Oh, glaub mir, ich bin mit den Regeln einigermaßen vertraut.
Was du sagst, ist alles richtig. Ich glaube, wir reden einfach aneinander vorbei. Du argumentierst mit der technischen Qualität der Regeln und den theoretischen Voraussetzungen für ihre Umsetzung (die ohne Zweifel erstklassig sind), ich hingegen hinterfrage einfach, ob es bei der UEFA den nötigen Elan und Spirit gibt, die (technisch hervorragenden) Regeln auch mit ihrer ganzen theoretischen Kraft umzusetzen. Ich sehe da einfach große Anreizkonflikte. Warum sollte die UEFA den Zugpferden ihrer Einnahmen, den großen, publikumsträchtigen Clubs, mehr Steine als unbedingt nötig in den Weg legen? Damit würde sie sich wirtschaftlich ins eigene Bein schießen, weil sie die Attraktivität ihres wichtigsten Vereinswettbewerbs, der Champions League, die von spektakulären Vereinen mit vielen Stars lebt, künstlich schwächen würde.
Dass die Top-Clubs bei der Super League zu strengen Regeln und großen Eingeständnissen bereit waren, wundert mich allerdings gar nicht. Das ist ja als geschlossenes System auch ein ganz anderer Ansatz als die gegenwärtige offene, europäische Wettbewerbspyramide, wo alle Vereine immer miteinander im Wettbewerb stehen. Die Anreize für die einzelnen Clubs in der Super League zu kooperieren sind aber vollkommen anders gelagert. Was einem nützt, nützt allen, was einem schadet, schadet allen. Die Clubs vermarkten den Wettbewerb gemeinsam und teilen die Erträge gemeinsam unter sich auf. Dabei steigt die Vermarktbarkeit des Wettbewerbs, wenn möglichst viele der Teilnehmer interessante und schlagkräftige Mannschaften am Start haben, die spektakulären Fußball spielen und für tolle Begegnungen sorgen. Daher finde ich die Bereitschaft der Clubs, individuelle Einschränkungen hinzunehmen, wenn ihnen das global wieder nützt, vollkommen einleuchtend. Hat dich das so sehr gewundert?