Der Politik- und Gesellschafts-Thread (Teil 3)

Aus einem Kommentar von Stefan Kornelius in der SZ:

„Trumps Methoden sind bekannt: Lüge, Umdeutung, Agitation, Unterstellung – alles Ausdruck einer inhaltlichen Verblendung, eines flackernden Zorns, aber vor allem eines faschistischen Führungswahns. Die neokolonialistischen Drohungen gegen Grönland oder Panama, der Unterwerfungsdruck auf Mexiko und Kanada sowie die Verachtung der Bündnisregeln gegenüber den Europäern – die Trump’sche Weltordnung kennt kein Recht und keinen Vertrag, sie ist respektlos und unhistorisch.“

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Die Antwort habe ich in dem Beitrag bereits gegeben: Ich bin ein fortschrittsgläubiger Optimist, der an die schier unerschöpfliche Kraft des menschlichen Erfindungsreichtums und des Potenzials von Technik bei der Lösung gesellschaftlicher Probleme glaubt.

Gerade die Klimafrage ist ein Paradebeispiel für ein Problem, das der Mensch mit Hilfe der Technik vollständig lösen kann. Wir wissen, was zu tun ist (CO2-Emissionen senken), und wir haben die technischen Mittel dazu (CO2-arme Energieerzeugung, Produktion, CCS usw.). Wir haben das Wissen, wir haben die Technik, wir wissen, wie man sie einsetzen muss. Das ist alles kein Hexenwerk. Hinzu kommen immer bessere Möglichkeiten der Adaption des Menschen an seine Umwelt. Auch hier sind die Gewinne, die uns der technische Fortschritt ermöglicht, enorm. Also gerade was das Thema Mensch und Klimawandel angeht, bin ich wirklich optimistisch.

(Und selbst wenn das alles eine Illusion wäre: Würde mein Leben besser, wenn ich den Kopf in den Sand steckte und deprimiert wäre, weil die ganze Welt so hoffnungslos ist? Nein. Ich entscheide mich für den – berechtigten – Optimismus!)

Berechtigt? Ja:

  • Der Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben, ist seit dem Jahr 2000 von 26% auf unter 9% der Weltbevölkerung gesunken.
  • Die Zahl der unterernährten Menschen weltweit ist seit dem Jahr 2000 um mehr als 30% gesunken.
  • Die Kindersterblichkeit ist seit 1990 um mehr als die Hälfte gesunken.
  • Die Zahl der Kinder, die nicht zur Schule gehen, ist seit 1990 um mehr als die Hälfte gesunken.
  • Die Zahl der HIV/AIDS-Infektionen ist seit dem Jahr 2000 um fast 40% zurückgegangen.
  • Die Zahl der weiblichen Parlamentsabgeordneten weltweit ist seit dem Jahr 2000 von 9% auf 26% gestiegen.
  • Die globalen Schwefeldioxid-Emissionen (einer der wichtigsten Faktoren der Luftverschmutzung) sind seit 1990 um die Hälfte gesunken.
  • Der Anteil der Menschen, die Zugang zu sauberem Wasser haben, ist seit dem Jahr 2000 von 60% auf knapp 73% der Weltbevölkerung gestiegen.
  • Der Anteil der Menschen, die Zugang zu Elektrizität haben, ist seit dem Jahr 2000 von 71% auf 94% der Weltbevölkerung gestiegen.
  • Der Anteil der Kinder in Kinderarbeit ist seit dem Jahr 2000 um gut 30% gesunken.
  • Die Menge an CO2-Emissionen pro Dollar produziertem BIP ist seit 1990 um mehr als 40% gesunken.
  • Die Zahl der Toten pro Jahr durch Naturkatastrophen ist seit dem Jahr 1990 um mehr als die Hälfte gefallen.
  • (Die Liste ließe sich noch lange weiter fortsetzen.)

