Du nennst gerne Beispiele aus deinem eigenen Erfahrungsbereich als Lehrer, und selbstverständlich zweifle ich diese Beispiele nicht an, die damit verbundene Problematik schon gar nicht.
Trotzdem sollte klar sein, dass auf jedes dieser Beispiele viele andere folgen könnten, wo sich hilfsbedürftige Migranten unfassbar Mühe geben, sich zu integrieren, mit Respekt vor der anderen Kultur und dem festen Willen, hier zu arbeiten und wichtige Mitglieder der Gemeinschaft zu sein.
In der Tat. Nur: was ist ein Pauschalurteil?
Nun: schon das ist ein Pauschalurteil.
Ich will nur klarmachen, dass diese Fälle, die ihr ansprecht (und worüber der liebe FOKUS so gerne berichtet), keineswegs eine wie auch immer geartete Mehrheit bilden.
Ich habe kürzlich „Green Border“ der polnischen Regisseurin Agnieszka Holland gesehen, wo sie Zustände und Umgang an den Grenzen Polens zeigt. Russland und Belarus schleusen da nämlich haufenweise Leute hin, um westliche Demokratien zu destabilisieren. Und Donald Tusk tut das, was Putin und Genossen gut gefällt: Asylpolitik für Hardliner. Mit Unterstützung von, so hört man, 80% der Bevölkerung, aufgehetzt bereits von der allzu bekannten Vorgänger-Regierung.
Wenn das die Antwort der liberalen Demokratien ist, was dort an der Grenze passiert, dann haben wir’s geschafft, dann brauchen wir gar keine Rassisten mehr an der Regierung, weil wir deren Politik-Ansatz übernehmen - und auch zunehmend deren Denken.
Versteht mich nicht falsch, ich will keine wirklichkeitsfremde Politik. Aber wenn Europa im Gesamten an so viel Stellen versagt, was Zusammenarbeit betrifft, so dass die migrantischen Ströme nicht ordentlich und geregelt verteilt werden können, und die einzige Antwort auf die schurkische Praxis der russischen Schleuser so etwas bedeutet, was sich an der polnischen Grenze ereignet, frage ich mich zunehmend, welche Werte wir eigentlich noch verteidigen im Vergleich zu Russland, China, Iran etc.
Wenn die einzigen Antworten, die Bürgern noch zum Thema Migration einfällt, mit Angst vor dem Fremden und Angst vor wirtschaftlichem Abstieg verbunden ist, und die Lösung nur noch sein soll, das Grundrecht auf Asyl so lange runterzuhandeln, bis es faktisch nicht mehr existiert, bin ich persönlich raus.
Die Forderung nach einem harten Durchgreifen des Staates ist in meinen Augen übrigens wohlfeil, wenn man nicht klar benennt, was man sich darunter vorstellt - abseits von Symbolpolitik oder Maßnahmen, die geltendem (auch internationalem) Recht widersprechen.
Und was das vermeintliche Totschweigen der Probleme betrifft:
Sorry, da lach ich mich tot. Gib mal „Migration“ in die Suchleiste von MSR ein, da hat man eine schöne Auswahl des angeblich so totgeschwiegenen Themas. Und gesamt-gesellschaftlich gibt es kein größeres Thema (die ökonomische Frage wird ohnehin immer mit der Migration verbunden, dafür sorgt schon die Partei, die sich zu 90% mit diesem Thema beschäftigt). Es gab und gibt sogar schon Fälle, wo Falschmeldungen einen Mob antreiben, russische Bots und interessierte Kreise tun das Übrige; das scheint mir persönlich das größere Problem zu sein als der verwirrt-ideologisch verblendete Linksfuzzi.
Aber egal. Man wird sich noch wundern, wenn das Recht auf Asyl nur noch in der Vergangenheitsform existiert, und Deutschland trotzdem noch genügend Probleme hat. Irgendein anderer Sündenbock wird sich finden.
Und noch ein letztes, schon oft wiederholtes Faktum:
Die größte Gefahr für deutsche Frauen existiert statistisch immer noch klar an einem bestimmten Ort, und das ist nicht Neukölln oder Kreuzberg, sondern das eigene Schlafzimmer, wo sich der deutsche Ehemann aufhält.
