Veröffentlicht unter: FC Bayern: Wie Kompany das defensive Risiko sogar reduziert
Der Spielstil unter Vincent Kompany steht nach drei nicht gewonnen Spielen des FC Bayern München in der Kritik. Die These: Zu viel defensives Risiko. Eine Taktikanalyse. Vier vielversprechende Angriffe, drei Tore – Eintracht Frankfurt hat dem FC Bayern München klare Schwächen im System aufgezeigt. Wird das Mann-gegen-Mann-Pressing aufgelöst, brennt es hinten lichterloh. So zumindest die These. Solche Detailanalysen sind auf Dauer nur dann regelmäßig umzusetzen, wenn sich das Projekt finanziell lohnt. Wenn du unseren Content schätzt, dann überleg doch bitte kurz, was er dir wert ist. Hier geht es zu allen Unterstützungsmöglichkeiten. Wir schauen in diesem Artikel darauf, wie die…
Danke für die nochmalige Aufarbeitung!
Das Thema hat uns ja über die vergangenen Tage übel beschäftigt. Es scheint schwer zu akzeptieren, alte Denk-Schemata abzulegen. Umso wichtiger, dass Du die wichtigsten Punkte nochmal ansprichst, was VK’s System so vielversprechend macht - entgegen den üblichen Vorurteilen.
Besonders wichtig finde ich, dass Vince eben gerade nicht komplett ins Risiko geht, und ebenso die eigentliche (oder sollten wir sagen: versteckte/missverstandene?) Intention hinter seinem Ansatz beim Gegenpressing, die vielleicht nicht wahllos Torchancen en masse produziert, sondern vielmehr hauptsächlich der Ballrückeroberung dient.
Der weitere Punkt, den ich für wesentlich halte, um optimistisch in die Zukunft zu blicken, ist der Mann-orientierte Fokus. Das wäre rein von meiner persönlichen Vorliebe gar nicht mein bevorzugter Ansatz, aber nach den Erfahrungen mit Nagelsmann und Tuchel glaube ich auch, was Du andeutest:
Nämlich, dass diese Variante dem Kader und den Spielerprofilen besser liegen könnte als die bisherigen Versuche. Es bedeutet auch in meiner Wahrnehmung eine klarere Aufgabenstellung, und da wir einige Spieler haben, die hohe individuelle Qualitäten mit einer gewissen Fehleranfälligkeit paaren, könnte das im Mannschaftsverbund sogar besser funktionieren, weil es nicht zwingend einer Ansammlung großer strategischer Fähigkeiten bedarf.
Schön auch nochmal der Hinweis auf das Burnley-Narrativ, das sich leider auch hierzulande verbreitet hat.
Generell ist es schon eine Sisyphos-Arbeit, gewisse Schubladen immer wieder zu schließen. Ich glaube, wir könnten ab sofort kein Kontertor mehr kassieren bis zum 18. Spieltag oder so, dann verlieren wir ein Spitzenspiel durch 'nen Konter in der 90., dann werden trotzdem wieder viele sagen: Der Kompany, ich hab’s gewusst, viel zu riskant, das alles. Es ist einfach nicht totzukriegen - obwohl ihr euch auf MSR alle Mühe gebt, zahllose Argumente, Zahlen, Daten, Fakten und Artikel wie diesen hier in Stellung zu bringen.
Am Ende des Tages werden die Ergebnisse die Spielweise rechtfertigen müssen.
Die Kernfrage ist so ein bisschen, ob der hohe Ballbesitz-Fußball eine ganze Saison dazu beitragen kann, die Defensive auf einem wettbewerbsfähigen Niveau zu halten.
Aktuell verzeichnen die VK-Bayern einen brutalen Ballbesitz von 70,2% pro Spiel. Das ist historisch einmalig und noch einmal deutlich über dem bisherigen Bestwert aus Peps erster Saison 2013/2014, als Bayern auf 66,2% kam. Nun muss man natürlich berücksichtigen, dass eine Mannnschaft einen so extremen Wert über 34 Spiele wohl nicht komplett durchhalten kann. Dennoch ist davon auszugehen: wenn VK dieses System als sein Markenzeichen ansieht, wird der Verein Peps Bestmarke am Ende der Saison übertroffen haben und einen neuen Rekord beim Ballbesitz aufstellen, den selbst der Meister nie erreichte.
