Veröffentlicht unter: EM: Deutschland walzt Schottland zum Auftakt nieder
Deutschland walzt Schottland mit 5:1 nieder und schafft so den Traum-Auftakt in die Europameisterschaft 2024 im eigenen Land. Drei Dinge, die auffielen. Das war doch ein Auftakt nach Maß! Was hatte die Nation nur gezittert und gebibbert vor diesem Auftaktspiel. Einmal falsch abgebogen und der Traum eines neuen Sommermärchens wäre…
Die erste Halbzeit war schon sehr stark. Die Bewegungen mit und ohne Ball ergaben viel Sinn und auch die Zirkulation des Spielgerätes erinnerte mehr an die Leipziger Zeit denn an Nagelsmanns Zeit bei uns. Wobei die kompakte Ausstellung hinten eher gegen die Bayern oft zu sehen ist.
Jetzt stellt sich die Gretchenfrage. War die N11 so stark, dass Schottland paralysiert war oder war Schottland derart statisch, dass dadurch viele Elemente bei uns ineinander gegriffen haben?
Wahrscheinlich ein bisschen von beidem. Was mir verdammt gut gefallen hat, war, wie Musiala, Wirtz, Havertz und oft auch Gündogan aufeinander abgestimmte Läufe initiiert hatten, um die Pässe hinter die Abwehr zu ermöglichen. Hinzukamen sehr schnelle Pässe, die nicht ausschließlich im Handballmanier gespielt wurden.
Gerade vor dem zweiten Tor war Gündogans Pass auf Havertz derart genial, dass er für mich sogar insgesamt Spieler des Spiels hätte sein können. Wobei man den gesamten Team attestieren muss, dass niemand wirklich leistungsrechnisch abgefallen war. Mit einer Ausnahme vielleicht. Sane. Leider.
Aus meiner Sicht war sein verbockter erster Schuss ein Knick. Man hat gemerkt, dass in seinem Kopf gleich ein ganzer Psychothriller abgespult wurde. Und schon hat nichts mehr funktioniert. Bin sehr gespannt, ob ihn Nagelsmann da rausholen kann
Ich denke das ist egal.
Es war das Eröffnungsspiel des Gastgebers.
Da geht es viel mehr darum dem Druck stand zu halten und eine gute Leistung zu zeigen. Darum unter allen Umständen positiv ins Turnier zu starten.
Wie gut oder schlecht der Gegner dann ist, ist zweitrangig.
Deutschland hat es gestern mit Bravour gelöst.
Gegen Ungarn wird die Spieler eine optimistische Stimmung innerhalb und außerhalb des Teams begleiten.
Ich weiß, was du meinst und sehe es grundsätzlich auch so.
Dennoch wäre mir bei der gleichen Leistung ein 2:0 sehr viel lieber gewesen.
Zu viel Euphorie kann auch negativ sein…
Aus meiner Sicht passt das Ergebnis schon. Ist vor allem mal eine ordentliche Ansage an die nächsten Gegner. Nach den letzten Turnieren glaube ich auch nicht, dass die Mannschaft deswegen jetzt gleich abhebt. Die werden das schon einzuordnen wissen.
War gestern natürlich ein Start nach Maß, wobei uns sowohl die tiefe Verteidigung der Schotten als auch die am Anfang exzellente Chancenverwertung sehr stark in die Karten gespielt haben. Beides wird nicht immer so sein. Also ja, Ball flachhalten ist angesagt. Allerdings lasse ich mich leichtsinnigerweise zu der Aussage hinreißen, dass es diesmal nicht nach der Gruppenphase vorbei ist .
Ich gebe als Füllkrug-Fan zu, dass Nagelsmann sich einen interessanten Weg überlegt hat, um Gündogan mit Wirtz und Musiala als Halbzehner und dann Havertz als falsche 9 zentral (aber beweglich) davor zum Fliegen zu bringen. Wenn Kompany bei Bayern wirklich nicht mehr mit Flügelzange spielen will, sondern stattdessen auch mit Halbzehnern, wird er sich das interessiert angeschaut haben. Wirtz und Musiala fühlen sich da pudelwohl und wie man sehen konnte, Sané fremdelte nach seiner Einwechslung stark damit, er drängte direkt in seine üblichen Flügelläufe und fand damit wenig Unterstützung vom Rest der Mannschaft.
Ich glaube, Havertz wird zusammen mit klassischen Flügelstürmern nicht funktionieren (und ich fand ihn gestern auch nicht supertorgefährlich, er fügte sich halt mit seiner Technik gut ins Spiel ein), Füllkrug kommt aber offenbar mit beiden Paradigmen klar. Gündogan schien mir eigentlich am meisten davon zu profitieren und er hatte noch Kroos hinter sich, der alle Fäden in der Hand hatte. So frei wird das im Rest des Turniers nicht mehr funktionieren, aber es war schön anzusehen.
