In der eigentlichen Sache - denke ich - sind wir uns eh einig. Von daher: ich will auch gar nicht allzuviel Gewicht auf die Frage legen. Alles gut, ich wünsche eine gute Nacht!
Ich finde, der WDR erklärt hier das Zustandekommen der Frage nachvollziehbar.
WDR-Sportchef Karl Valks reagiert nun mit einer offiziellen Erklärung auf die Kritik und erklärt: „Unser Reporter Philipp Awounou wurde in den Interviews bei den Dreharbeiten zu der Dokumentation ‚Einigkeit und Recht und Vielfalt‘ mit der Aussage konfrontiert, dass zu wenige ‚echte‘, hellhäutige Deutsche auf dem Fußballplatz stehen. Das wollten wir bewusst nicht anekdotisch wiedergeben, sondern auf fundierte Daten stützen.“
Das bedeutet: Die Idee zu der nun viel kritisierten Umfrage ist offenbar erst im Zuge der Recherche entstanden. „Daher“, erklärt Valks weiter, „haben wir mit unseren Kollegen von Infratest Dimap die Umfrage in Auftrag gegeben.“
ich bin in der Sache total hin- und hergerissen. Einerseits stimme ich Ralph im Prinzip schon zu: Nur weil man nicht danach fragt, ist es ja nicht weg. Oder: Durch die Frage alleine entsteht so eine Geisteshaltung ja nicht, und den Schweinwerfer drauf zu richten (siehe die Begründung des WDR) finde ich auch richtig.
ABER: Muss es denn wirklich sein, dass wir nach Katar jetzt ins nächste Turnier mit so einer Debatte gehen. Müssen die Medien jetzt hier wieder ein politisches Thema 2 Wochen vor dem Turnier so in den Vordergrund stellen. Sollen sich die Spieler jetzt dazu wieder ständig äußern? Ja ich weiß, das ist die Aufgabe der ÖR so etwas zu thematisieren aber irgendwie verstehe ich das zu dem Zeitpunkt einfach nicht.
Ich finde es auch wesentlich fragwürdiger das in PK direkt vor EM im eigenen Land anzusprechen als in einer TV Doku.
Kritisches Hinterfragen des Status Quo - das ist doch durchaus das was in einer Doku Sinn macht und klar ist jetzt vor der EM so eine Doku eher fällig als irgendwann. Auch wenn es lästige Antworten gibt.
Aber ja, dadurch dass Kimmich so schön rausgestellt hat, dass die Fragestellung völlig eindeutig rassistisch war - dadurch denke ich könnte der positive Effekt schon auch überwiegen.
Viele, die das geantwortet haben (wohl in Nostalgie zu Zeiten als die Meisten in der Nationalmannschaft mit Namen wie Müller/Beckenbauer und Breitner „Urdeutsche“ waren) waren sich wohl gar nicht so richtig bewusst, dass das eine rassistische Aussage ist. Da dürfte es für einige schon lehrreich sein wie so ne Aussage bei den Spielern ankommt…
Klar, ob man solche Leute noch erreichen kann mit sowas ist natürlich auch immer die Frage. Aber ich denke schon auch dass viele (insbesondere bei Leuten, die nicht AFD wählen, erstaunlich war ja auch wie hoch der Anteil zB selbst bei SPD Wählern noch ist) bei sowas eher „auf der Kippe“ stehen und schon auch bereit sind solche eigenen Ansichten auch kritisch zu hinterfragen…
Das ist zu hoffen.
Man kann natürlich auch noch entsetzter sein als eh schon, wenn klar wird, dass rassistische Einstellungen keineswegs auf die übliche Fascho-Klientel beschränkt sind, sondern vielmehr sich tief bis in die Mitte der Gesellschaft verankern.
