Veröffentlicht unter: EM-Blog, Tag 2: Eiskalter Genuss
Wir starten in unseren EM-Blog mit dem Rückblick auf den zweiten Tag der EM in Deutschland. Ein roter Faden zieht sich dabei durch alle Spiele. Der zweite Tag der Europameisterschaft ist vorbei und obwohl die meisten Teams noch gar nicht gespielt haben, kann man einen roten Faden entdecken, der sich…
Schöne Idee mit dem EM-Blog.
Da musste ich gestern an den alten Witz in aktualisiertem Gewand denken.
Leute haben die Schule abgeschlossen, geheiratet, Kinder bekommen. Die haben in ihrem Leben noch nie eine kroatische Nationalelf ohne Modric erlebt.
Gottseidank keine ewigen Nachspielzeiten!
Die Chancenverwertung ist bisher echt krass. Nachdem das Zielwasser bislang noch nicht erfunden wurde, muss man das aber denke ich als statistische Anomalie einstufen. Es werden schon noch genug Schüsse auf der Tribüne landen…
Bei den Spaniern ist mir gestern speziell Yamal aufgefallen (wurde Musiala gestern eigentlich im DFB-Quartier gesehen? ).
Bzgl. des Nachspielzeitdilemmas frage ich mich manchmal, ob nicht evtl. die Umstellung auf „Nettospielzeit“ (wie z. B. beim Basketball) die beste Lösung wäre (radikal, ich weiß). Dann hätten sowohl die nervige Zeitspielerei mit Wunderheilungen in Sekundenschnelle als auch die XXL-Nachspielzeiten ein Ende. Dann würden Spiele immer 90 Minuten (oder meinetwegen auch kürzer) dauern und nicht solange, bis B04 mindestens einen Punkt holt.
ich empfinde die Reduzierung der Nachspielzeit als große Ungerechtigkeit zu Gunsten der Zeitschinder… was soll das?
endlich wurde dieses elendige Zeitspiel ausgeglichen und jetzt das!
Sehr schöne Zusammenfassung der ersten Tage, muss sagen was ihr hier liefert bisher zur EM ist wirklich top top top (so wie immer eben).
Sehe ich genauso. Sollte nicht belohnt werden das Zeit schinden.
Gelb für Zeitschinden statt unendliche Nachspielzeit.
Aus meiner Sicht sind halt leider alle bisherigen Eindämmungsversuche gescheitert. Gelbe Karte wird nie konsequent durchgezogen (spätestens vor Gelb-Rot schrecken die Schiedsrichter dann zurück) bzw. von den Spielern halt einfach in Kauf genommen und lange Nachspielzeiten verhindern auch nicht, dass Spieler (nicht ganz erfolglos) darauf pokern, dass ihre Zeitschinderei nicht zu 100 % oben drauf kommt. Wie lange der Schiri nachspielen lässt, bleibt halt eine subjektive Entscheidung. Der eine sagt 5, der andere 10 Minuten. M. E. wäre konsequentes Timekeeping der einzig erfolgversprechende Ansatz. In anderen Sportarten funktioniert es ja auch.
Ich würde das auch mal gerne als Test sehen. Ideen dazu gibt es ja schon lange (z. B.: Hat ein Spiel bald 60 Minuten?: Fifa plant Fußball-Revolution - n-tv.de), ich rechne allerdings nicht damit.
Danke für den Link, @Georg : die im Artikel zitierte „Hybridmethode“ finde ich persönlich sehr interessant. Dass der Fußball radikal auf 2x30 Minuten Nettospielzeit wechselt, halte ich auch für unwahrscheinlich. Das „Hybridmodell“ würde dem elenden Zeitspiel in den letzten Minuten zumindest einen gewissen Riegel vorschieben. Ich finde es einen spannenden Ansatz, der auch praktisch nicht schwer zu realisieren sein sollte.
„Würde man an der bisherigen Spielzeit von zwei Halbzeiten mit je 45 Minuten festhalten, soll dies in den letzten fünf Minuten des ersten und in den letzten zehn Minuten des zweiten Durchgangs geschehen. Weil laut Ifab in diesen Phasen „die Spieler am wahrscheinlichsten auf Zeit spielen.““
Finde die Idee des EM-Blogs auch super. Und tolle Ausführungen von @Daniel.
Ich verfolge abseits der deutschen Mannschaft zwei Frage am dringlichsten:
- Holen sich die Engländer endlich die Lorbeeren ab, von denen ihr Spielermaterial schon seit Jahren kündet?
