xG-Werte
Und deshalb ist es eben genau die Kunst, eine Punktlandung bei den Turnieren hinzulegen. WM ist alle 4 Jahre, selbst EM würde ich in der Bedeutung deutlich darunter ansiedeln. Wenn da der Fokus fehlt und die Mannschaft sich erst noch finden muss (Kimmich hat sinngemäss gemeint, die Hoffnung war, dass sich während des Turniers alles zusammenfügt), dann haben der Trainer und der Manager gravierende Fehler gemacht. Ich bin bei Flick inzwischen einfach skeptisch, ob er die Mannschaft stabilisieren kann. Chancen ein Turnier zu gewinnen hat man nur, wenn die Defensive wenig zulässt. Wir lassen seit Jahren zuviel zu und da ist das Japan-Spiel nur die Fortsetzung dessen, was man immer und immer wieder gesehen hat. Was intern an Grundlagenarbeit richtig oder falsch gemacht wurde, kann ich nicht beurteilen. Deshalb geht es mir auch nicht um Grundsätzliches, mir geht es nur konkret darum, dass man bei Turnieren einfach das Beste rausholt und man nicht jedes mal das Gefühl: eigentlich wäre viel mehr drin gewesen.
Wenn man gegen Mannschaften wie Japan und Costa Rica 1,6 xGol zulässt, dann wird es halt immer eine Frage der Chancenverwertung. Wenn man gegen Japan 1-0 führt, dann muss man hinten einfach dicht machen und die bei 0,2 xGol halten.
Trotzdem stimmt es natürlich grundsätzlich, dass wir viel besser waren als 2018 und das Ausscheiden unglücklich war. Wir spielen nur halt immer so, dass ein solcher Verlauf permanent im Bereich des Möglichen ist.
Ich bin Flick gegenüber inzwischen skeptisch:
- Wie Du sagst, denkt er nicht defensiv.
- Zudem stellt er immer wieder seine FCB-Lieblinge wie Müller und Goretzka auf, anstelle von Havertz, Füllkrug und bedingt auch Gündogan. Das Leistungsprinzip zählt bei ihm wenig, der Harmonie-Gedanke viel.
- In game-coaching: Seine Wechsel gingen 2x total in die Hose. Auch habe ich noch nie feststellen können, dass er beruhigend / ordnend auf das Team eingewirkt hat. letzteres ist natürlich nur ein externer Eindruck.
Ich würde ihn dennoch nicht entlassen, aber sehr deutliche Vorgaben machen. Nur - wer soll das tun? Bierhoff? Neuendorf?
Leider gilt auch für die gesamte DFB-Führung kein Leistungsprinzip mehr.
Klingt vernünftig. Ich bezweifle allerdings stark, dass unsere N11 hinten dicht machen kann. Da fehlt es mMn an Konzentration, Leidenschaft zum Verteidigen, teilweise auch an Tempo, Beweglichkeit/ Wendigkeit.
Bayern ist unter Flick das hohe Pressing teilweise zum Verhängnis geworden. Die N11 stand aber insgesamt viel tiefer und kassierte auch kein Tor in Unterzahlsituationen, sondern hatte eigentlich immer mehr Spieler hinter dem Ball als der Gegner. Nur standen diese Spieler mehrfach so falsch, dass ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass die Gegner nicht auch gegen ein tief stehendes Deutschland Lücken gefunden hätten.
Die nun anstehenden Testspiele werden eine andere Gewichtung bekommen:
Nach 16 verschiedenen Abwehrformationen in 19 Spielen gilt es, endlich eine eingespielte Defensive zu installieren. Wenn das gelingt und vorne die Chancenverwertung - auch und gerade bei Standards - verbessert wird, ist der Schritt zu einem begeisternden Spektakelfußball gar nicht so weit.
Gab es ja schon mal zwischen dem EM-Aus 2004 und dem Sommermärchen 2006…
Das stimmt nicht. Gegen Japan gab es immer wieder 3-3 Situationen in letzter Linie. Vor dem Ausgleich schon war es offensichtlich dass Raum und die 6 viel zu hoch stehen. Das Spiel kippte und Flick hat zugeschaut. Hinzu kam wie Du es richtig ausdrückst die fehlende „Leidenschaft zu verteidigen“.
2004 hat man aber personell in der NM einen starken Schnitt gemacht oder ?