Insofern hat @anon2519908 schon Recht, es hilft nichts, sich über die vermeintlich schon rassistisch belegte Fragestellung aufzuregen, das wirkliche Problem ist, dass es diesen rassistischen Kern gibt. Natürlich ist es ein unangenehmes Paradoxon, dass allein die Thematisierung schon wieder manifestiert und normalisiert, was doch eigentlich unaussprechlich sein sollte. Aber dass diese Einstellungen auch im Stillen gären, dürfte spätestens mit dem Aufkommen der (a-)sozialen Medien klargeworden sein. Ich selbst oute mich diesbezüglich auch, indem ich zum Beispiel nie gedacht hätte, dass sich Populismus und Rechtsradikalität so tief ins deutsche Bewusstsein eingegraben haben, dass wir wieder bei solchen Zahlen für faschistische Parteien landen und es allüberall spaßig gefunden wird, rassistische Party-Lieder zu grölen.
Also: Wir müssen drüber reden, da beißt die Maus keinen Faden ab.
Das ist genau das, was ich meine. Ich dachte, die Zeiten hätten sich bereits geändert!
Mir ist wirklich völlig unklar, wie man im Jahre 2024 noch solche Aussagen wie in der Doku/dem Fragebogen treffen kann. Ich war offensichtlich naiv.
Aber mir ist halt auch nicht klar, woher man dann den Optimismus nehmen kann, dass das in 10 Jahren besser aussehen wird. Die Lehre ist doch:
Es kann nicht nur noch schlechter werden, sondern man muss aktiv dagegen angehen.
Und auch deswegen kann man Kimmich nur zu seiner Reaktion beglückwünschen.
Nein, wir müssen richtig darüber reden. Wir müssen darüber reden, wie wir den 20% Faschos (davon bestenfalls 5% aktive), die zu allen Zeiten in jeder Gesellschaft vorkommen, das Framing des öffentlichen Diskurses entziehen können. Wir müssen darüber reden, wie wir diese Leute, die sich nun plötzlich stark genug fühlen, sich ohne Schamgefühl öffentlich zur Neonazi-Entmenschlichung zu bekennen, wieder unter die Steine zurücktreiben, unter denen sie hervorgekrochen sind.
Deren Hetze auf diskutable Meinungshöhe zu heben ist der um 180° falsche Weg. Eine Umfrage, ob rothaarige Menschen nicht besser aus dem öffentlichen Straßenbild verschwinden sollten, wäre auf der gleichen absurden Ebene. Wenn man so etwas anfragt, blendet man die menschenfeindliche Unzulässigkeit der Frage schon von Anfang aus, framet es zu einer Ja/Nein-Entscheidung und ändert für den Antwortenden schleichend die Spielregeln im Kopf. Das ist ein uralter Propaganda-Trick.
Das ist das Problem. Solange sich unsere Lebensumstände nicht ändern, ändern sich auch die Einstellungen nicht. Die Nationalmannschaft hat viel mit persönlicher Identifikationsfähigkeit zu tun und wenn man in seinem direkten Lebensumfeld keine Menschen anderer Hautfarbe, anderer sexueller Orientierung und anderer Kulturkreise im Allgemeinen hat, dann ist es doch völlig klar, dass man es als fremd empfindet, sich nicht damit identifiziert und sich bei gehäuftem Auftreten entfremdet fühlt. Deutschland ist das Land der Kleinstädte, 70% der Menschen leben da, wo die soziale Kontrolle zur Uniformität (manche Gestalten sagen dazu „Leitkultur“) am stärksten ausgeprägt ist und fremde und fremd aussehende Lebenskonzepte nicht vorkommen. Und genau dort, wo man am wenigsten damit Erfahrung hat, sind diese am unbeliebtesten.
Die Zeiten haben sich doch auch geändert. 21% ist jetzt nicht der Weltuntergang. Vor allem wenn ich mir die Fragestellung ansehe: „Ich finde es besser,…“. Das heißt ja nicht automatisch, dass sich diese Leute von der Nationalmannschaft abwenden wenn sie bunter wird oder dass sie, ogott Nazis und Rassisten sind. Mir wird das etwas zu hoch gehängt.
Gäbe es eine Umfrage: „Ich finde es besser, wenn bei Bayern wieder mehr Spieler aus München oder dem Umland spielen würden.“ Wie viele hier würden mit JA antworten?
