Elend und Ekstase: Eine Topographie des Bayern-Fans

Lies vielleicht nochmal. Die Frage passt nicht zum Text.

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Ich habe das so verstanden, dass er die Bindung zum Verein verliert und nur noch Spiele verfolgt um sie zu analysieren.
Wie hast du das gemeint?

Phase 1 innerhalb dieses Posts:

In dieser Phase distanziert sich der Fan aus diversen Gründen von seinem Klub, weil er gewisse Dinge nicht mehr kritisch hinnehmen kann. Weil ihn das Interesse am Klub, am Fußball generell und letztlich vieles, was damit verbunden ist, nicht loslassen, „flüchtet“ er quasi auf eine sachlich-analytische Ebene. Bedeutet: Ja, die Emotionen sind weniger geworden, aber die Faszination am Klub ist auf eine andere Ebene gewandert.

Kann man dann noch Fan sein? Schwierig. Es ist eine sehr komplizierte Beziehung, in der man auch selbst immer wieder hinterfragt, ob das noch Fansein ist oder nicht.
Phase 2:

Die Person merkt zunehmend, dass die klare Trennung nicht immer funktioniert, dass Emotionen dann irgendwie doch einen Weg finden und man nicht so abgestumpft ist, wie man es selbst dachte. Hier entsteht dann eine Mischung aus beiden Welten, die sicherlich anders ist als der weitestgehend emotionale Fan, der sich an seinem Klub erfreut und der sich darüber auch definiert, emotional zu sein.

Kann man sich dennoch als Fan bezeichnen? Ich finde: Ja. Das schließt sich nicht aus. Und

ist es ja eben nicht. Nur eine bisweilen komplizierte, manchmal auch stressige, aber manchmal eben auch erfüllende Beziehung, in der die Emotionen schwanken.

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Meine Wurzeln als Fan des FCB sind Schwarz/Weiß. Ich war schon immer Fan des FCB, nur mein Heimatverein, der FC Lichtenfels, damals in der Fußball Bayernliga, konnte da hinreichen. In den 60er Jahren wartete ich schon sehnsüchtig auf die Sportschau, mit Ernst Huberty mit seiner berühmten Klappscheitelfrisur. Nach dem Regionalliga-Fußball kam die 1.Liga mit u.a. auch FCB. Müller, Schwarzenbeck, Bulle Roth, Sepp und vor allen Dingen unser Franz. Auf unserer Fußballwiese am Bahnhofsplatz war ich immer der Franz Beckenbauer. Eine kurze Sympathiedelle bescherte mir die Knorr Werbung meines Idols. Erst einige Jahre später kehrte ich reumütig wieder zu meinen Wurzeln zurück. Bis heute mit zunehmender Intensivität, was man auch an meiner Zuneigung zu MSR sehen kann. Einmal pro Saison schaue ich mir auch ein Live-Spiel in der AllianzArena, diesmal das Eröffnungsspiel gegen RBL. Und so wird’s hoffentlich immer bleiben. In welche der vorgegebenen Kategorien ich falle…???

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Ich habe ein klein wenig ein schlechtes Gewissen, weil durch meine Neugier @justin vielleicht genötigt wurde, seinen Beitrag doch noch freizuschalten…

Allerdings nicht etwa, weil seine Befürchtungen zutrafen, ganz im Gegenteil. Wie @Gratschifter war ich sehr angerührt von diesem tiefen Blick in eine (mögliche…) Fan-Seele. Vielen Dank dafür! Ich gestehe, man hat ja nicht so oft die Gelegenheit, einem Autoren so nahe zu kommen, aber ich habe jetzt eine genauere Vorstellung, mit welcher Haltung „Generation Lahmsteiger“ entstanden ist - und wie die Reise weiterging (erschienen bei Copress Edition, für alle, die es immer noch nicht gelesen haben).

Überhaupt nochmal Danke an alle für die tollen Ergänzungen und Texte, die diesen Thread bis dato so lebendig gemacht haben (sehr schön fand ich persönlich auch ganz explizit den Beitrag von @Momento zum ZUFALLSFAN…!)!
Macht wirklich Spaß, das alles zu lesen.