Ich fand den Schnitt damals nicht so stark:
Jeremies, Ziege, Hamann, Bobic waren 2006 gegenüber 2004 nicht mehr dabei.
Das Gros der erfahrenen Spieler um Ballack, Frings, Schneider, Klose führte auch 2006 das Team an. In Portugal waren 2004 auch schon die kommenden Topspieler Lahm, Schweinsteiger und Podolski dabei.
Ehrlich gesagt, mag ich wenige Worte so wenig wie „Leistungsprinzip“, wenn es um die Nationalmannschaft geht. Der Trainer sollte die bestmögliche Mannschaft auf das Feld bringen und die muss auch noch zu seinem Spielprinzip passen. Da nach Kickernoten aufzustellen wäre sinnlos. Zudem braucht es eine gewisse Konstanz und die richtige Mischung aus Vertrauen und Konkurrenz.
Die Niederlande und Spanien machen es vor. Da werden auch nicht die besten 11 Einzelspieler aufgestellt, sondern die Mannschaft des Trainers.
Das Problem ist, dass sich Flick auf Spieler festgelegt hatte, die dann ausfielen (Werner) oder außer Form waren (Kehrer, Müller). Und dann zu viele Spieler auf ungewohnten Positionen, um die 11 besten auf dem Platz zu haben.
Immer so schlechte Chancenverwertung ist kein Zufall mehr. Ich würde gerne verstehen, woran es liegt. Musiala ist wahrscheinlich weit überdurchschnittlich im Chancen erarbeiten und eher mittelmäßig im Abschluss. Aber sonst? Was ist die Ursache?
Von den 2004er Stammspielern wurden auch Wörns, Kuranyi und Baumann aussortiert. Zudem noch ein paar eher periphere Spieler wie Hinkel und Brdaric. Ich werte das schon als ziemlichen Schnitt, da man sich ja schon vor 2004 damit beschäftigt hatte, ein Team speziell für die WM aufzubauen - unter anderem auch in der Chefetage des FC Bayern.
Und es kam der ein oder andere neue wie z.B Mertesacker, Metzelder.
Oft sind es ja nur Kleinigkeiten zwischen Erfolg und Misserfolg, dennoch bin ich auf 2024 überhaupt nicht positiv gestimmt. Gab irgendwie zuviele unterschiedliche negative Faktoren…
Oh, ich fand ihn bisher eigentlich sehr gut im Abschluss, eigentlich überraschend gut, im Sinne von zielorientiert und irgendwie sogar abgeklärt. Flach und platziert neben den Pfosten, statt in den Winkel gezirkelt zum Beispiel. Für mich eine seiner (vielen) Spitzenfähigkeiten.
Aber warum es hier in den drei Spielen einfach nicht klappen wollte - no idea.
Hatte manchmal das Gefühl bei Musiala das die Unbekümmertheit gefehlt hat im Anschluss.
Wurde ja leider vor der WM medial zum Messias gemacht.
Bei Bayern find ich ihn im Abschluss arg cool und Überlegt für sein Alter…
Ich denke, dass Musiala durch die WM doch einiges gelernt hat und das bei uns dann anwenden kann.
Müsste man wohl im Einzelfall anschauen, gegen Costa Rica gab es ja 2x Aluminium und eine ganz fantastische Reaktion von Navas. - Mir tun, allgemein gesprochen, Spieler und Betreuer etwas leid. Ihnen bürdet man zuerst Probleme auf, die der Fußball allein niemals lösen kann. Eigentlich sollen sie an dieser WM ja gar nicht teilnehmen, dann unbedingt ein Zeichen setzen, was sie im Verbund mit anderen Nationen auch planen (Armbinde), als die FIFA diese untersagt, wirft man dem DFB „Einknicken“ vor, dann kommt das Mannschaftsfoto als Reaktion darauf, was andererseits auch wieder schuld sein soll an dem Ergebnis gegen Japan. Deutschland ist somit international wieder in der Rolle der leidigen Moralprediger, und von den Journalisten (auch international), die gerade von den großen europäischen Verbänden gefordert haben, „moralisch“ Flagge zu zeigen, gibt es dann auch keine Rückendeckung, angesichts der Häme, die sich jetzt Bahn bricht.