Vor einiger Zeit wurde hier über die Generation Wembley mit den Ur-Bayern Lahm, Schweinsteiger, Müller, Badstuber und dem Haberer Alaba (welche Hautfarbe hat der nochmal?) diskutiert und dass sowas wieder toll wäre. Warum plädieren so viele für die Rückkehr von Stiller? Ganz einfach: Lokale oder bei der Nationalelf nationale Identität.
Und viele in Deutschland tun sich halt noch schwer nationale Identität mit der Nationalmannschaft herzustellen wenn da 6-7 dunkelhäutige dabei sind oder welche, die sich letzte Woche noch mit Erdogan fotografieren ließen und „mein Präsident“ stammelten.
In zehn Jahren wirst du die Ur-Deutschen Spieler in der Nationalmannschaft mit der Lupe suchen müssen. Was das mit der Nationalelf und dem Land macht? Keine Ahnung. Nix wahrscheinlich, es geht einfach weiter.
Stimmt alles. Mir sind die strategischen Mittel der Rechtspopulisten und -radikalen bewusst und bekannt, auch das Framing-Problem. Der Vorsprung in den sozialen Medien. Und so weiter.
Ich weiß.
Jetzt müsstest du mir nur noch erklären, WIE man „richtig“ drüber redet. Denn wie schon festgestellt, ist es relativ unrealistisch, das Framing noch zu stoppen, zumal gewisse konservative (demokratische) Politiker diese Strategie (un)freiwillig unterstützen.
Ist eine Reaktion wie die Kimmichs, dass er schon die Fragestellung als rassistisch entlarvt, in der Öffentlichkeit nicht sogar ein guter Anfang?
In der Tat: WIE?
Es sind ziemlich viele Steine.
Ich musste mich schon mehrfach gegen das Narrativ wehren, dass man rechts-konservativ sein kann, ohne Rassist oder rechtsradikal zu sein. Wie solche Umfragen zeigen, würde ich umgekehrt sogar formulieren, man kann sogar Rassismus in sich tragen, obwohl man sich selbst als links-progressiv oder mittig verortet. Aber trotzdem hört man so oft: man darf dies oder das nicht mehr sagen, ohne mit der Nazi-Keule belangt zu werden. Ich persönlich halte das für Blödsinn, aber nochmal:
Wie willst du da „richtig“ drüber reden?
In erster Linie, indem man selber den öffentlichen Diskurs wieder mit eigenen greifbaren Idealen übernimmt und nicht nur Nazi-Hetze widerkäut, wir müssen aus dieser permanenten, aufgezwungenen Defensive heraus, die dadurch entsteht, dass wir über jedes Empörungsstöckchen springen, das die uns hinhalten. Man hätte in der besagten Umfrage die gleiche Frage anders stellen können, nämlich „Wie gut spiegelt unsere Nationalelf unsere diverse, freiheitlich-weltoffene Gesellschaft wider?“, mit einem Panel von 1-5. Das hätten Rassisten dann u.U. gar nicht beantwortet. Und es wäre natürlich für Medien weniger interessant, weil nur emotionale Schwarz-Weiß-Kontraste und inszenierter Krawall Aufmerksamkeit generieren. Aber es wäre das richtige Framing.
Wir müssen einerseits die positiven Errungenschaften einer liberalen Gesellschaft feiern und andererseits wieder klare rote Linien setzen. Man darf tatsächlich nicht alles tun und sagen, was man möchte, weil Freiheit da endet, wo sie die Freiheit und die Würde anderer beschädigt, das ist die Grundlage unseres Staatswesens. Es gibt keine Freiheit zur Bösartigkeit. Das wird man doch noch mal sagen dürfen? Nein. Faschos in Talkshows? Wozu?
