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Habe den Post von @willythegreat nicht so verstanden, dass er davon ernsthaft ausgeht, sondern es ist nur rein hypothetisch gemeint, um den Vergleich mit LVGs Nachwirkung zu illustrieren. Kann natürlich nicht für ihn sprechen, aber so lese ich das.

Edit: Einhaken würde ich an einer anderen Stelle, nämlich was die Einschnitte betrifft, die das Wirken beider charakterisiert. Die sind bei LVG m.E. viel tiefer als das bei Nagelsmann der Fall ist, und Nagelsmann variiert auch mehr, das Union-Spiel war in dem Zusammenhang eher „konventionell“. Will sagen: seine Ansätze stellen nicht so sehr einen Bruch mit der etablierten Spielkultur dar, das war für mich bei LVG radikaler.

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Wenn Nagelsmann vorher noch drei zukünftige Weltklassespieler formen würde, die bei uns auf Jahre hinaus unersetzlich wären - vielleicht?!

Edit: Gerade habe ich noch @gerhard s Post gelesen, den ich so teile: LvG hat den FCB vom Kopf auf die Füße gestellt. Diese Drastik der Umstellung kann ich bei JN - noch? - nicht erkennen.

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Vielleicht schafft Nagelsmann in seiner Amtszeit folgendes:
-Coman wird vom Typ der auf aussen aus dem Stand beschleunigt blind in die Mitte hämmert zum effektiven Torjäger und Assistgeber
-Upamecano macht den Schritt vom Man City Boateng zum Rio Boateng
-Musiala vom Marco Marin zum Messi

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Bin da absolut bei dir : LVG Hat das geschafft, was damals von Trapp erhofft wurde ( zum Glück hat sich der Holländer durchgesetzt :wink: )
Nämlich den FCB taktisch auf höchstes internationales Niveau zu bringen. Und das waren wir bei allem Respekt vor Hitzfeld nicht , bei Magath sowieso nicht.

Für mich hat LVG nicht geerntet- aber definitiv den Acker umgegraben und die Saat gesät.

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Sehe ich nicht mal im Ansatz so.
Du gibst die Antwort weiter unten in deinem Gedankenexperiment selbst.
Nehmen wir mal an Nagelsmann wird tatsächlich wie unterstellt entlassen. Das setzt natürlich zwingend voraus, dass die restliche Saison als Misserfolg beurteilt wird. Dann wäre sein zeitlicher Aufschlag hier auch mit LVG vergleichbar. Würde man ihn dann in irgendeiner Form ehren und nachträglich würdigen?
Die Antwort sollte klar sein. In dem Fall würde man seine Ära bestenfalls als Missverständnis, wahrscheinlich eher als krachendes Scheitern bewerten. Eher Klinsmann, als van Gaal.
Bei van Gaal ist das definitiv nicht so. Die Meinungen mögen auch da auseinander gehen. Aber vom Grundsatz her kenne ich eigentlich keinen Bayernfan, der die Ära van Gaal nicht zu würdigen weiß.
Und diese (experimentell unterstellte) unterschiedliche Würdigung erklärt sich aus den völlig unterschiedlichen Voraussetzungen unter denen die jeweilige Ära begann.
Im Jahr bevor van Gaal kam wurde man von St.Petersburg mit 0:4 aus dem UEFA-Cup (!) geschossen. Im Jahr als van Gaal kam, erlebt man in Barcelona die vielleicht schlimmste internationale Demütigung unserer Geschichte.
Als er kam war man nicht Meister, hatte das einmal in den letzten drei Jahren nur einmal geschafft. Wenige Monate vorher wurde man in Wolfsburg mit 1:5 lächerlich gemacht. Und so weiter und so weiter.
Von welchem Ausgangspunkt Nagelsmann hier begann, muss man wohl nicht weiter ausführen.