Gleichzeitig kommt die Mannschaft aktuell auf 4.93 xG against (expected Goals against, also zugelassenen Chancen). Auf eine ganze Saison gerechnet, wären das 27,93 xG against. Das wäre der niedrigste Wert seit Saison 2018/2019, als Kovac die Mannschaft trainierte. Witzigerweise hatte die aber unter ihm lediglich 62.2% Ballbesitz (Quellen: Whoscored, Understat)
Man kann also durchaus argumentieren, dass viel Ballbesitz und Dominanz mit weniger zugelassenen Chancen korreliert und diese Rechnung auf eine ganze Saison zumindest statistisch aufgeht. Was allerdings nicht heißt, dass es einzelne Spiele gibt, in denen es nach hinten losgeht. Diese haben wir bereits gesehen.
Vermutlich müssen wir uns einfach an deutlich extremere Bayern gewöhnen. Hohe Siege einerseits, in denen der Gegner erdrückt wird. Smarte Gegner andererseits, die 90 Minuten dagegen halten und 3 Tore aus 2 Chancen machen. Die VK-Bayern werden in vielerlei Hinsicht Extrem-Bayern.
Statistics are useful, but can lead to the wrong conclusions if taken in isolation.
Ballbesitz, xG, XGa - all valuable data points, but can mask the fact that with certain ways of playing an opponent’s 30% possession can be a lot more dangerous than your 70%. An opponents 1.0 xG can be a lot more likely to result in two goals than your 3.0 xG. The Frankfurt game is a good example, but there are many others.
One should always try to apply a qualitative overlay. I wouldn’t go as far as saying „Just trust your eyes“, but there is an element of that to be added to xG, xGa, etc.
PS: I greatly enjoy VK’s FCB. The above is not a criticism.
I agree on the thesis. I disagree on Frankfurt. If we look how the game went and how both teams scored and came to chances, it is much more likely that Bayern will win at least 7 out of 10 games if it goes like it did. Frankfurt one. I think xG is not the only thing you should look at, but 1.2 for Frankfurt is much more than they really deserved for how they played. Two goals were pure luck, one was a good play, at least one of the three goals had even a bad shot in the end. Normally Frankfurt won’t get anything in that game. They weren’t more dangerous nor they were better in any way.
Sorry, but if thats really regularly the case then XG would be rubbish - which I generally don’t see at all while following this value since about a decade now in almost any game I am interested in be it at Bayern or elsewhere…
No, of course you can occasionally have a „freak result“ like our last game (or even our last 3 games in a row, shit happens so to speak lol) but that should most definitely be the exception (which of course doesn’t mean you won’t find many such exceptional outcomes if you look at enough games - what counts is the fraction of games where that happens) at least in the longer run!
And yes, like @justin rightly pointed out a lot actually points to a freak result in this game just like in the last two before that.
And yes, 3 freak results in a row - that maybe sounds made up. But unfortunately sometimes bad luck hits you in a row. That’s life…
das macht es auf jeden Fall äußerst unterhaltsam - und das ausgerechnet dann, wenn ich alle Abos auslaufen lasse…
Natürlich hängt jetzt viel davon ab, wie die nächsten Spiele verlaufen und ob Kompanys Spielsystem sich (insbesondere auch gegen sehr starke Gegner) auch dauerhaft bewährt.
Aber man kann jetzt schon sagen, dass die Entscheidung für Kompany als neuem FCB-Trainer definitiv richtig war!
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Tuchel nimmt Kompany die Mannschaft mit, und es hat sich eine Aufbruchstimmung breit gemacht, die z.B. unter einem Rangnick oder Mourinho nicht in dem Maße zu erwarten gewesen wäre.
Es tut dem in vielerlei Hinsicht „eingefahrenem“ und über die Jahre erstarrten FCB-Team gut, dass durch Kompanys innovativen Ansatz wieder „Bewegung in die Erstarrung“ gekommen ist und die Spieler hochmotiviert mitgehen.
Auf zwei Fragen bin ich besonders gespannt:
a) Wie gerade die guten Gegner sich auf Kompanys System einstellen werden, wo dessen mögliche Schwächen liegen bzw. wie gute gegnerische Trainer versuchen werden, diese auszunutzen?
b) …und ob Kompanys Ansatz des Hochstehens, des Immer-sofort-drauf-Gehens und des Einschnürens des Gegners auf Dauer konditionell, kräftemäßig und von der permanenten Aufmerksamkeit und Konzentration her durchhaltbar ist - speziell in dieser Saison mit den extrem vielen Spielen?
