Doppelpack: Frauenfußball. Eine Kontroverse. Teil 1 von 2

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Der Frauenfußball erlebt in Deutschland und in anderen Ländern seit einiger Zeit einen großen medialen Aufstieg. Livespiel-Übertragungen, Spielberichte, Analysen – er ist aus der heutigen Sportberichterstattung nicht mehr wegzudenken. Gleichwohl schlägt sich dieser Zuwachs an Öffentlichkeit nicht immer auch in den Umsätzen der Vereine und Zuschauerzahlen der Spiele nieder. Das…

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Interessante Diskussion. Wenn es zuvor hoch her gegangen sein sollte zwischen Euch, wie Ihr andeutet, dann haben sich die Gemüter jedenfalls bald wieder beruhigt - zum Glück. :wink:

Erstmal die unterschiedlichen Ausgangspunkte zu definieren, ist sicher ein guter Eröffnungszug. Beide lassen sich problemlos nachvollziehen. Es gibt auch noch weitere; den meinigen werde ich im nächsten Absatz kurz umreißen. Aber zunächst eine Überlegung zum Status quo. Seit geraumer Zeit sind hierzulande alle Sportarten außer Männerfußball Randsportarten, die ökonomisch ums Überleben kämpfen; da ist der Frauenfußball überhaupt keine Ausnahme, nur: es ist eben Fußball; da sollte man doch meinen, dass er bessere Chancen als alle anderen Sportarten hätte, wo wir doch den Fußball so lieben. Und wenn er die nicht nutzen kann, ist mit der Suche nach den Gründen dafür bereits das Feld bereitet für die verschiedensten Kontroversen, wie sie um kaum eine andere Sportart so intensiv geführt werden.

Als ich mich für Sport zu interessieren begann, war ich damit in meiner Familie die große Ausnahme. Sonntagnachmittags zog ich mich in mein Zimmer zurück und hörte mir am Radio - TV gab’s bei uns nicht - die bunt gemischte Sportsendung an. Fußball war mein Favorit, alles andere mochte ich irgendwie auch, weil es spannend geschildert wurde. Ich habe heute noch die Jingles dieser und der anderen, oft nur recht kurzen Sendungen im Ohr. So jemand ist natürlich auch ein idealer Rezipient von Olympischen Spielen in ihrer Vielfalt, weil er - das muss ich zumindest für mich gestehen - keine der Sportarten wirklich gut beherrscht, die allermeisten sogar niemals ausprobiert hat, aber viele der Protagonist(inn)en schon kennt, bevor es losgeht. Dies erklärt vermutlich mein Faible für das, was man heute - im Gegensatz zu früher - Randsportart nennt. Frauenfußball gab es damals noch gar nicht. Als er begann, die Eierschalen abzulegen, nahm ich ihn sozusagen in mein Nachtgebet mit auf. Bei mir muss er also nicht nachweisen, dass er in puncto Rasanz, Athletik, etc. mit dem Männerfußball mithalten kann. Was bei dessen riesigem Entwicklungsvorsprung und der breiten gesellschaftlichen Verankerung ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit ist.

Ist er deshalb auch unattraktiv? Nicht unbedingt, wenn man Justins Kriterien anlegt. Auch ist er bisher weitgehend frei von manch nerviger Verhaltensweise, die sich bei den Männern längst etabliert hat. Das Fehlen fanatisierter Zuschauermassen muss ebenfalls nicht nur als Mangel empfunden werden. Sofern die Protagonistinnen einen Bekanntheitsgrad erreicht haben, der ihnen mediale Aufmerksamkeit zuteil werden lässt, stellt man fest, dass es sich in aller Regel um bodenständige - weil häufig in bürgerlichen Berufen tätige - intelligente, nachdenkliche, mit einem Wort rundum sympathische Frauen handelt, die es einem garantiert ersparen, sich fremdschämen zu müssen. Das sind, wie ich finde, schon eine Menge Pluspunkte.

Sicher gibt es Männer, die den Fußball gerne als frauenfreies Refugium betrachten würden. Dafür mag es sozialpsychologische Gründe geben, die ich hier nicht erörtern möchte. Niemand wird ja ernsthaft verlangen, dass jemand sich für Frauenfußball begeistern müsse. Dass er hier als ernstzunehmender Teil der Fußballszene behandelt wird, halte ich allerdings für mehr als angemessen.

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Klingt nach dem Versuch etwas zu pushen, für das es nur wenig Interesse gibt.

