Du hast mich falsch verstanden. Man kann - vor allem hinterher, wo bekanntlich alle schlauer sind - auch als Laie Fehler bei Nagelsmann erkennen und ansprechen.
Du kannst also genau einschätzen, welchen Anteil JN an dem Ergebnis gestern hatte. Respekt. Ich kann das nicht.
Das hat er auch gar nicht behauptet.
Selbst der blindeste kann sehen, dass es so läuft wie bei uns.
Oder: Man muss kein Huhn sein, um zu erkennen, ob ein Ei faul ist.
@Andy
Wie du dir dieses Desaster schön redest hat schon was. Gegen die Fußball-Weltmacht Österreich kann man schon mal chancenlos untergehen. Mein echter Respekt.
Vielleicht solltest du Nationaltrainer werden, die Spieler würde es sicher freuen.
Genau - dem geschulten Huhn fallen dann vielleicht noch zwei, drei Dinge mehr auf, aber den Gestank merkt auch ein Blinder / blindes Huhn.
Grundsätzlich wäre das Erreichen des Halbfinales mit erfrischendem Fußball ein Erfolg.
Aber daran kann ich gerade überhaupt nicht glauben.
Ich sehe hier überhaupt keine Parallelen zu Nagelsmann.
Wenn man einem Trainer ständig taktisches Geschick, Ideenreichtum, Originalität etc. attestiert, wie das z.B. Rangnick oder Lahm, um nur die beiden hier zu nennen, in Bezug auf Nagelsmann getan haben, dann müsste sich das doch auch irgendwann klar bei dem Team zeigen, das in den Genuss dieser Vorzüge kommt. Sich bemerkbar machen nicht nur in einigen wenigen Spielen, sondern als nachhaltige Steigerung des Niveaus, was nicht bedeutet, dass jedes Spiel sensationell ist.
Zu Nagelsmanns Hoffenheim- oder Leipzig-Zeit war das sicherlich graduell der Fall, bei Bayern aber bestimmt nicht. Da wurden à la longue die Leistungen eher mauer, je länger die Saison andauerte. Ein Zuwachs an Klasse, Organisation, Spielvermögen - also ein Lerngewinn - war da eher nicht auszumachen bzw. das beschränkte sich höchstens auf einige wenige Begegnungen. Bei der Nationalmannschaft zeigt sich dieses Phänomen nun wie unter dem Brennglas - und das ist für mich einfach zu wenig, um einem Trainer außergewöhnliche Kompetenz zuzuschreiben. Der - wirklich sympathische und intelligente - Nagelsmann mag theoretisch bestimmt sehr informiert sein, wobei er es versteht, einfachere Phänomene rhetorisch geschickt zu verkaufen („Seitenzehner“), mit der Umsetzung hapert es aber in den letzten Jahren bei seinen Mannschaften. Nur Zufall, unglückliche Umstände? Ich denke nicht, zumal mich das, was da gestern zu sehen war, ungut an Spiele der Bayern unter Nagelsmann erinnerte. Strukturen werden erodiert, nicht dauerhaft aufgebaut, warum auch immer diese Konsequenz eintritt.
Im Grunde müsste man jetzt beim DFB umsteuern, aber das wird natürlich aus mehreren Gründen nicht passieren. Menschlich wäre es problematisch, zumal man Nagelsmann aus einem hochdotierten bestehenden Vertrag herausgelotst, ihn in gewisser Weise medial unter Druck gesetzt hat, den Job zu übernehmen, für den er sich freiwillig wohl kaum gemeldet hätte. Sein Nimbus der Außergewöhnlichkeit ist ernsthaft bedroht, wenn nicht sogar schon zerstört. Würde man ihn jetzt freistellen, wäre das für seine Karriere ganz sicher fatal. Dem klammen DFB fehlen außerdem die Mittel für eine weitere Abfindung und eine Neuverpflichtung auf dem Trainerstuhl - ebenso wohl die „Eier“ (Kahn lässt grüßen). Nagelsmann hat auch keinerlei Turniererfahrung (nimmt man die portugiesische Corona-CL-Endphase mal aus). Mit Kuntz wäre nun ein Praktiker verfügbar, der den DFB gut kennt und sicherlich das, was nötig ist, mit dem Team auch einüben kann. Dass Nagelsmann nun so lange Zeit zum Grübeln hat - verheißt das etwas Gutes?
