Für mich sind das zwei verschiedene Ebenen.
Ich habe kein Problem damit, dazu Stellung zu beziehen, dass zahlreiche Menschen derzeit Opfer dieses Konflikts sind, die unschuldig sind. Ich bin pro Israel, wenn es darum geht, den Staat anzuerkennen, wie es in Deutschland auch eigentlich vorgelebt wird. Ich fühle eine große Solidarität mit allen Jüdinnen und Juden, die sich derzeit aufgrund des Terrors und der Folgen in Deutschland unwohl fühlen, gar Angst haben müssen, weil viel zu viele Leute diesen Terror unterstützen. Das ist beschämend. Ich fühle Solidarität mit den zahlreichen Jüdinnen und Juden, die derzeit in Israel um ihr Leben bangen und trauere um jene, die bereits verstorben sind. Gleichzeitig sind meine Gedanken auch bei jenen Menschen in Palästina, die unterdrückt werden. Da gibt es kein Schwarz, kein Weiß. Da gibt es so viele Grauzonen, die es zu beachten gilt, bevor man sich blind auf irgendeine Seite stellt und nur A oder B ausruft. Ich verurteile den Krieg, ich verurteile den Terror der Hamas.
Was Mazraoui anbelangt, ist es ein extrem komplexes Thema, das man nicht nur emotional betrachten kann. Dieses Thema ist in all seinen Facetten derart komplex, dass es für den FC Bayern sehr schwer ist, sich in einer Situation wie dieser so zu positionieren, wie du es beispielsweise verlangst: Mit einem Rauswurf. Das Statement von Mazraoui war nicht eindeutig genug formuliert für derartige Konsequenzen. Zu viel Interpretationsspielraum. Ich habe dazu meine Meinung, aber kann den FC Bayern in seiner Rolle verstehen. Würde man ihn jetzt deshalb rauswerfen, hätte man eine Diskussion an der Backe, der man nicht standhalten kann. Es gibt in diesem Szenario keinen Weg, der dem Klub nicht über mindestens eine Woche, vermutlich sogar länger hinweg nicht nur Unruhe, sondern sehr heikle Debatten einbringen würde, Verstrickungen, denen er nicht standhalten kann. Es ist der bequeme Weg, ja. Das sehe ich so. Aber die Alternative wäre verbunden mit Vorwürfen, die man nicht eindeutig nachweisen kann. Das Thema ist derart kompliziert, dass ich für einen Klub wie Bayern einfach keinen Weg sehe, eine solche Entscheidung angemessen durchzudrücken. Dieses ständig abwägende und allgemein formulierte Statement heute macht das sehr deutlich, finde ich. Man kann sich kaum ausmalen, was ein Rauswurf losgetreten hätte bei dem, was er tatsächlich gepostet hat. Da waren andere Fälle (Mainz 05) einfach viel klarer.
Einen Artikel daraus zu stricken, erachte ich aber als nicht zielführend. Das ist meine Meinung. Was es bräuchte, wäre eine Aufarbeitung, die ich aufgrund von fehlender Zeit nicht leisten kann.