Ein Problem scheint mir zu sein, dass wir zwar einen recht großen Kader haben, dass aber vielleicht nur höchstens 15 Feldspieler die physischen Voraussetzungen mitbringen (also hohe Geschwindigkeit sowohl des Aufbauspiels als auch des nach-hinten-Sprintens - als auch hohe Gedankenschnelle bzw. Geistesgegenwart), die Kompany für sein System braucht - und dass von diesen 15 meist auch noch 3-4 verletzt sind.
Das bedeutet nämlich in der Konsequenz, dass diese 11-12 „systemkompatiblen“ Feldspieler (zu denen z.B. Goretzka und Dier in Kompanys Augen anscheinend nicht zählen - und Müller auch nur eingeschränkt) permanent durchspielen müssen.
Und diese hohe Dauerbelastung mit kaum vorhandener Möglichkeit zur Belastungssteuerung und zu Regenerationspausen führt bei den Spielern, DIE ständig spielen, natürlich zu einer hohen Verletzungsgefahr. Und auch durch Kartensperren können immer mal wieder Stammspieler vorübergehend ausfallen.
Von daher vermute und hoffe ich doch, dass die Klubführung hieraus die notwendigen Konsequenzen zieht und im Winter-Transferfenster noch einmal nachrüstet (im optimalen Fall natürlich im Austausch mit Verkäufen und Ausleihoptionen von Spielern, die in Kompanys System gegenwärtig bzw. auf Dauer keine wirkliche Chance haben).
Und zwar v.a. in der Innenverteidigung (sofern nicht Ito und Stanisic nach ihrer Genesung voll einschlagen) und vorne in der Mittelstürmer-Position als Backup für Kane, der unter der enormen Dauerbelastung ja schon seit etlichen Monaten „kränkelt“.
Wenn der Verein diese Schritte umsetzt, so dass Kompany in der Rückrunde einen größeren Pool von „system-geeigneten“ Spielern zur Verfügung hat, gehe ich davon aus und hoffe ich, dass er auch auf Dauer erfolgreich sein und nach der ständigen Unruhe auf dem Trainerstuhl der letzten Saisons eine mehrjährige geile Ära prägen wird.
Zur Risikominimierung unter Kompany.
Diese Statistiken sind ja hier in anderen Threads schon ausgiebig diskutiert worden.
Eine wichtige Frage in dem Zusammenhang bleibt aber, ob das jetzt wirklich alles nur statistische Ausreißer und besonders effektive Abschlüsse der Gegner sind oder ob man nicht doch erwarten könnte, dass ein Ex-Welttorwart auch mal den einen oder anderen Schuss aufs Tor hält … !?
Oder anders: gegen Aston Villa war es sehr klar sein Fehler, der das verdiente Unentschieden gekostet hat, und gegen Frankfurt, wie von @justin ja auch schon thematisiert, hätte ja ein Save - den man erwarten darf - für den Sieg genügt …
Insofern darf man auch die „shit happens“-Einschätzung durchaus auf Manuel personalisieren und ihm wünschen, dass er tatsächlich in den nächsten Spielen mal wieder zum Matchwinner wird.
Nun - das letzte Tor gegen Frankfurt hätte doch einfach schon durch klügeres Spiel von Kimmich und Co. verhindert werden können. Dazu hätte man defensiv nicht mal besser stehen müssen. Ggf. müssen gerade Spieler wie er am Spielende mit mehr Kopf agieren. (wobei das auch bei Neuer gilt, der das auch schon in manchen Situationen in den letzten Monaten hätte machen können - gerade gegen Madrid war es ja der Abstoß/Abwurf vor dem einen Gegentor, den er anders hätte machen müssen).
Ich denke, das Problem manchmal ist eher ein Kopfthema im Team.
Alles richtig, aber 90 Minuten immer und in jedem Spiel der Saison voller Fokus und Fehlerfreiheit sind Utopie, die es nicht geben wird. Gerade in solchen Spielen auf diesem Niveau. Und ein Torhüter, der auch mal einen hält, den viele drin gesehen haben, ist da schon hilfreich. Zu seinen besten Zeiten zeichnete es ihn ja gerade aus, dass er in engen Spielen den einen oder anderen Punkt damit gesichert hat. Da gab es dann wenige Diskussionen darüber, warum dieser Konter entstanden ist, sondern eher darüber, wie Weltklasse dieser Torwart ist. Das gibt einem Team unglaublich Vertrauen und Ruhe.