Im Zweifel nicht über Undiskutables diskutieren und das damit aufwerten, sondern die Diskussion ablehnen und konsequent ausgrenzen. Leute, die bösartiges Gedankengut vertreten, sind sich über ihre diesbezügliche Bösartigkeit vollkommen bewusst, davon muss man sie gar nicht überzeugen. Wenn sie nicht nur zum eigenen Vorteil agieren, glauben sie i.A. nur, sie hätten aus künstlich konstruierten persönlichen Gründen das Recht dazu, bösartig zu sein. Wir müssen Bösartigkeit abmahnen, wieder öffentlich uncool machen und ihr die Aufmerksamkeit nehmen. Das geht nur durch soziale Ausgrenzung von allen und größtmöglicher Entzug von Öffentlichkeit für alle, die offen gegen unsere Werte agitieren. Wenn sie „unfair, unfair“ schreien, lasst sie jammern. Wer sich als Feind unserer Demokratie aufstellt, muss damit leben, dass man ihn als Feind behandelt und isoliert.
Die Zahl der Leute mit rechtsextremen Weltbild bleibt immer einigermaßen konstant. Deren Entschlossenheit, innere Geschlossenheit und öffentliche Kommunikation ist nur viel besser geworden. Sie werden auch organisatorisch und finanziell viel besser ausgestattet, nicht zuletzt aus dunklen Quellen hinter unserem neuen eisernen Vorhang im Osten. Es sind also nicht mehr Steine, es ist mehr russischer (und durch die weite Entfernung etwas weniger sichtbarer chinesischer) Einfluss zu Sabotagezwecken und weniger Entschlossenheit und mehr diesbezügliche Ermüdung bei der Mehrheitsgesellschaft. Es ist natürlich anstrengend, sich vom Sofa runterzubewegen und aufhören, nur müde zu reagieren, anstatt aktiv zu agieren, das weiß ich selbst. Man wird z.B. auch im eigenen Alltag in offene Konflikte gehen und diese aushalten müssen. Aber es ist nötig, von allein geht es nicht weg und es gibt im Moment einen internationalen, von ausländischen Diktatoren und profitierenden Medienkonglomeraten gepushten Trend zum Faschismus, dem wir entgegentreten müssen. Selbst wenn es gelingt, wird es lange dauern.
Es hilft am Ende natürlich, wenn demokratische Politik erfolgreich und souverän agiert, gerade auch gegen äußere Einflüsse. Da haben wir im Moment leider auch Defizite.
Spannende Diskussion. Gerade sagte Nagelsmann, er wolle nie wieder etwas über solche „Scheiß-Umfragen“ lesen müssen.
Vielen, teils auch einander widersprechenden Aussagen hier kann ich zustimmen. Warum? Weil es eben ein von Ambivalenzen geprägtes Dilemma ist. Mit dem habe ich mich als Moderator auch schon häufig genug befassen müssen: wer darf zu Wort kommen, was darf gesagt werden? Gar nicht immer leicht zu entscheiden.
Zu zwei Punkten will ich was sagen. Ich glaube, @wohlfarth verharmlost das Problem ein wenig. Es wäre schön, wenn seine Einschätzung stimmen würde, dass die Leute das gar nicht böse meinen. Für den Einzelfall mag das sogar zutreffen. Ich glaube aber, das ist nicht der Regelfall.
Für sehr gut halte ich den Einwand von @WunderVonGetafe, schon die Fragestellung sei falsch. Sein Alternativvorschlag ist besser. So wie hier die Frage gestellt wird, entsteht der Eindruck, das sei eine normale Sichtweise, der man ohne weiteres zustimmen kann. Ein zwar bestimmt nicht beabsichtiger Effekt, den ich allerdings für fatal halte.