Und für Zweifler wie mich, die Musiala und Wirtz als Spieler ähnlichen Typs nicht zusammen auf dem Platz sahen, hat der Bundesnagi beeindruckend gezeigt, wie‘s geht. Falls wir wirklich mal finanziell und von der Strahlkraft her die Chance bekommen, Wirtz zum FC Bayern zu holen, dann könnte es so wirklich was werden. Ich glaube auch, dass Kane variabel genug wäre, um mit den beiden zusammen zu rocken. Wir bräuchten dann nur noch Alternativen für einen Gündogan auf der 10 und einen Kroos auf der 6.
Die Frage Havertz oder Füllkrug finde ich auch spannend. Letzterer hat mir als Stürmer gestern besser gefallen, aber zahlenmäßig kann man Havertz mit Tor und Vorlage natürlich auch nichts ankreiden.
Ich glaube nach den vielen Misserfolgen, tut etwas Euphorie ganz gut.
Also nach den ersten drei Spielen der Saison 22/23 mit Siegen gegen Frankfurt (6-1) Wolfsburg (2-0) und Bochum (7-0) dachte man in München ja auch schon, wer überhaupt dieser Lewandowski ist und dass man jetzt quasi unschlagbar ist. Dann kamen die ernüchternden Unentschieden gegen Gladbach, Union und Stuttgart sowie die wirklich ernüchternde Niederlage gegen Augsburg. Das war ein Merkmal von Nagelsmann beim FC Bayern. Oft gab es nur Spektakel oder Ernüchterung und jetzt darf man gespannt sein, ob Nagelsmann es schafft, dass, wenn es kein Spektakel mehr ist, nicht automatisch daraus Ernüchterung im Spiel entsteht.
Exzellente Chancenverwertung ist, denke ich, einer der Schlüssel gestern gewesen. Das wirkte, vom oberflächlichen Gesamteindruck her wie ein x-beliebiges Bayernspiel der Nagelsmann-Ära in der Post-Lewandowski-Saison. Von der ersten Minute an Vollgas, kluges Ballzirkulieren und viele Chancen. Nur war das bei uns meist, dass die Herren Gnabry, Sane und auch Musiala beste Chancen vergeben haben. Und der Gegner mit der ersten Torchance meist in Führung ging.
Die Gladbacher waren die ersten, die uns taktisch geknackt hatten. Nagelsmann hat darauf bis zum Freiburg-Spiel (!) als er mit 4-5-1 und Chuopo im Sturm gespielt hat, keine taktische Antwort gefunden. So ein überzeugender Sieg kann auch nach hinten losgehen. Ungarn und die Schweiz haben deutlich gesehen, wie man nicht gegen Deutschland spielen darf.
Ich glaube, dass es nicht so ist, dass automatisch ein Knick wie damals bei Bayern passieren muss, aber man wird nicht jedem Gegner 5 Tore einschenken. Die xGoals hat man gestern outperformed und „quasi“ die Tore geschossen, die man gegen die Ukraine nicht geschossen hat. Es kann gut sein, dass man in der Gruppenphase weiterhin viele Tore schießt und dann in der Ko-Phase wie gegen die Ukraine nicht mehr das Tor trifft. Das Glück kann natürlich auch noch in der Ko-Phase anhalten oder in den nächsten beiden Spielen fehlen und dann erst wieder in der Ko-Phase zurückkommen. Wenn man ganz viel Pech hat läuft es wie bei Bayern im Pokal gegen Gladbach. Diese große Schwankungsbreite war immer ein Merkmal von Nagelsmann bei Bayern. Meiner Meinung nach hat Nagelsmann jetzt den Vorteil, dass die Mannschaft besser ausbalanciert ist als damals bei Bayern und er braucht nur noch weitere sechs Spiele lang Glück. Trotzdem ist jedes Ergebnis noch möglich. Nagelsmann muss es schaffen die Schwankungen abzustellen und eher den Pfad zwischen den Extremen finden, wo man das Spiel zwar unspektakulär, aber dafür auch souverän und ungefährdet gewinnt.
Genau das war mMn unter Nagelsmann immer das Problem bei Bayern. Die Spiele, in denen es gut lief, waren eigentlich immer dadurch gekennzeichnet, dass man die Chancen ziemlich effektiv nutzte und oft auch schon früh in Führung ging. Mit fortschreitender Spieldauer ohne eigenes Tor wurde es dann meistens fahriger und gelang dann sogar dem Gegner ein Tor, weil in der Defensive Fehler unterliefen, dann war es meistens vorbei und mit viel Glück maximal noch ein Unentschieden drin.
