Veröffentlicht unter: FC Bayern München: Multi-Club-Ownership? Das bedeutet das Engagement in Uruguay – Miasanrot.de
Der FC Bayern München geht mit der Übernahme eines Clubs in Uruguay neue Wege. Kritik dafür gibt es von der Fanszene, die Multi-Club-Ownership verurteilt. Doch was bedeutet das Engagement in Südamerika? Eine erste Einordnung. Ein Text von Philip Mussmann. Philip hat sich bei Miasanrot beworben. „Langfristiges Engagement bei Racing Club…
Ich versuche mal den Bogen etwas größer zu spannen.
Bayern gehört zu den Clubs, die Talente an sich weltweit scouten müssen, um in Zukunft konkurrenzfähig zu bleiben. Die Ergebnisse der Nachwuchsarbeit der letzten 15 Jahre sind ja jetzt nicht so, dass alles beim alten bleiben kann. Es ist ja so einfach, immer zu fragen, wann kommen die nächsten Thomas Müller, David Alaba, Bastian Schweinsteiger oder Philipp Lahm? Vielleicht ist die Antwort ja die, nachdem es die letzten 15 Jahre nicht geklappt hat, warum soll es dann plötzlich von heute auf morgen besser werden? Wenn das, was man früher gemacht hat, nicht mehr geht, muss man was ändern.
Multi Club Ownership, Kooperationen - das gibt es in anderen Sportarten doch auch. Persönlich meine ich, dass es für junge Menschen vielleicht hilfreich sein kann, wenn sie das Profidasein in anderen Organisationen als bei Bayern München erlernen. Eben bewusst nicht im Gefüge der Münchener Jugendarbeit, wo Talente Jahr für Jahr vor der Situation stehen, dass 50% ihres Jahrgangs durch den Raster fallen und nächste Saison nicht mehr dabei sind. Ein anderes Trikot tragen, einer anderen Organisation und anderen Fans verpflichtet zu sein - das ist doch nicht falsch.
Wenn Bayern eines aus dem jahrelang erfolglosen Südamerika-Scouting gelernt hat, dann war es das, dass der Sprung zu einer Organisation wie Bayern auch den Besten kaum gelingen kann. Sondern, dass der erste Schritt nach Europa in ein kleine Liga erfolgen sollte (übrigens, schon vor 25, 30 Jahren wechselten Spieler wie Romario oder Ronaldo (der „echte“) nicht gleich zu den CL-Titelasprianten. Sondern erst mal in die Niederlande, zu Eindhoven - warum wohl?).
Offenbar sieht Bayern gute Entwicklungsmöglichkeiten in der Schweiz, bei GC. Mal ausprobieren, würde ich sagen.
Schön, das man hier das Thema mal zusammenfasst.
Aber es bleiben natürlich die Fragezeichen, die schon seit Beginn der Kooperation bestehen.
Was wird tatsächlich geschehen? Inwieweit kann der FCB von einer solchen Kooperation überhaupt profitieren?
Das wird man wohl erst in einigen Jahren in der Rückschau beantworten können.
Schön komprimierter Artikel!
ein weiterer Baustein in der totalen Kommerzialisierung und Entfremdung - weg von dem was einen Verein ausmacht, hin zu einem globalisierten Konzern… gruselig und in meinen Augen abstoßend!
ich fühle mich in meinem steten Rückzug aus diesem Spektakel abermals bestätigt und ertappe mich immer häufiger bei dem Gedanken, dass ich froh bin, wenn im März Prime, im Sommer Sky und im Oktober DAZN ausläuft…
zurück zur Radiokonferenz und Sportschau, wenn überhaupt…
Ich befürchte ja, für den FCB wird nicht allzuviel rumkommen, da es an der Skrupellosigkeit und Konsequenz mangelt, die zb eine City Group hat.
Typisch Deutsch, wird man da wohl in fremde Strukturen investieren, ohne den Eigennutz an erste Stelle zu setzen.
Kann natürlich auch sein, dass man von vornherein die eigenen Ziele ordentlich absteckt. Wenn man es nur als intensiveres Scouting betrachtet, dann kommt vielleicht doch der ein oder andere Spieler dabei rum.
Klar. Ich finde es persönlich sehr angenehm, dass Philip hier nicht voreilig Position bezieht. Er zeigt auf, was passieren könnte, ohne zu sagen, dass es definitiv zu verurteilen ist und man mal abwarten müsse, wie es sich entwickelt. Das mag ich am Artikel.