Flick wird hier wahlweise vorgeworfen, er seien flicktypische Fehler die Ursache (zu offensiv-riskant) für das Ausscheiden bzw. er sei sich untreu geworden (Abrücken vom Hurra-Stil während der Bayernzeit). Tritt er zurück, schreien die einen, dass er ja nie einen Vertrag erfüllt und sich drückt, bleibt er, werfen ihm die anderen vor, er habe nicht das Rückgrat, Verantwortung zu übernehmen und persönliche Konsequenzen zu ziehen. Und nachdem die Mannschaft ausgeschieden ist, herrscht Katastrophenstimmung, wird von „Blamage“ und „Schande“ gesprochen, obwohl die WM bzw. die Nationalmannschaft ja angeblich kein Schwein interessiert. Go figure. Ich hätte Verständnis, wenn jetzt reihenweise Spieler zurücktreten.
Müller ist als Vorbereiter keine schlechte Wahl, Gündogan war immer in der Startelf. Die Wechsel gegen Japan waren falsch, da gebe ich dir Recht. Aber Havertz hat sich vor dem Turnier jetzt nicht unbedingt aufgedrängt, war auch im Verein nicht in guter Verfassung. Den hat Flick ja geradezu gekitzelt mit der Nichtberücksichtigung. Andersrum hätte man ihm bestimmt vorgeworfen, nicht auf den erfolgreichen und eingespielten Bayernblock zu setzen. Mir fiel schon beim Oman-Spiel und teilweise sogar schon in der Nations League gegen England auf (allerdings da noch nicht so krass), dass sich unser Offensivspiel stark an das unter Nagelsmann bei den Bayern angepasst hat. Ist wahrscheinlich auch nur natürlich bei so wenig Vorbereitung. Spanien hat gegen Costa Rica die Abwehr konsequent auseinandergezogen und so Lücken geschaffen. Unser Ansatz erinnerte mich sehr stark an das von Bayern vor der Umstellung auf EMCM im Zentrum. Dem Angriffsspiel fehlte die Breite, was u.a. auch Leute wie Mertesacker richtig anmerkten. Insgesamt gab es aber bestimmt nicht den EINEN entscheidenden Grund.
Musiala hat bereits einen krass guten Abschluss. Ich sehe ihn in Zukunft da in Messi-Gefilde vorstoßen, der mit seinem Signature-Move (gerade zu sehen gegen Australien) etliche so billige Tore geschossen hat, dass man sich fragt, wie der jetzt eigentlich schon wieder reingehen konnte. Und das immer und immer wieder.
Ich widerspreche isarläufer vehement. Eine Abschlussschwäche ist nicht zu erkenne. Bin da bei Erich, das war zuviel Verantwortung auf seinen Schultern, der er dann, bei seinem Ehrgeiz, auch noch gerecht werden wollte. 2x drüber gehauen, das war schon ungewöhnlich für ihn.
Ansonsten kenne ich kaum einen Spieler, der in diesem Alter bereits so eine Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor gezeigt hat. Gepaart mit seinen Schlangenmoves ist das ein Gesamtpaket, was man wirklich nur bei der absoluten Weltspitze findet.
Ja, er hat weder seinen brutalen Pressing-Stil aus dem Triple-Jahr implementiert, noch es geschafft ein Spiel stabil zu kontrollieren. Ich sehe da keinen Widerspruch.
Wer wirft ihm vor kein Rückgrat zu haben? Ich befürchte einfach, dass wir weiterhin unter ihm zuviele Gegentore kriegen würden und deshalb auch das nächste Turnier nicht erfolgreich wäre.
Schande und Blamage schreien auch wenige. Für mich ist das Ausscheiden aber auch kein Betriebsunfall oder Pech. Wir waren vor der WM schon nicht unter den Topfavoriten und das obwohl unser Kader nicht soviel schwächer ist als der anderer Nationen.
Ich weiß bloß nicht ob dieser brutale Pressing-Stil auch verbunden mit fehlender Kontrolle ein Irrweg ist. Die fehlende Kontrolle wurde ihm schon 2020 vorgeworfen, damals ging es dennoch gut.
Wenn ich auf die WM schaue hat sich zumindest heute Defensive Stabilität + Effektivität durchgesetzt. Wobei ich sagen muss das ich Holland nicht komplett gesehen habe und allgemeine Rückschlüsse immer schwierig sind…