Das relativiert in keiner Weise Fälle wie die oben genannten, und ich bin der erste, der sich wünscht, dass geltende Gesetze hart angewendet werden. Aber so zu tun und zu reden, als sei Gewalt gegen Frauen eine rein migrantische Problematik, ist ein ganz klein wenig unterkomplex. Aber hey, darüber, wie deutsche Frauen von ihren Ehemännern behandelt werden, ist vielleicht auch bald Thema beim FOKUS. Ich möchte als Autor gerne Friedrich Merz vorschlagen, er hat sich in einer Abstimmung ja mal klar dazu positioniert.
Vielen Dank für deinen Beitrag, @cheffe - ich habe die Diskussion bisher interessiert verfolgt und mich ein wenig gefragt, wie ich hier angemessen antworten kann: sehr vielem von dem, was du oben geschrieben hast, kann ich nur zustimmen.
Anekdotische Einzelfälle (wie die zwei Usbeken mit Gewalt gegen Frauen in der Familie oder der afrikanische Familienvater mit zwei Frauen und 12 Kindern - wobei übrigens zwei Sozialhelfer alleine der einen Frau beistehen, so viel zu dem, was der deutsche Staat noch tun muss… ) helfen meines Erachtens wirklich nicht weiter. Natürlich gibt es diese Fälle, keine Frage - aber die entscheidende Frage ist: Wie repräsentativ ist das alles wirklich? Als gäbe es nicht zumindest ähnlich gelagerte Probleme auch in den sogenannten „biodeutschen“ Familien. Vielleicht nicht mit 12 Kindern und 2 Frauen, aber dafür mit einer Frau und 4 Kindern? Und die durchaus auch zahlreichen Biografien der erfolgreich Integrierten fallen komplett unter den Tisch? Mitnichten für mich.
Das Grundrecht auf Asyl für politisch Verfolgte ist in unserem Grundgesetz verankert. Jetzt kann man vielleicht lange darüber streiten, wer wirklich politisch verfolgt ist und wer nicht (und vielleicht liegt da sogar das Kernproblem der ganzen Diskussion? Ich weiß es wirklich nicht). Aber wenn wir Werte wie Menschlichkeit und Menschenrechte nicht hochhalten und uns darum bemühen, das Beste zu geben für eine erfolgreiche Integration derjenigen, die heute zu uns kommen (und Integration ist für mich keine Einbahnstraße), dann weiß ich auch nicht weiter. Die Welt ist heute ein globales Dorf. Wir können uns natürlich abschotten im Stile von „Make Germany great again“ - die Probleme werden allerdings dadurch nicht gelöst.
Ein weiterer Aspekt hierzu ist übrigens, dass ich nicht verstehe, dass im Abschiebe-Wahn gern so getan wird, als wäre mit erfolgter Abschiebung eines imaginären Straftäters irgendein Problem gelöst.
Ich bin alles andere als ein Utilitarist, aber wäre ich einer, würde ich feststellen, dass sich an der Verteilung von, sagen wir, negativer Energie rund um den Erdball rein gar nichts verändert hat, nur weil der Straftäter seine potentiellen Straftaten nun an einem anderen Ort begeht.
Was ich allerdings bin, ist ein radikaler Universalist. Und als solcher würde ich für diesen Fall sogar befürworten, dass sich der Straftäter hier bei uns aufhält, weil ich es in der deutschen Gesellschaft für wahrscheinlicher halte, dass man sich hinsichtlich zivilisatorischer Entwicklung zum Positiven wendet - jedenfalls eher als in einem Schurkenstaat oder einem Kriegsgebiet oder einem tiefreligiösen Regime.
Mir ist natürlich klar, dass eine deutsche Regierung zuvorderst Politik für eine deutsche Bevölkerung zu machen hat.
Aber wie @Lukenwolf1970 ganz korrekt erwähnt:
Die Welt ist verdammt klein geworden. Und für eine ganze Reihe von Problemen auf dieser Welt ist ein kleinkarierter Nationalismus und großkarierter Egoismus hauptverantwortlich. Dass sich momentan so viele Staaten darauf konzentrieren, wird die Welt nicht besser machen, sondern immer nur noch schlimmer.
Niemand ist eine Insel. Das gilt für Menschen wie, heutzutage: auch für Nationen.
Mitschnacker: Kommentar gelöscht. Bitte poste solche verschwörungstheoretisch angehauchten, verleumderischen Schwachsinnsbeiträge („Finanzkrake“ Blackrock „installiert“ Merz) gerne bei der Jungen Welt oder sonstwo, aber nicht hier. Danke.