Point taken.
Überall liest man, dass die ganzen Experimente schuld sein und nennt stellvertretend dafür Havertz als LV. Jetzt hat aber Havertz zwei echt ordentliche Spiele gemacht und die Anzahl der Tore über die vermeintlich durch Havertz fehlende Defensivkünste geschwächte linke Seite stand ziemlich sicher.
Auch der Vorwurf, dass man ständig die Formation wechselt und doch endlich mal Stabilität reinkommen soll, läuft ins Leere, weil man 4mal gleich gespielt hat.
Dann doch bitte endlich mal die gleiche Aufstellung: Gosens, Musiala daheim, Hummels angeschlagen. Es ist halt nicht so trivial…
Die einzige Möglichkeit, die ich mit Nagelsmann sehe: Back to the roots.
Er müsste vom Selbstanspruch wohl weg vom hochgelobten Perfektions-Konzept-Trainer, als der er in Leipzig und München installiert wurde.
Und hin zum Feuerwehrmann, der im Frühjahr 2016 verunsicherte Hoffenheimer erstmal stabilisieren und dann entwickeln konnte - und sich damit für höhere Weihen empfahl („Nagelsmann-Tabelle“).
Er müsste quasi den Reset-Knopf seiner Karriere finden.
Logisch gesehen gibt es im Grunde ja nur zwei mögliche Erklärungsansätze:
- Der Effekt, den ein Trainer auf das Spiel seiner Mannschaft hat, ist sehr groß.
Dann hätte Nagelsmann als Bundestrainer einen ziemlich schlechten Job gemacht, da sein Team grottenschlecht gespielt hat und Nagelsmann im Vergleich zum „späten Löw“ und „späten Flick“ das Spielniveau nicht nur nicht verbessert, sondern eher sogar verschlechtert hat. Wenn er wirklich nicht mehr drauf hat, als permanent die bedingungslose Offensive zu suchen und darüber die defensiven Strukturen zu vernachlässigen, dann wäre er tatsächlich nur ein „one trick pony“.
Gerade in Anbetracht der nur noch lächerlich wenigen Vorbereitungsspiele vor der Heim-EM will es mir einfach nicht in den Kopf, warum Nagelsmann die Spiele gegen die Türkei und spätestens in Wien nicht aus einer geordneten Defensive („die Null muss stehen“…) mit viel Spielkontrolle angelegt hat.
Ich meine, wenn selbst die Türken und Österreicher gegen unsere desolate Abwehr fünf Tore schießen können, wie soll es dann erst gegen Teams wie Frankreich, Spanien, England, Portugal oder die Niederlande aussehen?
Diese mangelnde Flexibilität von Nagelsmann (ich dachte immer, ein guter Trainer beherrscht mehrere Systeme und kann sich auf den jeweiligen Gegner und die aktuelle Spielsituation ein- und ggf. umstellen) erstaunt und schockiert mich bei einem vermeintlichen Spitzentrainer wie Nagelsmann fast genau so sehr wie seine mangelnde Selbstkritik bzw. Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen und sie nicht im nächsten Spiel genau so zu wiederholen wie im vorangegangenen.
- Der Effekt, den ein Trainer auf das Spiel seiner Mannschaft hat, ist viel geringer als man gemeinhin so annimmt.
Dann müsste man sagen, unser aktuelles Team IST einfach ziemlich schlecht und gibt personell auch nicht mehr her. Dann wäre es ziemlich egal, ob der Trainer nun Löw, Flick, Nagelsmann oder wie auch immer heißt, denn die Mannschaft spielt unter allen drei Trainern gleichermaßen schlecht.
Ich weiß nicht, welche der beiden Optionen die richtige ist.
Allerdings sehe ich in BEIDEN Fällen nicht, wie sich das Team in zwei weiteren Freundschaftsspielen bis zur Heim-EM überhaupt noch substantiell verbessern soll.
Wo soll denn gestern „bedingungslose Offensive“ zu sehen gewesen sein?
„zu suchen“, hatte ich geschrieben - und nicht, dass er sie gestern auch gefunden hätte…
Doch, es ist sehr trivial. Du stellst einen Haufen Offensivspieler auf und wunderst dich wenn du bei jedem langen Ball in Bedrängnis kommst und langsame Verteidiger nicht so gut hinterherkommen. So einfach ist das Problem analysiert.
