Selbst wenn:
Was würde man mit dieser Erkenntnis anfangen?
Obendrein: es gab 5 Wechsel. 5 frische Kräfte.
Nein, zumindest in diesem Match kann man das glaube ich vernachlässigen. Es ist so, wie schon mehrfach erwähnt: mit dem Fehlpass von Sane kippt ein Momentum, und angesichts des klaren Rückstands und des Gefühls, nichts mehr zu verlieren zu haben, haben sich die Italiener nochmal richtig aufgerafft. Gleichzeitig löst Julian die zentrale Achse im Mittelfeld auf, infolge dessen steht eine unabgestimmte und auch individuell klar schwächere Elf auf dem Platz.
Ganz abgesehen davon:
Ich fand es faszinierend, wie schnell ein Spiel auf diesem Niveau kippen kann. Und ich finde, Italien ist unter Spalletti auf einem ziemlich guten Weg, trotz aller Fehler, und trotz der fehlenden individuellen Klasse. Spielerisch und mannschaftstaktisch ist das schon gutes Level.
Wie überhaupt die ganzen Achtelfinals: Alle bemerkenswert attraktiv und mit hohem Aufwand betrieben.
Übrigens war die Harmonie auffällig, wie Stiller und Goretzka sich ergänzt haben. Beispielhaft bei der Szene der Entstehung zum ersten Tor:
Dieser schlichte Drei-Meter-Pass von Stiller in dem Moment, wenn Leon Tempo aufnimmt. Leicht zu übersehen, aber Tatsache, den spielt so punktgenau nicht jeder, und zeigt nochmal die außergewöhnliche Intelligenz dieses Spielers. Dass Gore in seiner momentanen Form dann noch anfängt, Steckpässe zu spielen, …
Das habe ich ähnlich erlebt.
Allerdings fand ich signifikant, dass mit der Halbzeitpause das erfolgreich hohe Pressing der ersten Hälfte quasi abriss - als ob Julian in der Kabine die Parole ausgegeben habe: „zurücklehnen, genießen und Schaulaufen“. (Hatter natürlich nich, weiß ich. Aber so wirkte es auf m Feld.)
Und dann ging s mir wie @cheffe :
Hammer! That‘s why I love football.
ManU in der Nachspielzeit - undenkbar.
Finale dahoam - Drogbas Kopfball mit der Willenskraft eines Außerirdischen.
Bochum Tabellen-17er nach 0:2 in München - geht nich.
Italien nach 0:3 und absoluter Chancenlosigkeit zur Halbzeit dreht das Spiel - never ever.
Es sind oft nur Kleinigkeiten, die ein Spiel kippen lassen können - Mini-Mosaiksteine, die das vermeintlich Erdbeben-sichere Haus zum Einsturz bringen. Es nahm seinen Anfang mit der Rücknahme des Pressings, meine ich - mit den ein bis zwei zurückgeschalteten Gängen in Minute 46ff. Dann lief die Kausalkette in Hälfte 2 so ab wie von dir beschrieben @cheffe.
Und ich bin immer wieder fassungslos begeistert, when this shit happens again.
That‘s why I love football.
Das eigentliche Mysterium dabei ist für mich die Tatsache, dass die „abkippende“ Mannschaft dann so gar keinen Weg ins Spiel zurück findet … für mich ein klares Indiz, wie sehr doch „der Kopf“ über Top- Leistungen entscheidet …
Deswegen ist die Blaupause eines verrückten Fußballspiels mit glücklichem Ende für mich immer noch das Spiel Bayern gegen Stuttgart aus der Saison 1995/96.
Bayern führte nach 63 Minuten mit 3:0 und das Spiel schien gelaufen. In der 77. Minute fiel der Anschluss für den VfB und in der 84. Minute stand es plötzlich 3:3 (damals schoss Elber 2 Tore für den VfB). 7 Minuten reichten damals, um von 0:3 auf 3:3 zu stellen.