Wir sollten uns nichts vormachen: dieser Rassismus ist in der Fußballszene schon lange vorhanden und teils auch wohlgelitten. Ein Beispiel: ich habe eine Zeitlang ganz gerne die „Aggregierte Weltrangliste“ im Netz besucht. Der Autor hat in regelmäßigen Abständen sehr akribisch diverse Weltranglisten dokumentiert, auch verlinkt, und aus den summierten Plazierungen ein eigenes Ranking entwickelt. Auch jeweils die Stärken und Schwächen der Kriterien dargestellt. Ganz interessant. Irgendwann, ca. 2017 war es wohl, driftete er in seinen Kommentaren zusehends ab. Hier zur Veranschaulichung ein Teil seines Resümees zur WM 2018:
„Deutschland ist bereits in der Vorrunde der WM 2018 ausgeschieden. Im zweiten Spiel Deutschland gegen Schweden war in den Anfangsformationen kein einziger Moslem auf dem Platz. Die Schweden hatten in ihrer Startelf sogar ausschließlich autochthone Spieler. Mit jeder Einwechslung eines Spielers mit Migrationshintergrund wurde die Qualität des Spiels der jeweiligen Mannschaft schlechter. Gündogan „für“ Deutschland war ein Totalausfall. Durmaz, ehemals nannte er sich Touma, machte für Schweden eine Niederlage, die im ganzen Spiel kaum denkbar war, erst möglich.Mit rein autochthoner Startelf ging es für die Schweden dann gegen Mexiko und ein deutlicher Sieg bestätigte eine Mannschaft, die Erfolge feiert ohne selbstdarstellerische Spieler bosniakischer Herkunft (wie hieß der überhaupt noch mal?), die Jahre lang Erfolge für die schwedische Mannschaft verhindert haben.Die Spieler Özil und Gündogan haben eindeutig gezeigt, für welches Land sie auch die Nationalhymne singen würden. Und der DFB hatte nur noch im Sinn, wie der Schaden für seinen Auftrag für die Integrationsarbeit minimiert werden kann.Das Fußballspielen trat völlig in den Hintergrund und war nur noch Mittel zum alles überstrahlenden Zweck die unbedingt seit Jahrzehnten von den Regierungen der westeuropäischen Staaten im Auftrag von Goldman Sachs gewollte Migration um jeden Preis zu rechtfertigen. Eine Migration, die gegen den Willen der Bevölkerung mit immer neuen Ausreden durchgesetzt wurde: „Gastarbeiter“, die die Konzerne niemals erst ausbilden und dann fahren lassen wollten, „Refugees“ für von langer Hand von Goldman Sachs geplante und forcierte Einwanderung. Dafür musste erst durch Spekulation hochgetriebener Weizenpreise der „Arabische Frühling“ initiiert werden zur Zerstörung arabischer Staaten auch mit Hilfe von Bombardierungen seitens EU-Ländern (z.B. Frankreich, Italien gegen Libyen) um das Tor nach Europa freizusprengen. Dass dabei Gaddafi in Stücke gerissen wurde hat natürlich die ganzen humanitären Helfer nicht gestört. Und dass der Staat Italien einen seiner größten Gläubiger vom Hals hatte war natürlich ein gewünschter Nebeneffekt. Assad in Syrien sollte der nächste Zerrissene sein. Kirche und Mafia sind die Gewinnler des neuen Dreieckshandels.Und Kritik an der Fehlpriorisierung nur in Hinblick auf Integration war vorab im Löw-Bierhoff-Grindel-Merkel-Mainstream nicht möglich und der Maulkorb unterdrückte die Spielfreudigkeit und Abschlussmutigkeit der Spieler, die sich erst nachher trauten das Mobbing gegen die autochthonen Spieler anzudeuten. Wie unwohl sich Müller fühlte konnte man schon während der kurzen Dauer des Turniers aus Sicht der deutschen Mannschaft an den Pickeln an Müllers Hals ablesen.Selbstkritik wäre aber dringend erforderlich, statt der von Löw immer propagierten Selbstherrlichkeit. Denn entgegen vieler deutscher Einschätzungen war die deutsche Gruppe nicht „machbar“, sondern nach der Aggregierten Fussball-Weltrangliste von vornherein als Todesgruppe zu identifizieren. Nur mannschaftliche Geschlossenheit, statt Grüppchenbildung hätte die Konteranfälligkeit der deutschen Mannschaft verhindern können.“
Im Gästebuch lautete mein Kommentar:
"Pars pro toto Ich glaube, Müllers Halspickel muss ich mir nochmal genauer ansehen.
