DFB Pokal Saison 21/22

Gut gekontert, @anon2519908! (Sagt man heute ja eigentlich nicht mehr, aber „gut gegengepresst und umgeschaltet“ klingt irgendwie doof).

Ich stelle das Fazit der folgenden Überlegungen mal voran: Es gibt gute Gründe für Kritik am Projekt RBL und keine Gründe, es zu dämonisieren. Unter anderem auch deshalb, weil Anhänger des FCB in den 60er und 70er Jahren - sei es nun wissentlich oder nicht - dessen enge und durchaus profitable Verbandelung mit einer CSU toleriert haben, die Freundschaften zu faschistischen Regimes pflegte. Ohne dass man sich deswegen dafür schämen müsste, dem Team die Daumen gedrückt zu haben. Es sei denn, man hätte diese Zusammenhänge nicht nur gekannt, sondern auch gutgeheißen. Ich z.B. kannte sie nicht, hatte lediglich eine grundsätzliche Abneigung gegen diese politische Richtung.

Ebene 1: Das Argument lässt sich nicht von der Hand weisen. Ich meinte mit der Einschränkung auch eher, dass diejenigen, die für einen Traditionsklub arbeiten oder brennen, deswegen nicht hochmütig werden müssen. Auf ZON schrieb kürzlich ein RBL-Anhänger sehr anschaulich darüber, dass dies nun eben qua Wohnort der „Verein“ ist, der ihm ansehnlichen Fußball bietet. Und dass er mit dem Team genauso fiebert und leidet wie ein SCF- oder SGE-Fan. Und so weiter, all das, was die eben auch erleben. Ist er wegen der Schwächen von RBL jetzt ein Idiot oder weniger wert als ein BVB- oder FCB-Fan? Sicher nicht.

Ebene 2: Auch da stimme ich Dir zu. Ich will das auch überhaupt nicht glorifizieren. Aber auch wenn ich @Kurts Position im allgemeinen nicht teile, hat er mit dem Hinweis auf die hausgemachten Gründe fürs Schwächeln vieler Tradionsklubs nicht ganz unrecht. Das Sympathische ist nicht immer das Bessere, das gilt auch dann, wenn man Effizienz nicht zum Fetisch erhebt. Man muss nur hören oder lesen, wie erleichtert viele Werder-Fans waren bzw. sind, dass mit Ole Werner der neue Trainer nicht wieder einer aus dem eigenen Biotop ist. Vom FCB kennen wir die Diskussion auch. Obwohl es andererseits toll ist, wenn verdiente frühere Spieler später andere Aufgaben im Verein finden. Ich sehe auch die Schwächen und dass RBL sich da in mancher Hinsicht leichter tut.

Ebene 3: Gleichfalls d’accord. Dessen ungeachtet haben sie bei der Personalauswahl, was sowohl den Kader betrifft als auch den Staff, vieles richtig gemacht, und das ist gewiss nicht allein oder auch nur vorrangig der ein wenig inzestuösen RB-Struktur zu verdanken.

Ebene 4:

Sicher nicht in dieser Ballung. Allerdings war in den 60ern und 70er Jahren speziell die CSU schon ein wichtiger Faktor für das immer noch reaktionäre gesellschaftliche und politische Klima. Die Nähe zu faschistischen Regimes war bekannt. Zum Beispiel zu Pinochet:

In der „Spiegel-Affäre“ war das befreundete Franco-Regime gerne behilflich:

„Auf persönliche Aufforderung von Strauß, der damit auch das zuständige Justizministerium übergeht, lässt das Franco-Regime Conrad Ahlers im Spanien-Urlaub festnehmen.“
(Zitat aus dem folgenden Artikel)

Ahlers war stellvertretender Chefredakteur.

So viel anders waren die Zeiten nun auch wieder nicht. In mancher Hinsicht sogar schlimmer. Aktuell wurde bei uns in Schleswig-Holstein die AfD aus dem Landtag gewählt. Damals handelte es sich um die Politik der Regierung oder von Teilen der stärksten Bundestagsfraktion.

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