Und dann wurde es noch verrückter: Quasi direkt nach dem Ausgleich gelang Bayern das 4:3 und in der Schlussminute noch das 5:3.
Das war quasi ein doppelter Momentum-Swing. Nach dem 3:0 hätte niemand mehr etwas auf den VfB gegeben und nach dem 3:3 schien Bayern eigentlich am Boden. Ein wirklich verrücktes Spiel.
Nicht ganz, das Tor war etwas später, nämlich in der Saison 1996/97 am 33. Spieltag. Das Spiel damals endete 4:2 für Bayern und war ebenfalls sehr dramatisch. 0:1 für Stuttgart, Platzverweis für Balakov nach Meckern, Bayern dreht zur Pause das Spiel zum 2:1, Stuttgart macht in Unterzahl den Ausgleich und dann kam erst Rizzitelli und dann das Traumtor von Witeczek zur Entscheidung.
Besonders an diesem Spiel war, dass es die vorzeitige Meisterschaft am 33. Spieltag bedeutete. Vor dem Spiel war Bayern nur einen Punkt vor Leverkusen, aber Toni Polster schenkte Bayer zeitgleich im Rheinderby 3 Tore ein, so dass Bayern die Meisterschaft fix machen konnte.
Witeczek hatte seinen größten Moment wohl ein Jahr vorher, als er im UEFA-Cup Halbfinale gegen Barcelona sowohl in München als auch in Barcelona traf und somit wesentlichen Anteil daran hatte, dass Bayern ins Finale einzog und den Cup auch gewann.
Zum Thema Belastung hätte ich auch noch einen Vorschlag:
Man könnte durch Optimierung des Spielplans zumindest den Reisestress deutlich reduzieren.
Zur Erklärung: Jede Länderspielpause bedeutet, dass 3 mögliche Termine für Vereinsspiele auf nationaler und internationaler Ebene gesperrt sind, nämlich zwei Termine unter der Woche und ein Termin am Wochenende.
Statt dessen finden 2 Spiele der Nationalmannschaft statt. Diese Prozedere kommt in einer Bundesligasaison meistens viermal vor.
Statt 12 Spielen auf Vereinsebene, die man statt dessen durchführen könnte, finden 8 Länderspiele statt.
Wie wäre es, wenn man auf sämtliche Länderspielpausen im September, Oktober und November verzichtet und dafür den Nationalmannschaften z.B. den Dezember bis Weihnachten zur Verfügung stellt. In diesem Zeitraum könnten die Nationalteams locker 6 Spiele durchziehen und die Vereinsmannschaften hätten ihre Hinrunden in der Liga und ihre Runden im Europapokal locker abgeschlossen, da sie ja dafür insgesamt 9 Zeitfenster im September, Oktober und November bekommen würden.
Selbiges macht man dann in den Jahren ohne großes Turnier noch einmal im Zeitraum von Ende Mai bis Anfang Juni und packt dann noch einmal 4 Länderspiele hinein, denn die Saison ist ja ohne Länderspielpause im März auch schon wieder früher fertig (z.B. Anfang Mai statt Ende Mai)
Vorteil: es gibt keine häufigen Unterbrechungen des Spielbetriebs, die eigentlich alle nerven.
Zudem bedeutete es weniger weite Reisen für alle Spieler, besonders für die Nicht-Europäer, die in Europa unter Vertrag stehen und jetzt viermal pro Jahr zwischen den Kontinenten hin- und herfliegen müssen ohne die Chance auf längere Anpassung an unterschiedliche Zeit-und Klimazonen zu haben.
Längere Blöcke für eine gemeinsame Zeit bei der Nationalmannschaft sollte auch im Interesse der Nationaltrainer sein.
Wer würde von so einer Lösung eigentlich nicht profitieren? Mir fällt eigentlich niemand ein.
Ich glaube die PL würde da nicht mitspielen. Fast alle Ligen hätte eine kurze Pause, aber in der PL müssen sie dann über Weihnachten die Verletzungen aus dem Länderspielmonat auskurieren.