Viele Menschen glauben, die Welt würde ständig immer schlechter. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Bei den meisten wesentlichen Indikatoren wird die Welt ständig besser.

https://www.gapminder.org/„upgrade your worldview“ (Empfehlung für jeden, der seine Vorstellungen über den Zustand der Welt einmal einem Reality-Check unterziehen möchte.)

Re. AfD: Mit dem Wunsch nach einer besseren Politik der Mitte-Parteien, die die sozialen Probleme der Leute wirklich angeht, rennst Du bei mir offene Türen ein. Würde das nicht auch gegen die AfD helfen?

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Mit solchen Aussagen musst du vorsichtig sein.
Ich habe hier schon öfter angesprochen, dass sich die AfD, mit vernünftiger Politik, die nicht am Wählerwillen vorbeigeht, ganz schnell erledigt hätte.

Mit der Meinung gilt man hier als glühender AfD-Anhänger.

Da unterliegst Du, denke ich, einem Irrtum. Lassen wir das Attribut „glühend“ einmal beiseite. Wer will das schon beurteilen? Wenn man Deine Kommentare im Verlauf mehrerer Jahre gelesen hat, fällt allerdings schon auf, dass viele von ihnen für Sichtweisen der AfD bzw. ihnen verwandter politischer Richtungen werben und sich da engagieren, wo ihnen Deiner Meinung nach Unrecht geschieht. Das ist ja alles nicht verboten. Die Häufung lässt sich aber halt nicht übersehen. Daraus zumindest eine Affinität zur AfD und ihrer Agenda zu schließen, erfordert keine waghalsigen Gedankensprünge.

Eine bessere Politik der anderen Parteien: ja, die ist, in welcher Hinsicht auch immer, generell gerne akzeptiert. Erklärt ein entsprechendes Defizit den weltweiten Vormarsch rechter bis rechtsextremer Parteien und ihrer Anführer? Überall machen die von nicht-rechten Parteien gebildeten Regierungen leider eine schlechte Politik? Und nur deswegen kommen Rechte an die Macht, und mit ihnen wird zum Glück alles besser? Sorry, dieses Argument ist eine Nebelkerze.

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Sichtweisen wie zum Beispiel wir brauchen Abschiebungen und kontrollierte Migration?
Hat Olaf Scholz auch gefordert und ich habe es hier ausdrücklich begrüßt.
Kam trotzdem niemand auf die Idee mich als SPD-Anhänger zu bezeichnen.

Ich fand es beispielsweise auch total richtig, als Watzke sich für das Pyroverbot ausgesprochen hat.
Nach der gängigen Logik hier im Politik-Thread macht mich das zu einem BVB-Fan.

Ich weiß nicht, ob mit den Rechten alles besser wird.
Aber in den meisten Ländern ist das Pendel in den letzten Jahren sehr weit nach links geschlagen.
Und wie es bei einem Pendel so ist, schlägt es irgendwann umso heftiger in die andere Richtung.
Das erleben wir gerade und deshalb wäre es umso wichtiger, wenn sich Politik immer schön in der Mitte einpendeln würde.

Ich kann nur für mich sprechen; nicht für das, was andere denken. Wenn es da Übereinstimmungen gibt, heißt das noch nicht, dass sie identischen Wahrnehmungen zu verdanken sind.

Wenn Du nicht als AfD-affin gesehen werden möchtest, läge es nahe, an irgendeinem Punkt auch mal kritisch zu ihr Stellung zu nehmen. Musst Du ja nicht, ich erwarte es keineswegs von Dir. Und ich kann auch vernünftig mit Dir diskutieren, wenn von Dir nichts angeboten wird, was auch nur eine zwiespältige Sicht auf die AfD vermuten ließe. Fühle Dich also nicht gedrängt.

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Ist oft genug passiert. Wird aber scheinbar gern überlesen.
Ich habe kürzlich einen Artikel verlinkt, in dem Boris Palmer erklärt, wie man die AfD überflüssig macht.
Als Antwort habe ich dann bekommen, dass ich hier ja nur die AfD verteidigen würde. So schräg muss man erstmal denken.

