Ja, England - Deurschland wenn dann im Finale.
Ich habe gestern keinen starken Auftritt gesehen. Oder genauer: Keinen Auftritt, der Deutschland irgendwie zu einem Favoriten machen würde. Es war ein starker defensiver Auftritt eines spielerisch hoffnungslos unterlegenen Außenseiters. Ganz interessant die Anzahl der „angekommenen Pässe“, die ganz gut mein Gefühl wiedergegeben haben: nach 16 Minuten waren das 16! Ein Pass pro Minute kam an. Davon 80-90% in der eigenen Hälfte. Will sagen: In der Offensive war das alles bestenfalls Zufall, wie ja auch beim ersten Tor. Die Spanierinnen haben mich etwas an den FCB in den zahnlosen Spielen erinnert. Viel Ballbesitz, wenig Ideen im „letzten Drittel“, dennoch gefühlt hochüberlegen und die bessere Mannschaft. 8 von 10 Spielen gewinnen die gegen Deutschland - nämlich die, in denen nicht nach 3 Minuten so ein Bock passiert. Ich verfolge Frauenfussball gar nicht so intensiv, bin da ein „Eventfan“ und das gestern hat mich nicht unbedingt animiert, mehr zu sehen.
Gehe da mit, spielerisch war man klar unterlegen.
Dennoch hat man gekämpft und dagegengehalten und mit einer Portion Glück gegen den überlegenen Gegner gewonnen.
Es wäre nicht das erste große Turnier, bei dem einen sowas weit tragen kann. Damit meine ich das Erfolgserlebnis gestern und auch die defensive und effektive Spielweise.
Naja,
am ersten Spieltag hat Deutschland gezeigt wie stark sie offensiv sind.
Am zweiten Spieltag haben sie unfassbar gut verteidigt.
Spanien hatte kaum Torchancen.
Dir hätten noch ne Stunde weiterspielen können und hätten das Tor nicht getroffen.
Das ganze wird international schon hoch bewertet.
Frankreich, England und dann kommen auch schon wir.
Mag sein, und ich stimme k-dog ja auch in seiner Aussage zu.
Aber, wie hier bezüglich FCB und DFB Herren oft diskutiert: Gegen schwächere Gegner offensiv gut auszusehen und sich gegen spielstärkere Gegner hintenreinzustellen, ist nicht die ganz hohe Kunst bzw. kein Zeichen für einen Topfavoriten. Lass mich ja gerne eines Besseren belehren
Nun ja, den Eindruck könnte man haben. Allerdings haben sie noch nie ein Spiel gegen die DFB-Frauen gewonnen, und spätestens seit 2019 waren sie in den Vergleichen - ich meine, es waren drei - spielerisch so stark wie gestern. Die Verteilung der Spielanteile war, was nahelag, von der Trainerin so prognostiziert worden; wir kennen das auch von den Männerteams gegen Spanien 2008 und 2010 (die Blamage von 2020 mal beiseite). Und sie hatte auch angekündigt, dass man nicht so hoch werde pressen können wie gegen Dänemark.
Was sie nicht angekündigt hat: dass sie es aber direkt nach dem Anpfiff sehr wohl tun würden. Damit hat das Team die Spanierinnen überrascht, und der Bock der Torhüterin wurde genau durch dieses aggressive Pressing provoziert. Das war ein geschickter taktischer Kniff. Dass er funktionierte, war allerdings auch Glücksache, keine Frage. Sie haben es erzwungen.
Im übrigen erinnerte mich das Spiel an viele Matches der DFB-Männer im Laufe von Jahrzehnten gegen spielstarke Gegner: nicht über die Maßen elegant, aber grundsätzlich gut sortiert und überdurchschnittlich erfolgreich. Es gerät leicht ein wenig in Vergessenheit, weil in der jüngeren Vergangenheit häufig viel Ballbesitz und hübsche Spielzüge diverser guter Mittelfeldspieler bei mangelnder Effizienz das Problem waren. So eine Zielspielerin wie gestern mal wieder Popp hätten die Spanierinnen gut gebrauchen können, und die Diskussionen über Flicks Truppe landen in der Regel auch bei diesem Punkt.