Ich würde das vor allem Harry Kane sooooowas von gönnen (ihr wisst schon, Titel und so). Da ich sowieso anglophil bis zum Geht-Nicht-Mehr bin, hoffe ich ganz arg auf einen Europameister England - sofern wir es nicht werden. - Welcher Stil wird sich schlussendlich durchsetzen?
Brutal öde fände ich den pragmatischen Deschamps-Ansatz der defensiven Stabilität und individuellen Klasse. Meine Hoffnung deutet sich ganz zart an durch die bisher erzielten Tore. In der SZ wird geraunt, durch die reichlich beteiligten Trainer, die eher aus dem Klub-Fußball kommen, könnten mehr und vielfältigere taktische Varianten Einzug erhalten, durch die die alte Turniere gewinnst du mit defensiver Stabilität-Schule ins Wanken gerät. Träumen darf man ja.
Ah, sehr cool, wusste gar nicht, dass die FIFA da tatsächlich schonmal drüber nachgedacht hat. Aus meiner Sicht sollte man es dann konsequent handhaben und 2x30 Minuten netto spielen. Wirkliche Nachteile kann ich mir dadurch eigentlich nicht vorstellen. Wäre sehr interessant, das zumindest mal zu erproben. Aber auch mir fehlt der Glaube. Für so einen tiefen Eingriff ist die Hemmschwelle schon sehr hoch…
Inwieweit die Veränderung Nachteile hätte, liegt natürlich im Auge des Betrachters. Denn wie du schreibst: Es wäre ein tiefer Eingriff.
Was sich ändern würde:
- Viele Detailfragen, wann denn die Zeit angehalten wird. Bei jedem Einwurf oder nur bei Fouls/Toren/VAR/Abseits? (Im American Football wird die Zeit z.B. nicht immer angehalten. Die Details sind dort teils recht kompliziert.)
- Spiele würden brutto deutlich länger dauern. Heute beträgt die Nettospielzeit deutlich weniger als 60 Minuten. 60 Minuten netto würden garantiert über 100 Minuten brutto bedeuten, vielleicht auch 110.
- Pausen während des Spiels würden wahrscheinlich zunehmen. Man „schadet“ ja niemandem, wenn man sich 30 Sekunden Zeit für den Einwurf lässt.
- Der weitere Schritt hin zu Timeouts wäre relativ kurz.
- Zeitspiel würde nicht verschwinden, sondern sich verändern. Auf Zeitspiel mit Ball.
Hier Argumente gegen die Nettospielzeit (die mich aber nicht überzeugen): Nettospielzeit im Fußball - warum sie nicht kommen wird | sportschau.de
Das einzige stichhaltige (nicht gute) Argument gegen die Nettospielzeit sind wie üblich die kommerziellen Aspekte. Dass Sicherheitskräfte und U-Bahnen nicht problemlos 20 Minuten länger bereit stehen könnten mag glauben, wer will.
Abgesehen davon ist Fußball im Kern ein Sport, dessen Funktionäre sich meist gegen Veränderungen sperren, solange die nicht dem eigenen Portmonnenggg dienen. Gäbe es die Chance, über Nettospielzeiten den US-Markt zu erschließen, dann hätten wir diese schon lange.
Die TV Anstalten würden durchdrehen, weil es ihnen die Werbeblöcke sprengt. Sky hat wahrscheinlich im Strahl gekotzt, als sie bei der 15:30 Konferenz keine Werbung schalten konnte weil irgendwo wegen der Tennisbälle die Halbzeit durchgespielt wurde und es nahtlos anderweitig weiterging.
Das wäre bei der grosszügig gestaffelten EM halb wild, aber bei solchen Präjudizien ist die Uefa sehr vorsichtig.
Ich würde dann dazu neigen, wie beim Basketball bei jeder Unterbrechung die Uhr anzuhalten, dann gibt es keinen „Radi“.
Spiele würden brutto deutlich länger dauern. Heute beträgt die Nettospielzeit deutlich weniger als 60 Minuten. 60 Minuten netto würden garantiert über 100 Minuten brutto bedeuten, vielleicht auch 110.
Es müssten ja nicht unbedingt 60 Minuten sein.
Pausen während des Spiels würden wahrscheinlich zunehmen. Man „schadet“ ja niemandem, wenn man sich 30 Sekunden Zeit für den Einwurf lässt.
Da sollte man m. E. dann einfach nach dem Prinzip „X Sekunden bis zur Spielfortsetzung oder Ballverlust“ vorgehen.
Der weitere Schritt hin zu Timeouts wäre relativ kurz.