@Andy : ich bin ein Freund einer ausgewogenen Diskussion und teile durchaus einige deiner Argumente. Ich halte auch Nagelsmann für einen guten Trainer, aber was man ihm vorwerfen kann und - ich denke sogar muss: so, wie die NM im Moment spielt, ist sein Konzept einfach nicht das passende - und das sieht man denke ich nicht nur als Trainer oder Sportjournalist, sondern auch als Fan. Ich denke, wir alle wünschen der NM mehr Erfolg als das, was in der letzten Zeit passiert ist.
Was diese Mannschaft braucht, ist in erster Linie Stabilität und damit einhergehend Erfolge. Das Selbstvertrauen scheint komplett geschwunden, und man hat das Gefühl, dass kaum einer weiß, was der andere gerade macht oder vorhat. Die NM hat wenige Wochen im Jahr, um Automatismen einzuüben. Ralf Rangnick hat das hervorragend bei Österreich hinbekommen (und man sollte ergänzen: es fiel ihm vielleicht etwas leichter, weil nicht wenige Spieler die RB-Schule kennen). Das war gestern ein Auftritt einer echten „Mannschaft“, die individuell vielleicht etwas schwächer war (obwohl auch da sehr gute Kicker spielen) aber kollektiv sehr gute Lösungen gefunden hat. Genau das fehlt der deutschen Mannschaft im Moment (und seit eigentlich langer Zeit) : sie spielt nicht gut als Kollektiv.
Und da gehe ich mit der Meinung anderer hier mit: ein klares System mit positionstreuen Spielern, auch gerne etwas mehr „Schlichtheit“ im Spiel, eine klare Aufgabenverteilung, dafür mehr Einsatzbereitschaft und das in den Testspielen durchzuziehen wäre aus meiner Sicht ein Mehrgewinn. Wenn du das anders siehst - dein gutes Recht.
Nebenbemerkung 1: dass die NM nur Freundschaftsspiele bestreitet bis zur EM, ist vielleicht gar hinderlich und lädt mehr zum Experimentieren ein - eine Niederlage ist dann unschön, hat aber keine Konsequenz.
Nebenbemerkung 2: Den Fußball von Rangnick/Österreich als „Rennball“ zu bezeichnen halte ich für despektierlich - es gibt viele Wege nach Rom. Das war einfach guter Fußball gestern von der österreichischen Mannschaft.
Nebenbemerkung 3: Julian Brandt wiederholt und vermehrt als „Lusche Brandt“ sprichwörtlich zu verunglimpfen halte ich ebenso schlicht für despektierlich und wenig zielführend in einer ernsthaften Diskussion. Aber das mag jeder so formulieren, wie er will.
Ich wollte ja nur darauf hinaus, dass ein (vorschnelles) Urteil schon dem einen oder anderen auf die Füße gefallen ist. Und ich bin mir sicher, dass in Österreich nach 5 sieglosen Spielen in Serie unter Rangnick auch schon viele die EM innerlich abgesagt haben.
Im Prinzip sind doch die Spiele dieser Jahr relativ irrelevant, wenn die Form kurz vor und im Turnier stimmt. Zur WM sind wir mit einem besseren Quali-Punkteschnitt als Frankreich angereist… Hat auch nicht so richtig viel gebracht, oder?
Bitte nochmal recherchiere, wie Nagelsmann Hoffenheim aus dem Keller geführt hat. Tipp: Es war nicht das klassische Mauern.
Es sind ja nicht nur 2 Spiele sondern auch einige Trainingseinheiten.
Zu der Frage des Einflusses: Es wird nie das eine oder das andere sein, sondern es ist immer ein Zusammenspiel der beiden Faktoren. Erfahrene Mannschaften mit den entsprechenden Führungsspielern, die schon lange zusammen spielen, werden prinzipiell weniger Input von der Bank brauchen, also junge und unabgestimmte. Dementsprechend ist auch der Einfluss größer oder kleiner.
Dazu kommt noch, dass wir den Anteil der Co-Trainer noch weniger einschätzen können.
Der Post ist glaube ich vorerst mein Letzter zu dem Thema. Ich glaube, die Punkte sind alle gemacht. Es wurde alles gesagt, nur noch nicht von jedem.