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Ich teile da auch eher Alexs Ansichten. Spieltempo und Athletik sind einfach ein paar Niveaus niedriger. Dabei schaue ich auch bei Frauenspielen im Dorfverein ab und zu an als auch mal ein WM-Ko Spiel oder CL-K.O. Spiel wenn Deutschland/Bayern beteiligt sind. Im Vergleich ist es nun mal einfach langsamer, technisch unausgereifter etc. und für mich einfach nicht reizvoll, wenn man im Vergleich das Männerspiel gewohnt ist.
Das gilt bei mir bei anderen Sportarten teils aber wieder nicht. Z.B. Biathlon, Ski alpin schaue ich die Frauenwettkämpfe genauso gern an wie die Männerwettkämpfe, da der Spannungsbogen identisch ist. Da gibt es zwar verkürzte Strecken, einfachere Kurssetzung bei den Damen, aber das merkt man als Zuschauer eben nicht. Kommt ja auch keiner auf die Idee, eine Damenabfahrt auf der Streif durchzuführen.
Der Frauenfussball sollte eher versuchen mit modifizierten Regeln die Attraktivität zu steigern, z.B. kürzere Spieldauer, kleinere Felder.

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Und genau das ist doch Justins (und vieler andere, die den Frauenfussball in den Himmel hypen) Problem…!?
Ich schaue bei vielen Wintersportarten auch die Wettbewerbe der Frauen. Sobald man aber Frauenfußball nicht toll findet wird einem Frauenhass, Sexismus etc. vorgeworfen
Wo ist denn das Problem Menschen ihre Meinung über den Frauenfußball zu lassen?

Wieso wollen „Randgruppen“ IMMER andere bekehren? Veganer/Vegetarierer bspw…
Das hat schon was von missionierung

Dieser Satz z.B.:

Wieso muss „zwanghaft“ jemand dazu gebracht werden nicht doch eine kleine Begeisterung in einem zu wecken?
„Ich mag kein Frauenfußball“ und fertig!
Ich mag auch kein Dart, Curling, Cricket, Football und vieles andere… aber nirgendwo wird man so bedrängt diese Sportart doch gefälligst zu mögen wie beim Thema Frauenfußball

Das sehe ich genauso. Beim Frauenfußball liegen die Dinge in der Tat anders, da stimme ich Dir ebenfalls zu. Allerdings ziehe ich auch einen Vergleich mit dem Männerfußball, und zwar einerseits mit dem vergangener Jahrzehnte. Ich zumindest habe ihm damals nicht meine Aufmerksamkeit entzogen, in der Hoffnung, er könnte sich eines Tages doch noch mein Interesse durch ein gestiegenes Niveau verdienen. Zum anderen verzeihe ich es auch dem Zweitligateam in meiner Heimatstadt, dass es beim besten Willen nicht an das Niveau des FC Bayern heranreichen kann. Warum soll ich also bei den Frauen strengere Maßstäbe anlegen?

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Wo und in welcher Art wirst du denn bedrängt?
Soll in keinster Weise ein Angriff sein, würde mich nur ernsthaft interessieren.

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Wer verlangt das? Dass man unter Freunden in der Redaktion eine solche Frage stellt, hat doch nichts mit Zwangsbeglückung oder gar Missionierung zu tun. Für mich kann ich jedenfalls feststellen, dass ich es vollkommen in Ordnung finde, wenn jemand sich nicht für Frauenfußball interessiert geschweige denn begeistern kann. Alles andere käme mir nur absurd vor. Ich behaupte einfach mal, dass Du hier niemanden finden wirst, der das anders sieht.

Hellhörig werde ich, wenn dessen ungeachtet der Eindruck erweckt wird, man müsse sich gegen Indoktrinierung pro Frauenfußball wehren, und mit einer fast trotzigen Attitüde darauf gepocht wird, dass man Frauenfußball nun einmal nicht mag. Wer wiederholt offene Türen einrennt, läuft eben Gefahr, an Glaubwürdigkeit einzubüßen, was die eigenen Motive betrifft.

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Ergänzend dazu:
MiaSanRot Ticker auf Twitter beim Frauenfußball… wieso dann nicht auch von einem Bundesligaspiel der Männer?

Ach so. Twitter beachte ich nicht. Deshalb diskutiere ich hier grundsätzlich nur das, was hier im Blog und im Forum zu lesen ist.

Diese Antwort von Justin zeigt es doch schon…
Bedrängt ist in dem Zusammenhang falsch… richtig! Es wird von vornherein von etwas ausgegangen. Und der Fakt „ich kann mir Frauenfußball einfach nicht anschauen“ wird hinterfragt und muss mit Argumenten bekräftigt werden. Eben wie bei erwähnten Vegetariern die dann sagen (müssen): „Wieso isst du Fleisch? Denk an die armen Tiere! Ohne Fleisch lebst du gesünder! Und außerdem bist du für das Leid der Tiere verantwortlich“
Das selbe mit geimpft/ungeimpft. Oder aktuell mit dem Krieg in der Ukraine wo jeder der nicht explizit öffentlich äußert „Die Russen sind scheisse“ gleich in Schubladen gesteckt wird.

Stecken die Leute, die Frauenfußball jetzt so hipp und toll finden nicht alle andere die es eben nicht tun in eine Schublade? Ist das nicht Stereotyp?

Ja, klar. Wie denn auch anders? Das sind doch alles fleischessende Putin-verstehende Impfverweigerer, das liegt doch auf der Hand. :joy: Wäre es anders, würden sie sich ja wohl für Frauenfußball interessieren.