Ich denke, es war nicht der Blackrock-Bezug, sondern die reißerische Anmoderation. Ich selbst war zuvor auch hin-und-hergerissen zwischen Vergabe eines Likes und Unsichtbarmachen, was die Möglichkeit geboten hätte, den Link durch Verfeinerung der Formulierung zu erhalten. Und ich entschied mich, weder das eine noch das andere zu machen.
Diese Kontroverse erinnert ein bisschen an die damalige um Mario Draghi und seine Tätigkeit als EZB-Präsident. Da hieß es auch lange, er sei von Goldman-Sachs installiert worden. Nach meiner Erinnerung hat er aber durch seine Amtsführung keinen Anlass für VT geliefert und war später auch ein guter Ministerpräsident. Merz sollte man bei aller berechtigten Kritik auch nicht verteufeln. Bei der Schuldenbremse scheint er sich ja schon mal zu bewegen.
EDIT: Da es offenkundig nicht um diese Blackrock-Doku von ARTE ging, stelle ich sie nochmal rein.
Ich finde genau diese konkreten Beispiele von @willythegreat immer extrem interessant, er berichtet sozusagen „von der Basis“…aus dem „echten Leben“.
Danke dafür!
Das stimmt. Aber gibt es hier denn jemanden, der pauschal sagt „alle Migranten sind schlecht und sind an allem schuld“…? So einen Blödsinn muss man hier glücklicherweise nicht lesen.
Ich lese die Diskussionen hier meist sehr interessiert und finde die allermeisten User differenzieren auch ganz gut bei den verschiedenen Themen und Problemen.
Da hast Du recht. @cheffe liegt allerdings auch richtig mit seinem Hinweis, denn soweit konkrete Beispiele angeführt werden, sind es i.d.R. negative. Ich selbst habe gelegentlich mal positive genannt - und viele entrüstete Reaktionen dafür geerntet. Vor allem wegen der Gefahr einer unzulässigen Verallgemeinerung natürlich.
Es ist für mich kein sinnvolles Argument für deine Position, wenn du darauf verweist, dass auch ein FAZ Kommentars der gleichen Meinung (!) ist wie du. Als würden Journalisten keiner selektiven Wahrnehmung unterliegen (können).
Alles weiter hat @cheffe schöner beschrieben, als ich es je machen könnte.
In beiden Richtungen gibt es die Extreme. Wir haben Menschen im Land, die nichts zur Verbesserung der Gesellschaft beitragen und wir haben Menschen im Land, die sehr viel beitragen und trotzdem abgeschoben werden. Ich glaube die Extreme und Einzelfälle lösen aber das generelle Problem nicht. Eine 100%-Lösung, die allen Beteiligten gerecht wird, wird es nie geben.
Und dann hier noch ein kurzes Zitat aus dem Focus-Artikel, wie es gar nicht funktioniert:
Bei ihm hätten sich über 300 Elternpaare gemeldet, die in den letzten fünf Jahren ihre Kinder verloren haben, so Kyrath. „Was uns alle eint, sind fünf Eckpunkte: 1. Immer das gleiche Täterprofil, 2. Immer das gleiche Tatwerkzeug, 3. Immer die gleichen Tatmotive, 4. Immer der nahezu gleiche Tathergang und 5. immer die gleichen Floskeln der verantwortlichen Politiker nach einer solchen Tat!“
Was nimmt der Leser aus diesem Absatz mit? Das in den letzten 5 Jahren 300 Kinder willkürlich durch Messerangriffe aus dem Leben gerissen worden sind. Meinst du das entstpricht der Wahrheit?
Das würde mich auch interessieren, @willythegreat. Hättest Du eine Idee, was der Staat hier machen könnte, was geeignet ist, um das Problem zu lösen, angemessen in der Tiefe des Eingriffs in das Leben der Betroffenen und politisch realistischerweise zu erreichen?
@cheffe: Ich mag es sehr, wie Du Dich mit Deinen Beiträgen stets kritisch auf die Aussagen anderer User beziehst und damit wirklich eine Diskussion herstellst.
Ich habe mehrere Probleme mit Deinen Argumenten, die ich alle für nicht durchdacht, nicht schlüssig oder besides the point halte.