Ob das jetzt eine Entfremdung ist, oder nicht, das muss jeder für sich selbst ausmachen.
Wer sich die sehr wichtige und interessante Grafik von @918 im MCI Mulitowndership Thread angesehen hat, sieht, dass dieses Modell gerade grassiert.
Persönlich sehe ich den Aspekt, dass es Investoren gibt, die gleichzeitig an großen Klubs beteiligt sind, die auch sportliche Rivalen sind sehr kritisch. Da macht die UEFA ein Tor auf, das neue Probleme schaffen kann (wahrscheinlich wird).
Für den FC Bayern geht es aber primär um die Entwicklung von Talenten. Das soll hier auch das Hauptthema sein.
Uruguay hat anteilig an der Bevölkerung die meisten Profifußballer der Welt. Ich denke, das ist mit ein wichtiger Punkt für diese Beteiligung. Es geht da hart zu. Das Land ist arm (im Vergleich zu uns). Den Menschen wird nachgesagt, dass sie sehr leidensfähig sind und harte Arbeiter. Wenn man sieht wie die Nationalmannschaft von Uruguay spielt, dann sind sie ja nicht so filigran wie die Brasilianer, vielleicht technisch etwas schlechter als Argentinien, aber die können kämpfen und beißen. Darum sind diese Spieler weltweit aufgrund ihrer Mentalität gesucht (was dazu führt, dass es prozentual gesehen so viele Profifußballer gibt).
Wie in dem Artikel auch gut geschrieben ist, ist aber der Weg aus Montevideo raus zum FC Bayern immer noch ein sehr, sehr weiter.
Ich denke darum ist dieses Red&Gold Joint Venture so entscheidend.
So ein Klub alleine, da bin ich mir nicht sicher, ob man da entscheidend profitieren würde.
So profitieren talentierte Spieler von verschiedenen Karriereschritten die sie gehen könnten. Sie können den Schritt nach Los Angeles machen, oder eben auch zu deren Ableger in die Schweiz (Grashoppers) oder Österreich (Wacker Innsbruck).
Das ist für alle Beteiligten interessant m.E.
Ich denke nur unter diesem Hintergrund macht dieses Engagment in Montevideo richtig Sinn. Es wurde wie ich finde gut vorbereitet und da passt jedes Zahnrad ineinander.
Nein, ich weiß nicht, ob es genau so funktionieren wird (ich habe keine „Beweise“). Die exakte Strategie der Zusammenarbeit mit den Red & Gold Joint Venture, das wurde nirgends so kommuniziert. Aber all das macht nur dann einen Sinn, wenn es verzahnt ist. Ich bin sicher, dass die Verantwortlichen so weit gedacht haben.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich das Ganze völlig emotionslos betrachte. Es ist offensichtlich, dass die Entwicklung im Weltfußball immer mehr in diese Richtung geht und dass man hier bemüht ist, diesen Trend nicht zu verschlafen. Das kann man kritisch sehen oder auch nicht.
Marcel Reif spricht mbMn zurecht oft von der „reinen Lehre“, wenn es darum geht, auf traditionelle Werte oder Ausrichtungen zu bestehen. Gerade die Ultras sind ja in letzter Zeit schnell dabei, alles zu verteufeln, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.
Nicht falsch verstehen. Ich persönlich sehe oft den Sinn darin, die Dinge zu benennen und auch zu diskutieren und manches führt dann auch zu gemeinsamen Ergebnissen - siehe das beendete Sponsoring mit Qatar Airways.
Aber im Großen und Ganzen ist es eben unausweichlich, dass jeder sich entscheiden muss, ob er die reine Lehre lebend nach und nach an Bedeutung im europäischen und damit Weltfußball verliert oder die Kröten schluckend dabei bleibt. Ich persönlich kann mit beidem leben. Wenn der FC Bayern sagt, wir machen bei allem nicht mehr mit und es reicht uns, in Deutschland um Meisterschaft und Pokal zu spielen und wir alle leben in unserer rein nationalen Glückseligkeit, werde ich diesen Weg annehmen und mich auch freuen.
Aber wenn der FC Bayern das nicht tut und den anderen Weg beschreitet, dann ist das für mich ebenso in Ordnung, denn so funktioniert das Spiel international nun einmal und die Welt dreht sich tatsächlich nicht nach unseren Befindlichkeiten.