Die Spiele Ende Mai & Anfang Juni wären natürlich perfekt. Ich denke der Trend geht eh schon in die Richtung. Diese Verhandlungen um den Rahmenterminkalender sind immer eine ganz schwierige Sache. Ich weiß jetzt nicht wie lange der aktuelle vereinbart wurde. Aber ich glaube der geht noch eine ganze Weile.
Und dann gehört mMn auch dringend der Grundgedanke hinterfragt, ob jedes Mitgliedsland der UEFA in jeder Qualifikation das Recht besitzen sollte, gegen ein Top-Team zu spielen. Egal wie chancenlos manche Teams sind, so haben sie quasi durch ihren Status Mitglied der UEFA zu sein die Garantie, dass sie in jeder Quali-Phase einen Topgegner aus Topf 1 zugelost bekommen.
Als Fußballer auf höherem Amateurniveau, der zufällig in San Marino zur Welt kam und nicht 15 Kilometer weiter irgendwo in der Emilia-Romagna bedeutet das, dass man in seiner Zeit als aktiver Fußball, wahrscheinlich jedes Jahr mindestens einmal pro Jahr gegen Leute spielt, die 99,9% aller Fußballer weltweit, die sich auf dem gleichen Niveau befinden, aber eben nicht in einem Zwergstaat zur Welt kamen, nur als Zuschauer beobachten können.
Viele finden das charmant, ich finde es antiquiert. Und genau deswegen bedarf es mMn einer Vorqualifikation.
Aber die PL hatte zumindest auch kein Problem damit, gleich nach dem WM-Finale in Katar wieder in den Ligabetrieb zu wechseln, während anderswo teilweise viel länger pausiert wurde. Die würden das auch so durchziehen und einige Spieler, die nicht bei ihren Nationalteams spielen, wären dann an den Weihnachtsspielen topfit, genauso wie Nationalspieler, die nicht Stammspieler in ihren Nationalteams sind.
Da müsste man mal nachfragen. Alison Brittain heißt die gute Frau.
Ich fände die Idee grundsätzlich charmant. Dieses auseinanderreißen und ständige Pausen sind für beide Seiten nicht gut. Man hat doch schon in den beiden Spielen gegen Italien gesehen, wie gut es der Mannschaft getan hat, dass sie länger zusammen war. Der Spielfluss im zweiten Spiel war doch weitaus besser als im ersten.
MMn wäre das beste Model mit 2 Blöcken für die Nationalmanschaften. Der erste Block im Januar (Asien und Afrika Cup) und der zweite nach der Saison im Sommer (EM, WM). Man könnte die Saison in der letzten August Woche starten und die Engländer können bis zum 31.12. durchziehen. Die 8 UCL Gruppenspiele könnte man auch easy bis Weihnachten fertig spielen. Die Engländer müssten wohl noch 2-3 Pokalrunden mehr in der Hinrunde schaffen, aber mit 9 extra Terminen sollte es sich einrichten lassen.
Ich glaube die „TV-Rechte“ Inhaber. Es wird den Anbietern nicht gefallen, wenn ein Anbieter z.B. nur Rechte auf Klubebene haben sollte und 2x im Jahr für einen Monat keine Spiele zeigen kann, weil Länderspielpause ist.
Da wäre ich mir nicht so sicher. Wenn man sich da andere Serien-Produktionen anschaut, scheint das Format „regelmäßiger Sendetermin bis die Staffel zu Ende ist“ durchaus beliebt zu sein. In diesem Fall hätte man ja auch den Vorzug, dass sich der eher weniger interessierte Zuschauer in den Vereins-Monaten darauf verlassen kann, dass z.B. am Samstag 15.30 Uhr immer Fußball kommt. Und in den NM-Monaten haben sie Freiraum für die Junkies Alternativ-Formate anzubieten.
Könnte schon attraktiv sein - jedenfalls glaube ich nicht besonders unattraktiv.