Was willst Du damit eigentlich sagen? Es versteht sich doch von selbst, dass das Fehlverhalten einiger Mitglieder einer bestimmten Gruppe von Menschen nicht das Nicht-Fehlverhalten aller anderen Mitglieder dieser Gruppe infrage stellt. Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Das ist ungefähr so, als würde ich sagen: „Rote Autos sind hässlich“ und Du würdest antworten: „Trotzdem sollte klar sein, dass viele andere Autos schön sind.“ Ja, mag sein, aber so what? Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Die beiden Sachverhalte stehen in keinem logischen Zusammenhang.
Auch hier finde ich Deine Argumentation nicht schlüssig. Im Internet würden sie Dir jetzt „whataboutism“ vorwerfen. Was hat denn die Gewalt von Migranten gegen ihre Frauen (oder der Kampf dagegen) mit der Gewalt von deutschen Männern gegen deren Frauen (oder dem Kampf dagegen) zu tun? Die beiden Sachen stehen in keinem logischen und handlungslogischen Zusammenhang. Man kann beide Probleme unabhängig voneinander lösen oder ignorieren. Man kann das eine Problem lösen und das andere ignorieren oder das andere Problem lösen und das eine ignorieren oder beide Probleme ignorieren oder beide Probleme lösen. Die Lösung des Problems migrantischer Gewalt gegen Ehefrauen setzt nicht die Lösung des Problems deutscher Gewalt gegen Ehefrauen voraus oder umgekehrt.
Wenn eine kleine Gruppe von Investmentbankern und Einkommensmillionären im großen Stil Steuern hinterzieht, würdest Du dann auch sagen: „Und noch ein letztes, schon oft wiederholtes Faktum: Die größte Menge an Steuern wird immer noch auf dem Bau und in der Gastronomie hinterzogen und so zu tun, als sei Steuerhinterziehung eine rein von Investmentbankern und Einkommensmillionären bestimmte Problematik, ist ein ganz klein wenig unterkomplex.“
Ich habe meine Zweifel. Und es wäre ja auch Quatsch. Natürlich kann man die Steuerhinterziehung von Einkommensmillionären angehen, ohne vorher die Steuerhinterziehung in der Gastronomie in den Griff bekommen zu haben. Aber genauso ist es Quatsch, bei der Diskussion von migrantischer Gewalt gegen Frauen auf das gleiche Problem bei deutschen Männern hinzuweisen, so als hätte das eine mit dem anderen irgendwas zu tun oder als würde die Bekämpfung des einen Problems eine Bekämpfung des anderen Problems voraussetzen.
Ich weiß natürlich, warum Du solche Sachen sagst. Du möchtest betonen, dass die meisten Migranten hier in Deutschland selbstverständlich gute, ehrliche und anständige Menschen sind, während es auch unter Deutschen viele schlimme Finger gibt, obwohl weder das eine noch das andere zur Debatte stand, weil Du entweder den Eindruck hast, dass Migranten in unserer Gesellschaft bereits heute zu viel Ausgrenzung, Hass, Gewalt, Diskriminierung und Benachteiligung erfahren oder weil Du unsere Gesellschaft auf dem besten Weg dahin siehst. Deine Kommentare sollen dem abhelfen oder vorbeugen, indem sie Aufmerksamkeit für die Problematik erzeugen.
Aber wenn Du Dich mal wieder entgeistert fragst, wie die Rechten Dir und Leuten wie Dir immer wieder diese typischen Vorwürfe des selbstgerechten virtue signalling oder der weltfremden Abgehobenheit einer Argumentation aus der wohlhabenden Blase des linksliberalen „juste milieu“, das sich mit den Problemen, über die es doziert, nicht herumschlagen muss, machen können, solche Kommentare und die Art des Denkens, die sich dahinter verbirgt, sind die Erklärung.
Ernsthafte Frage: Wenn Russland und Weißrussland gezielt Menschen an die polnische Grenze bringen, mit denen Polen (und die EU) irgendwie umgehen muss (sie stehen physisch da), Du aber nicht willst, dass diese Menschen zurückgewiesen werden, wie willst Du das Problem sonst so lösen, dass Du Russland und Weißrussland nicht dazu einlädst, mit diesem Programm immer weiter zu machen?
Zunächst einmal muss man nüchtern feststellen, dass 100 Prozent der Menschen, die an den deutschen Außengrenzen ankommen, keine Asylflüchtlinge sind. Deutschland ist ausschließlich von sicheren EU-Staaten umgeben, in denen diese Menschen längst Asyl hätten beantragen können (und müssen).