Gegen Vorurteile kann man nicht andiskutieren.
Ist mir auch ehrlich gesagt zu doof.
Es hilft Leuten, sich nicht mit Inhalten auseinandersetzen zu müssen, also werden sie die Karte immer spielen.

Das sehe ich anders. Den Palmer-Artikel habe ich gelesen. Er deckt sich mit Deiner Argumentationsweise und dem, was ich auch in persönlichen Gesprächen mit Menschen höre, die klassische AfD-Themen favorisieren. Es läuft stets auf dasselbe hinaus: die anderen sollen halt bessere Politik machen, dann ist die AfD kein Problem. Was die AfD ist und was sie will, was ihr ideologischer Background ist, was ihre Anführer sonst noch alles getan und gesagt haben: all das wird dabei regelmäßig komplett ausgeblendet. Niemand von denen wäre gewillt oder auch nur von Ferne in der Lage, ein derartiges Statement zur AfD abzugeben wie es @Alex gestern hier getan hat; nicht einmal in homöopathischer Dosierung. Das finde ich bemerkenswert.

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Ist nicht mein Punkt.
Mir geht es gerade allein um das Diskussionsniveau hier im Thread.
Obwohl ich regelmäßig darauf verwiesen habe, dass ich die AfD nicht brauche, kein Fan bin und mir einfach von den anderen Parteien eine andere Politik wünsche, werden ständig Diskussionen abgewürgt, indem man mich in die Nazi-Ecke stellt.
Frei nach dem Motto „Ist ein Rechter, ist egal was er sagt“.
Ist ja auch so schön einfach. Dann braucht man keine Argumente und muss sich auch mit den Argumenten des Gesprächspartners nicht auseinandersetzen.

Da müsste man ja erst einmal definieren, was „vernünftige Politik“ und was der „Wählerwille“ ist.

Mein Vater hat immer gesagt: Alles was vor einem „aber“ kommt, kannst Du vergessen.
Und so fangen generell viele Diskussionen an: Ich bin ja kein AfD Wähler, ABER…

Und man muss doch mal akzeptieren und begreifen, dass die AfD eben keine normale Partei, und schon gar keine demokratische (demokratisch gewählt, das ja; aber das liegt ja nicht an ihnen).

Deswegen hat mich die Diskussion um und mit @Alex so genervt. Er hat mit vielen Punkten recht und begründet das gut. Aber indem man sich in die Mikroebene begibt, übersieht man oft das große Ganze bzw. man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Von meinem Vater komme ich zu meiner Oma. Die hat oft gesagt: Das macht man nicht.
Und das reicht mir völlig aus. Man wählt die AfD nicht. Das macht man nicht.

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Nehmen wir das Thema Migration. Das wurde hier schon häufig, ausgiebig und kontrovers diskutiert. Wurde etwa @willythegreat in die rechte Ecke gedrängt, weil auch ihm, wie Dir, das Thema besonders am Herzen liegt und er auch wiederholt Erklärungen dafür findet, warum Menschen dann eben meinen, die AfD wählen zu müssen? Natürlich nicht. Weil er genau zu dem beiträgt, dessen Fehlen Du beklagst: einem Diskussionsniveau, das diese Bezeichnung verdient. Dazu gehört, auch einmal andere Sichtweisen gelten zu lassen. Für die eigenen mehr als nur einen Punkt anzuführen. Auf Gegenargumente inhaltlich einzugehen. Etc. Ich sage das, obwohl ich in vielen Punkten nicht mit ihm übereinstimme.

Neben ihm bieten auch andere Teilnehmer unterschiedlicher politischer Couleur solche Qualitäten an. Deine pessimistische Sicht auf das Niveau teile ich daher nicht.

