Ich hatte einfach das Gefühl, dass Bayern unter Tuchel souveräner war.
Genau das Gefühl hatte ich nie. Tuchel hat nie Angst vor Pragmatismus, vor dem nächsten dreckigen Sieg. Deswegen ist Tuchel für einen schnellen Erfolg in einem K.O.-Modus wahrscheinlich der erfolgversprechendere Trainer, aber er ist für mich keiner, der etwas aufbauen kann.
Nagelsmann will immer planvoll gewinnen. Nagelsmann muss vielleicht noch wie Pep ein bisschen von diesem Pragmatismus lernen, aber vom Potenzial her finde ich ihn um Klassen stärker. Ich war bei dem erzwungenen Wechsel zu Tuchel irritiert, aber erst mal nicht besorgt, weil ich ihn eigentlich für einen starken Trainer hielt. Um die Erfahrung der 14 Monate Tuchel reicher muss ich schon sagen, ich bin eher schockverliebt in Nagelsmann. Ich hätte mir gerne angeschaut, was Nagelsmann mit Kane, Guerreiro und Laimer angestellt hätte.
Das Spiel stimmt mich schon sehr optimistisch. Ich glaube, dass Nagelsmann genau die richtigen Spieler für sein Spiel hat. Er weicht ja etwas ab von der Maxime: In Ballbesitz breit stehen und das Spiel öffnen, gegen den Ball kompakt stehen. Stattdessen steht er gerne dauerhaft kompakt, um nach Ballverlust direkt wieder defensiven Zugriff zu haben. Breite gegeben haben meist nur Mittelstädt und Kimmich.Das passt wunderbar zu den Spielern, die er da hat, insbesondere natürlich Musiala, Wirtz und Havertz.
Mich wunderte trotzdem, wie nah die Dreierkette aus Rüdiger, Tah und Kroos im Aufbau zusammen stand. Das waren ja gefühlt nur 5 Meter Abstand zwischen den einzelnen Spielern. Kann mir das wer erklären?
Wurde außerdem gestern von einem Freund auf Müllers Vorarbeit beim 5:1 hingewiesen - das war ja zum Zungenschalzen und ist mir live nicht so aufgefallen! Er macht da einen Laufweg in die Tiefe, in einen eher ungefährlichen Raum. Sein Gegenspieler verfolgt ihn und Müller spielt dann mehr oder weniger blind den Assist in den Raum, den er mit dem Lauf selbst geöffnet hat. Müller macht Müller Sachen