Ein Timeout pro Halbzeit wäre für mich auch kein Problem. Wird im Moment ja auch gern über „taktische Verletzungspausen“ geregelt.
Zeitspiel würde nicht verschwinden, sondern sich verändern. Auf Zeitspiel mit Ball.
Gegen legales Zeitspiel hätte ich nichts einzuwenden. Wenn sich jemand mit dem Ball an die Eckfahne stellen will, soll er es tun.
Am Ende ist $$$ wohl wirklich der Hauptgrund. Wobei auch da gilt: Bei anderen Sportarten funktionieren die Übertragungen auch. Equipment dürfte nicht das große Thema sein, im Basketball gibt es bei jedem Kreisklassenspiel eine Shotclock. Falls das wirklich nicht zu stemmen ist, könnte man die Einführung ja auch auf den Profibereich beschränken.
Mein Senf zu 2 Punkten (würde sich wohl besser im SR Thread machen, aber die Diskussion läuft gerade hier)
- Den Nachschuss beim Strafstoß würde ich sofort abschaffen. Der Nachteil, den die Mannschaft durch ein Foul im Strafraum erleidet hat, wurde doch einen Torchance mit knapp 80% Wahrscheinlichkeit bereits überkompensiert. Warum sollten da noch weitere Möglichkeiten gegeben werden. Es ist jedes mal ein Drama: Wer stand bereits auf der Strafraumlinie? Hat der TW den Ball vor dem Pfosten noch berührt? Nicht nur im Profi- sondern auch im Amateurbereich, wäre die deutlich bessere Lösung kein Nachschuss, analog zum Elfmeterschießen.
- Wie schon richtig festgestellt wurde, würde das Zeitspiel bei laufendem Spiel durch eine Nettozeit nicht positiv beeinflusst, sondern sogar aufgewertet. Also sollte man konsequent Quick Wins für das Reduzieren des Zeitspiels während der Spielunterbrechungen nutzen:
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TW hat nur noch 8 Sekunden Zeit um den Ball aus der Hand zu lassen. Wie im Basketball kann der SR, die ablaufende Zeit durch eine Geste anzeigen. Ein Verstoß wird mit Eckball geahndet. Wurde ja bereits thematisiert:
Sitzung der Regelhüter in Schottland: Als Test - zwei Sekunden mehr für die Sechs-Sekunden-Regel? | sportschau.de -
Beim Einwurf (am besten wäre meiner Meinung eh ersetzen durch Ein-Passen und Ein-Dribbeln) gilt eine 8-Sekunden-Regel bei der Ausführung, sobald der Ball in der Hand ist. Verstoß führt zu Einwurf der gegnerischen Mannschaft. Wenn der Ball nicht in die Hand genommen wird, folgt eine Verwarnung. Ballkinder würde ich bitten, wie beim Hockey, den Ball direkt vor der Linie bereit zu legen.
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Freistöße/Eckbälle können ebenso behandelt werden. Sobald die Freigabe erteilt, hat der ausführende Spieler nur 8 Sekunden Zeit um den Ball ins Spiel zu bringen. Ansonsten indirekter Freistoß oder Abstoß.
Beim Einwurf würde ich gerne sehen, dass der Spieler, der am nähesten zum Ball stand einwerfen muss. Wenn da ein kleiner Pulk war, dann halt einer von denen. Aber dieses „Warte, ich werf ein… Achne, doch nicht, mach mal Du, der maximal weit weg steht bitte“ ist schon ziemlich nervig manchmal.
Beim Einwurf würde ich gerne sehen, dass der Spieler, der am nähesten zum Ball stand einwerfen muss.
Das würde aber im Grenzfall dazu führen, dass der Schiri wie beim Curling den Zirkel rausholen muss . Nur dass Spieler halt keine Curlingsteine sind. M. E. sind Zeitlösungen da deutlich einfacher umsetzbar: „Entweder ihr schafft es, innerhalb von 10 Sekunden einzuwerfen, oder der Gegner kriegt den Einwurf“. Dann dürfte es nur noch selten vorkommen, dass sich jemand vom gegenüberliegenden Spielfeldrand in Rollatorgeschwindigkeit auf den Weg macht.
Edit: Bzgl. personeller Umsetzbarkeit: Nettospielzeit liesse sich m. E. auch ohne personellen Mehraufwand umsetzen. Dann bekommt der Schiri halt einen Klicker, der per Mobilfunk (oder in Deutschland ggf. lokal per Bluetooth) die Uhr anhält. Damit wäre das Problem denke ich gelöst.