Trifft es genau, finde ich.
Naja, der DFB hat doch ein vollständiges Präsidium, das letztendlich für solche Entscheidungen die Verantwortung trägt. Da dieses nun gerade keinen „Sportdirektor“ hat, an den sie die Frage „Trainer behalten oder austauschen“ delegieren könnte, machen das die Herren Neuendorf und Watzke derzeit selbst.
Damit fällt natürlich die Rolle des Sündenbocks, die Bierhoff jetzt übernehmen musste, weg, falls Hansi Flick bei der EM 2024 kein besseres Ergebnis schafft. Aber dafür hat man im Falle des erneuten Scheiterns die einfache Möglichkeit, Flicks Vertrag nicht zu verlängern. Und der neue „Teamchef“ könnte dann seine Hände in Unschuld waschen.
Umgekehrtes Szenario: jetzt Hansi entlassen, neuen Teamchef und neuen Bundestrainer einstellen und dann 2024 wieder in der Vorrunde ausscheiden - dann wären alle Beteilgiten blamiert …
Naja, da wird man ihm hinter verschlossenen Türen erklärt haben, wie der weitere Ablauf ist. Flick wird ein bisschen geschmollt haben, deshalb keine Bilder. Er wird sich aber auch gefragt haben (oder gefragt worden sein), warum er die Reise eigentlich angetreten hat, wo das doch ganz normale Entscheidungsprozesse sind. Also: er will den Job, der DFB will ihn, und er muss von seinen Ansprüchen Abstriche machen. Normaler Vorgang.
Wahre Worte eines weisen Mannes.
Nun, früher brauchte man auch keinen Bierhoff
Früher ist jetzt natürlich schon lange her und die Zeiten haben sich geändert.
Das besondere ist, dass der Posten (die Posten) den Bierhoff jetzt bekleidet hat, eine für ihn gedachte Konstruktion ist. Eine Konstruktion die so eigentlich von niemandem anderen lebbar ist, oder gelebt werden sollte.
Diese Position ist so seit den sehr kleinen Anfängen mit Bierhoff gewachsen.
Am Anfang war das ja nur als Teammanager gedacht, der den Bundestrainer entlasten sollte. Der sich um Unterkünfte, Reisen usw. kümmert. So etwas was Kathleen Krüger beim FC Bayern macht.
Daraus ist in 15 Jahren eine Art Supermanager geworden, zuständig und verantwortlich für alles.
So wie ich das übersehe sind es drei wesentliche Blöcke für die Bierhoff am Schluss verantwortlich war.
Die Nationalmannschaften (incl. des ursprünglichen Nukleus Teammanagement), Nachwuchs/Akademie, das Marketing.
Das ist eine Konstruktion die es so vielleicht noch in Dorfvereinen gibt, wo ein engagierter Ehrenamtler quasi den ganzen Laden schmeißt. Aber im Profibereich?
Zumindest der Marketingbereich sollte vom sportlichen Bereich gelöst werden. Es käme ja bei Bayern auch keiner auf die Idee, dass Brazzo den Jung gibt oder umgekehrt.
Das Teammanagement könnte/sollte ebenfalls an jemanden anderen delegiert werden. Dazu brauche ich keinen großen Namen, oder Ex-Profi, sondern einen fähigen Organisator.
Dann könnte man einen lupenreinen Sportdirektorposten schaffen, der sich eben nur um den Sport kümmert.
Bei dem sollte allerdings der Nachwuchs auf jeden Fall angesiedelt werden. In gewissem Sinne wäre das sogar die Hauptaufgabe.
Denn die NM an sich braucht im Normalfall gar keinen Sportdirektor oder Manager.
Wozu auch? Das Kerngeschäft eines Sportdirektors, Kader- und Transferplanung entfällt, für das sportliche ist der Trainer verantwortlich. Und alle per Jahre einen neuen Trainer zu suchen, lastet so eine Funktion auch kaum aus.
Das wird ja auch der Grund gewesen sein, warum Bierhoff immer mehr Funktionen an sich gezogen hat.
Ich glaube Flick will schon noch weitermachen und auch der DFB ist vermutlich nicht abgeneigt, aber nach so einem Abschneiden muss erstmal alles hinterfragt werden. Einen viel besseren Nachfolger für die Zeit zur Heim-EM gibt es auch nicht. Ein wirklich größerer Erfolg ist auch unabhängig vom Trainer nicht zu erwarten, daher sollte man auch keinen neuen verheizen
@918: Bei der Diagnose Filz gehe ich mit. Und bei der Aussage, dass Filz grundsätzlich schädlich ist, weil unter Filz zustandegekommene Verträge die Wahrscheinlichkeit auf sachgerechte Auswahlkriterien, Auswahl und Leistungserbringung verringern, auch.
Aber diese Analyse hättest Du ohne großen Verlust an Aussagekraft auch ohne die verschwörungstheoretisch anmutenden Obertöne von einer von höchster politischen Ebene gesteuerten konzertierten Aktion vornehmen können. Glaubst Du wirklich, dass diese Erklärebene zum vollen Verständnis des Gesamtproblems nötig ist? Enge persönliche Beziehungen, lange erfolgreiche Geschäftsbeziehungen der beteiligten Parteien untereinander, uniforme Weltsicht, groupthink - das reicht doch vollkommen aus, oder?
Die Spanier ziehen Konsequenzen:
Und bei uns wird VOR der EM bestimmt noch der Vertrag von Flick verlängert
Enrique war seit 2018 Trainer und hat zwei Turniere gemacht
Harte Worte zum DFB von Filmemacherin Cho Sung-hyung (u.a. „Full Metal Village“, „11 Freundinnen“):
Der DFB sollte da aber nicht losgelöst von anderen Entitäten gesehen werden. Gilt für Behörden, Rundfunkanstalten oder Verlagshäuser hier im Land ja genauso.
