Das hätte ich, ehrlich gesagt, nicht gedacht!
Obwohl ich gegen eine Rückhole von Nagelsmann war und mich von daher eher freuen müsste, bin ich doch gleichzeitig auch ein wenig schockiert darüber, welch geringe Anziehungskraft und Magnetwirkung der FCB im Gegensatz zu früheren Zeiten mittlerweile bei neuen Spielern und neuen Trainern genießt.
Was Spieler betrifft, so muss ich immer wieder an Hoeneß´ legendäres „wenn Sie wüssten, wen wir schon alles sicher haben“ denken.
Bei Spielern hat man sich in den letzten Transferperioden gleich mehrfach (auch über die Medien) auf Spitzenkandidaten fokussiert, mit denen man sich fast schon einig sei, von denen ein Großteil aber kurz vor Transferschluss doch wieder absprang. Schon damals habe ich mich immer gefragt, wie peinlich das doch für die Reputation unseres Clubs sein muss und wie suboptimal in der Führungsetage gearbeitet werden muss, wenn sich die umwobenen Spieler letztlich so oft gegen uns entscheiden.
Ein ähnliches Muster jetzt in der Trainerfrage. Nach den Verwerfungen und dem personellen Kuddelmuddel der letzten Jahre hat man doch gedacht, dass Freund, der Vorstand und der dann letztlich hinzugekommene Eberl nun seit vielen Wochen intensivst und hochprofessionell daran arbeiten würden, die Trainerfrage befriedigend und nachhaltig zu lösen und damit den überfälligen Kaderumbruch und die Verbesserung des Teamspirits zügig in die Wege zu leiten.
Stattdessen hat man zwar Tuchel (der jetzt in der CL ungeahnte Erfolge aufweist und das unglaubliche Kunststück fertigbringen kann, mit 3 verschiedenen Vereinen innerhalb von nur 5 Jahren ins CL-Finale vorzustoßen) gekündigt, aber danach „eine Sau nach der anderen durchs Dorf getrieben“.
Natürlich muss man immer etwas differenzieren zwischen dem, was der Verein wirklich plant, und dem, was die Medien verkünden, aber im vorliegenden Fall scheinen die Medien richtig gelegen zu haben mit den jeweiligen Wunschtrainern des Clubs. Demnach hat der FCB sich in den letzten Wochen nacheinander auf erstens Alonso, zweitens (für kurze Zeit) Rangnick, drittens De Zerbi und viertens Nagelsmann kapriziert und sie gewissermaßen öffentlich umworben.
Das magere Resultat ist jedoch seit heute, dass alle vier o.g. nacheinander dem FCB einen Korb gegeben haben, weil sie andere Optionen letztlich doch für attraktiver hielten als uns. Das ist schon peinlich.
Besonders beschämend wäre es, wenn sich herausstellen würde, dass Nagelsmann nur zum Schein mit dem FCB verhandelt hat, um beim DFB für sich bessere Konditionen auszuhandeln (ähnlich, wie es u.a. der ManCity-Spieler Walker getan hat).
Ich fürchte, dass durch das wochenlange „Setzen auf die falschen Kandidaten“ viel wertvolle Zeit verloren gegangen ist und man jetzt plötzlich, „right from scratch“, die Karten wieder völlig neu mischen muss und in der „Finalisierung der Trainerfrage“ fast da steht, wo man schon vor Wochen stand. Was natürlich auch von daher problematisch ist, weil der ganze Kaderumbruch und die anstehenden Vertragsgespräche (z.B. mit Kimmich) eng an die Frage geknüpft sind, wer denn nun der neue Trainer wird und wie und mit wem er plant.
Von außen betrachtet wirkt das für einen Verein mit dem Standing und der Historie des FCB doch wenig professionell. Es sei denn natürlich, man hätte die Medien ruhig ihr Zeug schreiben lassen, würde aber in den nächsten Tagen plötzlich einen guten neuen Trainer aus dem Hut zaubern, mit dem man sich hinter den Kulissen schon längst einig ist, ohne dass das bislang durchgesickert ist.
Sollte dies nicht geschehen, würden die jetzt erst beginnenden Vertragsverhandlungen mit einem neuen Coach außerdem natürlich mit dem Makel behaftet sein, dass der neue Kandidat sehr wohl weiß, dass er in den Planungen eigentlich bestenfalls die fünfte Wahl war.
Von daher hoffe ich sehr, dass der Spannungsbogen um die Trainerfrage bald ein Ende nimmt und der Verein einen wirklich guten neuen Trainer präsentiert, der auch selber gerne zu uns kommen und etwas Großes aufbauen will.