Immer wieder wird als Paradebeispiel die Gründung des „FC United of Manchester“ angeführt, um aufzuzeigen, was passiert, wenn man das Rad überdreht. Ich persönlich fand das damals auch spannend, aber was wurde denn nach längerer Zeit im Nachhinein nachgewiesen? Fakt ist, dass man davon heute nichts mehr hört, weil es niemanden (außer den dortigen Fans) mehr interessiert und an den Bedingungen im Profifußball hat es überhaupt nichts verändert. Es ist ein tolles Projekt, aber wenn es mir irgendetwas „nachgewiesen“ hat, dann dass der Profifußball und all die dazugehörigen Geschäftsgebaren locker drüberstehen, ob es einem gefällt oder nicht.
Wenn man sich hier im Forum in den letzte Wochen umschaut, sich vor allem die Forderungen nach bestimmten Spielern, Trainern und gefälligst zu leistenden Erfolgen anschaut, wird schnell klar, welcher Weg damit indirekt als der „richtige“ angesehen wird.
Denn wenn wir ganz romantisch und traditionell bleiben wollten, brauchen wir über den Sinn oder Unsinn eines Araujo-Transfers in absehbarer Zukunft gar nicht mehr diskutieren, und zwar nicht nur deswegen, weil wir uns das dann nicht mehr leisten können, sondern weil solche Spieler dann irgendwann nicht mal daran denken, hierher zu kommen.
Ich sage nicht, das ist alles toll. Nicht falsch verstehen, aber es ist wie immer, wenn sich die Dinge nach persönlichem Empfinden verschlechtern. Man muss immer bereit sein, auch die Konsequenzen zu tragen, wenn man ideologischen Maximen folgen und den Fortgang der Entwicklung ablehnen will. Wenn mein Vater das Internetbanking ablehnt, dann muss er eben eine halbe Stunde mit dem Bus fahren, um sich seine Kontoauszüge drucken zu lassen. Wenn wir als Verein alles vermeiden, was moralisch oder aus traditioneller Sicht nicht 100% zur Romantik des Fußballs und der alten Welt passt, werden wir künftig den Anschluss verlieren und uns irgendwann nur noch nationale Titel holen. Wie gesagt … das ist weder gut noch schlecht, man muss sich nur entscheiden und zu den Konsequenzen ohne zu jammern stehen.
Und sollte irgendwann eine Superleague gegründet werden und nach und nach die großen Player umfallen und sich daran beteiligen, dann möchte ich mal sehen, ob der FC Bayern als Fels in der Brandung dauerhaft standhaft bleibt. Auch hier - ich bin kein Verfechter der Superleague. Aber man muss die Dinge einfach realistisch betrachten.
Es ist auch sehr schwer dazu irgendeine Position zu beziehen. Also schon richtig, sich da mit der Bewertung zurückzuhalten.
Was man da konkret plant erscheint noch immer recht rätselhaft. Wenn der erste Südamerikaner hier aufschlägt, wissen wir vielleicht mehr.
Nun, Position beziehen ist schon einfach. Ob das dann Substanz hat, ist die andere Frage.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass für mich persönlich (das darf und kann jeder gerne komplett anders sehen, völlig ok! ) die Entwicklung in Richtung MCO eine sehr ungute Entwicklung ist. Natürlich gibt es idealerweise „Synergieeffekte“, und diese kann man dann für den eigenen Klub von mir aus gerne als positiv bewerten. Aber einmal ganz abgesehen davon, dass ich es eher für fraglich halte, dass sich jetzt in den nächsten 5, 10 oder 15 Jahren mehrere potentielle Supertalente aus Uruguay oder Gambia im Kader des FCB wiederfinden: es widerläuft einfach der Idee eines Klubs mit einer ganz eigenen, „persönlichen“ Identität (sowohl in dem Klub in Uruguay wie auch bei den Bayern).
Es ist vermutlich eine kaum aufzuhaltende Entwicklung, gutheißen muss man sie trotzdem nicht zwingend. Ich würde es nicht ganz so „radikal“ wie @anon49020724 formulieren, weil ich immer noch gerne die Spiele der Bayern live anschaue, und nur eine Radiokonferenz sowie die „gute alte Sportschau“ mit Highlights mir da wirklich mittlerweile zu wenig wäre - aber die Entwicklung generell sehe ich auch nicht unbedingt positiv. Immer mehr teure Abos, immer mehr wirtschaftliche Verflechtung zwischen den Klubs - für mich (und ich betone: für mich) bewegt man sich schon auf einer gewissen Grenze.