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Das mit dem Bruch sehen aber einige hier ganz anders und man liest sehr häufig, dass Nagelsmann mit allen Traditionen bricht. Ich sehe es wie du, dass die Unterschiede nicht so groß sind.
Das könnte mehrere Gründe haben: Evtl. ist Nagelsmann nicht so stur auf ein System festgelegt wie van Gaal. Evtl. traut er sich nicht, noch mehr Änderungen durchzupeitschen und versucht es deswegen mit „Kompromissen“?
Noch eine Frage an alle (bitte ehrlich sein): Wer war im Frühjahr 2011 nach den Niederlagen gegen den BVB (Klassenunterschied beim 1:3), Inter Mailand (2:3 nach desolater Abwehrleistung trotz eigentlich gutem Offensivspiel) und dem einfallslosen 0:1 Pokal-Halbfinalaus gegen Schalke zu 100% davon überzeugt, dass die Art von Fußball, die van Gaal spielen ließ zu 100% richtig ist? Ich gebe unumwunden zu, dass ich mir damals schon mehrfach die Frage stellte, ob nicht eine Rückkehr zum Fußball unter Hitzfeld eher von Erfolg gekrönt wäre als das Spiel unter van Gaal, das zwar offensiv oft schön anzusehen war, aber defensiv chaotisch war.
Dieses Gefühl von: „Was die Mannschaft sich mühsam aufbaut, reißt man mit dem A… wieder ein.“ hatte ich in der van Gaal Phase und das habe ich jetzt auch.

Die Frage ist rhetorisch nicht ungeschickt formuliert, aber doch arg suggestiv in der Zielsetzung. :wink:

Anders ausgedrückt: LvG war während seiner Amtszeit natürlich umstritten, die Nachwirkungen sind aber großteils unumstritten.

Bei JN wird das die Zeit zeigen. Ich gehe momentan davon aus, dass seine zweite Amtszeit bei uns erfolgreicher sein wird, als die Erste. :innocent:

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Das ist schwer zu beantworten, in der damaligen Zeit war Bayern in der Liga nicht so dominant und auch international fast schon 2-klassig.
Es war damals schon ersichtlich das der Verein mit LvG und auch LvG mit dem Verein einen Schritt geht der den Verein auf ein anderes Niveau hebt, auch wenn die 2te Saison mit LvG mäßig war.
Aber was die Spieler betrifft (Robben, Schweinsteiger auf die 6, Müller als Newcomer) und das Spiel-System über die Flügel war schon ersichtlich dass das Eck-Pfeiler sind für die Zukunft.

Ich glaube, das ist der zentrale Punkt, wahrscheinlich auch der Grund, warum man ihn geholt hat: Nagelsmann will (nach meinem Kenntnisstand) nicht ein festes System spielen, sondern Variabilität ermöglichen, damit die Mannschaft in unterschiedlichen Spielsituationen und gegen verschiedene Gegner nicht stur nach Schema F vorgehen muss. Wenn gegen einen Gegner partout keine Torchancen entstehen wollen (oder die Defensive zu sehr wackelt), soll seine Mannschaft in ein anderes Konzept umschalten können, wobei aber bestimmte Prinzipien immer aufrechterhalten werden.

Das fordert natürlich die Spieler mehr als ein immer gleiches 4-2-3-1 und dauert dementsprechend lange, bis es alle beherrschen; offenbar fühlten sich in der letzten Saison ja auch einige damit überfordert bzw. wollten einen langsameren Aufbau dieser Variabilität. Aber wenn es das Team mal verinnerlicht hat, hat man als Trainer ganz andere Möglichkeiten des In-Game-Coachings.

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Ich stimme dir in vielen Punkten zu, hätte aber hierzu noch ein paar Fragen bzw. Anmerkungen:

  • Ist ein 0:4 bei Barcelona (2009), wenn Breno, Lell und Oddo in der Abwehr spielen schlimmer als ein 0:4 gegen Real (2014), wenn die Mannschaft ausnahmslos aus Spielern besteht, die ein Jahr zuvor die CL gewonnen haben?
  • Warum dachte niemand daran, van Gaal noch einmal zu Bayern zurückzuholen?
  • Was wäre bezüglich der Einschätzung von van Gaal passiert, wenn nach ihm nicht Heynckes gekommen wäre, sondern ein Trainer mit anderer Spielphilosophie, der die Prinzipien von van Gaal wieder rückgängig gemacht hätte? Nehmen wir einfach den imaginären Fall an, dass Klopp 2011 zu Bayern gegangen wäre und mit Umschaltfußball hier Erfolg gehabt hätte. Es gab 2011 nach der Niederlage gegen den BVB nicht wenige Fans, die der Meinung waren, dass schnelles, direktes Spiel nach vorne dem Positionsspiel von van Gaal um Lichtjahre überlegen sei.
  • ist es nicht einfacher für einen Trainer seine Ideen umzusetzen, wenn die Mannschaft die er übernimmt, in den Jahren zuvor nicht so erfolgreich war?
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