Hmm. Was man aus solchen scheinbaren Kleinigkeiten für weitreichende Erkenntnisse gewinnen kann … Unglaublich! Wenn es nur nicht so unästhetisch wäre. Aber für einen wirklichen Wahrheitssucher darf das kein Hindernis sein."
In anderen Fällen antwortete ich ausführlicher. Irgendwann habe ich mich entschieden, die Seite, für deren fatale Kommentare es im Gästebuch einigen Zuspruch gab, zu meiden. Inzwischen wird sie offenbar nicht mehr gepflegt.
Kniffliges Thema und ich sehe vieles wie ihr.
Was ich mir gewünscht hätte wäre ein klares Statement von Kimmich oder dem DFB, in dem Sinne von: Diese 20% wollen wir nicht. Das sind nicht unsere Unterstützer. Klare Kante, abgrenzen. Und zusätzlich können wir dann gerne über die Punkte von @WunderVonGetafe sprechen, denn die sind natürlich korrekt. So sieht es jetzt aber aus wie: Die Umfrage war halt Scheiße. Nee, das Ergebnis der Umfrage ist primär Scheiße, und das framing etc. der Umfrage ist auch noch ein Problem.
Grüße
Der Dingens
Der DFB und die Spieler wollen vor und während der EM vor allem eines. Dass es um Fußball geht. Nur um Fußball. Gerne auch mit 80 Mio. Bundestrainern.
Der DfB und Nagelsmann will, dass es nicht wieder zu politischen Diskussionen rund um die Nationalmannschaft kommt.
Dass es eine Minderheit von Menschen gibt, die sonderbare Vorstellungen einer deutschen Nationalmannschaft haben (eine Minderheit von 20 oder 21%) und die keine Ahnung haben welche Kriterien da eine Rolle zu spielen haben ist traurig. Ist diskussionswürdig. Aber vielleicht nicht jetzt und auch nicht von denen die in einer Woche eine EM für Deutschland spielen sollen.
Mag sein, dass ich „das Problem“ verharmlose. Einfach weil ich kein Problem sehe. Wir können mit so vielen dunkelhäutigen Spielern auflaufen wie wir wollen. Keiner wird uns daran hindern. Wenn 21% lieber mehr weiß im Team wollen würden, na und, sollen sie halt.
Ich finde hier wird über eine Frage diskutiert die müßig ist. War doch bei der Fragestellung klar, dass da JAs kommen werden. Jetzt haben wir mit 21% mal eine Richtschnur. Nicht mehr und nicht weniger.
Könnte jemand mit dem nötigen Wissen (oder Adminrechten?) diese Diskussion entweder in den Nationalmannschaftsthread oder gleich zu den Politik- und Gesellschaftsthemen verlegen? Danke!!
Einige der 21%, die sich mehr „Ur-Deutsche“ wünschen, müssen doch innerlich angesichts der Zusammensetzung der Nationalelf seit Jahren kochen. Es gibt sicherlich einige unter diesen 21%, die davon überzeugt sind, dass die in ihren Augen nicht erwünschten Spieler aus Bevölkerungsgruppen stammen, die ja eigentlich nur in Deutschland sind, um sich auf die faule Haut zu legen. Da ist es doch irgendwie bizarr, dass es doch immer wieder Spieler aus diesen Kreisen schaffen, eine Karriere hinzulegen, für die man extrem viel Anstrengungsbereitschaft und Durchhaltevermögen braucht, also quasi „ur-deutsche“ Tugenden, die es ja angeblich in diesen Gruppen nicht gibt.
Was man aber mMn wieder stärker berücksichtigen sollte (und wozu ich auch gerne eine Umfrage gehabt hätte) ist es, bestimmte Verhaltensweisen bei Nationalspielern nicht zu dulden auch auf die Gefahr hin, dass dann möglicherweise nicht die besten Spieler in der deutschen Nationalelf spielen.