Daraus folgt kurioserweise, dass Deutschland, wenn es an seinen Grenzen ankommende Flüchtlinge abweist, deutsches und EU-Asylrecht nicht nur nicht verletzt, sondern sogar verteidigt.
Aber wir sind uns einig, dass die Abweisung von Flüchtlingen an der deutschen Landesgrenze ein krudes und völlig untaugliches Mittel sind, um die Asylprobleme Deutschlands und der EU zu lösen.
Anzusetzen ist auf einer viel tieferen Ebene. Das Asyl- und Migrationsrecht in der EU und die geregelte Migration in die EU funktioniert nicht, beides ist hochgradig dysfunktional und menschenfeindlich organisiert:
Asyl kann nur beantragen, wer nach einem langen Marsch durch mehrere Länder und oft ein Meer den Außengrenzen der EU ankommt.
Auf diesem langen Asylmarsch in die EU ertrinken jedes Jahr zigtausende Menschen im Mittelmeer oder verdursten in der Wüste.
Der lange Marsch begünstigt systematisch die relativ Starken und Wohlhabenden, die eine größere Chance haben, die EU zu erreichen, und benachteiligt die relativ Schwachen (Frauen, Kinder, Arme), die unterwegs verdursten, ertrinken, vergewaltigt werden oder sich die Schlepper nicht leisten können, die sie in die EU bringen. Die Asylchancen sind nicht fair verteilt.
Flüchtlinge, die an der EU-Außengrenze ankommen, werden u. U. von EU-Grenzschützern zurückgewiesen und mit Gewalt behandelt.
Viele, die es allen Widrigkeiten zum Trotz in die EU geschafft haben, verbringen die ersten Monate oder gar Jahre unter teilweise menschenunwürdigen Bedingungen in überfüllten Auffanglagern, bis sie irgendwann – vielleicht – in die EU weiterreisen können.
Asyl in der EU zu erhalten, gleicht eher einer gezinkten Lotterie, die einige ohne Relation zu ihrer Asylbedürftigkeit bevorzugt und andere benachteiligt, wobei der Einsatz für die meisten das Leben ist und die Gewinnchancen gering sind.
Das Asylsystem der EU ist sowohl als Verfahren als auch ethisch untragbar und müsste jeden Asylpolitiker der EU, der gegenüber menschlichem Leid noch nicht völlig abgestumpft ist und ein Interesse daran haben muss, dass die europäische Asyl- und Migrationsverfahren möglichst menschenfreundlich sind, dringend dazu auffordern, dieses System so schnell wie möglich grundlegend zu ändern.
Ich bin persönlich kein Asyl- und Migrationsexperte, aber ich finde die Asylreform, die Gerald Knaus seit Jahren jedem, der nicht bei drei auf den Bäumen ist, rauf und runter erzählt, so überzeugend, dass ich sie eins zu eins umsetzen würde. Kern seines Vorschlags ist die Einführung eines Drittstaatenmodells für die EU, wie es z.B. Großbritannien mit Ruanda versucht hat. Die zentrale Idee ist, dass sowohl das Asylverfahren als auch die Asylgewährung für Flüchtlinge, die an den Außengrenzen der EU anlanden, um hier Asyl zu beantragen, stattdessen in einem sicheren Drittstaat außerhalb der EU stattfindet, in den die Flüchtlinge unmittelbar nach ihrer Ankunft in der EU gebracht werden. Den oder die Drittstaaten, die die EU dafür braucht, sollen mit Geld, wirtschaftlichen Vergünstigungen und vor allem mit EU-Visaerleichterungen und zusätzlichen legalen Migrationsmöglichkeiten für ihre Bevölkerung zur Kooperation bewegt werden. Die Asylverfahren und die Unterbringung der Asylsuchenden in den Drittstaaten sollen unter strenger Aufsicht des UNHCR erfolgen, um faire Verfahren und eine menschenwürdige Unterbringung der Asylsuchenden zu gewährleisten.