Gewisse Näheverhältnisse gab es im Fußball doch schon seit den 1980er Jahren. Da hat der FC Bayern systematisch Spieler vom KSC verpflichtet. Kahn, Scholl, Kreuzer, Tarnat, Fink, Sternkopf … vom KSC kamen fast so viele Spieler und Legenden, wie es in einem vergleichbaren Zeitraum Talente aus dem Bayernnachwuchs zu den Profis geschafft haben (oder dort Legenden wurden).
Das RB Imperium hat dem Ganzen in den letzten Jahre eine neue Qualität verliehen, indem man zwei Clubs in zwei (unterschiedlich starken) europäischen Ligen etablierte, die locker flockig untereinander ihre Spieler tauschen.
Obwohl - auch in der Bundesliga coeistieren mal Bayer Leverkusen und Bayer Uerdingen. Wobei diese Clubs nach meiner Erinnerung untereinander kaum Spieler getauscht hatten (wäre auch zuuu auffällig gewesen).
So ein Modell wie damals mit dem KSC wäre heute doch kaum noch möglich. Sofort würden andere Clubs dazwischengrätschen.
Natürlich hat @anon49020724 recht - es ist ein weiterer Schritt ins Kommerzielle (vielleicht ist der FC Bayern München e.V. in 10 Jahren auch nur noch eine Aktiengesellschaft nach schweizerischem Recht - den alljährlichen showdown mit dem Club 12 auf der JHV entkäme man so auf recht elegante Weise …). Aber mir ist diese Kooperation auf sportlicher Ebene - die es eben schon immer „irgendwie“ gab - immer noch lieber als die Komplettausrichtung des Clubs an den Interessen und Vorstellungen von Sponsoren, wie sie der FC Bayern ja nun auch seit mehr als 10 Jahre betreibt. Denn immerhin geht es bei diesem Modell um Fußball, und nicht um „social media“ und follower auf Instagram.
In den letzten 20 Jahren waren Bayern-Meisterschaften „business as usual“. Interessanter Weise wuchs etwa gleichzeitig das Interesse vieler Fans an Bayern II, an der Damenmannschaft, oder am Entwicklungsgang von Bayern-Exprofis bei anderen Clubs (vor 20, 30 Jahren wurden „Abtrünnige“ noch mit Missachtung, ja mit teilweise blanker Missbilligung gestraft, und heute diskutiert man sogar einen Gravenberch, der nur ein Jahr im Club war). Darum mal die Frage - ist es denn wirklich „nur schlecht“, wenn sich der Blick dann vielleicht in Zukunft auf die Schweiz und das Abschneiden der „Zweigstelle GC“ in der dortigen Super League richtet? Spannender als die Frage, ob unsere „Zweite“ jetzt von der dritten in die vierte Liga ab- oder von der vierten doch mal wieder in die dritte aufsteigt, dürfte das allemal sein.
Hmm, auch dort wird dann ja über die Spiele des „globalisierten Konzerns“ berichtet. Konsequenterweise müsste man dann die komplette Berichterstattung meiden.
Wenn es darum geht, junge Spieler aus dem Ausland besser zu scouten, ist das IMHO noch nicht verwerflich. Hängt von der Art und Weise ab. Eine abschließende Beurteilung kann ich da noch nicht abgeben.
Sind wir da nicht seit der Gründung der Bundesliga?
Danke für den sehr interessanten Artikel, der mir eine neue Seite vom FCB aufzeigte.
@justin … da ich viel Auto fahre wäre es toll wenn MSR die Artikel als Audiofile zum Anhören anbieten könnte.
Wäre dies denkbar?
Zeitnah erstmal nicht, weil jeder Artikel dann eingelesen und hochgeladen werden müsste, das ist zusammen addiert zu viel Zusatzaufwand. Gibt bestimmt auch irgendeine KI-Lösung, aber die wird kaum jemandem gefallen.
Die schlimme Kommerzialisierung des Fußballs. Ja…es ist entsetzlich! Die Katastrophe begann, als Walter Fembeck mit 4400 Mark nach Nördlingen fuhr um Gerd Müller zu „kaufen“. 1973 kam Jupp Kapellmann für 800.000 Mark aus Köln
Wenn’s damals nach der allgemeinen Meinung gegangen wäre, würden in 50 Jahren programmierte Roboter spielen und der reichere Club hat die bessere Software. Aber Leute… es wird immer noch 90 Minuten ganz normal Fußball gespielt.
Die gibt es nicht nur sicherlich in der Tat, sondern sowas muss heutzutage kein bisschen mehr minderqualtitiv vom Endergebnis her sein - gerade beim Thema Sprache gab es ja nun zuletzt die größten Fortschritte in Bezug auf KI…