Turnierfavorit ist das Team für mich nicht, wobei es gegen Dänemark auch andere Qualitäten gezeigt hat. Gegen England sähe ich es als Außenseiter, aber auch ein Halbfinale gegen z.B. Frankreich könnte durchaus Endstation sein. Dennoch überzeugt eine insgesamt sehr ausgewogene Teamleistung, und ausgeschlossen ist der Titelgewinn keineswegs.
Wenn man Spanien im Turnier schlägt, ist das schon aller Ehren wert.
Dass es keine Schönheitspreise gibt, hat sich oft genug bewahrheitet.
Natürlich hatte man mit dem krassen Geschenk zum ersten Tor schon seine Portion Glück. Man kann ja nicht mal behaupten, man hätte das erzwungen oder provoziert. Das kam wirklich aus dem Nichts.
Wie es Bühl dann allerdings letztlich gemacht hat, war schon Klasse.
Jetzt sollte zumindest das HF drin sein. Und wenn man so weit ist? Dann kann auch noch mehr gehen.
Das Team macht als Team jedenfalls bisher einen guten Eindruck.
Das kommt mir auch so vor bzw. ist schon auffällig.
Da trifft der Slogan „Die Mannschaft“ wohl wirklich mal zu
Gegen Spanien hat die DFB-Elf gezeigt, dass sie auch einen Plan B hat.
Gegen Dänemark war es Offensive von der ersten Minute an, gegen die Ibererinnen eine konzentrierte Abwehrleistung. Natürlich spielte der Torwartbock und das frühe Tor zusätzlich in die Karten. Wäre ansonsten vielleicht ein 0:0 oder 1:1 geworden. Im zweiten Durchgang hatte Spanien aber wiederum Glück, dass die Deutschen ihre Konter nicht gut ausgespielt haben (vielleicht das einzige Manko gestern).
… und dass die Notbremse von SR und VAR ignoriert wurde.
Wow, wie positiv das offensive Gewürge bzw. Nichts hier interpretiert wird. Wenn Spanien gestern Glück bei den deutschen Kontern hatte, hatte Deutschland tonnenweise „Glück“, dass die Spanierinnen nicht öfter gefährlich abgeschlossen haben.
Überhaupt finde ich interessant, wie positiv das Spiel auch in den Medien (die ich konsumiere) eingeordnet wird. Die SZ schreibt von überzeugend und „stark“ - in den Überschriften und dem Resumee, um zwischen drin aber durchaus festzustellen, dass man „nur hintergehechelt“ ist… naja, sei’s drum.
Geschlossenheit, Defensive Power und, nach einigen Chaos Minuten in HZ 1 auch Ordnung: Das alles habe ich auch gesehen. Ein „sehr gutes“, „starkes“, „beeindruckendes“, „überzeugendes“ oder wie auch immer diese Attribute lauten, Spiel nicht. Wie gesagt: Sei’s drum. Nicht mein Herzblut.
Klara Bühl hat es direkt nach dem Spiel bündig zusammengefasst: „Arbeitssieg. Braucht man auch mal.“ Zumal gegen einen zurecht favorisierten Gegner und nach in jüngerer Vergangenheit teils recht wackeligen Defensivleistungen.
Fußball ist Ergebnissport.
So alt diese Floskel auch ist, selten war sie passender.
Verliert man das Spiel wird die Mannschaft inkl. Trainerteam für die zurückhaltende und defensive Spielweise kritisiert.
So wird man eben gefeiert…
Ich hatte gestern nie das Gefühl, dass was anbrennen könnte.
Wie oft haben wir hier Mannschaften mit viel Ballbesitz kritisiert, wenn dabei keine Torgefahr entstanden ist (wie z.B. wir - teilweise - unter Guardiola). In den nächsten zwei Spielen können wir ja zeigen, was offensiv geht.
Gegen (wahrscheinlich) Frankreich wirds schwer.