Die Konsequenz dieses Systems ist nach Knaus’ Überzeugung, dass sich in Zukunft viel weniger, im Idealfall fast keine Migranten mehr auf den langen, oft tödlichen Weg nach Europa machen werden, weil sie wissen, dass sie dort ohnehin nicht bleiben können. Damit würde auch das Sterben im Mittelmeer aufhören, die Pushbacks an den EU-Außengrenzen würden aufhören, das Elend in den Auffanglagern würde aufhören usw. Gleichzeitig würden über die mit den Drittstaaten vereinbarten Kontingente immer noch zehntausende Menschen pro Jahr in die EU migrieren könnten, nur diesmal ohne körperliche und finanzielle Qualen und auch mit einer fairen Chance für die schwachen und Bedürftigen, sodass Familien realistische Chance haben, als ganze in Europa anzukommen und nicht nur der Vater sich alleine auf den Weg machen muss oder unterwegs seine Kinder und seine Frau verliert.
Ich halte das Modell von Knaus sowohl für ethisch überzeugend als auch für politisch realistisch und mit guten Chancen, tatsächlich zu funktionieren. Und selbst wenn es nicht so gut funktionieren sollte, wie Knaus es sich vorstellt, ist es immer noch tausendmal menschenfreundlicher als das völlig menschenverachtende System, das wir heute haben. Wenn ich Asylpolitiker wäre und in der EU was zu sagen hätte, würde ich es sofort versuchen umzusetzen.
Ich war mir sicher, dass das ausgelassene Indefinitpronomen Mir um die Ohren gehauen wird.
Nach dem Gespräch mit den Usbeken (die mir im Grunde vor der Diskussion sehr sympathisch waren) habe ich mich natürlich etwas näher mit dem Thema befasst. Siehe da, ich glaube nicht, dass ich auf Einzelfälle gestoßen bin.
Ich finde es schade, dass Probleme die eindeutig bestehen, relativiert werden.
Unser Land müsste groß genug sein, stabil genug sein, dass Platz für Menschen ist die hier ein neues Leben beginnen wollen im Einklang mit unseren Werten und Gesetzen.
Man schlägt Frauen nicht. Weder als „Biodeutscher“ noch als sonstwas. Wir respektieren andere Religionen so lange die Würde der Menschen unantastbar bleibt. Wir wollen keine Genitalverstümmelungen, keine Clankriminalität, keinen Hass gegen Juden, wir stehen zur Schulpflicht und zur Gleichberechtigung der Geschlechter, zu einer gewaltfreien Lösung von Konflikten. Ein Kalifat soll hier auch nicht errichtet werden etc. etc.
Menschen kommen in Not hierher. Teilweise mit unrealistischen Erwartungen. Dass es dadurch Probleme und Konflikte gibt, das ist meiner Meinung nach offensichtlich.
Einerseits ist die Welt ein globales Dorf für einige Privilegierte. Aber in ganz vielen Gegenden der Welt liegen Welten zwischen dem globalen Dorf und der Realität vor Ort.
Nehmen wir doch mal Afghanistan. Da haben wir soziale Strukturen von der Steinzeit bis zur Moderne. Die Moderne wird natürlich seit der Taliban Regierung wieder zurückgedrängt. Aber da gibt es echt alles. Tatsache ist, dass nicht nur die Menschen zu uns kommen, die sich ein modernes aufgeklärtes Leben wünschen.
zum Thema Gewalt gegen Frauen
Laut kriminalstatistischer Auswertung des Bundeskriminalamts zu Partnerschaftsgewalt waren 2023 132.966Frauen und 34.899 Männer von Gewalt in einer Partnerschaft betroffen.
Die Anzahl der erfassten Opfer ist in den letzten fünf Jahren um 17,5 % angestiegen und erreicht im aktuellen Berichtsjahr 2023 einen neuen Höchststand (2019: 142.827; 2020: 149.091; 2021: 144.637; 2022: 157.818; 2023: 167.865).
Hohe Dunkelziffer
Die aufgeführten Zahlen bilden jedoch nur jene Straftaten ab, die zur Anzeige gebracht und die im Rahmen einer (ehemaligen) Partnerschaft verübt wurden. Folglich ist die Dunkelziffer weitaus höher: Bundesfamilienministerin Lisa Paus erläuterte, es sei davon auszugehen, dass derzeit zwei Drittel der weiblichen Betroffenen nicht zur Polizei ginge. Nach sogenannten Dunkelfeldstudien istjede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt betroffen.Das sind mehr als 12 Millionen Frauen, so das BMFSFJ 2024. Für 2025 ist eine neue Studie zum Dunkelfeld geschlechtsspezifischer Gewalt angekündigt (LeSuBiA Studie von BMFSFJ, BMI und BKA).