Spaß beiseite: nimm’s mir nicht übel, aber das, worüber Du Dich da beklagst, klingt nach einer klassischen Opferstory.

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In England wird es vor fünf Jahren auch genug Leute gegeben haben, die so argumentieren. „War halt immer so, dass kein Interesse da war und wird sich auch nicht ändern.“ Wahrscheinlich gibt es sie immer noch. Ihr werdet euch noch wundern, wozu der Frauenfußball fähig ist.

Das Spiel ist bereits jetzt um ein Vielfaches attraktiver als vor zehn Jahren und wird in fünf Jahren nochmal attraktiver und auch medial größer sein. Ich zwinge hier niemanden zu irgendetwas, diese Interpretation sagt mehr über dich als über mich. Offenbar fühlst du dich davon angegriffen, dass ich Alex die Möglichkeit offenlege, sich mit etwas zu beschäftigen, das er zuvor links liegen gelassen hat. Wenn mir jemand im Gespräch sagt, er möchte das nicht, höre ich auf. (Und bevor dieses scheinheilige Argument jetzt auch noch kommt: Texte/Artikel/Podcasts sind kein typisches Gespräch. Da liegt es in der Hand der Leser:innen und Hörer:innen, das zu ignorieren, was ihnen schlechte Laune bereitet). Alex hat dieses Gespräch gesucht und mir zu keinem Zeitpunkt signalisiert, dass er sich zu etwas gezwungen fühlt.

Insofern finde ich die Argumentation auch unsinnig. Hier wurden zwei von vielen Perspektiven dargestellt. Ich würde es traurig finden, könnte ich mich a) für nichts mehr begeistern und dürfte ich b) nichts mehr davon teilen, weil irgendwelche Leute sich davon angegriffen fühlen, dass ich meine Begeisterung teile.

Danke für die gute Diskussion, Alex. Hat mir Spaß gemacht.

Ich verabschiede mich jetzt in den Urlaub. Danke an alle, die das Thema kontrovers und fair diskutieren.

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meine persönliche sicht:

ich habe in meinem leben mittlerweile eine deutlich zweistellige anzahl (mindestens eine 2 oder 3 zu beginn) an frauenfußballspielen gesehen (das letzte war unser spiel gegen psg letzte woche) weil ich die hoffnung nicht aufgeben wollte und mir selber auch nicht den vorwurf machen wollte den damen keine chance gegeben zu haben…

die erkenntnis bleibt:
wenn man das athletische und technische niveau des männerfußballs gewöhnt ist, sind die meisten spiele der frauen kaum zu ertragen (zumindest für mich)… auch letzte woche… die stockfehler, unsauberkeiten und teilweise lächerlich auffälligen unterschiede zwischen manchen spielerinnen spotteten jeder beschreibung!

es gibt so manches im leben in dem frauen uns männern haushoch überlegen sind - es gibt so manche sportart wo geschlechterunterschiede keine rolle spielen - und es gibt dinge wie fußball…

ich kann verstehen, dass die frauen sich speziell für diese sportart anderes wünschen - allein: es wird sich niemals erfüllen…

letzte woche war mein persönlich letzter versuch - aber ein frauenfußballspiel zu schauen ist die vergeudete lebenszeit eines männerspiels zum quadrat… :wink:

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Wieso interessieren sich Eigtl so wenig Leute speziell für Frauenfußball? Andere Sportarten haben weniger das „Problem“

Btw kann ich dieses „Gespräch“ ohne ääähhh und äääähm eh nicht ernst nehmen :wink:

Ich gebe Dir recht. Und frage mich: warum können diese wenigen nicht einfach mal zugeben, dass Frauenfußball NICHT INTERESSANT ist? Stattdessen verlangen sie der überwiegenden Mehrheit ab, Interesse zu heucheln, indem sie wieder und wieder davon erzählen, wie toll das alles ist. Und wundern sich, dass das Verärgerung selbst bei den Gutwilligsten auslösen MUSS. Verrückte Welt!

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Über den Text musste ich erst ein wenig nachdenken - ich hoffe ich habe ihn richtig verstanden . :+1: :slightly_smiling_face:

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Purer Sarkasmus. Soll man ja eigentlich sein lassen, aber ich konnte es mir halt diesmal nicht verkneifen, ein Spotlight auf die Projektion zu lenken, die den anderen die eigenen autoritären Neigungen zuschreibt.

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Ok… du hast mich bekehrt…!
Und Justins Worte waren auch so berührend… ich werd gleich heute eine Dauerkarte für die nächste Frauenfussball Mannschaft (oh Sorry FRAUschaft) in meiner Nähe besorgen.
Hoffentlich gibt es auch bald das Sky Superabo exklusiv nur mit Themen rund um den Frauenfußball für 59,99€ im Monat

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Endlich! Geht doch … War ein harter Job, aber der Aufwand hat sich gelohnt. Made my day!

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