Ganz so ungefährlich habe ich die Spanierinnen nicht gesehen und mich auch etwas über den TV-Reporter gewundert. Bis zum 2:0 kommentierte er ungefähr so, wie @JOP hier formuliert. Direkt danach „schaltete er um“: die können so lange spielen, wie sie wollen. Das wird sowieso nichts. Naja, wenn es so einfach wäre …
Nach gut einer Stunde, spätestens nach der von Frohms fantastisch parierten Großchance schienen beiderseits die Kräfte ein wenig zu schwinden und damit auch die Konzentration. Spanien, zunehmend auch unter Zeitdruck, kombinierte nicht mehr ganz so präzise, Deutschland spielte die Konterchancen nicht zu Ende.
Gegen Vize-Europameister Dänemark konnte man schon mal einen Eindruck davon gewinnen.
Ich glaube nicht, dass es da einen systemischen Zusammenhang gibt, will sagen, es ist nicht notwendigerweise so, dass ein auf präzisem Pass-Spiel und hohem individuellen technischen Vermögen (Ballbehandlung, Zweikampfführung) basierender Spielansatz, wie ihn oft spanische Teams - und so auch gestern - auf bewundernswerte Weise vorführen, zwangsläufig in geringerer Torgefährlichkeit resultiert. Das scheint mir eher ein klischiertes Junktim („brotlose Kunst der Schönspielerei“), das meistens in apologetischer und selbstgerechter Weise die einschlägigen Diskussionen dominiert. Dabei kommt es m.E. doch eher darauf an, wie die Spitzen individuell besetzt sind, und wie die dann mit den mannigfach herausgespielten Chancen am Ende der Verwertungkette umgehen.
Hätte Spanien gestern nicht gegen Deutschland gespielt, hätten sie bestimmt meine Sympathien gehabt. Ihr Vortrag war nämlich mindestens so eindrucksvoll wie unserer gegen Dänemark. Und vergessen wir mal auch nicht, dass Spanien ohne Weltfussballerin Alexia Putellas auskommen musste, die verletzt ist. -
Mich erinnert die Situation ein wenig an die unserer Herrenmannschaft während der letztjährigen EM - nach dem Portugal-Spiel als (Mit-) Favorit gehandelt, zerstoben die Hoffnungen recht schnell. Ich hoffe sehr, dass den Damen das erspart bleibt - die Abwehrleistung war hervorragend, aber spielerisch müsste man doch wieder an die Leistungen im Eröffnungsspiel herankommen, vor allen Dingen weniger Bälle sinnlos wegschlagen und die Passquote dringend verbessern, Situationen ruhiger ausspielen. Insgesamt finde ich das Niveau bei dieser Frauen-EM bisher erfreulich hoch.
Das sehe ich auch so. Wie auch die Anmerkungen zur „brotlosen Kunst“. Allerdings muss das deutsche Team auch auf Marozsan verzichten, was ebenfalls eine empfindliche Schwächung bedeutet.
Oh, Missverständnis, sorry: Mannschaften mit gepflegtem Kurzpassspiel haben selbstverständlich im Normallfall eine relativ hohe Anzahl von guten Torchancen - wenn sie es konsequent zu Ende spielen. Es liegt als nicht am System, sondern daran, wie es gespielt wird!
Das meinte ich: oftmals wird es halt nicht konsequent zu Ende gespielt (was natürlich auch an der verteidigenden Mannschaft liegt).
Um gleich ein zweites potentielles Mißverständnis zu vermeiden: ich kritisiere nicht grundsätzliche die spielerische Ausrichtung, die wir unter Guardiola hatten, aber ihr werdet schon auch einige komische und fruchtlose Spiele gesehen haben, so wie ich.
Ja, sorry, meine Antwort war nicht als Widerspruch zu dem, was du schriebst, gemeint, sondern nur als allgemeiner Kommentar zu dem angesprochenen Phänomen bzw. wie das oft wahrgenommen wird. Das hätte ich deutlicher ausdrücken sollen, mein Einwurf war nicht als Kritik an deiner Position zu verstehen. Dass es auch unter Guardiola bei uns oder z.B. City nicht immer „geflunzt“ hat, das sehe ich genauso. Der konkrete Verlauf eines Matches ist immer von vielen Unwägbarkeiten abhängig.
Interessant: so positiv kann man es auch sehen wie Max Jacob Ost im Gespräch in einer Dreierrunde.