Wollen wir mal hoffen, dass durch die Tatsache, dass mit Rüdiger, Tah, Kroos, Andrich und Wirtz die Hälfte der Feldspieler diese Saison genug Erfahrung damit gesammelt haben, Spiele, die nicht so „locker von der Hand gehen“ zu gewinnen, auch weiterhin ruhig gespielt wird, auch wenn nicht schon nach wenigen Minuten ein erster Hurra-Moment erfolgt.
Zarter Widerspruch. Zwar schaffte es Gladbach, Bayern weniger Räume zu bieten als RB im Supercup bzw. Frankfurt und Bochum in der Liga, aber die drei entscheidenden Faktoren für das Unentschieden und somit das Durchbrechen der Siegesserie waren mMn alle drei eher weniger taktischer Natur:
- Sommer zeigte sein „Gegen Bayern bin ich Weltklasse“-Gesicht
- Upamecano machte Upamecano-Sachen
- der VAR fand nach mühsamer Suche endlich den kleinen Zehennagel von Sane im Abseits und konstruierte daraus eine massive Ablenkung des Gegners, obwohl in solchen Fällen zu 90% auf passives Abseits entschieden wird (das Tor wäre das 1:0 und somit wahrscheinlich der Dosenöffner gewesen)
Es ist so eine Wohltat, dass nicht nach jedem relevanten Pfiff 5 Spieler zum Schiedsrichter rennen und auf ihn einreden. Danke für diese Verbesserung, bitte unbedingt in der BL einführen!
War für mich als Fußballästhet eh DIE Szene des Spiels. Allein dass man mit einer Ballannahme einen Gegner abschütteln kann, ist eine Nummer für sich, nicht wahr? Wie Jamal dann mit einer flüssigen Bewegung abschloss, war einfach nur wunderschön.
In einem anderen Thread wurde gesagt, dass das der Unterschied zu dem Jamal vom letzten Turnier war: die Hauptaktion im gegnerischen Sechzehner, statt dem Dribbling-Beginn in der Tiefe des Mittelfelds. Das stimmt zwar, führt uns aber direkt zum großen Mysterium des Spiels - der erstaunlichen Tatsache, dass die Schotten es Toni Kroos erlaubten, praktisch jeden Angriff anzusagen. Und wenn er das ungestört tun kann, passiert eben das, was Stefan Reinartz als Packing-Experte auf die griffige Formel des Kroos-Spiels bringt:
Er gibt dir 50 Meter.
Deswegen kamen Jamal, Flo und Ilkay ständig in direkter Nähe des Sechzehners in vielversprechende Positionen und mussten keine unnötigen Kräfte vergeuden.
Dazu auch das gute Scouting der deutschen Coaches, die erkannten, dass die letzte schottische Linie durchaus auch lange Bälle hinter die Kette erlaubt. So waren wir kaum auszurechnen und konnten unsere individuelle Qualität voll ausspielen.
Auch bei den anderen Punkten alles auf den Punkt gebracht, @Daniel.
Schön das spezielle Lob für Gündogan, Kimmich und Havertz, und gut analysiert!
Ich denke, dass das Selbstvertrauen jetzt insgesamt groß ist und alle Voraussetzungen für ein erfolgreiches Turnier erfüllt.
Warum einige jetzt schon wieder das Unken beginnen von wegen gnagnagna war nur Schottland, und Julian muss die Schwankungen in den Griff kriegen…
Leute, das ist ein Turnier mit K.O.-Phase. Es wird natürlich Schwankungen geben und hoffentlich auch ein Spiel, wo wir einen rechten Schmarrn z’ammspielen - und das Geheimnis besteht dann darin, das eben trotzdem dreckig zu gewinnen. Ich sag nur Algerien und Brasilien 2014, mehr Schwankung geht ja fast nicht.
Naja, dieses Muster setzte sich auch unter Tuchel fort:
Tolle Acht- und Sieben-Tore-Siege gegen Darmstadt und Bochum, ein 4:0 in Dortmund, aber später auch 1:5 in Frankfurt und in der Rückrunde die peinlichen Blamagen in Bochum, Heidenheim und Hoffenheim - sogar trotz Führung.
Dass die DFB-Elf jetzt nicht abheben darf, ist klar. Die Interviews nach dem Spiel haben das auch deutlich zum Ausdruck gebracht.
Die Ballannahme von Gündogan und der Pass auf Havertz vor dem 2:0 waren weltklasse. Dieses aufdrehen….perfekt!
Aber oft hatte man unter Tuchel schon gute Statistiken und dann einfach unglücklich wie gegen Bochum verloren.
Mich interessiert nur die Statistik oben links auf dem Bildschirm.