Im Grunde hat @cheffe natürlich recht. 2/3 der Straftaten werden von Deutschen Staatsbürgern begangen.
Jetzt ist der Anteil „Ausländer“ also Menschen ohne deutschen Pass bei lediglich 15%.
1/3 der Straftaten werden nun also von 15% der Bevölkerung begangen.
Dass die Dunkelziffer bei Menschen die die Gesetze nicht kennen, die vielleicht die Sprache nicht sprechen noch um einiges höher sein kann, das kann ja jeder selbst beurteilen.
Der Punkt auf den es mir ankommt ist jetzt aber nicht. Wir müssen die Grenzen schließen und all unsere Probleme sind gelöst.
Mein Punkt ist, wir müssen auf der einen Seite Straftaten und im besonderen Gewalt stringenter verfolgen und bestrafen. Wenn wir das nicht können verlieren Werte wie gewaltfreies, tolerantes Miteinander und die Rechte der Frau etc. Ihren Status. Dann ist das auf den Papier vielleicht noch so, aber nicht in der gelebten Realität.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir uns die Probleme selbst schaffen.
Hier nochmals von UN Women Deutschland
In Deutschland fehlt es an einer politischen Gesamtstrategie zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Die Istanbul-Konvention ist noch nicht ausreichend umgesetzt. Es fehlen ausreichend Plätze in Frauenhäusern, überlebende Frauen sehen sich oft erheblichen Hürden gegenüber, wenn sie die Täter anzeigen wollen. Die Gerichtsverfahren selbst stellen eine große Belastung dar, da sie von “Victim Blaming” geprägt sind, oft retraumatisieren und nur selten zur Verurteilung des Täters führen. Kommt es zu einer Verurteilung, fällt das Strafmaß meist vergleichsweise gering aus. Gewaltdelikte im häuslichen Bereich, dem sog. sozialen Nahraum, werden meist deutlich geringer bestraft als dieselben Delikte im öffentlichen Raum, da der Kontext einer Beziehung strafmildernd wirkt. Auch behalten Täter häufig das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder, was die Betroffenen weiterhin zu regelmäßigem Kontakt zwingt.
Bedeutet, unser Rechtssystem schützt Frauen generell zu wenig. Hier sollte man die Protagonisten mal fragen, was sie denn dagegen zu tun gedenken. Diese Diskussion wäre vielleicht gar wichtiger. Leider ist sie auch komplexer. Dadurch weniger attraktiv (warum kommt mir das so bekannt vor?)
Genau, die Abschiebung alleine ist natürlich nicht die Lösung. Universal löst sie die Probleme schon gar nicht.
Die Frage ist jetzt was machen wir in dieser Welt in der die Zeit der Globalisierung zumindest eine Pause einlegt (ich bin immer noch Optimist)?
In einer Zeit in der sich Europa nicht einig ist und auch nicht einig wird (ich bin auch Realist)?
In einer Zeit in der wir im eigenen Land Gefahr laufen den inneren Frieden zu verlieren?
So, ich glaube das war es für mich hier jetzt auch wieder für eine gewisse Zeit in diesem Thread.
Ich bin nicht zufrieden. Es geht nach meinem Gefühl wieder mehr in die Richtung verhärtete Fronten. Man möchte sich wohl missverstehen weil das der eigenen Argumentationslinie hilft. Natürlich ist auch das böse Kapital schuld am Elend der Welt.
Vielleicht werde ich die Diskussion weiter verfolgen, vielleicht auch nicht.
Ja hätte ich:
Bei Personen, die rein von staatlichen Leistungen leben (egal ob mit deutschem Pass oder Flüchtlingsstatus), gibt es Kindergeld nur für 3 Kinder. Alles andere wird in Form von Sachleistungen geregelt.
Ich habe kein Problem damit, wenn eine Familie beschließt, viele Kinder zu haben. Wenn sie in der Lage sind, für das Wohlergehen ihrer Familie größtenteils durch selbst erarbeitetes Geld aufzukommen, ist es ein Grundrecht, das ich niemals anzweifeln würde. Ich finde allerdings nicht, dass jede Familie den Anspruch haben sollte, das die Allgemeinheit für jedes dieser Kinder das Konto der Familie aufstockt, woraus sich dann die Möglichkeit ergibt, Kinder als Geschäftsmodell zu missbrauchen.