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Danke für die Erklärung. Jetzt habe ich es (glaube ich zumindest) verstanden. So ein Fan ist aus meiner Sicht zu bemitleiden.

Für mich liegt die schönste Zeit als Fan in meiner Kindheit. Als man sich fragte, ob KH Rummenigge wirklich auf die Toilette gehen muss und alles was vom FCB kam einfach nur geil war weil es einfach keinen anderen Club auf der Welt gab.

Das habe ich mich zwar nie gefragt, aber es ist ein schönes Bild. Andererseits aber wieder nicht? :thinking:

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Warst du zufällig vor ca.10 Jahren in El Medano auf Teneriffa? Hab da in der Kneipe beim Fußball schauen einen Bayernfan getroffen, auf den deine Beschreibung perfekt passt.

Ich war noch niemals in New York,
und auch nie in Teneriffa.
Ging nie durch El Medano in zerriss’nen Jeans…
:musical_notes::musical_score::musical_note:

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1954 in München geboren (Taxisstraße) zwei (vernünftige) ältere Brüder…läuft!!
Und Danke Cheffe, Großartig!!

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schade eigentlich :slight_smile: .

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Schade, wär jetzt echt lustig gewesen.

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Und genau deshalb hatte ich eigentlich auch keine Lust, mich hier zu öffnen und darüber zu schreiben – bzw. es stehen zu lassen. Ich finde es anmaßend, als Fan das Fandasein anderer zu bewerten. Und dann auch noch so herablassend.

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Verstanden hast Du mbMn so ziemlich gar nix aus @justin s Post.
Und zu bemitleiden ist in meinen Augen jemand, der (obwohl ihm offenbar jegliches Vorstellungs- und Einfühlungsvermögen in andere Lebenswege außer dem eigenen abgeht) sich in diesem Punkt über andere erhebt - anmaßend ist da noch höflich umschrieben.

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Sorry Justin, wenn das für dich herablassend klingt. Ich habe eigentlich versucht, mich in so eine Situation hineinzufühlen. Fan zu sein (von was auch immer) sollte doch Freude bereiten und nicht Zerrissenheit.
Ich kann auch nicht nachvollziehen, wieso Mitleid mit Überheblichkeit gleichgesetzt wird. Für mich ist ehrliches Mitleid das genaue Gegenteil.
Nachdem aber auch @Gratschifter in die gleiche Kerbe schlägt, wird mein Post wohl wirklich nicht so angekommen sein, wie ich es gewollt habe.
Ich wüsste aber beim besten Willen nicht, wie ich es anders hätte schreiben sollen.
Vielleicht hätte sich aber auch jemand die Mühe machen können und einfach nachfragen, wie ich das genau gemeint habe.

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Das ist jetzt Deine Interpretation. Wenn Du die als Maßstab für jemand anderen nimmst und ihn damit konfrontierst, kann es sein, dass er sich dagegen wehrt.

Debatten über das richtige und das falsche Fandasein gibt es ja wie Sand am Meer. Meistens kann man über diese Versuche, die eigene Sichtweise zum Maß aller Dinge zu machen, zügig zur Tagesordnung weiterschreiten. @cheffe hat es viel besser angelegt, nämlich einen Raum geschaffen, in dem man mit Interesse, Staunen, Sympathie die Selbstzeugnisse anderer User betrachten kann. Dass dann irgendjemand kommt und doch wieder mit dem Bewerten anfängt, das ist nun mal der Lauf der Dinge. Insofern hast Du gewissermaßen einem Naturgesetz Geltung verschafft, und das ist ja nun kein Verbrechen. Aber ein bisschen schade halt …

P.S.: Niemand muss nachfragen, wie Du es gemeint hast. Du Deinerseits hättest Dich für die Mitteilungen von @justin interessieren können, ohne dem - natürlich weit verbreiteten Drang zum Beurteilen nachzugeben. Verpasste Chance!

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