… hat wahnsinnig viele Halbchancen gehabt … wäre wohl treffender.
Ansonsten hat er natürlich Recht. Das Ärgerlichste an diesem Turnier ist, dass Länder wie Japan, Schweiz, Marokko oder USA uns vorgemacht haben, wie man so ein Turnier spielt.
Solange man sich hinten nicht richtig engagiert und gedankenschnell, bissig spielt, wird unser vorne zu harmloser Hurrafußball eben immer abgestraft werden.
Also ich bin mir ziemlich sicher, dass jedes Turnier ohne Erreichen des Halbfinals für Deutschland als Misserfolg gewertet wird. Da sind Japan, Schweiz, USA nicht unbedingt die Mannschaften, an denen wir uns orientieren sollten.
Du hast meinen Post komplett falsch verstanden. Es geht nicht um die Ambition, sondern darum, wie man bei so einem Turnier spielt. Die genannten Mannschaften haben sich sehr gut verkauft, und zwar mit einem stimmigen, konsequent vorgetragenen Defensivkonzept. Wir dagegen hinten offen, klar unter Wert.
Für mich stellt sich die Frage, warum die von dir genannten Mannschaften so spielen.
Ich glaube, weil ihnen das offensive Potential fehlt.
Aktuell haben wir bei den deutschen Spielern kaum noch gute Abwehrspieler und ein krasses Potential im zentralen und offensiven Mittelfeld um das uns die ganze Welt beneidet: Musiala, Havertz, Wirtz,…
Da wurden auf jeden Fall in der Ausbildung gemacht.
Dazu kommt, dass in den letzten Jahren mit ganz wenigen Ausnahmen, keine großen Talente in der Bundesliga für Aufsehen gesorgt haben. Aus der heutigen U21 sind Stiller und Burkhardt wahrscheinlich die einzigen mit mehr als 15 Bundesliga-Spielen.
In der Abwehr ist Schotterbeck wahrscheinlich das größte Talent und das sagt mehr über den Rest als es für den Ex-Freiburger spricht. Wobei ich Bella-Kotchap nicht bewerten kann. Dazu kommt mit Sicherheit, dass es Flick nicht geschafft hat, eine konstante IV geschweige 4er Kette zu etablieren.
Für den Sturm sehe ich gute Chancen für Moukoko und Burghardt, wenn sie ohne große Verletzungen bleiben. Ohne Verletzungen wäre Dorsch auch ein Spielertyp, der uns extrem gut tun würde.
Aber zurück in die Gegenwart. Was Deutschland schon bei der WM vielen anderen Mannschaften voraus hatte, war die Fähigkeit, Chancen gegen tief stehende Abwehrreihen zu erspielen. Eine Fähigkeit, die scheinbar vielen Favoriten abgeht.
Schlotterbeck wird sich noch entwickeln.
Wie schnell das gehen kann, sieht man an Upamecano: Vor gut einem Jahr der grausige Auftritt beim Pokalspiel in Gladbach, heute absolute Weltklasse beim Weltmeister.
Ich warne mal davor, jetzt alles über einen Kamm zu scheren und davon zu reden, wir seien „defensiv völlig offen“ gewesen. Man muss doch schauen, wie im Einzelnen die Gegentore zustande kamen, und welche Spielsituation bzw. Turnierkonstellation dabei bestand. Gegen Japan darf das zweite Gegentor nie und nimmer so fallen, aber das war nicht der Effekt des Defensivsystems, sondern individueller Fehler. Gegen Spanien standen wir, von der Anfangsphase mal abgesehen, ziemlich solide, auch mit Dreiermittelfeld, das Gegentor war keinem schnellen Konter etc. geschuldet, und unser xG-Wert war höher als der der Iberer. Gegen Costa Rica musste man abschließend natürlich mit zunehmender Spieldauer ein höheres Risiko eingehen, wenn man noch eine Chance haben wollte.
Streich sollte eventuell mal konkreter werden und sagen, wer denn genau sich der kollektiven Verteidigung, die er einklagt, entzogen haben soll. Meiner Meinung nach darf es keine Rückkehr der N11 in die bleierne Zeit des Rumpelfußballs geben, wir müssen proaktiv ausgerichtet blieben, zumal unser Kader auch offensiv individuell stärker besetzt ist als defensiv. Wenn sich an der Effizienz im Abschluss nichts ändert, hilft auch ein defensiveres Verhalten wenig, weil dann eben prozentual weniger Torchancen - sprich: weniger Tore - dabei herausspringen würden.
Schade dass im Fußball immer noch die Tore zählen.
Bei der XG-Wert-Weltmeisterschaft wären wir ganz vorne dabei
Verstehe ich, aber bei einem Unentschieden ist es nicht ganz falsch, auch da mal zu schauen, da es zumindest über den Chancengehalt etwas sagt (ein subjektiver Beurteilungsrest bleibt da natürlich immer). Ich habe das nur als Kontraindikation zu der These angeführt, wir wären defensiv unfähig ( „völlig offen“) gewesen, dann sähe gegen eine offensivstarke Mannschaft wie Spanien die Sache vermutlich anders aus.
Man könnte ja - nur mal als Gedankenspiel - darüber nachdenken, in der Bundesliga auch bei Unentschieden drei Punkte zu vergeben: Bei einem Remis bekommen beide Teams einen Punkt. Einen weiteren Zähler bekommt die Mannschaft, die bei den xGoals vorne liegt.