Die Rückführung derjenigen, die nicht legal Asyl erhalten (dürften). Das sind immer noch mehrere hunderttausend in Deutschland und in ganz Europa natürlich nochmal mehr. Die müssen abgeschoben werden, sonst denkt sich der Nächste ja trotzdem „ich probier es so“. Drittstaatenlösung hin oder her. Solange es Menschen gibt, die es in die EU geschafft haben, wird es Nachahmer geben, die die Hoffnung umtreibt, es ihnen gleichtun zu können. Eine Rückführung in dieser Größenordnung ist aber unrealistisch. Also wird diese Resthoffnung niemals gänzlich aus der Welt zu schaffen sein. Die Folge könnten dann nur knallharte Pushbacks sein, die dann eben nicht aufhören würden wie von Knaus prophezeit, sondern umso härter ausfallen müssten.
Die Freizügigkeit in der EU. Vereinbarte Kontingente sind das Papier nicht wert auf dem Sie vereinbart werden, wenn man danach das Recht hat in ein anderes Land zu ziehen. Am Ende „gewinnt“ immer das Land mit den höchsten Pull-Faktoren und das ist in aller Regel nunmal Deutschland. Eine Kontingent-Verteilung kann also nur funktionieren, wenn man die Freizügkeit für Migranten aussetzt und die Versorgung EU-weit angleicht. Halte ich beides für ebenso unrealistisch umsetzbar, wie die nötige Rückführung.
Nein, müssen sie nicht, dafür schlägt Knaus eine Stichtag-Lösung vor. Das löst das Problem der Attraktivität. Aber selbst wenn nicht, es werden ja alle die, die trotzdem noch kommen, in die Drittstaaten mit den Abkommen abgeschoben. Also selbst wenn die EU immer noch attraktiv für Flüchtlinge, die es auf eigene Rechnung versuchen wollen, bleiben würde, würden diese Leute nicht in der EU bleiben.
Ja, aber die Leute, die über die Kontingente kommen, kann sich die EU selbst aussuchen. Wenn die Auswahlkriterien der EU stimmen, sollen die gerne alle nach Deutschland kommen, denn dann sind das junge, kräftige, arbeitswillige, motivierte Menschen, die wir ökonomisch dringend benötigen.
Ob die Zahlen stimmen, weiß ich nicht. Ich gehe allerdings davon aus, dass ein Medium wie Focus, das nicht im Darknet publiziert, sich mit falschen Zahlen zurückhalten würde, um sich nicht angreifbar zu machen. Da es keine Gegendarstellung gab, befürchte ich, dass die Zahlen stimmen.
Anderes Beispiel: Auf nius und anderen populistischen Plattformen hieß es zuletzt immer wieder, dass seit 2014 mehr Menschen durch Gewalttaten, die von Migranten, die illegal einreisten, verübt wurden, starben als es in Zeiten der deutschen Spaltung Tote an der innerdeutschen Grenze gab. Dieser krude Vergleich ist natürlich Populismus par excellence, hat mMn null Aussagekraft, ist aber wahrscheinlich bezüglich der Zahlen richtig, denn wenn nicht, wäre sicherlich vor einem Gericht dagegen geklagt worden und es hätte einen Widerruf gegeben. Da dieser Vergleich aber weiterhin verwendet wird, gehe ich davon aus, dass die Zahlen wohl belastbar sind. Und ähnliches wird mMn auch auf den Artikel im Focus zutreffen. Und wenn es nur 150 gewesen sein sollten, würde das mMn auch nichts am dringenden Handlungsbedarf ändern.
Zum Rest ist heute schon ziemlich viel gesagt worden und da werden sich die Positionen der verschiedenen Gruppen nicht mehr großartig annähern.
Nur so viel zum Abschluss von meiner Seite:
Wer sich bereit erklärt, sich in unserem Land einzubringen und an die bestehenden Gesetze zu halten, dem werde ich jederzeit meine offene Hand entgegenstrecken. Wer unserer demokratischen Ordnung und unseren Werten den Mittelfinger zeigt, hat statt einer offenen Hand eine Faust verdient.
Du würdest wahrscheinlich überrascht sein, wie viele gut integrierte Migranten, die sich an die Gesetze halten, diesem Satz zustimmen würden. Die sind nämlich diejenigen, die die größten Leidtragenden an der ganzen Situation sind.