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Zumindest hier in Brasilien funktionierte das AfD-Prinzip ganz vorzüglich auch ohne Migration, ohne die Grünen, ja ohne allzuviele konkrete Themen überhaupt. Bolsonaro konnte die Wahl gewinnen gegen eine Linkspartei, obwohl das de facto eine Verschlechterung der Lebensumstände für die Mehrheit der Wähler bedeutete. Er gewann durch seine Weltanschauung (der ganze Trump Scheiss halt). Nun ist Deutschland nicht Brasilien. Und dennoch wundert mich mit welcher Überzeugung hier immer wieder behauptet wird, rechter Populismus funktioniert nur aufgrund konkreter Missstände, für die andere Parteien zuständig sind. Ein Blick in die Welt beweist eigentlich das Gegenteil.

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Ich lasse deine Sichtweise gelten, auch wenn ich sie nicht teile. :wink:

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Gerade den @willythegreat muss man hier ausdrücklich nennen. Immer wieder mit guten Punkten und Argumenten dabei, die die Diskussionen konstruktiv nach vorne bringen und einen den eigenen Standpunkt immer wieder überdenken lassen.

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Genauso, wie Du es beschreibst, ist es. Die Sehnsucht nach starken, autoritären Führern braucht solche Themen nicht. Vielleicht ist in Brasilien ein Äquivalent die Behauptung, das Abholzen des Urwalds sei in Ordnung und fürs Klima unbedenklich?

Nun gibt es hierzulande eben die Migration und auch die Probleme, die sie teilweise verursacht. Und die AfD verdankt ihr ihren Aufstieg, das sagt sie ja selbst. Da liegt es nahe, das Thema bzw. den Umstand, dass die etablierten Parteien es nicht einfach ratzfatz beseitigen (können), als Rechtfertigung für die Wahl einer faschistoiden Partei anzuführen.

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Das gilt ungeachtet dessen, dass man sich dabei gelegentlich auch auf die Nerven geht. Was noch kein Beleg für fehlendes Niveau ist.

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Ja, letztlich überfordert der Rhythmus der Veränderung wohl uns alle ein wenig. Insbesondere, weil wir uns einem beständigen Info-Beschuss aussetzen. Da ist die Sehnsucht nach einfachen Antworten, einem Zurückdrehen der Zeit, jemand der sagt, wir lösen das alle ganz pragmatisch, kurz einer starken Führungsgestalt naheliegend. Man kann von Glück sagen, dass die AfD noch keine charismatische Persönlichkeit präsentieren konnte.

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Neulich las ich, dass ihr Ex-Chef Meuthen neuerdings Vize bei Maaßen und seiner Werte-Union ist, in der sich wohl überhaupt einige Ex-AfDler eingefunden haben, denen der Laden irgendwie zu extrem geworden ist. Man würde sich der AfD gerne als Koalitionspartner empfehlen, was bei Wahlergebnissen um die 0,5 % natürlich illusorisch ist.

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Übrigens auch interessant wie die Linke Bolsonaro dann wieder schlagen konnte:

  1. Mit Lula wieder eine starke Führungsgestalt präsentieren

  2. Selbst die Bevölkerung mit fake news bombadieren ganz egal wie abenteuerlich (z.B. Bolsanaro will das 13. Montasgehalt streichen, das seid 1962 gezahlt wird).

Ergebnis: absurder Wahlkampf mit zwei fanatischen Lagern und ansonsten Politikverdrossenheit bzw. Rückzug ins Private.

PS: Entschuldigung für den kleinen Exkurs nach Südamerika. Ich weiss es ist eher marginal relevant für Deutschland. Ich wollte nur zeigen, wie rechter Populismus die Art des Politik Machens verändert und Inhalte gezielt hinsichlich ihres „Vermarktungspotenzials“ gesetzt werden.

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Brasilien ist weder ein kleines noch ein unwichtiges Land und als Mitglied der BRICS-Staaten auch durchaus ein schwieriger Partner. Von daher keineswegs uninteressant für uns, was dort geschieht. Von Lulas Rückkehr hatte man sich hierzulande mit Sicherheit etwas mehr erwartet.

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