Nach dem EM-Auftaktsieg gegen XXX (Mannschaft bitte nach der Auslosung eintragen) melde ich mich wieder zum Thema Nagelsmann.
PS: Als Löw Weltmeister wurde, haben übrigens die Schwarzmaler alle geschrieben, wir wurden trotz Jogi Weltmeister… Getreu dem Motto, wenn er übers Meer läuft, heißt es, er kann nicht mal schwimmen.
ich persönlich will mal diese momentane Mantra : die Einstellung stimmt nicht , in Frage stellen und stattdessen psychologische Hemmungen als Hauptursache in den Vordergrund stellen. Alle Kicker die gestern auf dem Platz standen sind Leistungssportler. Sie haben eine krasse Auswahl hinter sich, haben über Jahre vieles dem Ziel Profifußballer hinten an gestellt. Fast jeder hier von uns würde eine Trainngseinheit mit diesen Jungs keine 15 Minuten durchstehen . Die sind gewohnt über ihre körperlichen Grenzen zu gehen, sonst kann man keinen Leistungssport betreiben. Sie können an sich auch mit Druck umgehen ,sonst wären sie nicht so weit gekommen. Sie haben zig Auswahl und Prüfungssituationen gemeistert um dahin zu kommen wo sie sind. Es ird ja gerade geren so getan als seien das alles Weicheier die den ganzen Tag auf dem Sofa rumlümmeln. Warum also entsteht der Eindruck Österreich war bissiger und in der 2. Hz haben wir ja auch aggressiver gespielt. Aus meiner Sicht wird so getan als müssten sie nur wollen, aber jeder der mal im Team Sport gemacht hat oder auch sonstige Teamerfahrung hat, weiß ,dass es lähmende und leistungsfördernde Faktoren in einer Gruppe gibt. Tuchel hat Schritt für Schritt die gleichen Spieler wie unter JN wieder in die Spur gebracht, Sane ist das beste Beispiel, der gestern wieder wirkte wie bei uns unter JN. Wie hat er das geschafft . Seine PKs nach mit Grundstrukturen und Konkurrenzkampf. Es ist also viel mehr im Argen als einfach nur : die müssen mal Gas geben. Um dauerhaft Gas gebn zu können müssen Vorraussetzungen erfüllt sein, die es momentan anscheinend nicht sind: klare Abläufe, Sicherheit, positiver Druck im richtigen Maß , Teamspirit, etc
Von Mauertaktik schrieb ich gar nicht.
Es dürfte in solchen Fällen, ein verunsichertes Team zu stabilisieren, nicht die eine taktische Herangehensweise geben. Vielmehr erscheint eine stärkere Ausrichtung am jeweiligen Gegner sinnvoll - verbunden mit psychologischer Aufbauarbeit.
Was die Ausrichtung am Gegner angeht, hat Nagelsmann in der PK ja schon Ähnliches für die Zukunft angedeutet.
Bin leider wirklich extrem klar bei Ersterem:
Dass das einzige durchgehend überzeugende Spiel der Nationalmannschaft heuer weder unter Flick noch Nagelsmann stattgefunden hat spricht da schon extrem für sich.
Und dass Nagelsmann brutal viel falsch macht bisher, klar, das ist zwar einerseits quasi immer so, daß das hier und sonst wo erzählt wird NACHDEM es schief gegangen ist…
Aber seien wir mal ehrlich - keiner hier in der Kurve gehört wohl aller Wahrscheinlichkeit nach zu den größten Fußballexperten des Planetens, aber trotzdem - ich glaube schwer, die Mehrheit hier hat auch zB alleine schon bei der Aufstellung gegen die Türkei durchaus schon massive Bedenken auch VOR dem Spiel gehabt:
Ob das nun wirklich so clever mit so auf Gedeih und Verderb (obwohl doch wenn dann völlig klar die Defensive unser großes Problem ist schon seit Langem in der Nationalmannschaft) absolut alle einsatzfähigen Offensivspieler mit Qualität einsetzen zu müssen, egal auf welchen Positionen, nachdem so gut wie jeder auch anerkannt hatte - die Zeit der Experimente muss jetzt endlich mal vorbei sein!
Was macht Nagelsmann? Natürlich in jeder Hinsicht das genaue Gegenteil was einem der gesunde Menschenverstand nahelegen würde.
Suuuuupi!