Straftaten wie Gewalt gegenüber Frauen und/ oder Kindern sollte ein Ausschlusskriterium sein. Ich wäre auch bei einem unverantwortlichen Verhalten wie dem von Marco Reus (Fahren ohne Führerschein) geneigt, dem Spieler einen Denkzettel zu verpassen und ihn zumindest eine gewisse Zeit nicht zu nominieren. Bewusste Steuerhinterziehung sollte ebenfalls nicht toleriert werden, auch wenn der „Übeltäter“ mit einer Geldstrafe davonkommt.
Auch bei übermäßigen Sympathiebekundungen autokratischen Herrschern gegenüber dürfte es mMn künftig auch keine Toleranz mehr geben und somit eine Nichtnominierung als Folge. Ich würde die Spieler auch sehr sensibilisieren, nichts zu tun, was mit irgendwelchen radikalen Gruppen assoziiert werden könnte. Ehrlich gesagt fand ich die Aktion von Julian Reichelt gegenüber Antonio Rüdiger völlig überzogen. Ich finde allerdings auch, dass sich Rüdiger künftig das Zeigen des erhobenen Zeigefingers sparen sollte, da es einfach eine Geste ist, die durch viele Ereignisse in den letzten Jahren eine sehr negative Konnotation bekommen hat, auch wenn es Rüdiger sicherlich nicht als Aufruf zur Gewalt gegenüber Nichtmuslimen sieht.
Eigentlich sollte es mMn Konsens sein, dass man Spieler, die Straftaten begangen haben oder die sich mit antidemokratischen Gruppen solidarisieren egal ob durch Aussagen, Gesten etc. nicht nominiert. Und ich hoffe, dass diese Frage irgendwann auch mal bei einer Umfrage gestellt wird und sich eine breite Mehrheit dafür findet und zwar völlig unabhängig davon, welche Hautfarbe ein potentieller Nationalmannschaftskandidat hat.
Früher reichte es übrigens, dass Spieler, die sich in der Bundesliga eine rote Karte eingehandelt haben und eine Sperre absitzen mussten in diesem Zeitraum auch nicht für die Nationalelf auflaufen durften. Da wäre es schon zumutbar, dass man das Verhalten außerhalb des Platzes mit in die Nominierungskriterien einbezieht.
Man muss ja auch nicht jedes Vergehen gleich mit einer lebenslangen „Sperre“ für die Nationalelf belegen, aber über bestimmte Verhaltensweisen sollte man eben nicht leichtfertig den Mantel des Schweigens legen.
Es wäre komplett bescheuert, wenn die aufkeimende Positivstimmung um die DFB-Elf durch ein künstlich hochgeköcheltes Aufregerthema wieder in die Tonne getreten wird.
Sind die 21 Prozent eigentlich viel? Oder eher wenig?
Zumindest sind sie nicht neu: Seit der Sinus-Studie Anfang der 80er Jahre sind Zahlen zwischen 10 und 25 Prozent für rechtsradikale Thesen immer wieder mal festgestellt worden. Offenbar gibt es einen solchen Bodensatz an Menschenfeindlichkeit.
Diese 21 Prozent sind in meinen Augen gar keine echten Fußballfans, da sie sportlich komplett Irrelevantes wie Hautfarbe über Leistung und Charakter der Spieler stellen.
Solche Einstellungen sind ein gesamtgesellschaftliches Thema, welches nicht bei den 26 EM-Spielern abgeladen werden sollte.
Nach den Erfahrungen mit den Aufregerthemen Erdogan-Foto und One Love-Binde sollte das Ganze jetzt zügig abmoderiert werden.
Eine Nichtnominierung aus nicht-sportlichen Gründen sollte mMn nicht vom Trainer der Nationalelf ausgesprochen werden. Das wäre Sache des Verbandes.
Benzema wurde 2016 auch von Verbandsseite nämlich vom Präsidenten des Fußballverbandes von der Nationalmannschaft ausgeschlossen wegen des Erpressungsskandals, in den er involviert war.